Das Asyl Franz II. in Rom
Das Asyl Franz II. in Rom.
Wir hielten es für nicht uninteressant, eine Abbildung der Behausung zu geben, die in unsern Tagen in Rom dem entthronten König Franz II. und der jungen Königin Marie von Neapel zum Aufenthalt und einstweiligen Asyl dient. Außer den genannten Majestäten, die jetzt das bittere Brod der Verbannung essen, ist der Palast von den übrigen Mitgliedern der neapolitanischen Königsfamilie bewohnt, die theilweise, wie die Königin Wittwe, schon früher gastliche Aufnahme in Rom fanden. Die päpstlichen Nobelgarden versehen den Ehrendienst des Palastes; sonst aber, abgesehen von den officiösen Empfängen und Besuchen, leben die Vertriebenen durchaus ohne alles Ceremoniell. So hatten wir jüngst Gelegenheit, die junge Königin, einzig von einer Dame begleitet, in der Kathedrale von Sanct Peter zu sehen. Sie betrachtete sinnend das schöne Denkmal jenes großen Papstes, das Canova demselben in Sanct Peter gefertigt. Ebenso sieht man häufig die Prinzen zu Fuße die Merkwürdigkeiten Roms aufsuchen.
Wie viel historische Erinnerungen knüpfen sich an diesen hehren Palast der Päpste und diesen Platz, wo die wunderbaren Kolosse von Monte Cavallo dem Wanderer Zeugniß geben von jener großen künstlerischen Pracht der alten Roma! – Hier sitzt seit lange schon das Conclave, das nach dem Tode eines Papstes den neuen Kirchenfürsten wählt. Aus jenem Kamine steigt der weiße Rauch (vom Verbrennen der Stimmzettel kommend), der dem Volke die gelungene Wahl verkündet. Hier residirte Pius VII. zur Zeit der französischen Occupation unter General Myollis, und von hier aus trat er und sein Staatssecretair, der Cardinal Pacca, unter Begleitung des Generals Radet seine unfreiwillige Reise nach Oberitalien, resp. Fontainebleau, an. – Hier residirte Pius IX. zur Zeit der stürmischen Tage der ersten italienischen Bewegung, und von jenem Balcon sprach er wohl manchmal zum versammelten römischen Volk. – Auf diesem Platz kam es zu den Thätlichkeiten, die damals den Bruch zwischen Regierung und Volk wenigstens sichtbarer machten. Aus jenem Palast endlich trat der Papst seine Reise nach Gaeta an, und selten nur residirte er seit jenen Tagen in diesen Räumen. – Welche Bestimmung bewahrt wohl die uns verschleierte Zukunft diesem weiten Hause?