Das Mädchen und die Hasel (Erk, Variante 1)
sie schmückt sich wunderschöne:
was fand sie an dem Wege stehn?
ein Hasel, die war grüne.
von was bist du so grüne?“
‚‚‚Schön Dank, schön Dank, feins Mädelein!
von was bist du so schöne?‘‘‘
das kann ich dir wol sagen:
ich esse Semmel und trinke Wein,
davon bin ich so schöne.“
das kann ich dir wol sagen:
frühmorgens fällt der Thau auf mich,
davon bin ich so grüne.
zu Hause muß sie bleiben,
sie muß sich zeitig schlafen legn
mit ihrem zarten Leibe.
in Züchten und in Ehren,
bei Sonnenschein dann wieder heim,
das kann ihr Niemand wehren.
ist keine Ehr vorhanden.
Es giebt der falschen Knaben viel,
die setzen dich in Schande.‘‘‘
für deine gute Lehre!
ich wollt zu meinem Schatz hingehn,
jetzt aber will ich umkehren.“
du hast bei Einem geschlafen;
du hast dein Rosenkränzelein
auf seinem Haupt gelassen.‘‘‘
und thu dich bald umschauen!
ich hab der stolzen Brüder zwei,
die werden dich umhauen.“
im Sommer grün ich wieder;
ein Mädel die ihr Ehr verliert,
die kriegt sie nicht mehr wieder.
so trauern alle Aeste:
ach Mädlein, liebes Mädlein mein,
halt du dein Kränzlein feste!‘‘‘
es mag mir nicht mehr bleiben;
viel lieber trag ich ein Häubelein,
gestickt von weißer Seide.“