Zum Inhalt springen

Christliche Symbolik/Grab

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
<<< Grab >>>
{{{UNTERTITEL}}}
aus: Christliche Symbolik
Seite: {{{SEITE}}}
von: [[{{{AUTOR}}}]]
Zusammenfassung: {{{ZUSAMMENFASSUNG}}}
Anmerkung: {{{ANMERKUNG}}}
Bild
[[Bild:{{{BILD}}}|250px]]
[[w:{{{WIKIPEDIA}}}|Artikel in der Wikipedia]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[[Index:{{{INDEX}}}|Wikisource-Indexseite]]
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[353]
Grab.

In Bezug auf die Symbolik der christlichen Gräber ist zuerst festzuhalten, dass der Christ in die Erde begraben werden muss, weil er von Staub gemacht ist und wieder zu Staub werden soll. Sodann aber der Glaubenssatz, dass eine [354] Auferstehung des Fleisches stattfinden wird und dass die Todten bis zum jüngsten Tage dieser Auferstehung harren.

Hieraus erklärt sich, warum man die Kirchhöfe einweiht, Todte gern in der Nähe der Kirchen begräbt, den Begräbnissort Kirchhof nennt und warum in frühern Zeiten die Vornehmen sich in der Kirche und wo möglich in der Nähe des Altars neben den im Altar ruhenden Gebeinen des Kirchenheiligen begraben liessen. Die Todten befanden sich an diesem geweihten Ort gleichsam unter dem persönlichen Schutz des Heiligen und hofften mit ihm zum ewigen Leben zu erwachen. Nach der Offenb. Joh. 6, 9. bringen die Martyrer vor der Auferstehung unter dem Altar des Lammes zu. Das nahmen alle Gläubigen zum Vorbild. Auch die Symbole, die man auf christlichen Gräbern abbildet, drücken durchgängig die Hoffnung der Auferstehung aus. Hauptsymbol ist auch hier das Kreuz. Nur unter dem Zeichen des Kreuzes ist die Auferstehung möglich, weil nur durch den Opfertod am Kreuz. In den ersten Jahrhunderten wurde auch eine Taube als Sinnbild des heiligen Geistes und des Friedens auf Gräbern angebracht. Binterim, Denkw. VI. 3. 501.

Die Bildwerke der ältesten christlichen Gräber in den Katakomben Roms zeigen uns zuerst Sinnbilder der irdischen Noth und Prüfung: Hiob; Noah in der Arche; Jonas im Rachen des Wallfisches; Daniel unter den Löwen; die drei Männer im feurigen Ofen. Sodann Bilder der Sünde, die auf Vergebung hofft: Adam und Eva unter dem Apfelbaum; Petrus mit dem Hahn; der gute Hirt, der das verlorne Schaf auf dem Rücken trägt. Ferner Sinnbilder der göttlichen Gnade und des göttlichen Sieges: Moses geht durch’s rothe Meer, in dem Pharao versinkt; Moses schlägt den lebendigen Quell aus dem Felsen; Christus weckt den Lazarus; heilt den Gichtbrüchigen, der seine Bettstatt davonträgt; speist die Fünftausend mit wenig Brodten; verwandelt Wasser in Wein zu Kana; heilt den Blinden, das blutflüssige Weib; zieht triumphirend in Jerusalem ein. Dieser Einzug in das irdische [355] Jerusalem, welches zerstört werden soll, muss dem Einzug in das himmlische Jerusalem vorhergehen. Oefter findet sich auch auf jenen altchristlichen Gräbern die Palme des Sieges, der Anker der Hoffnung, das Lamm, das der Welt Sünde trägt, die Friedenstaube mit dem Oelzweig, der Phönix, der sich in Flammen verjüngt. Am schönsten ist der Lebensbaum, Christus und Maria zur Seite, beide mit den Frühlingssymbolen. Vgl. den Art. Baum.

Erst viel später wichen die Sinnbilder der Hoffnung denen der Furcht, indem man an die Kirchhofsmauern sogenannte Todtentänze oder Scenen aus dem Fegefeuer malte, Bilder, in denen der Tod als scheussliches Gerippe mit den Lebendigen, oder der Teufel in den Flammen mit den Verdammten sein Spiel trieb. Damals brachte man auch zuweilen an Grabdenkmälern das abschreckende Bild eines verfaulten und von Schlangen durchkrochenen Leichnams an, um den in weltliche Lust versunkenen Menschen vor Augen zu stellen, was aus ihrem üppigen Leibe dereinst werden müsse. So am Grabe des Landgrafen Wilhelm von Hessen, der Herren von Wöllwarth in Lorch etc.

