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Beschreibung des Oberamts Welzheim/Kapitel A 5

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V. Nahrungsstand.


1. Hauptnahrungsquellen.

Die Hauptnahrungsquellen des Bezirkes sind Ackerbau, Waldbau und Viehzucht. Die Gewerbe sind nirgends auch nur von einigem Belang.


2. Vermögen.

Unter Zugrundlegung des zwanzigfachen Betrages berechnet sich der jährliche Ertrag des Geldwerthes:

an Grundeigenthum auf 5.019.783 fl. 20 kr.
an Gebäuden 1.622.678 fl.
an Vieh 363.441 fl.
      Zusammen 7.005.902 fl. 20 kr.

(Gegenüber von dem benachbarten, um 3316 Morgen größeren, Oberamte Göppingen um 4.071.854 fl. weniger.)

Davon ist

a) steuerfrei:

Grundeigenthum 435.259 fl.
Gebäude 177.600 fl.
      Zusammen 612.859 fl.

b) steuerbar:

Grundeigenthum 4.584.524 fl. 20 kr.
Gebäude 1.445.078 fl.
      Zusammen 6.029.602 fl. 20 kr.
Das steuerfreie Vermögen verhält sich zu dem steuerbaren wie 1:10; oder das steuerfreie Vermögen beträgt 1/11 des Ganzen (im Oberamt Göppingen nahe zu 1/17). An steuerbarem Vermögen kommen auf einen einzelnen Einwohner: a) mit Einrechnung des Viehs 278 fl. (im Oberamt | Göppingen 333 fl.); b) ohne dasselbe 262 fl.; auf eine Familie zu a) 1307 fl.; zu b) 1232 fl.

Im Allgemeinen kann der Wohlstand des Oberamtes nur als mittelmäßig bezeichnet werden. Dieses hat allerdings auch wohlhabende, zum Theil sehr wohlhabende Orte. In die letztere Klasse ist mit sehr wenigen Ausnahmen die Gemeinde Pfahlbronn zu setzen. Im Allgemeinen sind es die Waldorte, wo in Folge einer Primogenitur und der Geschlossenheit der Güter, hauptsächlich aber durch einen namhaften Waldbesitz, die Wohlhabenheit häufig ist, indem hier zu einem Bauerhof fast in der Regel 20 bis 100 und nicht selten 100 bis 200 Morgen Waldes gehören. Ein mittleres Hofgut umfaßt immer 60–70 M. Baufeld, worauf 14 bis 15 Stück Rindvieh gehalten werden. Auffallendere Ausnahmen bieten hauptsächlich nur einige Theile der Gemeinden von Kaisersbach und Kirchenkirnberg, wo diese allermeist auf den Taglohn angewiesen sind. Die am östlichen und südlichen Abhange des Waldes liegenden Orte bilden auch in dieser Hinsicht einen Übergang zu den Thalorten, wo in Folge der Übervölkerung und der Güterzerstückelung eine gedrücktere ökonomische Lage die Regel bildet. Am Übelsten sind dießfalls die Orte im untern Wieslauf-Thal, deren Einwohnerzahl sich nicht selten im Laufe der letzten 69 Jahre theils verdoppelt und theils verdreifacht hat, sowie auch das Dorf Lorch, daran. Die auf dem linken Ufer der Rems liegenden Orte dagegen können im Durchschnitt als wohlhabend bezeichnet werden. Arm kann keine Gemeinde des Oberamtes genannt werden. Die auf 1. Juli 1843 fatirten Aktiv-Kapitalien der Oberamtsangehörigen betrugen, einschließlich der gesetzlich von der Steuer ausgenommenen, und der bei öffentlichen Kassen des Bezirkes angelegten 1.426.690 fl. |
3. Wirthschaft.


A. Landwirthschaft.
a. Gewinnung von Mineralien.

Von früheren bergmännischen Versuchen dürften folgende zu erwähnen seyn. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts begann man bei Lenglingen auf Steinkohlen zu graben. Der Centner ergab (nach handschriftlichen Notizen von Prof. Rösler) 3 Loth feines Silber, 4 Pfund Kupfer und 10–12 Pfund Blei; der Rest war Schwefel, Eisen, Erdpech und versteinertes Holz. Da aber der Bau nicht lohnend gefunden worden, so ward er wieder verlassen. Bei dem Heiligenhölzlein zu Welzheim ließ Herzog Friedrich 1599 auf Kies und Steinkohlen graben, wobei der Centner 1/2 Loth Silber und 13 Pfund Blei ergab. Zu Grasgehren, bei Kaisersbach, wurden 1597 ebenfalls Steinkohlen gebrochen. Nach dem Forstlagerbuch von 1682 liegen auch in der Nähe, am Hägerwald, zwischen Hägerhof und Klaffenbach, „die Silberkling“ und „die Silberwies“ und ganz nahe „die Erzgrube;“ bei Kirchenkirnberg wurde im Jahre 1790 ein 200′ tiefer Stollen eines verlassenen Steinkohlenbergwerks entdeckt, welches bis dahin unter dem Namen „Geistloch“ als Höhle bekannt war. Man fand noch Spuren eines Haspels. Einige Bewohner von Murrhardt ließen nun wieder einen Versuch machen und fanden etwa 10 Pfd. sehr gute Steinkohlen. Weil aber das Wasser nicht hinlänglich abgeleitet werden konnte, so ward das Werk wieder eingestellt (Elbens schwäb. Chronik 1790, S. 267 und 341). Neuere Versuche im J. 1821 wurden auch bald aufgegeben.

Auf Schwefel wurde vor 120 Jahren bei Lorch gegraben und derselbe daselbst bereitet. Im Februar 1725 befahl Herzog Eberhard Ludwig, daß kein fremder Schwefel in das Land gebracht, sondern jener allein im Lande verkauft und verwendet werden solle. Die Niederlage war zu Stuttgart. Das Werk scheint aber bald in Zerfall gekommen | zu seyn; und von der 1733 beabsichtigt gewesenen „Wiederaufrichtung des Schwefelbergwerks zu Lorch“ ist uns nichts bekannt.

Sandsteinbrüche in der Keuperformation sind, wie schon oben erwähnt, bei der Laufenmühle, an der Wieslauf, wo die Chausseesteine für den Bezirk gebrochen werden, und in Waldhausen, wo der Bruch von sehr guten Werksteinen viele Leute in Arbeit setzt. Steine davon wurden zur jüngsten Restauration der Kirche in Lorch, und werden in Gmünd häufig benützt. Der Liaskalkstein, welcher bei Alfdorf, Wäschenbeuren, Krettenbach etc. gebrochen wird, dient sowohl zum Straßenbau als zum Kalkbrennen; der Liassandstein, wovon bei dem Haghof größere Lager sich finden, aber wird auf dem Walde zu Mauersteinen verwendet. Schwache Schieferlager in Brunnentiefe kommen in Unter-Kirneck vor. Töpfererde wird in Lorch, Ziegelerde hier und anderwärts gegraben. Der schöne Marmor, der bei Alfdorf gebrochen wird und worauf wir dort zurückkommen werden, wurde früher zu Tischblättern verwendet (Prescher Altgermanien I. S. 53). An Mergelgruben fehlt es, wie bereits bemerkt, nicht; sie finden sich fast überall im Gebiete des Keupers; gleichwie die Lehmgruben in der Liasformation bei Alfdorf, Wäschenbeuren u. s. w. Auch Torf bergen die engen Waldthäler des nördlichen Bezirkes in Menge und zum Theil von vortrefflicher Beschaffenheit; er wird jedoch weder zur Feuerung, noch zum Düngen benützt.

b. Pflanzenbau.
1. Verhältnisse des Feldbaues im Allgemeinen.

