Zum Inhalt springen

Das Hexenkind (Ringelnatz)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Joachim Ringelnatz
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Hexenkind
Untertitel:
aus: Kinder-Verwirr-Buch,
Seite 13
Herausgeber: Ernst Rowohlt Verlag
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1931
Verlag:
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden, Hg. von Walter Pape. Berlin 1984, Band 2, S.13.
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[13] Das Hexenkind
Das junge Ding hieß Ilse Watt.
Sie ward im Waisenhaus erzogen.
Dort galt sie für verstockt, verlogen,
Weil sie kein Wort gesprochen hat
5
Und weil man ihr es sehr verdachte,
Daß sie schon früh, wenn sie erwachte,
Ganz leise vor sich hinlachte.
Man nannte sie, weil ihr Betragen
So seltsam war, das Hexenkind.
10
Allüberall ward sie gescholten.
Doch wagte niemand, sie zu schlagen.
Denn sie war von Geburt her blind.
Die Ilse hat für frech gegolten,
Weil sie, wenn man zu Bett sie brachte,
15
Noch leise vor sich hinlachte.
In ihrem Bettchen blaß und matt
Lag sterbend eines Tags die kranke
Und stille, blinde Ilse Watt,
Lächelte wie aus andern Welten
20
Und sprach zu einer Angestellten,
Die ihr das Haar gestreichelt hat,
Ganz laut und glücklich noch: „Ich danke.“