Bothwell
Bothwell.
Wie bebte Königin Marie,
Als durch’s geheime Pförtlein spat
Mit ungebog’nem Haupt und Knie
In ihr Gemach Graf Bothwell trat!
Sie zuckt’ und sah ihn fragend an;
Er wischte von der Stirn den Schweiß
Und sagte dumpf: „Es ist gethan.“
„Es ist gethan, dein süßer Mund
Heut Abend um die achte Stund’
Hielt Heinrich Darnley Himmelfahrt.“ –
Sie schrie empor: „Verzeih dir Gott!
Nimm all mein Gold, nimm hin und flieh!“
„Was soll mir Gold für Blut, Marie?
Ich liebe dich, und wenn ich mich
Der Höll’ ergab zu dieser Frist:
So war’s um dich, allein um dich,
Die Hand, die einen König schlug,
Greift auch nach einer Königin.“
Er rief’s, und Grau’n in jedem Zug,
Starr wie ein Wachsbild sank sie hin.
Daß ihr in’s Fleisch sein Stahlhemd schnitt;
Ihr lockig Haupthaar wallte dicht
Um seine Schulter, wie er schritt.
Er stieß den Ring an ihre Hand,
Und jagt’ ins wetterschwüle Land
Hinaus mit ihr gen Dunbar-Schloß.
Schwarz war die Nacht, als wäre rings
Erloschen jeder Stern des Heils;
Gleichwie das Blitzen eines Beils.