Christliche Symbolik/Limbus
limbus (Streifen, Rand), zusammenhängend mit limen (Schwelle), wird insgemein ein Aufenthaltsort der Verstorbenen genannt, der theils an den Himmel, theils an die Hölle angrenzt. Nach dem alten Testament war der Vorhimmel der Schooss Abrahams. Hier sollten die gerechten Judenseelen sich bis zur allgemeinen Auferstehung befinden. Nach christlichen Begriffen muss aber dieser Schooss Abrahams wegfallen, da Abraham selbst mit den andern Patriarchen erst von Christus (in der Zwischenzeit zwischen seiner Grablegung und Auferstehung) aus der Vorhölle erlöst wurde. Einen sogenannten limbus infantum erblickt man häufig als Vorhimmel auf Bildern des thronenden Gottes oder des Weltgerichts am untersten Saum des Himmels, erfüllt mit den Seelen der unschuldigen Kinder, die im bethlehemitischen Kindermord Martyrer wurden, aber als ungetauft noch nicht in den Himmel selbst kommen können. Ein anderer limbus infantum kommt bei Dante (Hölle, 4ter Gesang, vgl. die Uebersetzung von Kopisch S. 15) am obersten Rande der Hölle vor, erfüllt mit den Seelen ungetaufter unschuldiger Kinder und tugendhafter Heiden. Ausserhalb der Hölle, jedoch unmittelbar über sie, versetzt Dante die indifferenten Engel, die sich weder für Lucifer, noch auch für Gott entschieden und also nicht werth sind weder der Hölle noch des Himmels.
Der Limbus, sey er Vorhimmel am untersten Rande des Himmels, oder Vorhölle am obersten Rande der Hölle, muss vom Fegfeuer (purgatorium) unterschieden werden, sofern in’s Fegfeuer nur getaufte und erwachsene Christen gehören, die hier von ihren Sünden geläutert werden, während im Limbus sich nur Ungetaufte oder Kinder aufhalten. In dem berühmten Bilde des Weltgerichts von König René ist daher [36] auf sinnige Weise die Vorhölle mit den Kinderseelen einerseits von dem Fegfeuer rechts, andererseits von der Hölle links abgetrennt.