Das ABC der Küche
[339] Das ABC der Küche soll zwar, nach der Ansicht erfahrener Hausfrauen,
nicht durch ein Kochbuch zu erlernen sein; doch rechtfertigt das
umfangreiche Werk von Hedwig Heyl, welches unter diesem Titel in zweiter
Auflage (im Verlage von Carl Habel, Lüderitzsche Verlagsbuchhandlung
in Berlin) erscheint, denselben sehr wohl, indem es die Grundlagen aller
Kochkunst in ausgezeichneter Darstellung giebt. Es bestehen Dutzende von
Kochbüchern, in denen vieles gut, vieles aber auch unrichtig angegeben ist,
so daß man oft genug wohl daran thut, erst einmal eine Probe zu machen.
In dem vorliegenden Werke nun ist nicht nur das Ganze der feineren
bürgerlichen Küche enthalten, sondern die Anweisungen zur Bereitung der
Speisen, besonders zu den schwierigeren Handgriffen, sind mit einer solchen
Zuverlässigkeit gegeben, daß auch die Ungeübte sich daraus vollkommen
unterrichten kann. Außerdem ist jedes Kochrezept von einer Kostenaufstellung
begleitet, welche die Wahl der überlegenden Hausfrau sehr erleichtert.
Alle Küchenerfindungen der Neuzeit werden eingehend erläutert,
so besonders das außerordentlich praktische Bratthermometer, welches, an
jedem Bratofen anzubringen, die genaue Herstellung des nöthigen Hitzegrades
und somit die Einhaltung der vorgeschriebenen Zeit ermöglicht. Ausführliche
Anweisung zur Küchenordnung und Reinlichkeit, Behandlung der Geschirre,
Erklärung des Nahrungswerthes der Speisen sind ebenfalls im
Eingang enthalten. Die sämmtlichen Fleisch- und Fischgerichte, Geflügel,
Ragouts, das Verfahren beim Einmachen etc. sind in mustergültiger Vollzähligkeit
und ganz ausgezeichneter Bereitungsart angegeben, etwas weniger
reichhaltig, wie dies in der norddeutschen Küche überhaupt herkömmlich,
sind die Mehlspeisen behandelt, die in bayerischen und österreichischen Kochbüchern
in so reicher und verlockender Fülle erscheinen. Dieser ausgesprochen
norddeutsche Charakter des Kochbuchs ist die einzige kleine Ausstellung,
die wir daran zu machen haben. Die Verfasserin wird gut thun,
in einer folgenden Auflage manche Provinzialismen wie: Besinge, Beeten,
Rindshesse u. a. durch die allgemein verständlichen schriftdeutschen Ausdrücke
zu ersetzen. Indessen sind das verschwindende Kleinigkeiten gegenüber
den Vorzügen des wirklich ausgezeichnet brauchbaren Werkes, das
wir hiermit unseren Leserinnen bestens empfehlen. Br.