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Daheim in der Fremde

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Daheim in der Fremde
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 37, S. 601, 611
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1872
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Friedrich Gerstäckers Arbeitszimmer
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[601]

Gerstäcker’s Arbeitszimmer.
Originalzeichnung von Herbert König.

[611] Daheim in der Fremde. (Mit Abbildung. S. 601.) Von unserem Gerstäcker konnte, trotz seines treuen deutschen Herzens, der Ausspruch gelten, daß er „in der Fremde daheim“ und, wie sein Arbeitszimmer nun unwiderleglich darthut, „daheim in der Fremde“ war. Wohin sein Auge sich richtete, grüßte ihn von jeder Wand eine Erinnerung an die Völker der Ferne, bei denen er geweilt, und an die Abenteuer und Gefahren, die er in seinem langen Wanderleben bestanden. Gar manch Thier, das ihn mit dem Tode bedroht hatte, schaute hier als geduldiges Skelet seiner Beschäftigung zu, und manches Werkzeug hätte ihm Augenblicke des Gruselns bereiten können, wenn seine Haut dazu eingerichtet gewesen wäre. Da lehnt z. B. linker Hand das Ruder, mit dessen Hülfe er auf manchem amerikanischen Wasser, am tollkühnsten auf dem Mississippi herumgeschwommen; und dort sehen wir den Sattel, der uns an die kecken Ritte durch die Pampas und über die Prairien gemahnt, und die Lassos zum Pferdefang und die Hängematten zu oft recht unbeneidenswerther Nachtruhe zwischen all dem fliegenden und kriechenden Gethier des Urwaldes. Wie wohl mußte da oft ihm zu Muthe sein, der so Vieles glücklich überstanden hatte; und wie gewissenhaft er diese Erinnerungen gehegt und ausgebeutet, dafür zeugt eine lange Reihe seiner Schriften. Sogar der Arbeitsstuhl und der Fuß des Arbeitenden ruht auf einer Jagdbeute, und damit wir keinen Augenblick vergessen, daß es Gerstäcker ist, der vor uns am Schreibtisch sitzt, liegt der Reisekoffer fix und fertig gepackt auf dem Boden. Uns ist’s, als brauchten wir gar nicht mehr lange zu warten, so werde der Schreibende sein „Rast’ ich, so rost’ ich“ auf den Brief drücken, den er soeben vollendet, und er werde den Koffer schließen und den Hut schwenken zu einem neuen Lebewohl! – Das Lebewohl ist gesprochen, die „letzte Reise“ vollendet. – Wäre es nicht zu beklagen, wenn der von solcher Hand und aus solchen Fernen zusammengebrachte, ebenso seltsame als werthvolle Schmuck von Gerstäcker’s Arbeitszimmer durch den Verkauf verzettelt werden müßte? Sollte sich kein Freund solcher culturhistorischen Schätze finden, der sie insgesammt an sich nehmen könnte? Ein derartiger Erwerb bringt nicht blos die Waare, sondern auch Ehre mit in’s Haus.