Das Göttliche
[215]
Das Göttliche.
Edel sey der Mensch,
Hülfreich und gut!
Denn das allein
Unterscheidet ihn,
Die wir kennen.
Heil den unbekannten
Höhern Wesen,
Die wir ahnden!
Jene glauben.
Denn unfühlend
Ist die Natur:
Es leuchtet die Sonne
Und dem Verbrecher
[216] Glänzen wie dem Besten
Der Mond und die Sterne.
Wind und Ströme,
Rauschen ihren Weg,
Und ergreifen,
Vorüber eilend,
Einen um den andern.
Tappt unter die Menge,
Faßt bald des Knaben
Lockige Unschuld,
Bald auch den kahlen
Nach ewigen, ehrnen,
Großen Gesetzen,
Müssen wir alle
Unseres Daseyns
[217] Nur allein der Mensch
Vermag das Unmögliche:
Er unterscheidet,
Wählet und richtet;
Dauer verleihen.
Er allein darf
Den Guten lohnen,
Den Bösen strafen;
Alles Irrende, Schweifende
Nützlich verbinden.
Und wir verehren
Die Unsterblichen,
Thäten im Großen,
Was der Beste im Kleinen
Thut oder möchte.
[218] Der edle Mensch
Unermüdlich schaff’ er
Das Nützliche, Rechte,
Sey uns ein Vorbild
Jener geahndeten Wesen!