Cephalus und Aurore
Cantate aus dem Russeau.
Die Lüfte deckte noch der dunkle Flor der Nacht,
Die Welt erleuchtete nur der Diane Pracht,
Als schon von Orients entfernten heißen Flüßen
Aurore, durch der Liebe Macht,
Nach ihrem liebsten Cephal gieng,
Den noch des Schlafes Arm umfieng.
Sie nahet sich: Furcht, Zweifel und Entzücken
Entdecken sich in ihren Blicken,
Der Liebe Brand, von dem sie glüht,
Erklärt sich schamhaft durch dieß Lied.
Weht sanft und kühl, ihr Frühlingswinde!
Verliehrt kein Blatt, ihr stillen Bäume,
Wieg ihn, o Schlaf, in sanfte Träume!
Ihr Liebesgötter, wacht um ihn!
Allein, was sag ich? nein: die blinde Zärtlichkeit
Leichtsinniger, ist dieß dein Sehnen,
Daß dich der Schlaf besiegt?
Und seufzet so dein Arm nach seiner Schönen,
Daß er auf weichem Mooß hier sinkend kraftlos liegt?
Und dich dem Schlaf in Armen sehen? – –
Vortrefflich! ey wie sehr
Hoffst du auf meine Wiederkehr!
Bald, bald kömmt der Tag zurücke,
Ein Gewölk nur deckt ihn noch!
Und du weist, vor seinem Blicke
Flieht Auror’: erwache doch!
Bringt schon vom fern den Gott getragen,
Der auf die Welt sein Licht ergießt:
Sein naher Glanz entschließt,
Wiewohl zu spät, des Jünglings Augenlüder:
Er wachet, sieht sie, schreyt ihr nach:
Sein Weinen ist umsonst, vergebens ist sein Ach!
Sie flieht, und läßt zu seinen Schmerzen
Das Bild von einem kurz beseßnen Glück,
Ihr jungen Herzen merkt, merkt ja wohl sein Geschick!
Erwartet nie den späten Morgen,
Wacht ja, so bald Aurore wacht:
Wenn euch der Schlummer fühllos macht.
Die Schäferstunde flieht von hinnen,
Als wie ein West streicht sie vorbey,
Und hinterläßt den trägen Sinnen