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Das Lichterfest der Hindufrauen

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Textdaten
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Titel: Das Lichterfest der Hindufrauen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 20, S. 644
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: hinduistischer Brauch am Ganges
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[644] Das Lichterfest der Hindufrauen. Die Frauen und Mädchen der Hindu feiern ein sehr poetisches Fest; freilich verdankt es seinen Ursprung einem Aberglauben, der aber hier anmutende Blüten treibt. An einem Tage im Jahre, wenn sich die Sonne zum Untergange neigt, eilt die weibliche Welt, und zwar oft aus weiter Ferne, mit kleinen aus Holz geschnitzten Kähnen zum Ganges. Dann sieht man, so weit das Auge reicht, Tausende von weißen Gestalten am Flußufer, die ihre Kähnlein, auf denen sich eine brennende Lampe befindet, in den Strom setzen. Jede verfolgt mit ängstlicher Spannung das von den Wellen geschaukelte Schiffchen mit seinem Hoffnungslichte, an dessen Erhaltung sich ein Wunsch knüpft.

Bleibt das Licht so lange sichtbar, als das Auge das Schiffchen zu verfolgen vermag, dann wird der Wunsch erfüllt, den man dem Orakel der Fluten anvertraute. Erlischt das Licht aber früher, so ist auch die gehegte Hoffnung untergegangen. Der Sehkraft und Beobachtungsgabe der Hindostanerinnen, welche offenbar durch die fieberhafte Spannung geschärft wird, macht es aber alle Ehre, daß jede von ihnen ihr Schifflein und ihr Lämplein zu unterscheiden vermag, obschon Tausende derselben von den Wogen des heiligen Stromes geschaukelt werden. Und diesem Bericht zuverlässiger Zeugen muß man Glauben schenken, weil ja sonst das ganze Orakel keinen Wert hätte.