Bischof Hatto (Kämpchen)
[83] Bischof Hatto.
(Ballade.)
Am Mäuseturm *)[1] im Rhein
Ersteht um Mitternacht
Ein wundersamer Schein,
Wie ihn kein Feuer facht.
Mit seinem Fang bemüht,
Spricht schnell ein kurz Gebet,
Wenn er den Schimmer sieht.
Er weiß, im alten Turm
Dem Bischof Hatto, Sturm
Der grimmen Mäuse Bann.
Er kennt die Sage ja,
Die Sage alt und grau,
In dem verwünschten Bau.
Wie Hattos Raserei
Die Hungernden verbrannt,
Und wie er ihr Geschrei
Den Turm hat er gebaut,
Der Rache zu entgeh’n,
Die Gott für ihn gebraut
Auf der Gequälten Fleh’n.
Mit Kammer und Gelaß,
Weil ihn ein Mäuseheer
Bedrängt ohn’ Unterlaß.
Doch auch der Turm von Stein
Es schwammen durch den Rhein
Die Mäuse nach sofort.
[84]
Sie drangen in sein Haus,
Trotz allem Hindernis,
Zernagt ihr scharfer Biß.
Und was da jetzt noch glüht,
Ist schlimmer Höllenbrand,
Der von den Mäusen sprüht,
Die, weil er ohne Reu’
Einst Todesnot verlacht,
Ihn heut’ noch immer neu
Auch töten jede Nacht.
- ↑ *) Der Turm, den die Sage mit einer Freveltat des Bischofs Hatto verflicht, steht bei Bingen mitten im Rhein.