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Christliche Symbolik/St. Anna

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St. Anna,

Mutter der heiligen Jungfrau Maria. In der heiligen Schrift ist weder sie noch ihr Gatte Joachim genannt; ihre Namen erwähnt zuerst Epiphanius, und die Legende hat ihr Leben poetisch ausgeschmückt. Im apokryphischen Vorevangelium Jakobi heisst es, sie habe ihr gebenedeites Kind auf wunderbare Weise durch einen Kuss empfangen, den ihr Joachim gab, als sie beide im Gebete vor der goldenen Pforte von Jerusalem einander gegenüber knieten. So ist das heilige Elternpaar der Jungfrau oft in Kirchen gemalt worden. Pedro de Xaxis malte sie so im Kreuzgange von S. Geronimo in [63] Granada, lässt aber zugleich aus beider Brust Zweige sprossen, die sich oben in eine Lilie vereinigen (Sinnbild der heiligen Jungfrau). Cook, Skizzen S. 468. Auf einem Stich von Salimbene blicken beide durch Rosenzweige in den Himmel, wo die heilige Jungfrau thront. Zu Annaberg im Erzgebirge wachsen beide aus Blumenkelchen hervor, und über ihnen schweben Maria und Joseph, die das Christkind anbeten.

Anna wird auf Kirchenbildern immer mit grünem Mantel gemalt, weil sie die Hoffnung der Welt in sich trug, und Grün die Farbe der Hoffnung ist. Ihr Unterkleid ist roth, als Farbe der Liebe. In der Bretagne ist Anna deshalb auch Patronin des grünen Grases, und die Landleute bitten sie um eine reiche Heuärndte. Ausland 1840. S. 283.

Anna ist auch Patronin der Geburten. In dieser Eigenschaft wird sie sehr oft in Kirchen dargestellt, wie sie Marien auf dem Schoosse oder auf den Armen trägt, die dann wieder das Christkind trägt. Eine solche Gruppe heisst italienisch Mettertia, altdeutsch Selbdritt. Eine zu Würzburg wurde von Frauen in Kindesnöthen angerufen. Blainville, Reise I. 179. Ein Stich von Niklas Mair vom Jahre 1499 stellt dieselbe Gruppe dar, und unten steht: „Bild d. Ann Selb Trit.“ Fiorillo, Gesch. d. Künste in Deutschland I. 210. Waagen, Deutschland I. 35. 233. Vgl. Wackernagel, Kirchenlied Nr. 177. Viele Beispiele sind bei Heinecken, neue Nachrichten von Künstlern I. 316. nachzusehen.

Anna ist endlich Patronin der Bergwerke. Ueberall in erzreichen, namentlich aber silberreichen Gebirgen findet man St. Annenkirchen und Kapellen, oder sind ganze Städte nach ihr benannt, z. B. Annaberg im sächsischen Erzgebirge. Maria wird mit dem Mond und dem Silber, Christus mit der Sonne und dem Golde verglichen. Anna ist demnach gleichsam Mutter des Silbers, d. h. das Silberbergwerk selbst.

Eine Tradition lässt die heilige Anna nach Joachims Tode noch zwei Männer heirathen, und macht sie zur Mutter der sogenannten drei Marien. Die erste, Joachims Tochter, [64] ist die Jungfrau Maria; die zweite, des Kleophas Tochter, ist Mutter der Apostel Simon und Juda, Jacobus minor und Barnabas; die dritte, des Saloman Tochter, Mutter des Jacobus major und des Evangelisten Johannes. Durandi, rat. off. VII. 10. Molani, hist. imag. 319. Die Symbolik dieser drei Männer und noch manches Andere in den Legenden und Bergmannssagen von der heiligen Anna scheint aus heidnischen Erinnerungen entlehnt zu seyn, wovon ich in einem Werke über deutsche Sagen handeln werde.

Zum Hohne haben die Spötter des 18ten Jahrhunderts die heilige Anna die Grossmutter Gottes genannt (Nicolai, Reise, Beilage zum 7. Bande). Dagegen bewährt sich ihr grossmütterlicher Charakter angemessen in der Legende, in welcher sie betrübten Wittwen Trost bringt. Auch rühmt die Legende von ihr, dass sie nach dem bethlehemitischen Kindermord die kleinen Leichen betrauert und beerdigt habe.