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Das Simson-Wappen der Universität Helmstädt

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Textdaten
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Titel: Das Simson-Wappen der Universität Helmstädt
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 667
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Das Simson-Wappen der Universität Helmstädt.
Nach einer Photographie gezeichnet von W. Hoffmann.

Das Simson-Wappen der Universität Helmstädt. Die studentische Bezeichnung aller Nichtstudenten als „Philister“ findet im „Büchmann“ verschiedene Erklärung. Nach einem Jenenser Chronisten soll der Brauch infolge einer Leichenrede aufgekommen sein, die im 17. Jahrhundert ein Geistlicher in Jena am Grabe eines Studenten gehalten hat, der in einem Streit zwischen Studenten und Bürgern erschlagen worden war. Die Stelle aus dem „Buch der Richter“ „Philister über Dir, Simson!“ habe der Rede als Text gedient. Eine andere und wohl die wahrscheinlichere Erklärung führt den Ursprung der Redensart auf die alte Universität Helmstädt zurück, welche den mit dem Löwen kämpfenden Simson im Wappen führte. Alle Häuser daselbst, welche in irgend einer Beziehung zur Universität standen, waren, wie das Universitätsgebäude selbst, mit diesem Wappen geschmückt, das in dem starken Helden, der dem Löwen den Rachen aufreißt, die Wissenschaft symbolisierte. Die Helmstädter Studenten hätten sich nach diesem Wappen als „Söhne Simsons“ bezeichnet, und im Gegensatz dazu sei die Bezeichnung „Philister“ für die nichtakademischen Bürger aufgekommen. Dieses Wappen, wie es über dem Hauptportal des Helmstädter Universitätsgebäudes zur Darstellung gelangte, wo es noch heute zu sehen ist, veranschaulicht unsere Abbildung. Hat auch ein Machtwort Napoleons I. schon 1809 die alte braunschweigische Stadt des akademischen Charakters beraubt, der ihr im 16. Jahrhundert verliehen worden war, so stehen doch die Gebäude noch als Zeichen ihrer einstigen Blüte und Bedeutung als alma mater. Dieselben haben neuerdings ihrer kultur- und kunstgeschichtlichen Bedeutung wegen eine vollständige Restauration erfahren. Der Universitätsbau wurde 1593 bis 1612 aufgeführt, seine Innenräume wurden nach Oxforder Muster angelegt und waren in der Zeit der Blüte der Universität im 17. Jahrhundert als die schönsten ihrer Art in Deutschland geschätzt. Der Grundriß bildet ein 90 Meter langes und 361/2 Meter breites Viereck, das den Kollegienhof umschließt. Das Hauptgebäude ist in der Mitte mit einem schlanken Treppenturm und an den Seiten mit zwei Renaissancegiebeln geziert und hat hohe breite mit Maßwerk eingerahmte Fenster. Ein besonders hervorragender Schmuck für den ganzen Hof sind die herrlichen in rein deutscher Renaissance ausgeführten Portale, von denen vor allem der Haupteingang, der direkt in die große Aula führte, als ein Meisterwerk gelten kann, das den Steinarbeiten am Heidelberger Schlosse wenig nachsteht. Die Ornamentik über dem Thor umgiebt das Simson-Wappen, dessen Ansicht wir nach einer photographischen Aufnahme wiedergeben.