Die gesammte nutzbare Fläche des Oberamts, von welcher nach dem provisorischen Steuer-Kataster 55.202 M. einschließlich der Weiden steuerbar sind, beträgt mit Ausschluß letzterer 76.9772/8 M.

Das ungebaute Land (Weiden und Auen) verhält sich | zu dem angebauten ausschließlich der Waldungen wie 1:26 oder nahezu 1/27 ist unbebaut. (Im Oberamte Göppingen ist 1/13 nicht cultivirt.) Von der ganzen Bodenfläche kommen auf einen Menschen 3,5 Morgen, auf 1 Stück Rindvieh 7 Morgen, auf 1 Pferd 155 Morgen.

Das Verhältniß sämmtlicher Culturarten unter sich, Gärten und Länder als Einheit genommen, ist folgendes:

Gärten und Länder 1,0
Äcker 11,8
Wiesen 7,7
Weinberge 0,3
Waldungen 17,8

Von der gesammten Bodenfläche kommen auf

Gärten und Länder 2,5
Äcker 28,9
Wiesen 18,9
Weinberge 0,7
Waldungen 43,7
94,7

Von den fehlenden 5,3 Procent kommen auf Weiden und Öden 2, Straßen und Wege 2,2 und der Rest mit 1,1 auf Gebäude-Areal, Flüsse, Bäche und Steinbrüche.

Vertheilung und Eigenthum. Das Grundeigenthum ist in 52.501 Parzellen vertheilt, es kommen hienach auf 1 Parzelle 1,5 Morgen. An dem bebauten Lande besitzen: der Staat 17.5995/8 die Grundherren 15361/8, die Gemeinde und Stiftungen 56263/8, die Privaten 51.8341/8 M.

Die größten Markungen haben Pfahlbronn und Welzheim, die kleinsten Unter-Schlechtbach und Kirchenkirnberg. Im Verhältniß zu ihrer Größe sind die Markungen von Rudersberg und Unter-Schlechtbach am Meisten parzellirt. Die Zerstückelung der Güter im Bezirke hat, im Verhältniß zu dem großen Waldareal, eine hohe Stufe erreicht; jedoch eine weniger hohe als im Oberamt Göppingen, wo 11/4 M. auf eine Parzelle kommen, und eine noch weniger hohe als der Durchschnitt des ganzen Landes mit 2/3 Morgen ergiebt. In unserm Bezirke kommen, wie erwähnt, durchschnittlich 3,5 M. auf einen | Menschen; in Unter-Schlechtbach 1,9, in Pfahlbronn 8,1. Das Verhältniß ist günstiger als im Oberamt Göppingen mit 2,6 und als im ganzen Lande mit 3,4 M. Die Eigenthumsrechte sind auf dem Walde noch häufig getheilt. Geschlossene größere Güter, die als solche bewirthschaftet werden, sind nur die Maiereien der Rittergüter. Die Hofgüter der Bauern auf dem Walde pflegen 50–200 M. zu umfassen, sind jedoch selten streng arrondirt.

Anbau.[1] Betrachtet man die landwirthschaftliche Cultur des Oberamtes im Allgemeinen, so zeichnen sich die Thalgegenden, in welchen Weinbau beginnt, wie alle Gegenden, in welchen der Güterbesitz außerordentlich getheilt ist, durch sorgfältigeren Anbau aus. Nicht so der welzheimer Wald, aus welchem dem Landwirth noch zu sehr die Hände gebunden sind durch den vorherrschenden Mangel an Dünger, woran bei vorherrschend größerem Güterbesitz sowohl das mit dem Systeme der Koppelwirthschaft verbundene Austreiben des Viehes zur Weide, als auch die Nachlässigkeit in der Behandlung des natürlichen Düngers und in der Benützung der Jauche und der unendlich vielen anderen Düngersurrogate, die sich überall darbieten, sowie endlich der Mangel an hinreichendem Streumaterial – die hauptsächliche Schuld tragen. – Unter diesen Ursachen des Düngermangels verdient der Mangel an Streumaterial, der sich zumal in der südlichen Richtung des welzheimer Waldes empfindlich äußert, besonders hervorgehoben zu werden; denn von jeher war es der Wald, der den Bauern die Unterstreu lieferte, sowohl im Laub, als hauptsächlich im Nadelreis, das theils von gefällten, theils von stehenden Nadelbäumen gewonnen wird. Das producirte Stroh | dagegen, wurde ausschließlich zur Viehfütterung und andern wirthschaftlichen Zwecken, nicht aber zur Streue, benützt. Nun sind nach und nach die Bauernwaldungen ausgerodet oder zu stark in Anspruch genommen, theils an den Staat und an Grundherrschaften veräußert worden; an die Stelle des früher beinahe überall üblich gewesenen Fehmelwaldbetriebs ist die Hochwaldwirthschaft getreten: es mußte sich also nothwendig die frühere Streuproduction bedeutend vermindern, während auf der andern Seite die Bauerngüter bei steigender Bevölkerung doch mehr und mehr getheilt und einer fleißigeren Cultur unterworfen wurden, der Viehstand also und mit ihm der Streubedarf immer mehr zunahm. So blieb am Ende nichts übrig, als den Ausfall, den die Landwirthschaft an dem bisherigen Geschenke des Waldes erlitt, aus eigenen Mitteln zu decken, und in der That findet auch beinahe überall nunmehr das Stroh durchschnittlich etwa zum vierten Theile seiner Gesammtproduction eine Verwendung als Unterstreu. Bei dem hiedurch entstandenen Futterverluste hat indessen die Landwirthschaft keine Rückschritte gemacht, indem durch vermehrten Futterkräuterbau und eine höhere Qualität des Düngers das gestörte Gleichgewicht sich wieder herstellte; wie denn auch dem Auge bereits da und dort wohlthuende Beweise des Nachdenkens und eines erwachenden Eifers begegnen. Dahin gehört vor Allem die sich immer mehr verbreitende Einführung der Stallfütterung, wobei allerdings anfängliche Opfer nicht zu umgehen sind. Sie ist auch, wie die Ortsbeschreibung zeigen wird, in den größeren Orten bereits eingeführt. Die kleineren Parzellen sind jedoch noch nicht so weit; denn um die Weide aufgeben zu können, muß im Anfange entweder Futter aufgekauft, oder durch Zukauf von Dünger eine entsprechend größere Futtermasse producirt, oder der Viehstand beschränkt werden. Zunächst ist es aber die wichtigste Aufgabe, eine immer ergiebigere Düngerquelle zu begründen, woraus der Ersatz jener Opfer sich möglichst bald wieder ergießen könne, indem sie allein die Kräfte liefert, | vermittelst welcher die alte Maschine der Wirthschaft in eine erneute vielseitige Thätigkeit versetzt werden kann. Erst mit der allmähligen Besserung der Güter, wobei die näher liegenden culturfähigeren Grundstücke vorzugsweise bedacht werden müssen, wird es zulässig, den Anbau von Futtergewächsen mehr und mehr zu begünstigen, eine höhere Production der Wiesen zu begründen, hiernach den Viehstand und mit ihm die Düngerproduction zu vermehren. Mehr und mehr können sodann auch die entfernteren Güter nun gekräftigt und unter den Pflug genommen, mithin die Dreischjahre und die Brache beschränkt, es kann dann der Körner- und Stroh- Ertrag entsprechend vermehrt und so am Ende auch hinreichend für die Befriedigung des Streubedürfnisses, noch dazu im vortrefflichsten Material, gesorgt werden. Den tüchtigsten Anstoß zur allgemeinen Einführung der Stallfütterung auf dem welzheimer Walde gab der nun verstorbene Anwalt Weller zu Breitenfürst, früherer Pächter des Karlshofs bei Hohenheim, welcher den eben bezeichneten Gang verfolgte und seinen Mitbürgern den Beweis lieferte, daß das Aufgeben der Weide möglich sey, nicht nur ohne eine dauernde Verminderung, sondern selbst mit späterer ansehnlicher Ausdehnung des Viehstandes. Sein Beispiel verspricht für den landwirthschaftlichen Betrieb des welzheimer Waldes die segensreichsten Folgen.

