Blutpulver
[416] Blutpulver. Ein schauerlicher Name! Aber wie anders soll man
jenes neue Futter benennen, das jetzt Lämmern und Kälbern verabreicht
wird? In einigen großen Schlächtereien ist man auf die Idee gekommen,
das viele Blut, das dort fließt, zu besseren Zwecken als zum Dünger etc.
zu verwenden. Eine Zeit lang verordnete man in Paris das Trinken
frischen Blutes als vortreffliches Mittel zur Stärkung der Gesundheit,
und siehe da, die Blutkuren kamen in Mode, und in glänzenden Karossen
hielt die vornehme Damenwelt vor den Schlächtereien, um die abgespannten
Nerven zu stärken. Aber solche Modekuren, die übrigens schon die alten
Römer kannten, kommen und schwinden. Kapitalisten können mit
denselben nicht gut rechnen. Unternehmende Köpfe haben darum neuerdings
beschlossen, den Nährwerth des Blutes anders zu verwenden,
das Blut in besonders dazu konstruirten Oefen einzutrocknen, die trockene
Masse zu Pulver zu zerstoßen und dieses mit Runkelrüben oder
Futtermehl gemischt unsern Hausthieren zu verabreichen. Kälber sollen dieses
Gemisch besser vertragen als Hammel, die dafür in einem Heuaufguß
gekochtes Blut recht gern einnehmen. Lämmer mit Blut aufgefüttert, das
ist in der That ein erwähnenswerthes Resultat der Fortschritte und
Erfindungen der Neuzeit. – i.