Das Grossherzogliche Palais
Während an der alten Deutschordenskommende die klassicistischen Formen nur schüchtern auftreten, behaupten sie bei dem jetzigen Grossherzoglichen Palais[1] schon fast ganz die Vorherrschaft.
Das Gebäude steht auf der Stelle der sehr alten Häuser »zum Maienthau« und »zum Wolkenbruch«. Die beiden Grundstücke, von denen das erste sich lange Zeit im Besitze des Geschlechtes Snewlin von Landeck befunden hatte, kamen gegen Ende des 16. Jahrhunderts an die Freiherren von Sickingen-Hohenburg. Ein Nachkomme dieses Hauses, Ferdinand Sebastian von Sickingen, liess die beiden Häuser niederlegen und im Jahre 1770 durch den französischen Architecten d’Isnard, der damals gleichzeitig den grossartigen Kuppelbau der Abteikirche zu St. Blasien leitete, ein neues, stattliches Palais aufführen.
Die Façade des dreigeschossigen Baues trägt ganz das Gepräge des französischen Klassicismus. Der Mittelbau schliesst [481] mit einem flachen Giebel ab, in dessen Feld das Allianzwappen des Bauherrn und seiner zweiten Ehefrau, der Gräfin Maria Anna Schenk von
[482] Castel sich befindet. Noch bevor die Innenausstattung vollendet war, starb der Freiherr von Sickingen und das Palais ging nun an seinen Verwandten Baron Casimir über. Dessen Sohn Wilhelm (geb. 1777), verehelicht mit einer Gräfin Huniady aus dem bekannten ungarischen Geschlechte, war der letzte Sickingen, der das Haus bewohnte. Von ihm gelangte es im Jahre 1806 um 50,000 Gulden an den Grossherzoglich Badischen Fiscus. Dieser vermiethete es dann an die im Jahre 1807 gegründete Freiburger Lesegesellschaft, die jetzt noch unter dem Namen Museumsgesellschaft fortbesteht.
Sehr bald aber wurde es Absteigequartier der landesherrlichen Familie. So nahm 1819 Grossherzog Ludwig bei seiner Huldigungsreise dort Wohnung, später (1830) beherbergte es bei gleichem Anlasse den Grossherzog Leopold und dessen Gemahlin Sophie. Im Jahre 1850 verweilte der jetzige Grossherzog mehrere Wochen in dem Palais, das endlich dem Erbgrossherzog Friedrich und dessen Gemahlin eine Reihe von Jahren hindurch als Heim gedient hat.
Anmerkungen der Vorlage
[Bearbeiten]- ↑ Vergl. Poinsignon, Das Grossherzogliche Palais zu Freiburg i. Br., Zeitschr. d. Breisgau-Vereins Schauinsland, Bd. 12 (1885), S. 3 ff.
Anmerkungen (Wikisource)
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