An der landwirthschaftlichen Cultur des Oberamtes ist übrigens noch gar Manches auszusetzen. Dahin gehört eine häufig unzweckmäßig angelegte Richtung der Ackerbeete und eine zu starke Erhöhung derselben an manchen Orten, wo oft gerade die Erhaltung einer möglichst ebenen Fläche am Platz wäre, in welcher Hinsicht es gar zu sehr an der erforderlichen Umsicht fehlt; die mangelhafte Vertilgung der Unkräuter; die Unterlassung des nöthigen Samenwechsels; die große Nachlässigkeit in der Bearbeitung des Feldes, das selten vor Winter gestürzt wird u. s. w. Als besonders verwerflich aber müssen die Bänder bezeichnet werden, welche zwischen den Äckern verschiedener | Güterbesitzer an der Stelle der Furchen, gleichsam als Grenzwälle, sich hinziehen, eine Breite von 0,5–2,5 Fuß einnehmend. Diese Ackerbänder treten dem Ablaufe des Wassers, mithin dem Zwecke der höheren Ackerbeete, gerade entgegen und bilden anerkannt nur die Herberge für das Ungeziefer aller Art; auch wird mit ihnen eine Menge des besten Bodens der Cultur entzogen.

Die gewöhnlichen Besserungsmittel sind der Stall- und Weide-Dünger, der Mergel, die Asche und das Brennen. Die Dunglagen sind in der Regel kunstlose flache Gruben, in welche auch die Jauche geleitet wird. Bei der stattfindenden Nadelreisstreu ist eine stete Feuchterhaltung des Düngers nothwendig, was aber wenig beobachtet wird, so daß die oberen Schichten verschimmeln, die unteren aber ersticken. Hat sich in der Dunggrube die Jauche, eigentlich Gülle, bis zum Überlaufen angesammelt, so sorgt man da, wo Wiesen und Grasgärten beim Hause sich befinden, für einen unmittelbaren Abfluß dahin; wo sich diese Gelegenheit nicht darbietet, erlaubt man der Flüssigkeit, einen beliebigen Weg einzuschlagen, und es ist daher noch mancher Weiler auf dem Walde Eine „Miste“, und wird auch die Straßenreinlichkeit trotz der vielen Mittel, welche die Regierung theils durch Aussetzung von Preisen, theils durch polizeiliche Anordnungen, seit lange in Anwendung zu bringen bemüht ist, noch immer nicht gefunden. Wird die Jauche abgesondert benützt, was häufiger im Thale und aus wenigen größern rationell betriebenen Gütern der Fall ist, so kommt sie hauptsächlich dem Kraut- und Flachs-Lande, aber auch den Runkeln, Kartoffeln, Rüben etc. zu gut. Die Anwendung des Mergels (oben S. 21) auf den Sand- und Mehlsand-Boden des welzheimer Waldes wird schon lange mit großem Nutzen betrieben. Weniger findet das Gypsen statt, welches zumal in trockenen Jahren auf den sandigen Böden eher nachtheilig sich erweist. Im nördlichen Theile des welzheimer Waldes werden auch die durch ihre nachhaltige Wirkung und ihren Einfluß auf die Stärke des Strohes und die Ausbildung | der Körner ausgezeichneten Abfälle von Potaschensiedereien, zur Düngung verwendet. Außerdem findet das „Kohlhaufen“ (Rasenbrennen) Statt, das für den Anbau des Kohls und der Hirse besonders gut wirkt, aber auch die Bodenkraft außerordentlich schwächt. Compostbereitung ist, zumal auf dem Walde, seltener. Rationell gebildete Landwirthe sind, außer dem Freiherrn von Holz zu Alfdorf, nicht im Bezirke. Indessen verdient auch der Betrieb der Landwirthschaft zu Eberhardsweiler, Gausmannsweiler und Taubenhof Bruck[ws 1] Anerkennung. Von den Zöglingen der Ackerbauschulen wird dereinst viel geleistet werden, weil hier der Bauer ihnen mehr Glauben schenkt, als Jenen, die ihm ferner stehen. Der landwirthschaftliche Bezirksverein entwickelt gleichwohl seit zwei Jahren ein regeres Leben; er hat Lotterien eingeführt, um die neueren Ackergeräthschaften nach und nach auf wohlfeile Weise in die Hände der Landwirthe zu bringen; er hat einer besseren Flachsbereitung (s. unten) Eingang verschafft und wirkt durch Preise auf Flachsbau, Obstbau, Viehzucht und Abschaffung des Doppeljoches ebensowohl, als auf Anerkennung verdienter Dienstboten hin.

Werth und Ertrag. Die Güterpreise sind, wie wir in der Ortsbeschreibung finden werden, sehr verschieden. Im Durchschnitt wird auf dem Walde ein Morgen Ackers zu 100 bis 120 fl., 1 Morgen Wiese zu 140 bis 160 fl., 1 M. Garten zu 160 bis 180 fl. verkauft. In den Thalorten beträgt der Preis 1 Morgen Ackers 160 fl., 1 M. Wiesen 200–250 fl., 1 M. Garten 300 fl., 1 M. Weinberg 200–250 fl.

Was den Ertrag betrifft, so ist im Durchschnitte des ganzen Oberamtsbezirkes dem Morgen nach

die Aussaat der Ertrag
Roggen 4 Sr. 1 Schffl. 6 Sr. bis 3 Schffl.
Gersten 4 Sr. 2 Schffl. – Sr. bis 3 Schffl. 6 Sr.
Dinkel 1 Schffl. 3 Schffl. – Sr. bis 5 Schffl. 3 Sr.
Haber 7 Sr. bis 1 Schfl. 2 Schffl. 4 Sr. bis 4 Schffl. 3 Sr.
| Den höchsten Ertrag gewähren die Äcker zu Ober-Schlechtbach, den niedersten die zu Cronhütte. Ein Mrg. einmähdiger Wiesen wirft an Heu und Öhmd auf dem Walde 6, im Thale 10 Cntr., ein Mrg. zweimähdiger Wiesen aber durchschnittlich 17 Cntr. Ertrag ab.

