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Christliche Symbolik/Sonntag

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Sonntag.

Die Juden feierten ihren Sabbath um letzten Tag in der Woche, als dem Ruhetage nach gethaner Arbeit. Die Christen feiern den Sonntag an dem ersten Tage der Woche, im Hinblick auf das Werk, welches erst beginnt und zu dem sie sich stärken. Das hängt genau mit dem Gegensatz der beiden Solstitien zusammen. Johannes dem Täufer gehört die Sommersonnenwende, von wo an die Nachtseite des Jahres hereinbricht, Christo aber die Wintersonnenwende, von wo an die Lichtseite des Jahres ihre Herrschaft beginnt. Der Täufer ist letzter Vertreter des überwundenen Judenthums, mit ihm sinkt es in die Nacht, Christus aber führt dem ewigen Licht und Tag entgegen.

Nicht am letzten Schöpfungstage, dem Sabbath, sondern am ersten, dem Sonntag, sprach Gott: „Es werde Licht!“ Und wiederum an einem Sonntag ward Christus, das Licht aller Geister, in die Welt geboren. Und wieder an einem Sonntag stieg er auf von den Todten, und wieder an einem Sonntag ward der heilige Geist ergossen. Vgl. Rupertus Tuitensis, de divin. offic. III. 16. Rippel, Alterthumb der Cäremonien S. 425. Strauss in seinem Kirchenjahr 8. 19. 27 [397] macht darauf aufmerksam, wie der christliche Sonntag mit seinen mannigfachen beweglichen und unbeweglichen Festen und Octaven das starre Einerlei des jüdischen Sabbaths durchbrochen und auch in dieser Beziehung das todte Gesetz zu lebendiger Freiheit geläutert habe.

Manche volksthümliche Namen einzelner Sonntage erklären sich aus besondern Umständen. So der Palmsonntag von den Palmen, mit denen man sich an diesem Tage zum Andenken an den Einzug Christi in Jerusalem schmückt. Der Augensonntag von den Anfangsworten des Psalmes Oculi mei. Der weisse Sonntag, der erste nach Ostern, von den weissen Kleidern der Täuflinge. Der Todtensonntag (laetare), vom sogenannten Todaustreiben (man warf ein Sinnbild des Todes oder eigentlich Winters in’s Wasser). Der Rosensonntag von der goldnen Rose, die der Papst an diesem Tage einweiht. Der schwarze Sonntag (Judica), weil er für einen Unglückstag gehalten wurde. Der goldne Sonntag, der auf einen Quatember folgt (Haltaus, Jahrzeitbuch S. 254.).

Bei den ältesten Christen hatte der Sonntag mehr Stunden, als jeder andere Tag, indem man noch der verlängerten Feier wegen einige Nachtstunden hinzurechnete. Binterim, Denkw. V. 1. 138.

Der Sonntagsbuchstabe des Jahres erklärt sich aus der Zählung aller Tage des Jahres vom 1. Januar an nach Buchstaben, aber nur von A bis G. Fällt nun der erste Sonntag im Jahr auf A, oder B, oder C etc., so muss auch jeder andere Sonntag desselben Jahres auf denselben Buchstaben fallen.

Was die Sonntagsfeier betrifft, so findet auf sie noch das alttestamentalische Sabbathgebot: „Du sollst den Feiertag heiligen,“ seine Anwendung, jedoch mit der Einschränkung, die nach Matthäus 12, 5. im neutestamentalischen Sinne geboten ist, sofern Christus selbst eine übertriebene pharisäische Strenge der Sabbathfeier in allen Fällen verwarf, wenn dadurch gute Werke verhindert werden könnten. Nur gemeines Tagewerk zu eigenem Nutzen ist verboten. Dafür dient zum [398] schönsten Sinnbild die Sichel der heiligen Nothurga. Als die Frau dieser heiligen Leibeigenen dieselbe zwingen wollte, an einem Sonntag Gras zu mähen, hing sie ihre Sichel an einen Sonnenstrahl auf, zum Zeichen, dass Gott selbst an diesem Tage ihre Arbeit nicht wolle.