Zum Inhalt springen

Camenzer Wochenschrift, 19. März 1848

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Krausche, Carl Samuel
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Camenzer Wochenschrift, Nr. 12
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 19. März 1848
Verlag: C. S. Krausche
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Kamenz
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons=Stadtarchiv Kamenz
Kurzbeschreibung:
Kamenzer Wochenschrift
Eintrag in der GND: [1]
Bild
Bearbeitungsstand
unvollständig
Dieser Text ist noch nicht vollständig. Hilf mit, ihn aus der angegebenen Quelle zu vervollständigen! Allgemeine Hinweise dazu findest du in der Einführung.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[1]

Nr. 12.

Camenzer Wochenschrift.


Sonntag, den 19. März 1848.



Die Wochenschrift erscheint allwöchentlich 2 Mal wöchentlich, Sonntags und Donnerstags, und kostet vierteljährlich 7 Ngr. 5 Pf., für welchen Preis sie durch alle Postämter und Zeitungs-Expeditionen zu beziehen ist. – Inserate aller Art, die darin aufgenommen werden sollen, wolle man bis Sonnabend Mittag und Dienstag Abend einsenden.


Zeitereignisse.

[Bearbeiten]

Inland. Der Provinziallandtag hatte am 15. d. in Baußen beschlossen, eine Petition an den außerordentlichen Landtag zu bringen (was nun nicht mehr geschehen kann, da derselbe aufgehoben), worin er 1) beklagt, daß nicht gleich erst die Erklärungen von unserer serer Regierung gegeben worden, welche zur Beruhigung der aufgeregten Gemüther hätten beitragen können; 2) er theilt den allgemeinen deutschen Wunsch nach größerer Einigung Deutschlands, nach festerer und sicherer Leitung deutscher Angelegenheiten auf eine das Volksbewußtseyn belebende Weise, hält Preßfreiheit, Deffentlichkeit und Mündlichkeit, Schwurgerichte, Freiheit der Religionsübung für absolutes Bedürfniß der Zeit u. wünscht alle diejenigen Institutionen herbeigeführt zu sehen, welche der besonnene und friedliche Bürger zur Entwickelung eines frischen und kräftigen Volkslebens, ohne Gefahr für die wahre Freiheit, zu fordern berechtigt ist etc. etc.

In Dresden hat es am 15. März Abends bedauerlicher Weise Straßentumult gegeben. An der Ecke der Brüdergasse hatte sich ein Menschenhaufe gebildet, der unter Absingung der Marsellaise, vor das Rathhaus zog, dort der Communalgarde ein Hurrah! brachte, sich dann vor das Schloß begab und den König und Robert Blum leben ließ. Dann gings vor die Wohnung des Ministers von Konneritz, dem ein Pereat gerufen ward, hiernach sprach ein Redner die Menge an, ermahnte sie, alle Ercesse zu vermeiden und schloß mit einem Lebehoch auf Blum und die Leipziger. Der Hause zog wieder nach dem Altmarkte, wo er der Communalgarde und den Leipzigern ein Lebehoch brachte. – Dieser Straßenunfug wiederholte sich leider am folgenden Abend, den 16. März. Es wurden verschiedene Fenster eingeworfen, unter Andern dem Staatsminister von Könneritz. Das mit eintretender Dunkelheit aufgezogene Bataillon Communalgarde war nicht allein im Stande die Ruhestifter, die es hauptsächlich auf das Polizeihaus abgesthen hatten und nicht geringe Lust bezeigten, die Scenen von 1830 zu erneuern, zu zerstreuen. Es können dies nur Solche seyn, die ein großes Interesse haben, polizeiliche Aktenstücke zu vernichten, um dadurch von sich selbst die ihnen anhängenden schriftlichen Schandflecken zu vertilgen. Erst nachdem die ganze Communalgarde durch Generalmarsch aufgeboten worden war, gelang es, die Ruhe wieder herzu- stellen. Leider erhielten sowohl einige der Tumultuanten durch Bajonettstiche, als Communalgardisten durch Steinwürfe Verwundungen. Diese Vorfälle sind gerade in jetziger Zeit um so bedauerlicher, je weniger die große Bewegung aller guten und wahren Bürger u. Vaterlandsfreunde mit ihnen etwas gemein hat. Menschen, die sich erfrechen, die Bewegung zu benutzen, um ihre rohe Kraft an Häusern und durch Tumult auszulassen und unter denen sich, wie Augenzeugen versichern und die vorgenommenen zahlreichen [2] Verhaftungen ergeben, viel nichtswürdiges Gesindel befunden haben, müssen mit aller Energie zur Ruhe gebracht werden, was denn auch durch die Communalgarde geschehen ist. Die Untersuchungen werden hoffentlich ergeben, wer die Anstifter dieses nichtswürdigen Unfuges sind.

