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Beytrag zur Consumtions-Berechnung der in dem Fränkischen Kreise entbehrlichen Waaren

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Autor: Anonym
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Titel: Beytrag zur Consumtions-Berechnung der in dem Fränkischen Kreise entbehrlichen Waaren
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 2, S. 703–710
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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V.
Beytrag zur Consumtions-Berechnung der in dem Fränkischen Kreise entbehrlichen Waaren.

Im 3 Hft. des II B. ihres Journals las ich S. 305 (in dem patriotischen Aufsatz über die Ursachen der Theuerung aller Lebensmittel) daß Beyträge dieser Art in dasselbe mit Vergnügen aufgenommen werden sollten. Ich mache hiemit den Anfang zu einer Arbeit, die, wenn sie von mehrern Freunden des Vaterlandes fortgeführet wird, gewiß demselben großen Nutzen verschaffet.

|  Ich gebe Ihnen nur eine Probe; denn in die Urquellen einzudringen, ist mir als einem in die Staatsgeschäffte uneingeweihten, – unbesoldeten – Mitglied des Staates nicht erlaubt, und ich kann daher meine Beobachtungen über diesen Gegenstand nicht für kameralistisch sicher angeben; indessen bin ich sehr gewiß, daß Kenner meines Vaterlandes ziemlich damit zufrieden seyn werden.

 Ich wähle mir zu meinem Ziele die Residenzstadt Wirzburg. Nach dieser kann man ungefähr das ganze Wirzburgische Land abmessen; denn nach den Sitten des Hofes oder der Residenzstadt bildet sich auch das übrige Land. Jedoch muß ich auch bekennen, daß wenn man jedem Wirzburgischen Amte, besonders den von der Residenz entferntern, eine Viertels-Consumtion von nachfolgenden entbehrlichen Waaren zurechnen wollte, man sich im Ganzen etwas zu viel irren würde. Mit einem Achtel der Wirzburgischen Resistenzstadts-Consumtion auf jedes Amt, die man in dem Staatscalender leicht nachsehen kann, wird man gewiß nicht weit irre gehen; und so wäre also schon ein großer Theil des Fränkischen Kreises – beyläufig – berechnet.

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1) rechne ich die Residenzstadt Wirzburg auf 20,000 Seelen, und nehme
2) für diese, 4000 Haushaltungen, und
3) von erstern 20,000 Seelen nur 16,000 als Consumenten von Caffe, Zucker, Tabak, fein Gewürz und dergleichen Artikeln, von andern, als Rosinen, Weinbeeren, Mandeln, Stockfischen, Heringen, Bückingen, Laperdan, aber gegen 18,000 Consumenten an.
4) gehet meine Rechnung allein auf die Einwohner Wirzburgs, nicht aber auf die fremden, oder ausser Wirzburg wohnenden Käufer, und zwar
5) der nachfolgenden Specereywaaren, die, wenn man die eigenen Landesproducte, oder des ländlichen Bodens Fähigkeiten zur Hand nimmt, am leichtesten entbehrlich sind.
6) Die Preise dieser nach meiner Meinung entbehrlichen Waaren setze ich zugleich bey, um Männern, die mehr als ich zum Wohl des Vaterlandes thun können, einen leichtern Weg zur Erkenntniß der vaterländischen Gebrechen zu bahnen. Ich nehme aber|
7) die Preise besagter Waaren nur im dermahligen Mittelmaaße, und in runden Zahlen, um Rechnungsbrüchen auszuweichen. Und um die Gemüther der bangern Patrioten, in Rücksicht des jährlichen Geldausflußes nicht zu sehr zu betrüben, erkläre ich, daß für den Durchschnitt auf 10 Jahre bis dieses 1791ste Jahr einschlüßig, für jedes 1/12 oder 1/8 von der nachfolgenden Consumtions-Summe abgekürzet werden könne.

 Dieses vorausgesetzt denke ich nun, nach meinen mehrjährigen Überlegungen und stillen Beobachtungen die Consumtion der entbehrlichen oder luxuriösen Waaren, die in Wirzburg von den Einwohnern jährlich allein verzehret werden, ungefähr, also bestimmen zu können:

