Buchanzeige (Wünschelruthe Nro. 30)
Der Fylgie, oder alte deutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens, v. Jos. Georg Meinert 1ter Band, Wien und Hamburg 1817. Uns eine Beurtheilung des ganzen Werks sobald es vollständig erschienen vorbehaltend, können wir es hier nur mit dem größten Lobe anzeigen. Erst wenn wir von allen einzelnen deutschen Stämmen, eine solche ein- und umsichtige Sammlung hätten, könnten wir das Ganze überschauend, ein historisch-philosophisch Werk über das Volkslied und sein Wesen erwarten. Wir halten dieß Buch für die erste wahrhaft kritische gründlich Vorarbeit dazu um so verdienstlicher, da die äußern Umstände nicht eben günstig gewesen. Wir sind vollständig mit den Grundsätzen, wonach der Herausgeber gearbeitet bat, einverstanden, nur hätten wir noch genauere Angaben bei den Liedern, wo er sie aus verschiedenen Rezensionen zusammengesetzt, gewünscht. Wir sind durch die Art von, das Wesen des Volksliedes vernichtender Kritik, wie sie Herder angefangen so ängstlich und mißtrauisch geworden, daß wir die allerhöchste Treue fordern. Daß hier nicht Verbeßerungen und Zusätze gemacht nicht aus verschiednen Liedern zusammengesetzt ist, sieht man auf den ersten Blick, es hat keine leichte Willkühr sondern eine ernste treue Kritik geherrscht, mit der wir zufrieden sein dürfen, aber es hätte können leicht in den Bemerkungen angegeben werden, wo aus varianten das Fehlende ergänzt war. - Es ist eine eigne Erscheinung, und zeugt für die Abgeschlossenheit ich möchte sagen democratische Bestimmtheit des Volksstammes, daß alle Lieder im Volksdialect sind; In Norddeutschland sind die meisten hochdeutsch besonders fast alle Liebeslieder, und beinahe nur die epischen und einige Spottlieder niederdeutsch, wiewohl die Wendungen, Eigenheiten, Redensarten und Reime darauf hinweisen, daß sie ursprünglich alle niederdeutsch gewesen.