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Christliche Symbolik/Schuh

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Schuh,

Mittel und Sinnbild des irdischen Wandels. Wer sich dem Heiligen und Himmlischen naht, bedarf dieses Mittels nicht mehr und muss daher auch das Sinnbild ablegen. Moses zieht, als er vor Gott im feurigen Busche kniet, seine Schuhe aus, „denn hier ist heiliges Land.“ 1. B. Mos. 3, 5. Alle Muhamedaner ziehen vor den Moscheen, auch alle Inder vor ihren Tempeln die Schuhe aus. Unser nordisches Clima leidet die Entblössung der Füsse nicht und im Christenthum ist die innerliche Demuth das Wesen, wobei das äussere Zeichen nicht wesentlich ist. Doch ist es geheiligtes Herkommen, die göttlichen Personen auf Kirchenbildern immer unbeschuht zu malen und auch den Aposteln nur Sandalen zu geben, im Gegensatz gegen die beschuhten Propheten.

Auch die Todten dürfen nach christlichem Gebrauch keine Schuhe tragen. Augustinus, serm. de sanct. 42, 6. Hier ist offenbar ein scharfer Gegensatz des Christenthums gegen das ältere Heidenthum ausgedrückt, weil in letzterem ausdrücklich die Beschuhung der Todten verlangt wurde. Die Heiden nämlich glaubten, ihre Todten kämen in eine materielle, sinnliche Welt, brauchten Fährgeld, um über den Todtenfluss zu schiffen, Schuhe, um auf den steinigen Wegen der Unterwelt nicht zu ermüden, wohl gar ein Ross, um zu reiten, daher geopferte Rosse mit ihnen begraben wurden, Waffen, sogar Nahrungsmittel für die Reise etc. In Deutschland findet man noch viele alte Heidengräber mit solchen Utensilien für die Todtenreise gefüllt. In der Grafschaft Henneberg nennt man noch jetzt jedes Begräbniss den „Todtenschuh“, zum Beweise, für wie wichtig man in frühern Zeiten die Beschuhung der Todten hielt. Dagegen lehrt die christliche Kirche, die Todten bedürfen all dergleichen Mitgaben [351] nicht, sie stehen in Gottes Hand und können sich nicht mehr mit irdischen Mitteln helfen, sondern nur noch mit Busse im Reinigungsorte.

Der alte sinnbildliche Gebrauch, wenn man irgendwo ungastlich aufgenommen worden ist oder sonst über Frevel zu klagen hat, beim Weggehen den Staub von den Schuhen zu schütteln, wurzelt in derselben Symbolik. Es wird nämlich damit ausgedrückt: „Ich hätte diesen Weg zu euch Gottlosen gar nicht antreten sollen, er ist vergebens, er ist zum Unheil ausgeschlagen, darum reinige ich meine Schuhe vom Staub wieder, als hätte ich den Weg gar nicht gemacht.“

Der Schuh war bei den Alten auch ein Symbol der Herrschaft. Darauf bezieht sich auch Psalm 60, 10: „Auf Edom werfe ich meinen Schuh.“ Doch scheint es, der mit dem Kreuz gestickte bischöfliche Schuh und päpstliche Pantoffel ist nur insofern zugleich Sinnbild der Herrschaft, als er die Fusstapfen des heiligen Petrus und die apostolische Mission, „den Fleiss für die Heerde Christi“ bedeutet. Rippel, Alterthumb der Cäremonien S. 270. Denselben Sinn scheint mir der „Frauenschuh“ oder „Marienschuh“ zu haben, die blumenartige Steinverzierung auf den Spitzen gothischer Thürme und Thürmchen. Diese Form, eine bauchige, rundgeschlossene, in der Mitte sich ein wenig öffnende Blume darstellend, eignet sich in vorzüglichem Grade für die gothische Steinornamentik, der offenere Formen und zerbrechlichere Ausstrahlungen ungünstig wären, entspricht aber zugleich der natürlichen Form der bekannten Blume „Frauenschuh“, cypripedium vulgare, und lässt daher auch eine höchst sinnige Beziehung auf die Gottesmutter zu, deren Wandel auf Erden die Kirche gründete, so dass ihre Fusstapfen, der höchsten Spitze der Kirche aufgedrückt, theils den heiligen Ursprung der Kirche, theils die ewige Herrschaft und Fürsorge der Gottesmutter innerhalb der Kirche bezeichnet. Vgl. Kreuser, Kirchenbau I. 174. II. 355. 564, wo jedoch diese Symbolik noch nicht erschöpfend genug behandelt ist.

Schuhe als Heiligenattribute. Die Heiligen Eutropius, [352] Sergius und Sozon erlitten das Martyrium durch Nägel, die man ihnen in die Füsse schlug. Der heilige Anthemus von Nicomedien und Basiliskus durch glühende Metallschuhe. Schuhe in der Hand getragen kennzeichnen die heilige Hedwig, die als Fürstin aus Demuth immer barfuss ging und als ihr Gemahl, Heinrich der Bärtige von Schlesien, ihr befahl, Schuhe zu tragen, dieselben nur in der Hand trug.

Bei Stintebüll am Meeresufer stand das Bild des heiligen Pancratius mit goldenen Pantoffeln. Die stahl ein Dieb, aber auf dem Meer ergriff ihn ein Sturm und schleuderte seinen Leichnam an demselben Ufer aus, wo das Bild stand. Daher das Sprichwort: Pancratius holt seine Pantoffeln wieder. Müllenhoff, holst. Sagen Nr. 158.