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Das Mordschloß (1812)

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Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Das Mordschloß
Untertitel:
aus: Kinder- und Haus-Märchen Band 1, Große Ausgabe.
S. 340–343
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1812
Verlag: Realschulbuchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: grimms.de und Commons
Kurzbeschreibung: nur 1812: KHM 73
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[340]
73.

Das Mordschloß.

Es war einmal ein Schuhmacher, welcher drei Töchter hatte; auf eine Zeit als der Schuhmacher aus war, kam da ein Herr, welcher sehr gut gekleidet war, und welcher eine prächtige Equipage hatte, so daß man ihn für sehr reich hielt, und verliebte sich in eine der schönen Töchter, welche dachte, ihr Glück gemacht zu haben [341] mit so einem reichen Herrn, und machte also keine Schwierigkeit mit ihm zu reiten. Da es Abend ward, als sie unterwegs waren fragte er sie:

„Der Mond scheint so hell
meine Pferdchen laufen so schnell
süß Lieb, reut dichs auch nicht?“

– „Nein, warum sollt michs reuen? ich bin immer bei Euch wohl bewahrt,“ da sie doch innerlich eine Angst hatte. Als sie in einem großen Wald waren, fragte sie, ob sie bald da wären? – „Ja, sagte er, siehst du das Licht da in der Ferne, da ist mein Schloß;“ endlich kamen sie da an, und alles war gar schön.

Am andern Tage sagte er zu ihr, er müßt auf einige Tage sie verlassen, weil er wichtige Affairen hätte, die nothwendig wären, aber er wolle ihr alle Schlüssel lassen, damit sie das ganze Castell sehen könnte, von was für Reichthum sie all Meister wär. Als er fort war, ging sie durch das ganze Haus, und fand alles so schön, daß sie völlig damit zufrieden war, bis sie endlich an einen Keller kam, wo eine alte Frau saß und Därme schrappte. „Ei Mütterchen, was macht sie da?“ – „Ich schrapp Därme, mein Kind, morgen schrapp ich eure auch!“ Wovon sie so erschrack, daß sie den Schlüssel, welcher in ihrer Hand war, in ein Becken mit Blut fallen ließ, welches nicht gut [342] wieder abzuwaschen war: „Nun ist euer Tod sicher, sagte das alte Weib, weil mein Herr sehen kann, daß ihr in der Kammer[1] gewesen seyd, wohin außer ihm und mir kein Mensch kommen darf.“

(Man muß aber wissen, daß die zwei vorigen Schwestern auf dieselbe Weise waren umgekommen.)

Da in dem Augenblick ein Wagen mit Heu von dem Schloß wegfuhr, so sagte die alte Frau, es wäre das einzige Mittel, um das Leben zu behalten, sich unter das Heu zu verstecken, und dann da mit weg zu fahren; welches sie auch thät. Da inzwischen der Herr nach Haus kam, fragte er, wo die Mamsell wäre! „O, sagte die alte Frau, da ich keine Arbeit mehr hatte, und sie morgen doch dran mußte, hab ich sie schon geschlachtet, und hier ist eine Locke von ihrem Haar, und das Herz, wie auch was warm Blut, das übrige haben die Hunde alle gefressen, und ich schrapp die Därme.“ Der Herr war also ruhig, daß sie todt war.

Sie kommt inzwischen mit dem Heuwagen zu einem nah bei gelegenen Schloß, wo das Heu hin verkauft war, und sie kommt mit aus dem Heu und erzählt die ganze Sache, und wird ersucht, da einige Zeit zu bleiben. Nach Verlauf von einiger Zeit nöthigt der Herr von diesem Schloß alle in der Nähe wohnenden [343] Edelleute zu einem großen Fest, und das Gesicht und Kleidung von der fremden Mamsell wird so verändert, daß sie nicht erkannt werden konnte, weil auch der Herr von dem Mord-Castell dazu eingeladen war.

Da sie alle da waren, mußte ein jeder etwas erzählen, da die Reihe an die Mamsell kam, erzählte sie die bewußte Historie, wobei dem sogenannten Herrn Graf so ängstlich ums Herz ward, daß er mit Gewalt weg wollte, aber der gute Herr von dem adelichen Haus hatte inzwischen gesorgt, daß das Gericht unsern schönen Herrn Grafen in Gefängniß nahm, sein Castell ausrottete, und seine Güter alle der Mamsell zu eigen gab, die nach der Hand mit dem Sohn des Hauses, wo sie so gut empfangen war, sich verheirathete und lange Jahre lebte.