Nach den Schätzungen für das Steuer-Provisorium berechnet sich der Reinertrag und der im 20fachen Betrage desselben angenommene Kapitalwerth sämmtlicher Theile der Bodenfläche wie folgt:

Reinertrag vom Morgen. Capitalwerth.
Gärten und Länder
      (einschließlich des Zehentens)
8 fl. 21 kr. 167 fl.
Flürlich gebaute Äcker 3 fl. 51 kr.   77 fl.
willkürlich gebaute 2 fl. 52 kr.   57 fl. 20 kr.
zweimähdige Wiesen 6 fl. 37 kr. 132 fl. 20 kr.
einmähdige 2 fl. 13 kr.   44 fl. 20 kr.
Weinberge 7 fl.   5 kr. 141 fl. 40 kr.
Waldungen 1 fl. 10 kr.   23 fl. 20 kr.

Der Ertrag der Äcker steht um ein Bedeutendes unter dem Durchschnitte des ganzen Landes. – Der Reinertrag im Ganzen berechnet sich über Abzug des Erträgnisses der steuerfreien Güter (21.762 fl. 57 kr.) und des Zehentens auf 204.127 fl. 19 kr.

2. Einzelne Culturen.
a. Dem Ackerbau sind, nach den Ergebnissen der Landesvermessung, 23.3555/8 Morgen gewidmet; davon gehören 132 Morgen dem Staate, 2071/8 Morgen dem Adel und 1244/8 Morgen den Corporationen. Von der Gesamtzahl werden 13.4735/8 Morgen flürlich und 9822, allermeist dem welzheimer Walde angehörende Morgen, als Wechselfelder gebaut. Das herrschende Feldsystem ist nämlich auf dem welzheimer Walde die sogenannte Egartenwirthschaft oder geregelte Koppelwirtschaft der Gebirge (Schwerz), jedoch mit einigem besonderem Graslande. Interessant genug schließt sich dieses Feldsystem ziemlich strenge an die Gebirgsformation an; denn sogleich mit dem Übergange des Keupers zur Liasformation (Pfahlbronn, Alfdorf, Wäschenbeuren) tritt die | Dreifelderwirthschaft auf, wie dieß auch im Thale der Fall ist mit dem Beginne des Muschelkalkgebietes. Das Oberamt vereinigt daher beide Wirthschaftssysteme, von welchen aber nur das erstere nähere Erwähnung verdient. Es sind hiebei die Ortsmarkungen in 4, auch 5 Fluren eingetheilt. Wenn nicht alle, so werden mindestens die entfernteren Güterstücke (Wechselfelder) nach 4 oder 5jährigem fortgesetztem Einbau, eine gleiche Reihe von Jahren „liegen gelassen“ d. h. eingedreischt. Die gewöhnlichsten Umläufe sind folgende:

1) Die Dreische wird abgemäht oder abgeweidet, der Acker an Jacobi gestürzt, geeggt und überdüngt, der Dünger mit der Saatfurche untergebracht und der Same eingeeggt;

2) Roggen und Dinkel im Gemenge;

3) im ersten Umlauf Haber, im zweiten Lein;

4) Haber oder Wicken mit untergesäetem Klee;

5) Klee und im zweiten Umlaufe Selbstberasung; oder:

4) Kartoffeln, 5) Haber, 6) Klee, 7) u. 8) Dreische; oder:

4) Haber, 5) Kartoffeln, ungedüngt, 6) Sommerweizen oder Gerste mit untergesäetem Klee, 7) Klee, 8) Dreische; oder:

4) Haber, 5) Klee, 6–10) Dreische;

oder:

1) Brache, gedüngt, rein oder mit Hackfruchtbau;

2) Roggen und Dinkel;

3) Lein, Haber;

4) Haber.

Letzterer Umlauf ist selten, und nur bei hinreichendem Graslande ausführbar.

Das besondere Grasland, welches jede Wirthschaft in größerem oder geringerem Umfange besitzt, und der allmählig sich vermehrende Anbau von Futterkräutern machten es möglich, da und dort die Stallfütterung einzuführen, in welchem Falle dann die Egarten (Dreischen) alljährlich abgemäht, oder doch nur durch einen Theil des Viehes noch abgeweidet werden. Und so gehen auf dem welzheimer Walde die Koppelwirthschaft und Stallfütterung häufig Hand in Hand. Unter den im Allgemeinen noch nicht fleißig genug construirten | Ackerwerkzeugen treffen wir den doppelhäuptigen Beetpflug, noch wenig verbreitet den flandrischen und jedenfalls findet sich dann die Sterze zweitheilig abgeändert. Aber nicht selten mehr begegnet man eisernen, geschweiften Riestern an den Landpflügen, offenbar dem flandrischen Pfluge abgesehen. Die Egge ist in gestrecktem Quadrate construirt, auf leichten Böden mit hölzernen, auf schweren Böden mit eisernen Zinken versehen. Sie wird mit einer bogenförmig angebrachten Handhabe regulirt. Der Gebrauch von Walzen ist selten, man trifft sie, völlig rund und glatt, hauptsächlich in dem Weiler Vorder-Hundsberg. Zum Zuge verwendet man in der Hauptsache nur Ochsen und Stiere. An den Pflug werden gewöhnlich 2 Paare derselben gespannt, wozu nicht selten auch 2 Treiber erforderlich sind. Söldner bedienen sich auch zu diesem Zwecke der Kühe. Überall ist noch das Doppeljoch gebräuchlich. Pferde sind wenig im Gebrauch; sie versehen hauptsächlich das Holzfuhrwerk. Das Wintergetreide wird mit der Sichel, das Sommergetreide mit der Sense gefällt; letztere ist zu diesem Ende mit einem sogenannten Haberrechen (Reff) versehen. Das Entkörnen geschieht mit dem Flegel, das Reinigen der Frucht vermittelst der gewöhnlichen stehenden Putzmühle. – Von den verschiedenen Culturgewächsen werden hauptsächlich angebaut: Roggen, der ein ausgezeichnet gutes Fortkommen hat, und Dinkel im Gemenge, im Thal auch je abgesondert; Sommergerste, Haber (dieser namentlich in Rienharz durch sein Gewicht ausgezeichnet und gesucht) und Wickenhaber, Erbsen, Hirse; von Futterkräutern: Wicken und rother Klee; der Anbau von Esparsette und Luzerne dagegen findet auf dem Walde nicht Statt; von Knollengewächsen: Kartoffeln, hauptsächlich im welzheimer Thonsandboden vortrefflich gedeihend, deren Cultur im Zunehmen ist, seitdem sie außer ihrer Verwendung zur Nahrung der Menschen und zur Fabrikation des beliebten Branntweins, auch dem Rindvieh gefüttert werden; endlich und hauptsächlich in den milden Thalgegenden: Runkeln, Rüben. Übrigens werden die Halmfrüchte nicht in | solcher Menge erzeugt, daß sie das Bedürfniß befriedigen.