Ein neues Ministerium ist am 16. d. gebildet, es besteht aus Dr. Braun, Justiz- und provisorisch Cultusminister; von der Pfordten, Minister des Innern und provisorisch der ausw. Angelegenheiten; Georgi, Finanzminister, und Oberst Graf v. Holbendorff, prov. Kriegsminister. Die ersten Verfügung desselben, von Sr. Majestät dem König genehmigt, sind: Aufhebung des außer ordentlichen Landtages; Beeidigung des Militairs auf die Verfassung; Aufhebung der Censur für immer, ein Preßgesetz ohne das System der Concessionen und Cautionen; Reform der Rechtspflege auf Grundlage der Mündlichkeit und Oeffentlichkeit, in Strafsachen Geschwornengericht; Reform des Wahlgesetzes; Anerkennung des Vereinsrechtes mit Repressivbestimmungen wegen Mißbrauch; gesetzliche Ordnung der kirchlichen Verhältnisse im Geiste der Duldung und Paritât; Antrag auf Revision des Vereinszolltarifs; kräftige Mitwirkung zu zeitgemäßer Gestaltung des deutschen Bundes mit Vertretung des Volkes bei demselben. In Dresden herrscht darüber allgemeiner Jubel und heute, Sonntag, wo die Beeidigung des Militairs stattfinden soll, wird allgemein illuminirt werden. Aber auch im ganzen Lande wird eben so große Freude darüber herrschen und die Bewohner werden gewiß nicht unterlassen, dieselbe auf diese oder jene ruhige Weise zu äußern.

Aus Leipzig hört man noch nicht, welchen Eindruck diese neusten Erlasse gemacht, doch ist dies nicht schwer zu errathen. Nach der Zurückziehung des Militairs aus der unmittelbaren Nähe ist es dort ruhig und Alles geht den gewöhnlichen Gang. Die eingegangenen freiwilligen Beiträge zu Bewaffnung der neu ins Leben gerufenen Compagnien zu Unterstützung der Communalgarde erreichen bereits die Summe von 550 Thlr. 10 Ngr. Der freimuthige, allgemein geachtete Vorsteher der Stadtverordneten, Werner, erhielt von denselben als Zeichen der Verehrung einen silbernen Becher. Ingleichen Robert Blum von dem Gesellenverein.

Deutschland. Die in Folge der Pariser Ereignisse überall herrschende Bewegung hat nun auch Oesterreich ergriffen. Wien ist in Aufstand. Derselbe kam am 13. Márz zum Ausbruch. – Die Studenten, welche sich an die Spitze der Bewegung gestellt, hatten eine Schrift an den Kaiser aufgesetzt, worin sie Preßfreiheit, academische Freiheit u. noch einige andere von den allgemeinen deut- schen Forderungen verlangten. Als man sie zu lange auf Antwort warten ließ, brach der Sturm los, das Volk schloß sich den Studenten an und man demolirte das Ständehaus. Die Läden wurden geschlossen; das mit Patronen versehene Militair vermochte den Strom nicht mehr zu hemmen. Auf der Wallerstraße wurde auf das Volk gefeuert; es fielen dort 7 Todte. Die ganze Bürgerschaft Wiens hatte sich erhoben. Man verlangte laut Entfernung des Fürsten Metternich, dieses Unterdrückers jeder freien Regung in Oesterreich, ja man kann sagen in ganz Deutschland, sowie eine freisinnige Constitution. In mehren Theilen der Stadt hörte man Kanonendonner und Pelotonfeuer und beim Abgange der Eisenbahn am 13. zählte man schon 19 Todte und 14 Verwundete. Aber Alles dies half Nichts, das Volk ließ fich durch diese barbarischen Gewaltschritte nicht schrecken, es beharrte auf seinen Forderungen und hat endlich Alles gewährt erhalten. Metternich, der mit seiner verderblichen Politik nur zu lange ganz Deutschland am Gångelbande geführt hat, ist durch das Volk gestürzt worden und mußte eiligst Reis- aus nehmen. Er kann nun mit seinem Collegen Guizot und Andern dieser Farbe einen eigenen Staat, vielleicht in Japan, bilden, um dort, wo die alte Dummheit noch herscht, seine glänzenden politischen Idee'n zu Ende zu führen. – Also die Forderungen des Volkes sind gewährt, Preßfreiheit und am 15. März eine Constitution für Desterreich und seine Erbländer gegeben, die Bildung einer Nationalgarde gestattet und den Bürgern Wiens die Zeughäuser zur Bewaffnung geöffnet wor- [3] den. Die letztere ist bereits 70,000 Mann stark und der Kaiser hat sich unter den Schuß dieser bewaffneten Bürger gestellt. – Diese große That rettet nicht blos Desterreich, sie bewahrt Deutschlands Einigkeit und zerstört den gefährlichsten Sit einer Politik, die Deutschland vor andern Nationen erniedrigte. Daß Preußen nicht mehr anstehen kann, sich von der Zuchtruthe seiner politischen Vorbereitungsschule zu emancipiren, darf nicht bezweifelt werden. Dann ist die Einigkeit und Stärke Deutschlands unter der Oberleitung eines deutschen Volksparlaments herzustellen.

