Das Christglöckchen
Wieder würgt und brennt der Franze
Als ein grimmer Feind im Land;
Starr vor Schrecken
Sieht der Breisgau Dorf und Flecken
Hecklingen, du armes Dörfchen!
Dich auch schont nicht seine Wuth;
Ohn’ Erretten
Wandelt dich zur wüsten Stätten
Selbst des Kirchleins heil’ger Frieden
Hemmte nicht des Frevels Gang;
Weh! zerfallen
Liegst auch du, und Seufzer schallen,
Unter Schutt und Kreuzestrümmern
Steht dort eine bleiche Frau;
Die Geberde
Spricht von Kummer, und zur Erde
„Ach, die Stätte selbst verwüstet –“
Ruft sie, „wo mein Kind geruht;
Wo gefunden
Balsam ich für herbe Wunden,
„Weihte dir ein Silberglöcklein,
Trost mir selbst in frühem Gram,
Heil’ge Stelle,
Ach, wie scholl’s so rein und helle
In dem Brunnen dort verborgen
Blieb dem Feind des Glöckchens Werth,
Doch verschüttet
Ist er jetzt und wüst, zerrüttet,
„Nimmer soll ich wieder hören
Glöckchen dich, so hell und rein;
Wenn zu dienen
Dir, o Christ, die Nacht erschienen,
So ergießt sich ihre Klage
Oftmals an der Stätte dort;
Naß die Wange,
Horcht sie jedem Glockenklange,
Sieh, da weicht der Franze wieder,
Neu erstehet Kirch’ und Haus,
Keine Hände
Finden aber jene Spende
Und so ist die Nacht gekommen,
Die des Heiles Anbeginn;
Und zu neuer
Freudenvoller Christnachtfeier
Gramgebeugt erhebt die Eine
Auch von ihrem Lager sich,
Geht beklommen,
Schweigend, mit den andern Frommen,
Fremde Glocken hört sie tönen
Zu der Stunde Weihegruß;
Ihre Gabe
Liegt im finstren Trümmergrabe,
Horch, da summt es leise – leise –
Ei, woher solch süßer Hall? –
Rein und helle
Klingt’s herauf aus dunkler Stelle –
Und mit ahnungsfrohem Herzen
Fällt auf’s Knie sie hin zur Frist;
Kann nicht scheiden,
Muß ihr Ohr am Klange weiden,
Wieder auch, seit dieser Stunde,
Ward’s in ihrem Innern licht,
Stille Wehmuth
Ward ihr Schmerz, und fromm in Demuth
Und mit jeder Christnachtfeier
Hört man noch das Glöckchen dort,
Rein und leise
Schallt’s in wundersamer Weise,