Der Lein bildet das Haupthandelsprodukt des Oberamts und wird sowohl auf dem Wald, als im Thale gebaut. Er geräth vorzüglich gut in einigen Parzellen der Gemeinde Welzheim (s. dort). Hier und in den Gemeinden Kaisersbach, Pfahlbronn und Alfdorf werden jährlich etwa 1000 Morgen Feldes damit bepflanzt; was, bei durchschnittlich 160 Pfd., auf 1600 Centner Ertrag schließen läßt. Der welzheimer Flachs ist im ganzen Lande bekannt und gesucht. Er zeichnet sich weniger durch Feinheit als Zähigkeit der Faser aus und giebt bis zu 30 Schnellern Garn. Man cultivirt beinahe ausschließlich den Frühlein, welcher 3–4 Wochen vor der Sommerreife ausgerauft und der Thauröste unterworfen wird. Neuerdings jedoch, seit ein großer Theil der Mitglieder des landwirthschaftlichen Bezirksvereins durch eigene Anschauung die Vorzüge der belgischen Methode in der Anstalt zu Hohenheim kennen gelernt und jüngere Bezirksangehörige hierin unterrichtet worden, gewinnt die Wasserröste immer mehr Boden und der Verein und Privaten haben[ws 2] bereits in Alfdorf, Groß-Deinbach, Lorch, Plüderhausen und ein Actienverein in Welzheim Wasserrösten erbaut. Jedes Mitglied des landwirthschaftlichen Bezirksvereins ist im Besitze der neuesten Schrift über Flachsbau und Flachsbereitung. Mitte oder Ende August, wo der Flachs, wenn auch der Samen noch unreif ist, gerupft wird, folgt das Brechen und Hecheln, beinahe durchgängig bei Nacht, so schnell, daß die in der Regel große Ernte für den nächsten Oktobermarkt (s. unten) vollständig zubereitet ist. Der Same wird theils selbst erzeugt, theils vom Rheine gekauft; neuerlich aber auch kommt der aus Riga, von welchem alljährlich größere Quantitäten bezogen werden, immer mehr in Aufnahme. – Hopfenplantagen gehören zu den Seltenheiten; man trifft sie eigentlich nur auf dem freiherrlich vom Holzschen Gute zu Alfdorf, (in Lorch und Welzheim unbedeutend) obwohl ihre Anlage nicht nur durch passende Lagen, sondern auch durch | den leichten und wohlfeilen Bezug der Stangen und den anerkannt vortheilhaften Einfluß des Nadelstreudüngers begünstigt ist. Auch der Ölgewächsbau findet auf dem Walde, mit Ausnahme von Alfdorf, selten statt, doch sind mit Kohlreps schon sehr empfehlende Versuche gemacht worden; im Thale dagegen, namentlich in Plüderhausen, baut man Mohn und Reps, jedoch nur im Kleinen. Dem letzteren schaden häufig die Spätfröste. Hanf (recht brauchbar), Kraut, Bohnen, Mais werden meist nur in Gärten und Ländern gebaut. Der Maisbau in Mannenberg ist auffallend alt (s. dort).

b. Dem Gartenbaue sind, mit Einschluß der Länder, 19863/8 Morgen gewidmet. Er findet jedoch nur in gewöhnlicher Art Statt und beschränkt sich auf die Anpflanzung von Gemüsen und Küchengewächsen. Übrigens sind in allen Weilern, selbst auf dem Walde, gute Küchengärten, und von der hier herrschenden Blumenliebe findet man in jedem Hause Zeugen. Eine kunstmäßige Gartenanlage mit Gewächshaus und edleren Zierpflanzen findet sich aber nur auf dem Gute des Freiherrn vom[ws 3] Holz zu Alfdorf.

c. Wiesenbau. Die Morgenzahl der einmähdigen Wiesen ist 37681/8, die der zweimähdigen 11.5214/8; zusammen 15.2895/8. Gegenüber von dem Ackerbau ist daher der Wiesenbau von Bedeutung. Der Staat besitzt 1325/8, der Adel 1403/8, die Körperschaften 4311/8 Morgen. Gute Wiesen finden sich im Thale und in der südlichen Richtung des welzheimer Waldes, auch in der Gegend von Wäschenbeuren; im nördlichen sehr stark bewaldeten Theile des Oberamts dagegen gibt es meist nur einmähdige Wiesen, mit kraftlosem, saurem Futter, indem hier das Gras fast überall nur durch Moorschichten über Torflagern wächst und den Wiesen durch zweckmäßige Entwässerung und andere künstliche Verbesserungen selten nachgeholfen wird. Überhaupt ist eine rationelle Behandlung der Wiesen wenig sichtbar, nicht einmal der Lauf der Quellen und Bäche ist geregelt; in allen möglichen Krümmungen winden sich ihre Rinnsale dahin; daher auch die vielen Uferrisse, Erdrutschen etc.

| d. Dem Weinbau sind 597 Morgen gewidmet; er beschränkt sich auf die Gemeinden Plüderhausen und Waldhausen im Remsthale und auf das Wieslauf-Thal, wird aber auch hier durch Culturänderungen immer mehr beschränkt. Hinsichtlich der Bauart und der Rebensorten ist nichts Eigenthümliches zu bemerken. Das Gewächs in den erstgenannten Gemeinden gehört zu den schlechteren Remsthalern; der im Wieslauf-Thale wird gerner schwer und ist weniger lagerhaft; der Waldensteiner wird in guten Jahren recht lieblich; der Preis ist durchschnittlich 25 fl. Der Wein des Wieslauf-Thales wird fast ausschließlich an die Waldorte verkauft und hier verzehrt. In älteren Zeiten wurde auch in andern Orten und selbst auf dem welzheimer Walde Wein gebaut, so z. B. in Lorch 1571, in Kirneck 1393, in Ober-Steinenberg 1595, in Pfahlbronn 1558 und Haghof. S. die Ortsbeschreibung.

