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Christliche Symbolik/Braut

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Braut.

In der Offenbarung Johannis 19, 9, ferner 21, 2. 9, wird die Tochter Zion, d. i. die Kirche, Braut des Lammes, d. i. des Sohnes Gottes, genannt. Vorbilder dazu schon im alten Testament bei den Propheten Jesaias 54, 1, Ezechiel 16, 8, Hosea 2, hauptsächlich aber das Hohelied. Hieher gehören insbesondere auch die fünf klugen Jungfrauen im Evangelium, die mit gefüllten Lampen wachen und des Bräutigams harren, während die fünf thörichten ihre Lampen ausgehen lassen und im Finstern die Thür nicht finden. Man kann unter ihnen nicht blos einzelne Seelen, sondern ganze Gemeinden verstehen.

Die Kirchenväter vergleichen die Kirche als Braut Christi mit der Eva. Wie nämlich diese als Rippe aus Adams Seite, so sey die Kirche aus der Seitenwunde Christi am Kreuze hervorgetreten, um ihn als Braut zu lieben. Augustinus, enarr. zum 40sten Psalm §. 10. und Tertullian, de anima c. 43.

[149] Am reichsten erscheint das Bild der Braut bei Ezechiel 16. ausgeführt, wo aber auch die untreue Braut der schrecklichste Vorwurf und Fluch trifft. Das Gegenbild dazu ist die wunderbar phantastische Vorstellung der Manichäer, der zufolge die Gläubigen sich auf Erden aller ehelichen Gemeinschaft und der Fortpflanzung enthalten sollen, um durch einen allgemeinen keuschen Selbstmord der Menschheit das Weltende zu beschleunigen, an welchem dann die erlöste Weltseele (Sophia - Achamoth), d. i. wieder die personificirte Gemeinde oder Kirche, endlich als Braut Christi die Hochzeit im Himmel feiern werde. Vgl. Baur, manich. Rel. 315. In gewissem Sinne ist auf ähnliche Weise die gesammte Gemeinde der Seligen, die erlöste Menschheit, in der Jungfrau Maria repräsentirt, als dem menschlichen und zugleich passiven Elemente, welches die Gottheit in sich aufnimmt.

Aber nicht blos die Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, ist Braut Christi, sondern auch jede einzelne Seele hat sich in dieses Verhältniss zu setzen. Auch die männliche Seele nimmt den bräutlichen Charakter in dieser Beziehung an, vgl. einen Gesang des heiligen Franciscus bei Ozanam, die Franciscanerdichter S. 79. Insgemein sind es jedoch Jungfrauen, die sich Christo als Bräute widmen nach dem Vorbild der heiligen Syncletica, die zuerst den irdischen Bräutigam um des himmlischen willen verschmähte. Am berühmtesten wurde als Braut Christi Katharina von Siena, die auch unzähligemal in dem Moment gemalt wurde, in welchem ihr Christus den Brautring an den Finger steckt. Vergl. den Art. Katharina. Auch Rosa von Lima und Osanna empfingen den Ring von Christo. Desgleichen Johanna a Cruce, Katharina Riccia, Lucia, Maria Villana, Prudentiana, Stephana, Theresia, Ursula Bonicasa. Vgl. P. Abraham, Judas III. 138. Mit der blinden Liutgarde, auch mit Stephana Quinzani, tauschte einmal Christus das Herz. Ida von Löwen wurde von ihm aus der Hostie heraus gegrüsst. In einem dem heiligen Gregor zugeschriebenen Hymnus: Jesu corona virginum (Fabricii thes. 802) tritt der Bräutigam Jesus in einem Garten [150] voll Lilien unter die jungfräulichen Bräute, die vor ihm lobsingen. Als Braut Christi schickte die heilige Dorothea ihrem irdischen Bräutigam Aepfel und Rosen aus dem Paradiese zu. Die armenische Nonne Ripsime, welche die frevelhafte Liebe des Königs Tiridates zurückstiess, wurde auf seinen Befehl gemartert und lebendig secirt; auf einmal aber erblickte sie der König daneben stehen in prachtvollem Brautschmuck und alle ihre Wunden flimmerten daran als Edelsteine, Armbänder, Halsketten. Zu ihrer Seite stand Christus, der sie in den Himmel einführte. Der Tyrann aber wurde wahnsinnig und in ein Schwein verwandelt, bis der heilige Gregorius ihn erlöste. Surius zum 30. Sept. – Sehr schön ist das alte Volkslied von des Sultans Töchterlein, die, an ihrem Hochzeitstage im Garten verirrt, in’s Paradies kommt und hier einen andern Bräutigam in dem ihr bisher ganz unbekannten Christus findet. Als sie nach einer Stunde heimkehrt, ist auf Erden Alles verändert und sind Jahrhunderte vergangen. Niemand kennt mehr die alterthümlich gekleidete Braut.

Im fürstlich Wallerstein’schen Schlosse Meiingen befindet sich ein Codex des Hohenliedes mit Miniaturen, worin auf merkwürdige Weise auch der Bräutigam als ein Mädchen und die ganze feurige Scenerie nur als innige keusche Schwesterliebe aufgefasst ist. Vgl. Kunstblatt 1847, Nr. 13. und E. Förster, deutsche Kunst II. 256.

Als Schutzpatron der Bräute ist ausgezeichnet Ambrosius von Siena, der selige Dominicaner, der sich, obgleich Cölibatär, doch zum Eheprocurator machte, indem er unablässig für das Glück der Brautleute betete. Alle Verlobten strömten ihm zu, alle Liebenden suchten durch seine Fürsprache die Erlaubniss zur Ehe zu erlangen, und noch auf seinem Grabe pflegten Verlobte eine Wachskerze zu opfern. Er starb 1287.