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Christliche Symbolik/Jeremias

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Jeremias,

der zweite unter den grossen Propheten, hat einen überaus melancholischen Charakter und vereinigt in sich das Gefühl aller Leiden seiner Zeit und seines Volkes. Sein tiefer Klageton ist gerechtfertigt durch die Grösse und insbesondere auch durch die Länge seiner Leiden, denn er wurde sehr alt und kam aus einem Elend immer in's andere.

Er selber erzählt, als König Josia regierte, und er noch sehr jung gewesen, habe der Herr ihn angerufen und zu seinem Propheten auserwählt, wie demüthig er auch seine Jugend vorgeschützt, um dem schweren Amte zu entgehen. Schon damals erkannte er aber, dass dieses verdorbene Geschlecht keiner Besserung mehr fähig sey; namentlich, weil es so viel lüge. So oft es ihm gut gehe, diene es fremden Götzen, nur in der Noth schreie es wieder zu Jehovah, um, wenn er geholfen, gleich wieder undankbar von ihm abzufallen. Indem der Prophet des Volkes Affenschande aufdeckt, verkündet er ihm die Strafgerichte Gottes, wie Jesaias, aber während Jesaias auf Christum hinweist und dem Untergange eine herrliche Auferstehung folgen lässt, schliesst Jeremias nur mit rührenden Klagen um den Untergang des Tempels und die Gefangenschaft des Volkes. Die Stadt des Herrn [433] wird hier als eine ihres Reichs und Gatten beraubte, zur Sklavin gemachte, trostlos verlassene Königin geschildert. Zion wird, höchst poetisch, aufgefasst als der Fussschemmel Gottes, den dieser im Zorne von sich schleudert. Das Elend der Gefangenschaft wird auf's Ergreifendste geschildert als Finsterniss, drückende Beengung, Verhöhnung, Nährung mit Bitterkeit und Wermuth, Wälzen in Asche. Aber eben so rührend wird zur Geduld ermahnt, und dass das geknechtete Volk nicht murren soll wider sein Elend, sondern nur wider seine Sünde.

Nach der Tradition des Pseudo-Epiphanius wurde Jeremias mit nach Aegypten geschleppt und dort von den erbitterten Juden gesteinigt, wo auch noch sein Grab gezeigt wird. Lucas, Reise I. 37. Winer, Realw. s. v. Jeremias. Dem Judas Maccabäus erscheint Jeremias im Traume und gibt ihm ein siegbringendes Schwert. 2. Maccab. 15, 12. Nach der Legende im heiligen Lande verbarg Jeremias bei der Zerstörung des Tempels das heilige Feuer im Brunnen des Nehemias, und als man später das Wasser dieses Brunnens auf ein Opfer schüttete, wurde es sogleich zu Feuer. Pococke, Beschreibung von Palästina S. 38.

In Gemälden erscheint Jeremias durchgängig sehr alt und leidend, jedoch nicht schlaff, sondern würdig und gottbegeistert. Sein Attribut ist die Ruthe (Zweig), die ihn Gott sehen liess. Michel Angelo malte ihn in der sixtinischen Kapelle mit sehr langem schneeweissem Bart, von Leiden niedergedrückt. In neuerer Zeit erwarb sich Bendemann grossen Ruhm durch sein Bild des auf den Trümmern von Jerusalem unter Leichen und Sterbenden trauernden Propheten. Mir scheint dies Bild zu antik gehalten.