e. Die Obstzucht. Nach der Landesvermessung sind 14682/8 Morgen Gras- und Baum-Gärten und 12041/8 Morgen Wiesen mit Obstbäumen, vorhanden. Die Obstcultur hat vorzugsweise in den Thalgegenden des Oberamts ihre Heimath; aber auch auf dem Walde, vor Allem in Alfdorf, zeigt es sich unverkennbar, daß der große Nutzen der Obstzucht von Manchen begriffen wird und diese hier allerdings ausführbar ist. Sie kommt in neuester Zeit auch in Kirchenkirnberg und Welzheim, namentlich in letztgenanntem Orte, empor. Ebenso zeichnen sich neuerdings der Haghof und Gausmannsweiler aus. Die neuangelegten Straßen sind sorgfältig mit Obstbäumen besetzt. Leider stehet aber auf dem Walde einer größeren Verbreitung und Verbesserung derselben nur zu sehr noch der Muthwillen und Diebstahl entgegen; denn das „Grübsig“, wie man den Ertrag der Obstbäume zu nennen pflegt, war eben von jeher gleichsam als Gemeingut betrachtet worden, dessen Beschränkung namentlich den Hirtenknaben äußerst verdrießlich ist. Überall ist freilich der Wald der Obstcultur nicht günstig; doch liefern auch Höfe, welche den Winden am Meisten ausgesetzt sind, von kräftigen Bäumen | recht brauchbare Früchte. In guten Jahren gedeihen auf dem Walde auch die Zwetschgen. Die Nüsse gerathen vorzüglich. In Leineck waren schon vor 450 Jahren Baumgärten; und in Vorder-Hundsberg war bereits 1430 der Obstbau zu Hause. Kirschenbäume und Weinapfelbäume in Eberhardsweiler werden schon 1489, und Pflaumenbäume in Pfahlbronn 1571 genannt. Für die kalten feuchten Waldthäler wird es aber in den meisten Fällen gerathener seyn, wie bisher, so auch künftig die Cultur der Kirschen zu bevorzugen, welche selten eine Ernte versagen. Im Thale werden die meisten besseren frühen und spätern Obstsorten erzogen. Feines Obst von der besten Güte ist übrigens auch schon längst im walkersbacher Thale zu Haus. Außerdem finden sich in Wäschenbeuren, das sich überhaupt schon seit längerer Zeit durch die Obstcultur auszeichnet (s. unten), und im Wieslauf-Thale ausgedehntere Baumgüter. Eine besondere Erwähnung verdient die seit 1770 in Plüderhausen angebaute sogenannte Stiefelsbirne, welche damals von Frankfurt am Main dorthin kam. Der Form nach gleicht sie der Gaishirtlensbirne; sie ist aber nicht nur größer, sondern auch feiner und wohlschmeckender, und eignet sich nur auf die Tafel und zum Dörren. Der landwirthschaftliche Bezirksverein wirkt auch auf die Obstcultur auf das Erwünschteste ein, indem seit zwei Jahren in allen Gemeinden öffentliche Baumschulen, die bis dahin selten waren, bestehen.

Es verdient gewiß auch Erwähnung, daß auf einer öden Heide bei Welzheim 1831 800 Stücke Maulbeerbuschbäume angepflanzt wurden und trefflich gediehen, und daß die gewonnenen 282 Cocons von vorzüglicher Güte waren. (Corresp.-Bl. des landwirthschaftlichen Vereins 1833 I. 189. II. 259.)

f. Waldbau. Die Waldfläche beträgt nach der Landesvermessung 35.3675/8 Morgen; davon sind 41655/8 Morgen Laubwaldungen, 20.6153/8 Morgen Nadel- und 10.5864/8 Morgen gemischte Waldungen. Hievon besaßen damals der Staat 17.3016/8,[ws 4] der Adel 1158, die Gemeinden 36772/8, | die Stiftungen 2485/8 und die Privaten 12.9817/8[ws 5] Morgen. Gemeinderechtswaldungen waren nur bei der Stadt Welzheim, dieselben sind aber 1843 in das Eigenthum der politischen Gemeinde übergegangen. Die Waldfläche beträgt etwa 11/24 der Gesammtfläche des Bezirkes, und auf 1 Einwohner kommen etwas mehr als 11/2 Morgen Waldes. Die Waldungen liegen in den Forstbezirken Lorch, Schorndorf und Reichenberg. Der Regel nach sind sie zusammenhängend; eine Ausnahme tritt hauptsächlich bei den durch landwirthschaftliche Culturen unterbrochenen Privatwaldungen ein.

Die herrschende Holzart ist das Nadelholz, und zwar mehr die Weißtanne als die Fichte. Einzelne ältere Forchen und Lerchen sind hie und da eingesprengt. In jüngeren Culturen kommen jedoch mehr Forchen, weniger die Lerche, und hie und da auch die Schwarzforche vor. In dem westlichen Theile des Oberamts, der zum schorndorfer Forst gehört, ist das Laubholz, namentlich die Buche überwiegend. Gemischte Laub- und Nadelholz-Bestände sind häufig. Einzeln kommen vor: Eichen, Ahorn, Eschen, Erlen, Birken, Aspen, weniger Ulmen und Linden.[2] Die Eiche wird nur noch in ganz alten Exemplaren angetroffen; die mittlere Altersklasse fehlt; dagegen wird neuerer Zeit wieder mehr auf die Nachzucht des Laubholzes, namentlich der Eiche und Buche, gedrungen, welche in früherer Zeit in weit größerer Ausdehnung vorhanden gewesen, nach und nach aber durch das sich überall vermehrende Nadelholz zurückgedrängt worden sind. Von alten 200–300jährigen Tannen zeigen sich viele, nun im Abgang begriffene, Exemplare.

Mit Ausnahme weniger Distrikte auf der Hochebene des welzheimer Waldes und im Revier Hohenstaufen ist die Lage größtentheils bergig, und in den Thälern der Rems, Lein, und Wieslauf, des Walkersbachs, Haselbachs, Strümpfelbachs, Steinbachs etc. oft sehr steil (bis zu 1800 württembergische | Fuß) und von Bergschluchten durchschnitten. Der Boden besteht auf den Hochebenen vorzugsweise aus sandigem Lehm und ruht auf der Liasformation, an den Thalabhängen aus Sand, lehmigem Sand und Thonmergel, der Keuperformation entsprechend. An vielen Orten wird zwar Waldboden gefunden, welcher sich für den landwirthschaftlichen Betrieb eignen würde, aber bei der verhältnißmäßigen geringen Bevölkerung des welzheimer Waldes, dem davon abhängigen Mangel an Arbeitskräften und dem unbedeutenden Werth der Feldgüter ist für jetzt der Reiz zur Waldausstockung gering, obgleich der, neuerer Zeit wieder gesunkene, Preis der Waldprodukte eine Verminderung der Waldfläche wünschenswerth machen würde, so lange nicht durch Erleichterung des Holztransports weitere Absatzquellen für das Holz aufgeschlossen werden. Anders verhält es sich freilich mit dem mehr bevölkerten Rems- und Wieslauf-Thal; aber hier, wo der Waldboden sich für den landwirthschaftlichen Betrieb am Meisten eignen würde, legt die Natur selbst Hindernisse in den Weg, indem die meisten Waldungen steile Bergwände bedecken. Ausrodungsgesuche gehören daher auch hier zu den Seltenheiten. Neue Waldanlagen finden aber auf dem welzheimer Walde hie und da besonders auf schlechten Waldwiesen Statt, jedoch mehr der Nadelreisstreu, als des Holzertrags wegen. Die Staats-Finanzverwaltung selbst aber hat in den letzten Jahren zu Herstellung des Arrondissements viele schlechtere Güter erworben und zu Wald angelegt.

Von schädlichen Insekten sind aus neuerer Zeit zu nennen: Bostrichus curvidens, Weißtannenborkenkäfer, und Bostrichus typographus, Fichtenborkenkäfer, in den Weißtannen- und Fichten-Beständen. Ihr Erscheinen hat seinen Grund hauptsächlich in der Menge von altem überständigem Holz. Auch der heiße Sommer im Jahr 1842 hat viel zur Vermehrung dieser schädlichen Insekten beigetragen. In den Nadelholzbeständen, namentlich in lichtgestellten, ist der Schaden durch Stürme nicht unbeträchtlich. Spätfröste sind in | den Thälern ziemlich häufig und schaden namentlich den jungen Buchen und Weißtannen. Schneedruck kommt selten vor, wobei jedoch zu bemerken ist, daß es an mittelalterigen Beständen, welche dem Schneedruck mehr als andere unterworfen sind, mangelt.

