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C. E. Baumgärtel & Sohn, Lengenfeld, Vogtl., Gardinenfabrikation und Appreturanstalt

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: C. E. Baumgärtel & Sohn, Lengenfeld, Vogtl., Gardinenfabrikation und Appreturanstalt
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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C. E. Baumgärtel & Sohn, Lengenfeld, Vogtl.
Gardinenfabrikation und Appreturanstalt.


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C. E. Baumgärtel & Sohn,
Lengenfeld, Vogtl.
Gardinenfabrikation und Appreturanstalt.

In dem Sturmjahre 1849 faßte ein junger Commis, Christian Eduard Baumgärtel, der von Aue, wo sein Vater Bürgermeister und Besitzer eines kleinen Spitzenhandels war, nach Lengenfeld übersiedelte, den Entschluß, sich selbständig zu machen. Mit sehr bescheidenen Mitteln begründete der thatkräftige, erst 24-jährige Mann am 1. März jenes Jahres ein Spitzengeschäft, das die Firma C. E. Baumgärtel & Sohn führte und bei dem sein Vater als stiller Teilhaber ihn unterstützte. Der junge Anfänger trat bereits mit einem fest vorgezeichneten Operationsplan in die Branche ein, indem er im Gegensatze zu den alteingesessenen Fabrikanten Lengenfelds, einen systematischen Reisebetrieb einführte. Er war der Erste im Orte, der diese Neuerung erprobte, und die überraschenden Erfolge, die er erzielte, bewiesen, wie glücklich er das Richtige getroffen und wie weit sein kaufmännischer Blick seiner Zeit vorauseilte. Ein gut Teil der Größe der heutigen altangesehenen Firma ist auf jenen erfolgreichen Anfang zurückzuführen.

Im Jahre 1852 trat der Schwager des Begründers, Herr Hermann Gottlieb Wolff, als Socius in das Geschäft ein, das, trotzdem die späteren Kriegsjahre und schwere Handelskrisen mißliche Kreditverhältnisse und Verluste einer gesunden Entwicklung hemmend entgegentraten, durch den seltenen Fleiß und die unerschütterliche Thatkraft der beiden Inhaber in stetigem Wachstum erhalten wurde. Eine schwere Katastrophe dagegen traf die Firma, als am 27. März 1865 eine Feuersbrunst die Geschäftsräume in Asche legte und eine erhebliche Menge Waren vernichtete. Doch der eiserne Wille des Begründers überwand auch diesen Schlag, und bereits im Kriegsjahre 1866 konnte ein neues großes Geschäftshaus bezogen werden, das zudem noch durch eine Appretur-Anstalt erweitert worden war.

Von dieser Zeit an erfreute sich die Firma C. E. Baumgärtel & Sohn eines stetigen Aufschwunges, der viel dadurch mit gefördert wurde, daß die Söhne des Begründers Carl Hermann, Ernst Eduard und Heinrich Otto Baumgärtel als Mitarbeiter eintraten und gemeinschaftlich im Jahre 1887 als Teilhaber der Firma aufgenommen wurden.

[Ξ] Wie die meisten Textilfirmen, so hat auch die hier in Rede stehende im Laufe der Jahre innerhalb der Branche mehrfach das Arbeitsgebiet gewechselt. Während indes in den ersten zwanzig Jahren ihres Bestehens die Fabrikation sich in die Herstellung verschiedener Artikel – glatte Mulle, Cambrics, Batiste, Gaze, Herren- und Damenwäsche, Gardinen – zersplitterte, richteten die Söhne des Gründers der Firma ihr Augenmerk auf die Gardinenfabrikation. Nachdem 1878 durch die Schutzzölle der Import englischer Tüllgardinen aus Nottingham erschwert und das Vogtland das deutsche Fabrikationszentrum für sie wurde, bemühten sich dieselben mit Erfolg, durch Zusammenstellung schöner Mustersortimente den Vertrieb dieses heimischen Fabrikats in die Hand zu bekommen. Im Jahre 1885 wurde sodann ein größeres Fabriketablissement erbaut, welches ausschließlich der Veredelung und Ausrüstung englischer Tüllgardinen dient, und 1891 sowie 1893 wurde dasselbe durch den Ankauf zweier benachbarter Fabrikgebäude erweitert. Diese Erweiterung machte sich nötig, weil seit 1891 die Fabrikation von gestickten und gespachtelten Gardinen, Stores, Vitragen, Bettdecken und Rouleaux aufgenommen worden war, wodurch, nebenbei bemerkt, der Bevölkerung von Lengenfeld und Umgegend eine neue Erwerbsquelle erschlossen wurde.

Während so auf der einen Seite das Geschäft immer blühender sich entfaltete, griff andererseits der Tod mit rauher Hand in das Schicksal der Personen ein. Am 12. März 1886 starb der ersteingetretene Socius, der Schwager des Begründers, Herr Hermann Gottlieb Wolff; drei Jahre später, am 27. Dezember 1889, folgte ihm des ersteren Sohn, Herr Karl Hermann Baumgärtel und nach weiteren zwei Jahren wurde auch der Begründer und Senior selbst, Herr Stadtrat Christian Eduard Baumgärtel in das Jenseits abberufen. Mit ihm schied ein edler Charakter, ein rastlos thätiger Mann und ein treuer Vater seiner Arbeiter aus dem Leben, dessen segensvolles Wirken ihm ein dauerndes, ehrendes Gedenken sichert.

Die gegenwärtigen Inhaber der Firma sind Frau verw. Emilie Baumgärtel, die Witwe des Begründers und deren Söhne: Ernst Eduard und Heinrich Otto Baumgärtel. Die Traditionen des Seniors der Firma zu ehren, stifteten die Genannten einen Fonds von 5000 Mk., dessen Zinsen würdigen Armen zu gute kommen; die Arbeiter dagegen – denen öfter ein Arbeiter-Fest gegeben wird – erhalten sämtlich zu Weihnachten eine ansehnliche Gratifikation.

Das Etablissement der Firma C. E. Baumgärtel & Sohn gilt zur Zeit als eins der bedeutendsten seiner Branche. Es arbeitet mit Dampfkraft und beschäftigt ca. 200 Arbeiter in und außer dem Hause, ferner 10 Reisende, 20 Beamte, sowie eine große Anzahl von Agenten. Sein Absatzgebiet erstreckt sich über ganz Deutschland, Holland, Belgien und Amerika.