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Christliche Symbolik/Schöpfung

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Schöpfung, die.

Die mosaische Schöpfungslehre unterscheidet sich von allen heidnischen dadurch, dass sie einen allmächtigen und allgütigen Gott voraussetzt, welcher schon vor der Welt existirt und die Welt aus Nichts hervorbringt, wie ein Künstler das Kunstwerk, mit dem Wohlgefallen des Meisters, dem sein Werk gelungen ist, und sofern er lebende Wesen nach seinem Bilde schafft, mit der Liebe eines Vaters, dem das Wohl seiner Kinder am Herzen liegt. Noch weiter unterscheidet sich die mosaische Schöpfungslehre dadurch, dass sie sich nach Zeit und Raum möglichst beschränkt, sich an das Wirkliche, des Menschen nächste Umgebung hält, und von Allem absieht, was etwa der Zeit nach vor der Schöpfung der Erde könnte gewesen seyn, oder was im Raum weit über die Erde hinaus liegt.

Die heidnischen Schöpfungslehren kennen den väterlichen Schöpfer nicht. Sie sind entweder pantheistisch, oder polytheistisch oder dualistisch.

Der Pantheismus der Inder sieht in der Welt nur den auseinandergefallenen Gott, den aus der Einheit des Geistes in die Vielheit der Materie emanirten Gott, der seiner Zeit sich aus der wieder verschwindenden Materie in seine geistige Einheit zurückziehen soll. Ja nach dieser Lehre ist Gott durch seine eigene Sünde gezwungen, aus der ewigen Ruhe [341] in die Bewegung und Mannigfaltigkeit der Materie wie in einen Kerker zur Strafe einzugehen, um sich durch Busse wieder zu reinigen. Ein Grundgedanke, der beiden indischen Systemen, dem des Brahma, wie des Buddha, zu Grunde liegt. Deshalb ist in dieser Lehre auch der Mensch nicht absolut verschieden von Gott, sondern er wird durch angestrengte Busse selber Gott gleich, und sofern die Inder ihren Pantheismus mit Polytheismus verbinden und eine Menge Götter als einseitige Emanationen des göttlichen Urwesens annehmen, zweifeln sie nicht, dass der Mensch durch Busse sich über alle diese Götter erheben und dem höchsten Wesen näher als sie kommen könne. Ja auf dieser Voraussetzung beruht der dem Brahmanismus aufgepfropfte Buddhaismus ganz wesentlich; denn da Brahma, durch seine Phantasie (die Maja) verführt, seine göttliche Ruhe aufgab, um die Bilder seiner Einbildungskraft zu verwirklichen, und aus der Geisteswelt in die Sinnenwelt heraustrat, konnte der Rückweg in die ewige Ruhe des Geistes nur durch die strengste Busse und tiefste Contemplation des Menschen gefunden werden, d. h. im Buddha, der im Gegensatz gegen Brahma nicht von der Gottheit sich erniedrigt zur Menschheit und Thierheit, sondern sich aus der letztern wieder zur Gottheit erhebt. Jenes ist der sündigende Gott, dieses der erlösende Mensch. Es leuchtet ein, dass diese etwas complicirte Vorstellungsweise erst in einer spätern Zeit entstehen konnte, in welcher das Menschengeschlecht schon weit aus der Kindlichkeit herausgetreten war, und in welcher sich einerseits der philosophirende Hochmuth des Menschen, andrerseits auch das böse Gewissen und die Erfahrung im Laster schon geltend gemacht hatten. Die mosaische Lehre erscheint ungleich kindlicher und wahrer.

Der Polytheismus hat überall wenig über die Schöpfung reflectirt. Es genügte ihm, die wichtigsten Elemente und Naturkräfte einzeln zu vergöttern und in dieser Vergötterung zu personificiren. Die auf diese Weise vermenschlichten Götter liess man andre zeugen, unter denen man sich wieder [342] entsprechende Personificationen der Naturreiche dachte. Dies war bekanntlich die Lehre der Griechen. Da ist zuerst Uranus der Himmel und Gae die Erde. Die zeugen miteinander den Chronos, die Zeit. Diese zeugt den Zeus (Aether), die Here (Luft), den Poseidon (Meer) etc. Aus andern Zeugungen gehen dann auch die Götter von mehr moralischer Bedeutung hervor. Ueberall entsteht hier die ganze Natur in einer immerwährenden Weiterzeugung; von einem alleinigen Gott, der Alles aus Nichts macht, ist nicht die Rede, noch weniger von einem liebenden Vater. Denn der Mensch selbst wird nach dieser Lehre nur verstohlen und wider Willen des herrschenden Gottes Zeus von dem untergeordneten Titanen Prometheus geschaffen, Zeus ärgert sich darüber, straft den Titanen dafür, und stellt sich zu dem Menschen in ein ironisches und durchweg gemüthloses Verhältniss.

