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Christliche Symbolik/Hand

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Hand.

Die Hand Gottes kommt oft in der heiligen Schrift vor. „Die Welt ist seiner Hände Werk.“ Jesaias 66, 2. „Herr, deine Hand ist erhöht,“ ebend. 24, 11. „Des Herrn Hand ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte,“ ebend. 59, 1. Die Hand des Herrn ist’s, die das schreckliche mene thekel phares an die Decke des Belsazarsaals schreibt. Daniel 5, 25. In der Offenbarung Johannis 1, 16. ist die rechte Hand Gottes mit sieben Sternen umgeben. Die älteste christliche Kunst, die es noch nicht wagte, Gott Vater in menschlicher Gestalt aufzufassen, um ihn nicht zu erniedrigen, begnügte sich mit dem naiven Sinnbilde der Hand, um seine Allmacht auszudrücken. Eine Hand, aus den Wolken hervorgereckt und [369] Strahlen unter sich ergiessend (nach Habakuk 4, 4.) oder mit einem Nimbus, ist das gewöhnlichste Sinnbild Gott des Vaters schon auf altchristlichen Sarkophagen, z. B. Aringhi I. 305. 309. 317 ff. und noch mehr in Miniaturen. Vgl. Didron, icon. p. 56. 66. 211. Didron, manuel p. 118. Twining, symb. pl. 1. 2. Kreuser, Kirchenbau II. 36. Grüneisen, bildl. Darst. der Gottheit S. 92 f. Gottes Hand, von der Licht über alle Völker strömt, in einem griechischen Miniaturbild. Kunstbl. 1821, Nr. 11. Das Licht erscheint öfters dreifach getheilt. Didron, annales V. 30. Eine sehr seltene griechische Vorstellung ist die aus den Wolken herablangende Hand Gottes, die eine Anzahl Selige hält (wie sonst Abrahams Schooss). Daselbst I. 163. Die Hand Gottes, umringt von den Tugenden in weiblichen Halbfiguren, in dem Evangeliarium von Niedermünster, jetzt in München. E. Förster, deutsche Kunst I. 105.

Die Hand ist ein Sinnbild der Macht, so auch des Schutzes. Daher die segnende und schützende Bedeutung des Handauflegens. Auch ein Sinnbild der Freigebigkeit, daher russische Marienbilder nicht selten drei Hände haben. Das Zeichen des Segens ist in der griechischen Kirche die Erhebung des Zeige-, Mittel- und kleinen Fingers der Hand (als Sinnbild der Dreieinigkeit) und Senkung des Daumens und Goldfingers (mit Bezug auf die beiden Naturen Christi). Durandi, rat. off. V. 11. Didron, man. p. 456; icon. p. 289. Die römische Kirche bedient sich der drei ersten Finger zur Erhebung (Daumen, Zeig- und Mittelfinger).

Das Zusammenlegen und Falten der Hände im Gebet bedeutet: sich freiwillig gefangen geben. Früher legte man die erhobenen Hände glatt zusammen, das Falten kam erst später auf. Waagen, Paris 267.

Das Waschen der Hände ist ein Sinnbild der Reinigung und Entschuldigung. Daher Pilatus symbolisch seine Hände wusch, um sich rein zu waschen von der Schuld, Christum gekreuzigt zu haben. Derselben Symbolik gehört das Gottesurtheil [370] des siedenden Wassers, Bleis etc. an. Vgl. Paullini, Zeitverk. Lust III. 130.

Adrianus und Natalia war ein vornehmes römisches Ehepaar, das unter Kaiser Maximian des Christenthums wegen verfolgt wurde. Natalia küsste die Banden ihres Gatten als den kostbarsten Schmuck, weil er sie um Christi willen trug. Bald aber trug sie selbst gleiche Banden und unter den furchtbarsten Martern sprachen sich beide wechselseitig Muth zu. Adrianus wurde endlich durch Abhauen der Hände und Füsse auf einem Ambos (der deshalb auch sein Attribut ist) hingerichtet, Natalia aber kam mit dem Leben davon. Sein Körper war heimlich von den Christen als eine heilige Reliquie nach Constantinopel geführt worden, mit Ausnahme der einen abgehauenen Hand; aber Natalia nahm die Hand mit sich zu Schiffe und fuhr ebenfalls nach Constantinopel. Unterwegs erschien ihr Adrianus Geist, und rettete das Schiff vom Untergange. Als sie gelandet, legte sie die Hand auf die Leiche ihres heiligen Gemahls. Da erschien er ihr abermals und verkündete ihr, nach so vielen Stürmen solle sie nun die Ruhe bei ihm wiederfinden. Und in der nächsten Nacht entschlief sie sanft, um nicht wieder zu erwachen. Surius zum 8. September. Eine der schönsten Legenden; die Rose der irdischen, die Lilie der himmlischen Liebe erscheinen kaum je so schön verbunden.

Handlosigkeit als Attribut vieler Heiligen. St. Sabinus, Bischof von Assisi, dem auf des Präfecten Venustianus Befehl beide Hände abgehackt wurden, erhob die Armstummel zum Gebet, um den Tyrannen von einem Augenübel zu heilen. Silbert, Legenden I. 129. Dem Jacobus Martyr hieb man Hände und Füsse ab. Dem Johannes Damascenus hieben die Muhamedaner die Hand ab, aber die Gottesmutter setzte sie ihm wieder an. Fulgosus I. 6. Abgehauene Hände hat auch St. Quiriacus.

Handlab oder Handeloh heisst eine Kirche in Bayern, wo einst Frau Mathilden von ihrem ohne Grund eifersüchtigen Manne die Hand abgehauen, aber von der Mutter [371] Gottes gleich wieder angesetzt und geheilt wurde. Müller, bayerische Sagen S. 39. — St. Anastasius wurde an einer Hand aufgehangen. St. Lazarus von Constantinopel konnte mit seinen verbrannten Händen doch immer noch Heiligenbilder malen.

Barlaam, der christliche Mutius Scävola, sollte den Götzen opfern. Als man ihm aber die Hand, mit Weihrauch gefüllt, über das Opferfeuer hielt, verbrannte er lieber die Hand, als dass er den Weihrauch hätte fallen lassen. 19. November. Dasselbe berichtet die Legende vom heiligen Procopius, auch von der heiligen Cyrilla und Bibiana.

St. Wilhelm von Tours, genannt Firmatus, gab all das Seine den Armen und wurde Einsiedler. Als ihn eine Buhlerin verführen wollte, hielt er die Hand in’s Feuer und verbrannte sie, worauf das erschrockene Weib sich bekehrte. Eier, die man ihm brachte, erkannte er durch’s blosse Ansehen als gestohlen. 24. April 1090. — Der heilige Victorinus klemmte seine Hände drei Jahre lang zwischen einen Baumstamm ein, in freiwilliger Busse.

Die Hand des heiligen Stephan, womit er so viel Almosen ausgetheilt, blieb unverweslich. Ueber die Schicksale dieser Reliquie vgl. Zedlitz, Volkssagen I. Auch die Hand des heiligen Oswald blieb unverwest, aus gleichem Grunde.

Dass Hände, die Böses thun, Heilige misshandeln, die Kirche bestehlen etc. wollen, plötzlich verdorren oder erlahmen, kommt oft in Legenden vor. Einem Zweifler, der das Bett der heiligen Jungfrau höhnisch berührte, hieb der Engel Michael die Hände ab. Nach einem russischen Bilde im Berliner Museum. Catal. von 1830, S. 263.