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Christliche Symbolik/Brunnen

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Brunnen.

Ich unterscheide den gegrabenen Brunnen von der natürlichen Quelle. Der verschlossene Brunnen ist im Hohenliede 4, 13. ein Sinnbild der Jungfräulichkeit, welches auch öfter auf die Jungfrau Maria angewendet worden ist. Von dem [156] Brunnen zu Bethlehem, aus welchem Maria getrunken, heisst es bei Gregor von Tours, der Stern der Magier lasse sich noch immer darin sehen, aber nur reine jungfräuliche Augen könnten ihn erblicken. Das Gegenbild zum Sterne der Magier im Brunnen der Jungfräulichkeit zu Bethlehem ist nach der Offenbarung Johannis 9, 1. der Stern, der den Brunnen des Abgrunds öffnet und das Verderben über die Welt kommen lässt.

Der Brunnen ist Sinnbild der Taufe, als Brunnen des Lebens, der Wiedergeburt, vgl. Waagen, Paris S. 237 f. Er kommt auf Miniaturen vor, umgeben von den vier Evangelisten. Ein Brunnen aller Güte heisst die heilige Jungfrau. Vergl. Wackernagel, Kirchenlied Nr. 123. – Dem viergetheilten Fluss im Paradiese entspricht der lebendige Wasserbrunnen im neuen Jerusalem, zu welchem das Lamm leiten soll. Offenb. Joh. 7, 17. Das ist der wahre christliche „Jungbrunnen“, in welchem der Mensch wiedergeboren wird. Ein Gegenbild dazu ist in der Vision des Ritters Owein (der in der Höhle des heiligen Patrik in Irland die Hölle sah) der Brunnen der Tiefe, in welchen alle Verdammten fallen und aus welchem sie nachher, in Feuergewänder eingehüllt, wieder ausgespien werden. Ozanam, Dante S. 303. Das Weissglühen in diesem Feuerschlunde karikirt die Bekleidung mit weissen Gewanden im Himmel.

In den Brunnen gestürzt werden, hat, seit Joseph von seinen Brüdern in einen geworfen wurde, die Bedeutung der Erniedrigung, um erhöht zu werden. So war diese Todesart für den heiligen Gereon die Stufe zur Canonisation. Johannes in puteo wählte sogar seine Wohnung in der Tiefe eines alten Brunnens, wo ihn der Teufel vielfach versuchte. Als er aber starb, wuchs aus dem Brunnen eine Palme voll von Früchten. Acta SS. 30. März. – Ein trockener Brunnen füllte sich mit Wasser, als man das Bild des heiligen Theodosius von Antiochia hineinhing. Acta SS. I. 679. Der Brunnen, in welchen man den heiligen Evasius stürzte, wurde zum Heilbrunnen. Millin, Reise in Savoien II. 313.