Der Dualismus, der sich am entschiedensten in Persien aussprach, nahm eine durchgängige Zweiheit in der Gottheit wie in der Welt an. Die gute Hälfte Gottes, Ormuzd, schuf auch die gute Welthälfte, die böse, Ahriman, die böse. Hier heisst es also nicht, wie in der Genesis, Alles, was Gott gemacht hatte, war gut; sondern das Gute war von Anfang an mit Bösem verschmolzen, und der Teufel erhielt schon bei der Schöpfung gleiches Recht mit Gott.

Ferner gefielen sich die heidnischen Systeme des Orients in einem ausserordentlichen Luxus der Zeit- und Raumbestimmungen. Sie nahmen eine Menge Welten und Weltgeschichten vor der unsern an. Vielmal war die Welt schon untergegangen und eine neue an ihre Stelle getreten, ehe die unsere an die Reihe kam. Dieser Erstreckung der Zeit entsprach auch eine des Raumes. Man thürmte über unserer Erde eine Menge Himmel als Wohnsitze höherer Geister oder untergeordneter Götter auf. Von allem diesem Luxus weiss unsere Genesis nichts. Sie beginnt mit dem ersten Tag auf Erden und kennt vor ihm nichts, und sie beschreibt die Erde, über der sich der Himmel wie ein Zelt ausdehnt, ohne in die Tiefe der Vorwelt irgend eindringen zu wollen.

[343] Man sieht, dass der tiefpoetische Gedanke des ersten Erwachens der schönen Welt aus der Nacht des Nichts, das Feierliche des ersten Morgenwehens der Schöpfung nur in unserer Genesis erfasst ist, während alle andern Kosmogonieen ihn haben fallen lassen. Man sieht ferner, dass die mosaische Lehre allein es ist, die in jenem ersten Erwachen das Unschuldige, die jungfräuliche Reinheit der Natur anerkennt, in der unbefangenen Weise, in welcher jede reine und gesunde Seele die Schönheit der Schöpfung anerkennen und bewundern muss. Gegen diese so natürliche und liebenswürdige Auffassung erscheinen die erwähnten heidnischen Auffassungen alle roh, oder durch finstere Nebengedanken getrübt. Anstatt der Erde ihren schönen Morgen, den Menschen ihr erstes kindliches Erstaunen über das wundervolle Werk der Schöpfung zu gönnen, beginnen sie schon mit dem vollen Bewusstseyn alles Weltelends, nicht mit kindlichen, sondern mit Greisesgefühlen.

Schon aus diesem innern Grunde macht die Genesis darauf Anspruch, die ältere und reinere Tradition zu bewahren, während alle andern Schöpfungslehren erst späteren Ursprungs und durch spätere Erfahrungen getrübt erscheinen, und keineswegs mehr das kindliche Bewusstsein der ersten Erdenbewohner bewahren.

Der ästhetische Grundcharakter der Genesis ist auch in andern biblischen Büchern festgehalten. Jeder neugeborne Mensch soll, dem ersterschaffenen gleich, kindlich das Wunder der Welt anstaunen und kindlich dem gütigen Schöpfer eines so schönen Werkes danken. So heisst es im 8ten Psalm: „Was ist der Mensch, dass du an ihn dachtest, und ihn erschufest und in diese schöne Welt setztest?“ Wie grell sticht dagegen die Lehre der Inder ab, die statt dieser demüthigen Gottesfurcht und kindlichen Freude eine greisenhafte Weltverachtung und ihr nil admirari voranstellen!

