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Das Gilmdenkmal

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: X. Y. Z.
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Titel: Das Gilmdenkmal
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 256
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[256] Das Gilmdenkmal. Man vergleicht Lyriker gern mit Lerchen, wie sie, ihr lustiges Liedlein trillernd, über die gemeine Sterblichkeit sich zum Himmel heben, Ganz besonders paßt dieser Vergleich auf jene österreichischen Dichter, die in den Tagen von Metternich’s Reaction sich muthig über die trägen Sümpfe aufschwangen und den Eulen zum Trotz ihr Morgenlied anstimmten. Wer erinnert sich nicht an Anastasius Grün, an Lenau? Sie sind berühmt, aber auch einige Tiroler verdienen Beachtung, um so mehr, da sie nicht blos mit Polizeispitzeln, sondern auch mit Ultramontanen, Feinden, die bis über das Grab hinaus hassen, anbanden und die Sache der Freiheit verfochten.

Johann Senn und Hermann von Gilm sind vor Allen zu nennen. Auch die Gartenlaube hat ihrer bereits gedacht und Gilm’s scharfes Jesuitenlied abgedruckt, Gilm’s Gedichte sind nach seinem Tode am 1. Juni 1864 in zwei Bänden erschienen, leider Gottes jedoch verstümmelt, weil die Herausgeber in ihrer Feigheit auf Bureaukratie und Bonzen Rücksicht nahmen. Die Liberalen Tirols haben jedoch Gilm’s feurige Lieder nicht vergessen. Soeben erhält das Haus, wo er am 1. November 1812 geboren wurde, eine neue Facade. Sie wird mit einer Marmortafel geschmückt, auf welche der Bildhauer Gröbmer zu München Gilm’s Relief einmeißelt.

Das ist sehr lobenswerth und zwar nicht blos deswegen, weil ein Dichter, sondern auch ein Vorkämpfer der geistigen Freiheit geehrt wird. Es ist noch löblicher, weil es in Tirol geschieht, wo man bisher blos Vorkämpfer des religiösen Fanatismus ehrte und an den Häusern mir Bilder und Statuen von sogenannten Heiligen und Leuten anbrachte, deren manche vielleicht wegen ihrer asketischen Verkehrtheiten in das Tollhaus oder wegen ihrer Verbrechen gegen die Humanität auf die Festung gehört hätten. Leider betont der bombastische und süßliche Aufruf, der für dieses Gilmdenkmal erschien, seine Verdienste um die Sache des Fortschrittes nicht, ja erwähnt sie gar nicht einmal – in der naiven Absicht, daß die Ultramontanen nicht abgehalten würden, Beiträge zu liefern. Wie komisch, oder besser gesagt, wie traurig, daß Gilm auch noch im Grabe solches Mißgeschick hat!

X. Y. Z.