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Cootub-Minar, Ruinen von Delhi

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XIV. Bingen Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Erster Band (1833) von Joseph Meyer
XV. Cootub-Minar, Ruinen von Delhi
XVI. Der Rheinfall bei Schaffhausen
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COOTUB MINAR, RUINEN VON DELHI.
Ostindien.

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XV. Cootub-Minar, Ruinen von Delhi.




Kaum gibt es irgend einen Ort auf der Erde, der von der schnellen Vergänglichkeit irdischer Größe und Hoheit ergreifendere Bilder liefert als Delhi. Noch vor ein paar Menschenaltern die weltberühmte Residenz des Großmoguls, die Metropole des mächtigsten Reichs im Orient, die prachtvollste Stadt in ganz Asien mit mehr als einer Million Einwohner ist sie jetzt eine Landstadt des brittischen Indiens und ihre Bevölkerung ist auf ein Zehntel herabgesunken. Die Marmorpalläste der Kaiser – Städten gleich an Größe, – die bewunderten Grabmäler, die zahllosen Tempel, die Prachtgebäude der Großen des untergegangenen Reichs, sie stehen öde, verfallen da; die einst so stolzen Geschlechter ihrer Bewohner fraß das Schwerdt der Eroberer, oder sie bargen sich in der niedern Hütte des Elends und der Armuth. – Die entthronte Kaiserfamilie selbst, die Nachkommen der Beherrscher Indiens, denen zwanzig Könige Tribut zollten, sind demüthige Unterthanen von Faktoren Londoner Kaufleute geworden; und die Söhne Derer, die noch vor einigen Jahrzehnten über Leben und Vermögen von 60 Millionen ihrer Mitgeschöpfe despotisch schalteten, sie leben jetzt im ehemaligen, halbeingestürzten Residenzschlosse von einem Jahrgelde, das ihnen die Gnade ihrer Herren gewährt hat. Auch Europa ist reich an lebendigen Beispielen gefallener Menschen-Größe, und der Gekrönten ohne Kronen hat die schicksalschwere Zeit, in der wir leben, viele gemacht; aber der furchtbare Wechsel traf doch nur die Menschen. Dort zerschlug das Schicksal Herrscher und Thron und Reich und Volk zugleich. –

Delhi (am Jumna in der brittischen Präsidentschaft Calcutta) deckte, als es vor hundert Jahren der furchtbare Verheerer des Orients, Nadir Schah, mit seinen 200,000 Persern und Mogolen erstürmte, einen Raum von 20 englischen Quadratmeilen; es zählte fast 100,000 Häuser und mehr als 1000 Palläste. Der Eroberer gab die Stadt der Plünderung seiner Horden hin, ließ über 200,000 der vornehmsten Einwohner niedermetzeln, und vor seinem Abzuge steckte er die Metropole an 100 Enden in Brand. Blos allein aus den kaiserlichen Schlössern nahm er an geraubten Schätzen für 425 Millionen Thaler mit fort; unermeßlich, aber nicht zu berechnen, war die von seinem Heere weggeschleppte Beute. – Aus dem Schutt erhob sich Delhi nie wieder zu voriger Größe und Herrlichkeit; und was die Perser verschont, ging großentheils während der Periode des gänzlichen Verfalles des Mogulreichs, in den [34] Verwüstungen der Afghanen und der Maratten unter. Jetzt decken den Raum, den die Metropole sonst eingenommen, zu neun Zehntel Ruinen. –

Eine der pittoreskesten Ansichten aus dieser Trümmerwelt gibt das nebige Bild. Cootub-Minar, die thurmähnliche, runde Pyramide, war ehemals Grabmal der Kaiser. Die Spitze ist eingestürzt; und doch ragt sie, ganz aus Marmorblöcken gebaut, noch an viertehalb hundert Fuß hoch zu den Wolken. Das verfallene Gebäude neben an war ein kaiserlicher Pallast; seit 1747, seit dem Raubzug der Afghanen, die ihn anzündeten, ist er ein Bild grauenvoller Zerstörung.