Im Stufengang der mosaischen Schöpfungslehre durch die sechs Tage, denen die Sabbathsruhe des siebenten folgt, ist mit weiser Oekonomie Alles ausgedrückt, was der kindliche [344] Mensch zu wissen braucht. In drei Tagen wird das Feste gefestet, in drei weitern Tagen wird das Leben in den geschaffenen Elementen erregt und bewegt. Im allgemeinen Licht, das schöpferisch aus der uralten Nacht bricht, sondert sich die Feste des Himmels, als Fussboden Gottes, von der Feste der Erde, als dem Fussboden des Menschen. In den besondern Lichtern der Sonne und des Mondes, die später hervortreten, sondert sich die grünende und von lebenden Geschöpfen erfüllte Erde vom Meere, in dem gleichfalls das Lebendige wimmelt. Zum Element des Aetherlichtes verhalten sich Sonne, Mond und Sterne als darin gleichsam lebende Geschöpfe, wie sich die Fische und Vögel zu dem flüssigen Element des untern und obern Wassers, des Meeres und der Luft, und wie sich die Pflanzen und Thiere zur Erde verhalten. In dieser dreifachen Gliederung der sechs Tage ist mit weiser ästhetischer Oekonomie alles Wesentliche zusammengefasst. Am siebenten Tage ruht Gott aus und freut sich seines Werkes. Die Wechselbeziehung der irdischen Tage zu den Schöpfungstagen hat eine Art von innerer Nothwendigkeit, sobald die Schöpfung als das Werk eines grossen Meisters aufgefasst wurde. Die Kinder Gottes werden dadurch erinnert, in ihren kleinen Werken nach ihren bescheidnen Kräften den Vater nachzuahmen, um Gutes zu wirken und der Arbeit mehr Zeit zu widmen, als der Ruhe; aber auch nicht in zäher Hast unaufhörlich schaffen zu wollen, sondern zur rechten Zeit auszuruhen und zu betrachten und zu prüfen, was sie gethan haben.

Auf die Versuche, die mosaische Schöpfungsgeschichte aus der Physik zu erklären, können wir uns hier nicht einlassen. Nur des einen wollen wir seiner Sinnigkeit wegen gedenken. Es ist der Versuch von Heinrich Steffens in seiner Anthropologie, Breslau 1822. Er geht von der Hypothese aus, unsere Erde sey zuerst ein Mond, dann ein Comet gewesen, ehe sie ein Planet geworden, und nimmt nun an, die zwei ersten Schöpfungstage fallen in die Mondperiode. Die Erde war, sagt er, ein Metallkern und breitete als ersten [345] Gegensatz von sich das Element der Luft um sich aus; dann bildete sich das Wasser zwischen beiden. Das Wasser aber warf sich auf die von der Sonne abgekehrte Seite und das Land trat hervor auf der andern, der Sonne zugekehrten Seite, weshalb wir noch jetzt die Südhälfte der Erde voll Wasser, die Nordhälfte voll Land sehen. Nun ging aber am dritten Schöpfungstage die Erde in die Cometenperiode über. Der unbändige Trieb der Vegetation strebte hinauf zur Sonne, riss gegen das Gesetz der Schwere die irdischen Stoffe an sich und breitete sie als Zweige der Sonne entgegen; ja riss die Erde selbst aus ihren Angeln, brach das Gesetz, durch welches sie bisher als Mond gezwungen war, der Sonne nur eine Seite zuzukehren, begann sich zu drehen und stürzte auch zugleich in einer Cometenbahn der Sonne selber zu. Die Sonne aber, die vorher nur eine dunkle Erde, ein Planet war, wurde jetzt erst Sonne. Unsere Vegetation und die Lichtkraft der Sonne riefen sich wechselseitig hervor. Deshalb konnte die Bibel sagen, die Sonne sey später entstanden, als die Pflanzenwelt, und was vorher unsinnig schien, erhält nun einen schönen Sinn. In der Sonnennähe erreichte die Vegetation ihre höchste Ueppigkeit; in der Sonnenferne versank sie wieder in Nacht und Eis. (I. 233.) Um aber zu erklären, wie auch der Mond erst so spät entstand, sagt Steffens I. 259, der Mond sey aus der Erde geboren worden, und zwar durch einen Act der Zeugung zwischen dem männlichen und weiblichen Erdprincip, die sich in den ersten Regungen der Thier- und Pflanzenwelt bethätigt hätten. Die Meteorsteine seyen fortwährend solche Erdkinder in kleinerem Maasstabe. Allein die Erdrevolutionen, die Wehen der Schöpfung waren damit noch nicht beendigt. Erst als im Menschen ein Wesen geschaffen wurde, in dem alle Elemente und Naturkräfte in vollkommenster Harmonie erschienen und dessen Schönheit Gott selbst zu seinem Ebenbilde machte, war das Ziel erreicht, jeder Streit ruhte, die Erde war Paradies. Und nur weil die ersten Menschen sündigten, konnten die durch Harmonie gefesselten Naturkräfte wieder ausbrechen und wurde [346] die Sündfluth nothwendig. Der Grundgedanke, dass alle Naturvorgänge sich auf das sittliche Wesen des Menschen beziehen, ist sehr poetisch. Steffens schliesst daraus ferner, dass es nur Ein menschliches Urpaar gegeben haben könne, weil die Harmonie der Elemente und die Ebenbildlichkeit Gottes keiner Mehrheit von Individuen bedurft habe. Das Auseinanderfallen der Racen erklärt er aber II. 415. consequent durch die Sünde, welche die Menschen wieder unter die Naturgewalt habe fallen und von derselben verschieden modificiren lassen.