Camenz, den 17. März. In unserer Stadt zogen gestern Abend eine große An- zahl hiesiger Bürger, welche erst an diesem Tage von der Rückkehr unseres verehrten Bürgermeisters vom Provinzial-Landtage und von seinem entschiedenen und freimuthigen Auftreten daselbst Kunde erhalten hatten, von einem hiesigen öffentlichen Lokale aus in geordneten Reihen und unter Absingung eines patriotischen Liedes über den Markt hinweg vor die Wohnung des Bürgermeisters und brachten ihm „als einem der ersten Vorkämpfer des entschiedenen Liberalismus in unserer Stadt und Provinz“ ein dreifaches donnerndes Lebehoch, worauf sie sich in geordnetem 3uge und unter geregeltem Gesange wieder entfernten. Der Bürgermeister, welcher sich gerade nicht. zu Hause anwesend befunden hatte, erschien einige Zeit darauf an dem Orte, wohin sich jene Bürger begeben hatten, gab den Theilnehmern jenes Zuges über ihr lebhaftes Mitgegefühl an den großen Fragen unserer 3eit seine Freude zu erkennen und stattete ihnen für ihre ihm an den Tag gelegten Gesinnungen seinen Dank ab. Seine Worte riefen unter allen Anwesenden ein nochmaliges freudiges Lebehoch auf ihn hervor.

Derselbe Zug von Bürgern hatte auch dem Stadtverordneten-Vorsteher Advokat Tilly, welcher mit auf dem Provinziallandtage gewesen war und von jeher als ein tüchtiger Fortschrittsmann bekannt ist, ein hoch zu bringen beabsichtigt; es unterblieb jedoch, weil man erfuhr, daß derselbe vom Hause abwesend sey und auch beim Vorbeiziehen an seiner Wohnung kein Licht darin bemerkte.


Redakteur und Verleger: C. S. Krausche.


Gestorben sind:

[Bearbeiten]

In der Stadt. Den 4. März: Gustav Emil, Job. Carl Imm. Woyands, B. u. Geräthhändl. Cobr, alt 3 Woch, gest. an Schwäche; den 6: Igs. Gottlob Immanuel König, Tuchmacherges., alt 47 Jahr 8 Mon., gest. an Echlagfluß; den 8.: Frau Johanne Sophie, weil. Mr. Johann Gottlieb Müllers, Bürgers und Schuhmachers hinterl. Wittwe, alt 77 Jahr 6 Mon., gest. an in Biebla. Altersschwäche; den 9.: Igful. Franz Reinhold, Tischlergeselle aus Glaß in Schlesien, alt 19 Jahr 1 Mon., geft. im Etift am Nervenfieber; den 10. Jobanne Christiane Marie, Carl Trau- gott Schäfers, Bürgers und Maurerges. Toch- ter, alt 1 Jahr, gest. am Zahnen; Frau Joh. Christiane, Earl Gottlieb Große's, Tagearbei- tere in Kleinwolmedorf Frau, alt 49 Jabr, gest. im Etift an Krebsgeschwüren; Fr. Rosine Erd- muthe, mitr. Johann Gottlob Hustigs, Bürg., Weiß-u. Samischgerbers Oberältestens Ehefrau; alt 69 Jahr 3 Mon., gest. an Entkräftung.