fl. fl. kr.
1000 ct. Caffe aller Sorten zu 50 50,000 -–
2000 ct. Zucker 52 104,000 –-
0250 ganze Tonnen Heringe 36 8,000 –-
0050 ganze Tonnen Laperdan 36 1,400 –-
0250 ct. Stockfisch 13 3,250 –-
Latus 166650
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fl. fl. kr.
0000 Transport 166,650 –-
0200 Fäßlein Bicklinge 18 3,600 –-
[1]00 Sardellen, Anquillotti,
0000geräucherten Salm Platteis,
0000Längling, Austern
–- –-
0050 ct. Pfeffer a fl. 90 4,500 –-
0040 ct. Ingwer a fl. 25 1,000 –-
0040 ct. Piement 60 2,400 –-
0500 lb. Gewürznelken 3 1,500 –-
0200 lb. Zimmet ostind. u. englische 4 800 –-
0100 lb. Macis a fl. 15 1,500 –-
0300 lb. Muscat-Nüsse 14 4,200 –-
0100 lb. Thee aller Sorten 4 400 –-
0050 ct. Honig aus Frankreich etc. etc. 15 750 –-
0300 ct. Rosinen, Smyrn. und Span. a fl. 16 4,800 –-
0200 ct. Weinbeere 3,200 –-
Latus 195,300
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fl. fl. kr.
0000 Transport 195,300 –-
[2]150 ct. Mandel 36 5,400 –-
0005 ct. Cakau u. Chokolad 40 200 –-
5000 ct. Rauch u. Schnupftaback 20 100,000 –-
Summa fl. 300,900 –-
 Vor 40-50 Jahren war die Consumtion dieser Artikel vielleicht kaum halb so groß. Die damahls weit wenigern Specereyhändler gewannen viel mehr, dieß glaube ich gern; allein eben deßwegen war auch der Absatz geringer, denn hohe Preise schrecken ab. Seit| etwa 20 Jahren wurde die Vermehrung der Specereyhändler, und auch anderer Kaufleute und Krämer in Wirzburg, wie in den Landstädten, von der Regierung immer mehr begünstiget, um das Publicum nicht durch Monopolisten züchtigen zu lassen. Durch diese Begünstigung entstanden in Wirzburg bey 30 Specereyhändler, die natürlich leidentliche Preise machten. Das Publicum wurde dadurch immer mehr zum Genuß dieser entbehrlichen Artikel gereizet; der Reiz erzeugte Gewohnheit; Gewohnheit wurde Natur; und so sind nun alle dergleichen Artikel Nothdurft. ... Und diese Nothdurft die ein falscher Begriff von Handelsfreyheit erzeugen half, kostete die Residenzstadt Wirzburg seit 15—20 Jahren, wenn man auch die ehemahligen geringern Einkaufspreise mancher Artikel mit in Anschlag nimmt, im Durchschnitt jährlich gerne fl. 250,000!!!
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 Ich könnte hier noch mehrere solche Anmerkungen machen, will mich aber derselben enthalten, da jeder denkende Patriot sich solche gar leicht selbst heraus ziehen kann. Ich wünsche, daß auch von andern Residenzen des Fränkischen Kreises ähnliche Beyträge ins| Journal geliefert werden, wohin ich auch jede beliebige Berichtigung dieses Meinigen weise, damit ein Ganzes entstehe, und die Fürsten und Stände des Fränkischen Kreises, so wie derselben Räthe überzeuget werden, daß es Zeit sey, der Theurung aller Lebensmittel und dem ausserordentlichen Geldausfluß zu steuern; dem gänzlichen Verarmen der Fabrikanten, Handels- Handwerks- und Gewerbsleute, Häker und Taglöhner entgegen zu arbeiten; und von unserm Vaterlande ein Schicksal abzuhalten, das dem edel- und gutdenkenden Theile der Menschheit alle Freuden dieses Lebens rauben muß.



  1. Seitdem im Erzstift Mainz an Freytagen und Samstagen Fleisch zu essen erlaubet ist, erspart dasselbe jährlich wenigstens fl. 15,000, und wird also jährlich um so viel weniger geldarm.
  2. Will man auch nur 2000 Haushaltungen annehmen, die Rosinen, Weinbeere und Mandeln in ihren Küchen gebrauchen, so trifft jede derselben ein jährliches Quorum von 15 Pf. Rosinen, 10 Pf. Weinbeere und 71/2 Pf. Mandeln. Es sind adeliche und unadeliche Haushaltungen, wo in mancher Woche so viel verbraucht wird. Wer Wirzburgs Geschmack nur halbwegs kennet, wird meinen Ansatz gewiß billig finden: denn wie sollten sich 8 bis 10 Pastetenbäcker nähren können, wenn die Backereyen nicht so beliebt wären? Ich glaube, daß täglich 15 Pf. von diesen Früchten nur von den Studenten verzehret werden, in deren Kosthäusern, dergleichen Leckerbißchen nicht auf den Tisch kommen.