Noch verwerflicher sind die modernen Sinnbilder, die man zum Theil dem Heidenthum entlehnt hat: der Tod mit der Sense (Nachbild des Saturnus), die Genien mit gesenkten Fackeln, die ägyptischen Pyramiden, die Urnen und Aschenkrüge, die Schmetterlinge (als Sinnbilder der Seele), Mohn (Sinnbild des Schlafes); oder die blosse Spiele des Witzes sind, z. B. Genien, welche Seifenblasen machen (als Sinnbilder der Vergänglichkeit).

Die Demuth vor Gott verlangt, dass Gräber einfach und bescheiden seyen. Menschliche Hoffahrt, Geldstolz, Mode sollten sich wenigstens nicht auf Kirchhöfen geltend machen wollen. Unsere Kirchhöfe bestehen aber meist aus Wäldern von antiken Tempelchen, Obelisken, Pyramiden, Säulen von der verschiedensten Grösse und Form mit pomphaften und affectirten Goldinschriften. Diesem Unfug gegenüber ist die Herrnhuter Sitte, alle Todten nur unter gleichförmigen platten [356] Steinen in einem blumenreichen Garten zu begraben, sehr schön und dem Begriff christlicher Brüderlichkeit angemessen. Bei Lukas 11, 47. heisst es: „Ihr baut den Propheten Gräber, nachdem eure Väter sie getödtet haben.“

Das strenge christliche Verbot, die Todten in ihrer Ruhe zu stören, hängt mit der Lehre von der Auferstehung des Fleisches zusammen und entspricht dem hohen Werthe, den man auf ein ehrliches Begräbniss legt.

An die Gräber der Heiligen knüpfen sich unzählige Wunder. Sie werden entdeckt durch einen Lichtglanz, durch Heilungen, durch Andacht von Thieren. Zur Beurkundung ihrer Heiligkeit oder der Unschuld von Martyrern wachsen aus den Gräbern Lilien, Palmen, ein Weinstock etc. Die Gräber der Heiligen verbreiten einen lieblichen Wohlgeruch, es fliesst von ihnen heilsames Oel. Kranke, die zu ihnen wallfahrten, genesen, Sünder werden bekehrt, Trug wird entlarvt etc. Die Acta SS. sind voll davon. Von den getrennten Gräbern des heiligen Injuriosus und seiner frommen Frau sagt die Legende, sie seyen unter der Erde zusammengerückt. Von dem Grabe des Abtes Thomas zu Daphne im Gegentheil müssten alle Weiber, die neben ihn begraben würden, sich unter der Erde von ihm entfernen, um seine Keuschheit noch im Grabe zu ehren. P. Abraham, Judas IV. 31. Von der heiligen Guanora in Schottland heisst es, sie sey so keusch gewesen, dass, wenn eine Frau über ihr Grab schreite, sie unfruchtbar werde. Cardanus, de rer. var. VIII. 44.

Auf Kirchenbildern erkennt man das heilige Grab Christi, wenn ihm der Heiland schon entschwebt ist, an dem darauf Wache haltenden Engel. Ausserdem an den schlafenden Wächtern und an den drei Marien.

Ein offenes Grab, worin Blumen blühen, umgeben von den Aposteln, ist auf Kirchenbildern immer das Grab der Jungfrau Maria, aus dem sie sich gen Himmel erhob, indem sie Blumen darin als Sinnbild ihrer Jungfräulichkeit zurückliess.

[357] Ein Grab, in dem eine behaarte Jungfrau liegt, ist das der heiligen Magdalena.

Ein Grab, in welches ein Heiliger hinabsteigt neben einem Altar, ist das des Evangelisten Johannes, dessen Attribute: der Kelch, das Buch, der Adler, ihn noch besonders kenntlich machen. Er hatte sich das Grab unter dem Altar bereiten lassen und stieg hinab, nachdem er Messe gelesen.