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Das Orlogschiff und der Nachen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Susanne von Bandemer
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Titel: Das Orlogschiff und der Nachen
Untertitel:
aus: Neue vermischte Gedichte, S. 200–201
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Erscheinungsdatum: 1802
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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Das Orlogschiff und der Nachen. Ein Gemählde.


Sieh, im Reiche Neptunens, jenes schwimmende Haus
Welches die schöpfrische Kunst, herrischer Menschen erthürmet;
Stolz enteilt es dem Ufer, und bebrücket das Meer,
Das mit neidischer Scheelsucht seine bewaffnete Seiten

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In den tobenden Wellen, Kampf und Untergang droht;

Aber mit muthigem Trotz, durchfleucht es zürnende Wogen,
Die der wilde Orkan bis zu dem Himmel empört,
Strebend zum fernesten Ziel eines gepriesenen Landes,

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Das an köstlicher Würze, oder Indischem Gold’

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Oder elysisch geschmückt, (gleich dir, glückseelige Insel

Die man Tinian nennt:) geizige Wünsche entflamm’st.
Aber im Kampf der Natur ist das Verderben dir nahe:
Blitze durchkreuzen die Luft, treulos lauschet der Tod
An der Klippe vom Felsen, oder im kräuselnden Strudel:

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Mast, und Ruder zersplittert, durch die gräßliche Macht

Die der finstere Orkus dem Elemente ertheilet,
Das einst feurige Liebe (wie uns Geßner erzählt:)[1]
In der Hölung des Baumes zum Erstenmahle beschiffet –
Welch ein schrecklicher Anblick! – Ach, begierig verschlingt,

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Der unermeßliche Abgrund, seine köstliche Beute;

Ach! dahin ist das Schiff! – aber in Trümmern noch groß
Setzt es sich selber ein Denkmahl, an der feindlichen Klippe;
Und der Wanderer staun’t ob des gewaltigen Bau’s,
Und des kunstvollen Meisters, der es zum Trotze des Meeres

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Mit einer innern Kraft, gleich dem Demante gestähl’t. –

Ha! nur die ganze Natur im schrecklichsten Kampf vereinet
Konnte Zerstörung ihn seyn, und vernichten das Werk
Das kolossalische Kunst, spottend der Zeiten errichtet. –

Ganz ein anderes Loos, ward dir kleinlicher Nachen

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Der die sichern Strande blühender Ufer beschiffet,

Und beym drohenden Blick, des umdüsterten Himmels

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Schnell der wirthbaren Hütte, voll von Besorgniß zueilet,
Und gefesselt an Erzt, versteckt in der tiefern Bucht
Dem Verderben entrinnet, bis die zerstörenden Zähne

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Der alles zermalmenden Zeit, den Moder ihn weicht. – –


Nein, ich schiffe mit dir, du königlich stolzes Gebäude
Das vom tobenden Meer sich selbst noch Ehrfurcht ertrotzt:
Mag die zitternde Kleinmuth knechtisch Gefahren sich bergend,
Sinkend bist du noch groß! wenn vergessen der Nachen

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Gleich dem gemeineren Holz, die Hütte des Bettlers erwärm’t. –

So stirbt kämpfend der Held, der im Tode noch Sieger,
Der überlegenen Macht, furchtsames Staunen erprest.

  1. Siehe Geßners Idyllen: Der Erste Schiffer.