In der Schöpfungsgeschichte der Bibel wurde die Stelle: „Gott sprach: es werde Licht, und es ward Licht,“ schon von dem Heiden Longinus in seiner Abhandlung vom Erhabenen ihrer Erhabenheit wegen bewundert. Haydn hat sie in seiner grossen Composition „die Schöpfung“ durch Töne zu versinnlichen gesucht, die in rascher Steigerung machtvoll aus der Stille, wie das Licht aus der Nacht hervorbrechen.

Parallelstellen zur mosaischen Schöpfungslehre sind in der Bibel der 104te Psalm, der die ganze Schöpfungsgeschichte kurz zusammenfasst, und das Buch Hiob, Cap. 38.

Poetische Umschreibungen der Genesis kommen viele schon frühzeitig vor. Einer abyssinischen Genesis wird gedacht in Harris' Reise nach Schoa, II. Anhang 58. Lateinische Umschreibungen mit geringer Abweichung schon von Tertullian (Bähr, christl. Dichter 18.), von Juvencus (27.), von Hilarius von Arles (34.), von Victor (62, auch in Fabricii thes. I. 307.), Dracontius (Fabr. 353.), Avitus (Fabr. 367.).

Die Schöpfung wurde im Mittelalter als geistliches Schauspiel dargestellt, in England in einem Stück, das sieben Tage lang spielte und dadurch die Schöpfungstage nachahmte. v. Schack, span. Drama I. 51. Ein spanisches Stück von Calderon fasst Gott den Vater als Orpheus auf, überaus phantastisch (das. III. 264.). Orpheus tritt aus einer Himmelskugel, spielt und singt, da erwachen die zu seinen Füssen schlummernden Tage, der eine mit der Fackel des Lichts, der andere die Gewässer vom Lande scheidend, der dritte [347] Blumen und Früchte streuend etc.; endlich erwacht auch die menschliche Natur und dankt knieend dem Orpheus. Dieser kehrt in die Himmelskugel, aus der er im Anfang hervorgekommen, zurück, und die menschliche Natur bleibt auf der schönen Erde, im Paradiese. Da kommt Satan und der Neid in Gärtnerstracht und verlockt die menschliche Natur zum Apfelbiss. Sogleich verschwindet das Paradies, die Tage ziehen wieder weiter, aber der erste hält statt der Fackel ein Flammenschwert, der dritte theilt statt der Blumen und Früchte Disteln und Dornen aus. Die menschliche Natur wird in die Hölle geschleppt; da kommt Orpheus wieder und spielt vor dem schrecklichen Charon, dass er ihn einlasse, die menschliche Natur zu befreien. Charon weigert sich, bis Orpheus sich zum Opfer erbietet und sich von Charon tödten lässt. Nun kommen die sieben Tage wieder und jammern, bis plötzlich Orpheus auf einem Schiffe, dessen Mast das Kreuz trägt, wieder erscheint und die befreite menschliche Natur (Euridice) mit sich führt. — Die Schöpfung wurde auch von dem Spanier Azevedo als Epos behandelt. Velasquez, span. Dichtkunst S. 395. Desgleichen von Saluste de Bartas.