Anhang

[XLVIII]
Zum Mordschloß. No. 73.

eine Art Blaubart, aber mit anderm, auch sonst schon bekanntem Ausgang. Der Reim im Anfang erinnert auch an das Todtenreiterlied. Das Ganze aus dem Holländischen übersetzt, das wir aus dem Munde einer Fräulein aufgeschrieben haben. Hier möge das Original selbst stehen:

't Moord-Castel.

Daar was eens een Schoen-Maker, welke drie Dochters had, op een tyd, als de Schoen-Maker uyt waar, kwaam daar een Heer, welke seer goed gekled was, en welke prachtige Ekipagie hieldt, [XLIX] zu dat men hem voor seer ryk hield, er verliefde zig in een der schone Dochters, welke dacht, haar Fortuyn gemaakt te hebben, met zo een ryk Heer, en maakte dus geen Swarigheid, met hem mede te ryen; daar 't Avond wierde, toen zy vnder weges waren, vroeg er aan haar:

't maantje schynt zo hel,
myn paardtjes lope zo snel,
soete liefje rouwt 't w niet? –

ny, warom soud' 't my rouwen? ik ben immers by uw wel bewaard, – daar zy tog cenig Angst inwendig had, wyl zy in een groot Bos waren, vroeg zy: of zy haast daar waren? – „ja, segt er, fien zy dat Ligt daar in de Vernte, daar is myn Casteel;“ eindlyk qwamen zy dan daar aan, en alles was even fraay.

'S anderen Daags seid er tot haar, er moest op eenigen Daagen haar verlaten, wyl er Affairen hadt, die noodtwendig waren, maar soude haar alle Sleutels laten, met dat zy 't gansche Casteel konde door zien; van wat Rykdom zy al Meester was. Toen er vertrokken was, gink zy dvor 't gansche Huys, en vond alles es schoon, dat zy er vollig met te vreden was, tot zy eindlyk aan een Kelder qwaam, waar een oude Brouw zat, te Darm schrabben. Ey Moedertje, wat doen zy daar? – ik schrab Darmen myn Kind, morgen schrab ik uwe ook! – waar van zy so schrikte, dat zy de Sleutel, welk in haar Hand was, liet in een Pot met Bloed vallen, welk er niet goed weder af te wasschen was. Nu, seid 't oud Wyfje, is uw Dood seker, wyl myn Heer nu zien kan, dat gy in dit Vertrek geweest zyt, waar buyten hem, en ik, geen Mensch mag komen,

(men moet weten, de 2 voryge Susters op deze wyze reeds waren omgekomen)

daar op dat moment net een Wagen met Hooy van het Slot weg reed, zo seid de oude Vrouw, dit nog het cenigste middel was, om 't Leeven ie behouden, zig onder dat Hooy te versteken, en dan zo weg te ryden, 't welk zy dan ook deed; daar intuschen de Heer te Huys kwaam, vroeg er, waar de Mamsel is? O – seid de oude [L] Vronw, daar ik geen Arbeid meer had, en ze morgen er tog aan moest, heb ik ze maar geslagt en hier is een Lok van haar Haar, en 't Hart, als ook wat warm Blood, de rest hobben de Honden al gevreten, en ik schrab de Darmen. De Heewaar also gerust, dai zy dood waar.

Zy komt inkuschen met de Hooywagen op een naby gelegen Slot aan, waar 't Hooy aan verkogt was, en zy met uyt 't Hooy komt, en zy de gansche Saak vertelt, – en versogt wort, daar eenigen Tyd te blyven: na verloop van eenige Tyd nodigt de Heer van dozen adelyk Slot de ganiche naby zynde Edelieden op een groot Feest, en veranderen 't Gesigt en Kleding van de vreemde Mamsel, so dat iy niet gekend konde worden, myl ook de Heer van dat Moord-Casteel daar versogt was.

Toen zy alle daar waren, moest een jeder een Vertelsel verhalen, thoen de Reie aan de Mamsel kwaam, verteide zy bewußte Historie. Waar by 't den zogenaanden Heer Graaf zo benaumd om 't Hert wierd, dat er met Gewalt weg wilde, waar de goede Heer van 't adelyk Huys hadt intuschen gesorgd, dat 't Geregt onsen fraye Heer Graaf in Hegtenis nam, zyn Casteel uyt roeyde en zyn Goederen alle aan de Mamsel toe eigende, welke naderhand mer de Soon des Huyses, waar zy zo good in ontfangen was, trouwde, en Jaaren lang leefde.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kammrr (Druckfehler. Siehe S. 363)