In sämmtlichen Staatswaldungen ist die Hochwaldwirthschaft eingeführt, in den Gemeinde- und Privat-Waldungen dagegen findet meistens die Fehmelwirthschaft Statt, was seinen Grund theils in der weit getriebenen Waldvertheilung, theils darin hat, daß bei der starken Viehzucht und wegen des Weinbaues die Nadelreisstreu sehr gesucht ist. Auch empfiehlt sich die Fehmelwirthschaft von selbst bei der Weißtanne, welche in den Gemeinde- und Privat-Waldungen sehr häufig vorkommt. Als Umtriebszeit sind in den Nadelholzwaldungen beim Staate 100–120 Jahre und beim Laubholz (Buchen) 80–100 Jahre vestgesetzt. Es kommen aber wegen des vieljährigen zu geringen Materialetats, wodurch die Nachhiebe außerordentlich versäumt worden sind, noch viele Jahrzehende hindurch 150 bis 200jährige Stämme zum Hieb. In den Gemeinde- und Privat-Waldungen kann, insoweit es mit den örtlichen Verhältnissen vereinbar ist, ein Haubarkeitsalter von 80 bis 100 Jahren angenommen werden. Gemeinden von größerem Waldbesitz, wie Welzheim und Lorch, führen neuerer Zeit auch eine regelmäßige Schlagwirthschaft ein. Im Ganzen kann der Zustand der Waldungen als befriedigend angenommen werden, soweit dieses bei alten, ausgefehmelten und theilweise überständigen Waldungen der Fall seyn kann. In Folge des zu geringen Ertrags, welcher von den Staatswaldungen seit einer Reihe von Jahren erhoben wurde, hat sich nämlich eine Menge alten überständigen Holzes angehäuft, unter dem sich vieles Großnutzholz befindet. Junge regelmäßige Bestände sind wenige vorhanden, da die, lange Zeit betriebene, Fehmelwirthschaft der Entstehung derselben hindernd im Wege stand. Noch mehr geben die Privatwaldungen ein vollständiges Bild der Fehmelwirthschaft, obgleich mehrere Bauern in den | Revieren Welzheim und Lorch ziemlich schöne Waldungen aufweisen können. In den Laubholzwaldungen trat in Folge der übermäßigen Streunutzungen eine bedeutende Bodenverschlechterung ein, und an dem Holze selbst ist deßwegen häufig eine Abnahme des Zuwachses und das Dürrwerden der Gipfel, sogar in mittelwüchsigen Beständen, bemerklich. Die Bewirthschaftung der gutsherrlichen Waldungen ist geregelt.

Größere Ödungen kommen in den Waldungen wenige vor, da das Nadelholz ohnehin sich leicht auf natürlichem Wege fortpflanzt, und seit einigen Jahren viel kultivirt worden ist; der Rest der öden Fläche wird aber in kurzer Zeit durch natürliche und künstliche Mittel vollends in Bestand gebracht werden. Die Verjüngung geschieht sowohl in den Staats-, als übrigen Waldungen durch Schlagführung, mit Ausnahme der meisten Privat- und einiger Gemeinde-Waldungen, in denen diese Verjüngungsweise wegen des kleineren Flächengehalts nicht wohl möglich ist, vielmehr das Fehmeln beibehalten wird. Alle sich ergebenden öden Stellen in den Schlägen werden, da die neuangelegten Saatschulen die erforderlichen Pflanzen nachhaltig und in vollkommen tauglichen Exemplaren abgeben können, sogleich cultivirt. Die Pflanzung ist somit fast allgemein zur Regel geworden. Bis auf die neueste Zeit fanden beinahe gar keine Durchforstungen Statt, so daß es jetzt noch 60–80jährige und ältere Bestände gibt, in welche noch keine Axt gekommen ist, außer bei Aufbereitung von Scheitholz oder durch Holzdiebe; und leider kann bei der Masse von abständigem Holz in den Schlägen und Nachhieben, welches zum Theil schon eine zweite Umtriebszeit erlebt hat, die Vornahme der versäumten Durchforstungen nur langsam vorwärts schreiten.

Der jährliche Durchschnitts-Ertrag[3] ist berechnet: | Im Forst Lorch
im Revier Gmünd auf         782 Kftr.
im Revier Gschwend 2472
im Revier Hohenstaufen   500
im Revier Kaisersbach 2111
im Revier Lorch 1800
im Revier Welzheim 2525
10.190 Kftr.

Im Forst Schorndorf

im Revier Plüderhausen 3000 Kftr. und 32.200 Wellen
"  " Schlechtbach 1200 Kftr. und 17.500 Wellen

Der Reinertrag des Morgen Waldes kann durchschnittlich zu 2 fl. 30 kr. angenommen werden. Das Verhältniß des Nutzholzes zum Brennholz ist 1:5, oder 20 Proz. welches Verhältniß sich aber wahrscheinlich zu Gunsten des Nutzholzes später noch erhöhen wird und, der Qualität des Holzes nach, wohl auf 40 bis 50 Prozent sich steigern könnte, wenn nicht die hohen Fuhrlöhne im Wege stehen würden. In Nadelholzwaldungen belauft sich bei 100jährigem Umtrieb der Ertrag etwa auf 75–80 Klafter vom Morgen (regelmäßig erwachsene Bestände zeigen sogar über 1 Klafter jährlichen Durchschnittszuwachs) oder 3/4 bis 4/5 Klafter jährlich im Durchschnitt. In reinen Laubholzwaldungen kann der Ertrag bei 80jährigem Umtrieb etwa zu 40 bis 45 Klafter und 1000 Wellen vom Morgen angenommen werden.

Kohlholz findet nur geringen Absatz, am meisten wird noch das Stockholz zur Verkohlung verwendet, weil es ausserdem nicht genug Liebhaber finden würde. Privaten kohlen in den Revieren Welzheim und Kaisersbach und setzen die Kohlen in der Gegend von Stuttgart ab. In neuerer Zeit jedoch kommt die Benützung des Stockholzes immer mehr in Aufnahme. Auch die Gemeinden und Privaten haben angefangen, Stöcke zu graben.

Was die Nebennutzungen betrifft, so sind die Erzeugnisse an Eichenrinde gering. Die Rinde von Nadelholz wird als Brennmaterial verwendet und nur hie und da die Fichtenrinde auch von Gerbern benützt. Harznutzungen finden nur noch in sehr geringem Umfange statt und werden nächstens | ganz aufhören. Besenreis wird mehr von Weißtannen, als von den nur selten vorkommenden Birken gewonnen. Die Nadelstreunutzungen (nicht zu verwechseln mit Nadelreisstreu) finden blos in futterarmen Jahren statt; desto beträchtlicher sind aber die Laubstreunutzungen, besonders im schorndorfer Forst. Im Revier Plüderhausen allein werden jährlich im Durchschnit 1700 Fuder Laubstreu abgegeben. Von um so größerer Ausdehnung ist dagegen auf dem welzheimer Walde die Nadelreisstreubenutzung. Von einiger Bedeutung sind auch die Grasnutzungen. Die Weide wird immer mehr beschränkt und dagegen die Stallfütterung ausgedehnt. Eicheln und Buchelnäckerich gibt es selten. Der Samen von Weißtannen wird hie und da auch zum Bereiten von Öl verwendet. Der Fichtensamen wird häufig gesammelt und sofort zu Culturen benützt.