In Miltons verlornem Paradiese ist die Schöpfung sehr malerisch aufgefasst, namentlich die Schöpfung der Thiere. Das Krokodil steht zweifelnd da, ob es das Wasser oder die Erde zu seinem Elemente wählen soll. Behemoth, das grösste Thier, reisst sich mühevoll aus dem Schlamme. Die Vögel rauschen auf, ein unzählbares Heer etc. Eben so glücklich ist Haydn in seiner musikalischen Auffassung gewesen, wenn auch ein wenig Spielerei hier mit unterläuft.

Die Schöpfung in Gemälden darzustellen, ist freilich eine schwere Aufgabe, weil sich das Grosse nicht wohl in’s Kleine zusammendrängen lässt. Doch lassen sich einzelne Momente der Schöpfung wohl in ein klares Bild fassen.

Erster Moment: Der Geist Gottes schwebt über der Tiefe. Phantastisches Bild des Engländers Martin. Gott Vater erscheint hier als ein riesenhafter Ossianischer Nebelgeist im Halblicht der Wolken, Vgl. Kunstbl. 1825. S. 238. [348] Ein ähnliches Bild von Gudin (das. 1844. S. 376.) lässt nur die Gestalt aus und bezeichnet das göttliche Wesen nur durch die Lichtwirkung allein. Viel naiver fassten die alten Maler den Gegenstand auf. Auf Glasmalereien namentlich findet man die Schöpfungsmomente durch Kugeln bezeichnet, die Gott Vater als Greis oder Kaiser vor sich hält. Die erste Kugel ist weiss und farblos (Licht), die zweite blau (Wasser), die dritte farbig (Scheidung der Elemente), die vierte blau mit Sternen (Sternhimmel), die fünfte grün (die Erde). Vgl. d. Artikel Kugel. In einem französischen Miniaturbilde steht Gott Vater mit Sonnennimbus und Reichsapfel vor einem Wasser, über das eine Taube zu ihm fliegt. Am Wasser bildet sich eine Landschaft. Didron, icon. p. 452. Auf einem andern Miniaturbild in Turin sitzt Gott Vater auf der Sonne und hält in der Hand die Erdkugel. Millin, Reise durch Savoyen I. 281. Naive Darstellungen aller Schöpfungstage in Mosaiken zu Venedig. Kunstbl. 1831. Nr. 32. Auch im Dom zu Orvieto und im Campo Santo zu Pisa. Die über dem Wasser als heiliger Geist schwebende Taube, die verschiednen Kugeln des Himmels und der Erde, dann die besondere Schöpfung von Sonne und Mond, von Kräutern und Bäumen, von Thieren und Menschen wiederholen sich am öftesten. Auch die grösseren Maler des 16ten Jahrhunderts behielten die naiven Motive noch bei. Raphael malte Gott als einen lebhaft bewegten Greis mit genial zurückgeworfenem Haar, schwebend in den Lüften, wie er Sonne und Mond gleichsam gewaltsam mit beiden Händen anpackt. Das ist seiner Würde nicht ganz angemessen und erinnert mehr an einen italienischen Baumeister, der mit Heftigkeit und Zorn seine Werke beschleunigt, etwa an Michel Angelo, Raphaels Zeitgenossen.

Die Schöpfung der Pflanzenwelt fällt mit den lieblichen Abbildungen des Gartens Eden zusammen. In dieser Darstellung zeichnete sich der sogenannte Sammet-Breughel besonders aus. Die Schöpfung der Thiere wurde von Thiermalern benutzt zu Darstellungen aller Art von Thieren.

[349] Man brachte die neue, geistige Schöpfung, die mit der Ausgiessung des heiligen Geistes begann, in Verbindung mit jener ersten Schöpfung und stellte namentlich den (in Taubengestalt) über dem Wasser schwebenden heiligen Geist mit dem gleichfalls als Taube über den Aposteln und Jüngern schwebenden heiligen Geist zu Pfingsten zusammen. Waagen, Kunst in Paris S. 345.