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Das Holzweibchen

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Textdaten
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Autor: Heinrich Gottlob Gräve
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Titel: Das Holzweibchen
Untertitel:
aus: Volkssagen und volksthümliche Denkmale der Lausitz, S. 56–57
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1839
Verlag: F. A. Reichel
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Erscheinungsort: Bautzen
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Quelle: MDZ München, Commons
Kurzbeschreibung:
siehe auch Beschreibungen und Sagen zur Mittagsfrau
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[56]
XII. Das Holzweibchen, wend. Pschipołonza oder Pschipołniza,

gehört zu der Gattung der Bergmännchen, Zwerge, Lutki (Leutchen), Moosweibchen, Querxe und Heinichen und hat an den Orten, wo jene hausen, in Wäldern und Büschen sein Wesen. In der Zittauer Gegend, bei Hainewalde, Dietersbach, Großschönau, Cunnersdorf, Oderwitz erblickt man es oft, wo es in der Gestalt einer kleinen zusammengeschrumpften alten Frau mit runzlichem Gesichte, eine Hocke Holz in einem Korbe auf dem Rücken oder Reißholz in der Schürze tragend, auf einem Stock gestützt einherwandelt, oder an Kreuzwegen spinnend oder strickend im Busche sitzt. Wer es häßlich nennt, oder gar verspottet, den haucht es an, wovon er Beulen oder Geschwüre im Gesichte bekommt, oder huckt ihm, wenn er sich entfernt hat, auf, wovon er lahm wird. Wer es aber lobt, oder ihm gar Geschenke reicht, dem vergilt es solche wiederum, schenkt ihm Gespinnste oder Strickwaaren, welche sich wunderbar vermehren und Glück und Segen in’s Haus bringen. Nur mit einem kleinen Unterschiede kennen diesen Geist die Wenden und erzählen von ihm Folgendes. Es soll nämlich vor diesen, sonderlich in den Haidegegenden, in der Mittagsstunde von 12 bis 1 Uhr den Arbeitern, besonders den Weibern beim Flachsjäten, oft ein Geist in Gestalt einer weißgekleideten Weibsperson erschienen seyn und sich die ganze Stunde über mit ihnen vom Flachsbau, von der Aussaat an bis zu dessen völliger Zubereitung, besprochen haben, und zwar also, daß sie solchem auf [57] keinerlei Weise haben los werden, noch sich von ihm entfernen können, sondern ihm haben antworten müssen. Ja, sie erzählen Geschichten, daß er Weibern, die ihm nicht geantwortet, den Hals umgedreht habe. Ob sich nun schon dieser Geist nicht mehr sehen läßt, so bezeigen doch die Wenden immer noch ihre Furcht davor, indem sie sagen: „Dżakowane bydż Bohu, so ßo wjaze nepokaże!“ (Gott sey Dank, daß er sich nicht mehr zeigt!)