Das Feldlager (Gemälde der Dresdener Gallerie)
Es ist bewundernswerth, mit welcher Leichtigkeit Wouverman seine Stoffe zu variiren versteht, um immer neu zu bleiben. Dies Feldlager, obgleich ein in weiten Kreisen bekanntes und beliebtes Gemälde, steht der Composition nach jedoch nicht in der Reihe des Besten, das Wouverman geliefert.
Leben und Bewegung sind vortrefflich und charakteristisch, wie immer bei diesem Meister. Eine Gruppe von Soldaten und zwar Reitern ist vor einer im linken Mittelgrunde stehenden Marketenderbude versammelt. Ein Trompeter bläst, augenscheinlich kein Signal, sondern ein lustiges Reiterstücklein für seine Kameraden, von denen der eine mit entblößtem Haupte zärtlich seinen Weinkrug betrachtet, indeß der andere eine prächtig gezeichnete Schäcke besteigt. Einen der erschütternden Contraste, welche der Krieg herbeiführt, stellt Wouverman hier mit seinem parteilosen Pinsel dar, welcher mehr objectiv arbeitete, als vielleicht jetzt schon anerkannt ist.
Ein Krüppel, dessen Beine wahrscheinlich von einer Stückkugel fortrasirt sind, bettelt die im Mittelpunkte des Bildes stehende Figur eines vornehmen, schwer geharnischten Reiters an. Diese Gebrechlichkeit des Armen, welcher kunstvoll auf zwei kleinen Handböcken mit den Händen zu gehen versteht und diese herrliche, fast übermüthige Kräftigkeit des Kürassiers, den der nächste Augenblick zu dem machen kann, was sein armer beinloser Nachbar ist, lassen schwerlich ungerührt. Ein Soldat links versucht mit freundschaftlicher Gewalt das Schenkmädchen zu einem Schleifer zu veranlassen, indeß er selbst springt, so hoch er kann.
Rechts im Vordergrunde sitzt eine junge Brodverkäuferin, vielleicht zu dem Krüppel gehörend. Neben ihr eine, ein Kind säugende Frau, mit ihrem schlafenden Manne.
Im Mittelgrunde zeigt sich ein von seinem Weibe erweckter betrunkener Bauer und ein anderer Bauer, welcher auf seinem Esel Waaren in’s Lager bringt. Die Schildwache hält dem Erschrockenen das Gewehr entgegen, worüber er selbst sammt seinem Esel aus voller Kehle zu schreien anfängt.
Der Hintergrund wird durch das Lager selbst und einen Fluß ausgefüllt, in welchem sich die Soldaten baden. Hinten ist die Leinenstadt, so weit das Auge reicht, mit lebhaft bewegten kleinen Figuren versehen. Das ganze Bild macht, eben seiner ernsten Wahrheit und Lebendigkeit wegen, einen fast tragischen Eindruck, denn „nur ein Schritt, nur ein Haar“ ist’s, wodurch das ganze Feldlager, diese luftige Stadt des Kriegs, von feindlichen mörderischen Kugeln und Schwertern, an deren Wirkung der Krüppel erinnert, geschieden wird.