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Das Füllen

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Textdaten
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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Das Füllen
Untertitel:
aus: Sämmtliche Schriften. 1. Theil: Fabeln und Erzählungen, Erstes Buch. S. 13–14
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1769
Verlag: M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1746/48
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Bearbeitungsstand
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Das Füllen.


Ein Füllen, das die schwere Bürde
Des stolzen Reuters nie gefühlt,
Den blanken Zaum für eine Würde
Der zugerittnen Pferde hielt;

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Dieß Füllen lief nach allen Pferden,

Worauf es einen Mann erblickt,
Und wünschte, bald ein Roß zu werden,
Das Sattel, Zaum und Reuter schmückt.

Wie selten kennt die Ehrbegierde

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Das Glück, das sie zu wünschen pflegt!

Das Reutzeug, die gewünschte Zierde,
Wird diesem Füllen aufgelegt.
Man führt es streichelnd hin und wieder,
Daß es den Zwang gewohnen soll;

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Stolz geht das Füllen auf und nieder,

Und stolz gefällt sichs selber wohl.

Es kam mit prächtigen Geberden[1]
Zurück in den verlaßnen Stand,
Und machte wiehernd allen Pferden

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Sein neu erhaltnes Glück bekannt.

Ach! sprach es zu dem nächsten Gaule,
Mich lobten alle, die mich sahn;
Ein rother Zaum lief aus dem Maule
Die schwarzen Mähnen stolz hinan.

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Allein wie giengs am andern Tage?

Das Füllen kam betrübt zurück,
Und schwitzend sprach es: Welche Plage
Ist nicht mein eingebildet Glück!
Zwar dient der Zaum, mich auszuputzen;

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Doch darum ward er nicht gemacht.

Er ist zu meines Reuters Nutzen
Und meiner Sklaverey erdacht.



Was wünscht man sich bey jungen Tagen?
Ein Glück, das in die Augen fällt;

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Das Glück, ein prächtig Amt zu tragen,

Das keiner doch zu spät erhält.
Man eilt vergnügt, es zu erreichen;
Und, seiner Freyheit ungetreu,
Eilt man nach stolzen Ehrenzeichen,

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Und desto tiefrer Sklaverey.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Geberden = Gebärden