In den eingepfarrten Dörfern. Den 28. Febr.: Johann Wilhelm, Johann Gottlob Weicherts, Bauers in Schönbach Sohn, alt 6 Tage, gest. an Krampfen; Wilhelmine Auguste, Johann Gotttlob Stäglichs, Gärtners in Bullriß Tochter, alt 3 Jahr 6 Monate, gest. an Schlagfluß; den 3. März: Johann Gottlieb

Barchmann, Häusler in Cunnersdorf, alt 52 Jahr 3 Monate, gest. an Schlagfluß; den 7.: Joh. Gottlieb Sinde, Häusler in lückersdorf, alt 81 Jahr 8 Mon., geft. an Altersschwäche; Igsll. Job. Christoph, weil. George Lauschke's, Gärte ners in Biehla hinterl. Sohn, alt 15 Jahr 7 Mon., gest. im Etift an Abzehrung; den 11: Ein todtgeb. Sohn des Christoph Schüße, Bauers


Benachrichtigungen.

[250] Bekanntmachung.

[Bearbeiten]

Der Roß- und Viehmarkt in hiesiger Friedrichstadt findet Montag und Dienstag, den 27. und 28. März l. I. statt.

Dresden, den 15. März 1848.

Der Rath zu Dresden.

Hübler, Bürgermeister.


[251] Diebstahlsbekanntmachung.

[Bearbeiten]

In der Zeit vom 9. bis zum 10. dieses Mos nats sind dem Schenkwirthschaftsbesißer Bachmann zu Wiesa nach der von ihm gestern erstatteten Anzeige [4] 5 Schinken,

4 oder 5 Schroten Speck und 2 Schroten Schweinefleisch

aus der Oesse spurlos entwendet worden, was hierdurch wegen Ermittelung der Thäter zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.

Kamenz, den 17. März 1848.

Das königl. Justizamt.
Hensel.

Aufforderung.

Wer von den Bewohnern von Kamenz oder von dessen Umgebungen, wie zuverlässigen Vernehmgebungen zu Folge geschehen sein soll, den berüchtigten Schneider Johann Gottlob Friedrich aus Schönbach am Nachmittage des 3. Februar dieses Jahres auf dem Sandberge bei Kamenz mit einem Gewehre unter dem Pelze, das daselbst von ihm besehen worden ist, bemerkt hat, wird im Interesse des Rechts hiermit aufgefordert, sich bei der Gensdarmerie oder bei uns, der Untersuchungsbehörde, wegen Erstattung der Deposizion unverzugt zu anzumelden.

Kloster Marienstern, am 6. März 1848.

Die Stiftsgerichte.
Für den Syndikus
Spann, Stiftsaktuar.

Auction.

...


Veränderungshalber bin ich gesonnen, mein allhier gelegenes, neu gebautes, mit Ziegeln gedecktes Haus, worin sich zwei Stuben, zwei Kammern und sonstiges Zubehör befinden, sowie ein dazu gehöriges Stück Feld, aus freier Hand zu verkaufen. Schneidermstr. Koch in Straßgräbchen.


Zu verkaufen

Neue ächte Rigaer Leinsaat und beste rothe Kleesaat

bei

Hermann Böttner
in Pulsnitz.

Daß Unterzeichneter aus Dresden angekommen ist, um vom 19. März bis höchstens Ende dieses Monats im Gasthof zum Herrnhause Portraits nach der Natur mit dem Daguerreotyp aufzunehmen, wird hierdurch ergebenst bekannt gemacht. Dauer der Sitzung: ½ Minute. Preis eines Portraits: 1 Thaler 5 Ngr. Von 9 bis 3 Uhr täglich. Pulsnitz, den 13. März 1848. M. Herzog, Photograph für Daguerreotyp-Portraits.


Die Liste für den hier zu begründenden Leseverein liegt nur noch heute im Gasthaus zum Stern aus.

Hierzu eine literarische Beilage.