Das Lied von der Frau Grimhild
Aus dem Dänischen von Wilhelm Grimm.
Das war die stolze Frau Griemhild, die ließ mischen Meth und Wein,
Sie lud die raschen Helden all, aus fremdem Lande ein.
Sie bat sie zu kommen ohn Weilen zum Kampf wohl und zum Streit,
Das war der Held Hagen, der verlor seinen jungen Leib.
Fand da den Fährmann, wohl an dem weißen Sand.
Hör du guter Fährmann, o fahr mich über den Sund,
Ich geb dir meinen guten Goldring, der wieget fünfzehn Pfund.
„Ich fahre dich nicht übern Sund, all für dein Gold so roth
Das war der Held Hagen, der sein Schwerdt auszog,
Das war der unseelige Fährmann, dem er das Haupt abschlug.
Er zog den Goldring von seinem Arm, er gab ihn Fährmanns Weib:
Das sollst du haben zur Liebesgabe, für Fährmann’s jungen Leib.
Fand da eine Meerfrau, die ruht auf dem weißen Sand.
Heil dir! Heil dir! liebe Meerfrau, du bist ein künstlich Weib:
Komm ich in Hunnilds Land, kann ich behalten meinen Leib?
„Burgen hast du mächtig, auch vieles Gold so roth,
Das war der Held Hagen, der schnell sein Schwerdt auszog.
Das war die unseelige Meerfrau, der er das Haupt abschlug.
Schleudert den Leib darnach, beydes einigt Meeres Grund.
Zornig war ihnen das Wetter, und mächtig des Meeres Fluth.
Zornig war ihnen das Wetter und mächtig des Meeres Fluth
Entzwey ging in des Held Hagen Hand, das eiserne Ruder gut.
Entzwey ging das eiserne Ruder stark in des Held Hangen Hand:
Da sie nun kommen zu Lande, da zogen sie ihr Schwert,
Da stand so stolz eine Jungfrau, die sah sie auf ihrer Fahrt.
Sie war schmal in der Mitte, von Art war sie lang,
Kurz war sie am Leibe, sie übt einen jungfräulichen Gang.
Wo ist nun der Pörtner, der warten sollte hier?
„Hier da ist der Pörtner, er liegt zum Vogt und Schirm,
Wüßt ich woher ihr kommen wär’t, eur Bottschaft trag ich gern.“
Hierher sind wir kommen wohl zu dem runden Land,
Hinein kam der Pörtner, stellt vor die Tafel sich hin
Er war klug im Sprechen, konnt fügen seiner Worte Sinn.
Er war klug im Sprechen, konnt fügen viel gut seine Wort:
Da halten zwey so edle Mann außen vor der Port.
Der eine führt eine Fiedel, der ander einen vergoldeten Helm.
Er führet nicht die Fiedel irgend für leeren Lohn,
Von wannen die sind kommen, die sind zwey Herzogen Sohn.
Das war die stolze Frau Griemhild in Tuch wickelt ihr Haupt sie ein,
Wollt ihr gehen in die Stube, und trinken Meth und Wein,
Ein Seidenbett, wenn ihr wollt schlafen und zwey Jungfrauen mein.
Das war die stolze Frau Griemhild, wickelt in Tuch ihr Haupt ein,
So geht sie in die Steinstube vor all ihren Mannen ein.
Wer will bestehn Held Hagen, allerliebsten Bruder mein?
Wer diesen Preis will erwerben, schlag Held Hagen zu todt:
Er soll herrschen in meinen Burgen, und gewinnen mein Gold roth.
Drauf antwortet ein Kämpfer ein Vogt wohl über das Land:
Den Preiß will ich erwerben, ich schlag Held Hagen zu todt,
So will ich herrschen über deine Burgen und über dein Gold so roth.
Da antwortete Volker Spielemann mit der starken Eisenstange:
Ich werde dich schon finden, eh du kannst zu mir gelangen.
Hei! Hei! Volker Spielemann, wie rührst du den Fiedelbogen!
Also schlug er die Kämpfer, eine Brücke davon er macht,
Und die war beydes breit und lang, gar groß Unruhe sie bracht.
Zu oben waren die Häute, zu nieden die Erbsen klein,
Und da der Held Hagen wollt wiederum aufstehn:
Halt nun dein Wort lieber Bruder, du weißt wie die Sachen gehn.
Halt nun allerliebster Bruder mein, du hältst deine Treue so sehr,
Das erste du mögest zur Erde fallen, du wollst aufstehn nimmermehr.
Er stand auf beyden Knieen, da er empfing die Todeswund.