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Das Stelldichein (Oelschläger)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Hermann Oelschläger
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Titel: Das Stelldichein
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 606
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[606]

Das Stelldichein.

Von Hermann Oelschläger.

Der Tag erlischt, der Tag verglüht
Und sinkt in’s Reich der Träume;
Der Sonne letzter Strahl versprüht
Ueber dem Wipfel der Bäume.

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Rings Fried’ und Ruh; kein Späher lauscht

Zum Aerger mir und Leide,
Nur dorten zwischen den Büschen rauscht
Es wie von Sammt und Seide.

Von Sammt und Seide! Und der Sand

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Knirscht schon von sachten Tritten;

Die schönsten Füßchen sind’s im Land,
Die je den Weg hier schritten –
So heimlich und verstohl’ner Weis’,
Als hätt’ die Liebe Schwingen,

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Und horch, schon klirrt das Gitter leis’,

Und Schloß und Riegel springen.

Und Herz an Herz und Mund an Mund –
Was soll ich weiter sagen!
Ihr wißt ja, wie zu solcher Stund’

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Sich Wort und Küsse jagen,

Wenn uns der Liebsten Lockenpracht
Umwallt in duft’gen Ringen
Und wenn ihr schönes Auge lacht
Bei all den süßen Dingen.

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Und was mein Herz durchloht, durchflammt,

Ich sag’ es ihr zum Preise;
Wie leuchtet aus dem dunklen Sammt
Ihr Arm, der blüthenweiße!
Wie gar so wonniglich versteht

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Sie, Lieb’ um Lieb’ zu tauschen – –

Hoch oben durch die Bäume geht
Ein tiefgeheimes Rauschen.

Der letzte Kuß! Da klirrt das Thor,
Der Riegel fällt; kein Bitten

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Hält ihn zurück und wie zuvor

Lausch’ ich den lieben Schritten.
Sie sind verhallt, die Seligkeit
Verscheucht von Gram und Sorgen –
Bis morgen, ach, wie lange Zeit,

40
Wie lange Zeit bis morgen!




[607]

Vor der Pforte.
Originalzeichnung von Lothar Meggendorfer.