Der Ertrag an Wildobst, Nüssen etc. ist unbedeutend. Von Beeren kommen die Heidelbeere, weniger die Preußelbeere, vor. Die Gewinnung der Kräuter ist von keinem Belang. Steinbrüche und Mergelgruben sind nur wenige vorhanden. Der Geldertrag der Nebennutzungen hat in einem der letzten Jahre in sämmtlichen Staatswaldungen des lorcher Forsts betragen: Laubstreu 266 fl., Waide 96 fl., Gras 258 fl., Mergel 14 fl., Steine 75 fl., Wildobst 2 fl., Harz 18 fl., Waldsamen 9 fl.

Das Holz wird in der Regel auf der Achse fortgeschafft, wozu die Straßen durchs Remsthal, ferner die, welche von Welzheim nach Schorndorf, Gschwend, Lorch und Göppingen führen, sowie das Sträßchen, welches die Orte Kaisersbach und Winnenden verbindet, eine gute Gelegenheit darbieten. Von großer Bedeutung ist ferner die Brennholzflößerei. In die Holzgärten von Waiblingen und Neckarrems werden jährlich 5000–6000 Klafter und zwar mehr Nadelholz als Buchenholz geflößt. Für diesen Zweck besteht bei dem Weiler Ebni ein 42–43 Morgen großer Floßsee, welcher im Sommer als Wiese benützt und im Spätherbst gestellt wird. Der Ablauf dieses Wassers geht in die Wieslauf. Durch dieses Wasser und unter Mitwirkung anderer Waldbäche | werden im Frühjahr nach Abgang des Schnees etwa 4000 bis 5500 Klafter auf der Wieslauf in die Rems und auf dieser nach Waiblingen geflößt. An den See selbst wird das Holz aus den Revieren Welzheim, Kaisersbach und Gschwend meist auf Schlitten auf die Anhöhe oberhalb des Ebnisees geliefert, wo die Scheiter in eine Holzriese geworfen und sodann unterhalb des Seedammes bis zur Zeit des Flößens in Beugen von 6–9′ Höhe aufgestellt werden. Auf dieser von dem Staate zu unterhaltenden Floßstraße finden sich seit neuester Zeit ein mit einem Aufzug versehenes Seehäusle, um den See stellen und ziehen zu können, sowie bei der Laufen- und Klingen-Mühle je eine Floßgasse, wovon namentlich erstere eine steile Schlucht hinabführt. Die sogenannten Schlittenwege, welche zum Theil die Höhen und Thäler in angemessenem Fall verbinden, erleichtern bei geringem Kraftaufwand den Holztransport bis in die Nähe des Floßsees sehr; dieselben bestehen schon seit mehr als 100 Jahren. Ein weniger großer Floßsee befindet sich bei Walkersbach, auf der Grenze des schorndorfer und lorcher Forsts. Die Reviere Lorch und Plüderhausen liefern hier das Floßholz, welches alsdann auf dem sogenannten Walkersbach in die Rems geflößt wird. Die Beifuhr des Holzes zu diesem Floße geschieht ebenfalls durch Schlitten auf den Schlittenwegen und auf der Achse.

Zur Murrflößerei kommen gleichfalls jährlich mehrere hundert Klafter aus den Waldungen des Reviers Kaisersbach. Vor vielen Jahren war auch die Lein bis Abtsgmünd floßbar. Auf der Achse wird gleichfalls vieles Holz in die Gegend von Murrhardt und nach Stuttgart geführt und ein starker Handel von Privatpersonen betrieben. Neuerer Zeit wird viel auf die Herstellung von soliden Holzabfuhrwegen auch innerhalb der Waldungen verwendet. Zum Transport des stärkeren Holzes in den Schlägen werden gegenwärtig Versuche mit dem Lottbaum gemacht.

Im Allgemeinen findet das zum Flößen und zu Schnittwaaren taugliche Holz guten Absatz. Da aber der Materialetat die Bedürfnisse der Einwohner des Oberamts weit | übersteigt, so wird der größte Theil des Brennholzüberschusses in die Holzgärten bei Waiblingen gebracht und von da nach Stuttgart und Ludwigsburg befördert; auch durch Holzhändler findet ein bedeutender Absatz auf der Achse nach Stuttgart, Göppingen und Winnenden Statt. Vor etlichen Jahren wurde sogar Langholz auf der Achse nach Canstatt geführt, wo es alsdann auf den Neckar kam; allein in neuerer Zeit stockt der Absatz wegen des zu theuren Landtransports. Es muß aus diesem Grunde eine große Masse Holzes von seltener Länge und Stärke als Sägholz verwendet oder aufgeklaftert werden. Würde der Kocher für Langholz flößbar gemacht, so wäre diesem Übelstande abgeholfen. Die vielen Sägmühlen auf dem welzheimer Wald liefern eine ziemliche Zahl von Schnittwaaren nach Waiblingen, Stuttgart und in die Gegend von Heilbronn. Ein bedeutender Handel wird auch mit Weinpfählen getrieben. Das einzige Holzsortiment, welches der Gegend fehlt, ist eichenes Bau- und Küfer-Holz, welches daher von Göppingen und Backnang bezogen werden muß. Durch das Stockroden ist den armen Leuten Gelegenheit gegeben, ihr Holzbedürfniß auf wohlfeile Art zu decken, und es ist dadurch der Hang zur Holzentwendung einigermaßen abgeschnitten. An dürrem Leseholz ist bei den allgemein versäumten Durchforstungen ohnehin kein Mangel.

Die Holzpreise[4] sind bei den verschiedenen Verhältnissen des Oberamts auch sehr ungleich. Im Jahr 1842/43 haben sich dieselben mit Einschluß des Macherlohns ungefähr auf folgende Weise gestaltet:

a) Nutz und Stammholz der Cubikschuh:

Eichen 9–18 kr.
Ahorn, Eschen, Ulmen 10–15 kr.
Buchen 10–13 kr.
Hagbuchen 11–13 kr.
Birken 6–8 kr.
Erlen 6–10 kr.
Aspen 5–8 kr.
Linden 5–12 kr.
Tannen Spaltholz 9–11 kr.
Säg- und Bau-Holz 51/2–10 kr.
Tannen Pfahlholz die Klafter 15 fl.
Tannen Küblerholz 15–18 fl.
| b) Brennholz die Klafter:
Eichen Scheiter 8 fl.   – kr. bis 14 fl. 50 kr.
Eichen Prügel 5 fl. 24 kr. bis 10 fl. 30 kr.
Buchen Scheiter 10 fl.   – kr. bis 17 fl. 20 kr.
Buchen Prügel 6 fl. 40 kr. bis 13 fl. 40 kr.
Birken Scheiter 8 fl.   – kr. bis 14 fl. 30 kr.
Birken Prügel 6 fl.   – kr. bis 13 fl.   – kr.
Erlen u. Linden Scheiter 7 fl. 40 kr. bis 12 fl. 10 kr.
Erlen u. Linden Prügel 5 fl. 40 kr. bis 11 fl. 40 kr.
Aspen Scheiter 5 fl.   – kr. bis 10 fl.   – kr.
Aspen Prügel 4 fl.   – kr. bis   8 fl.   – kr.
Nadelholz Scheiter 7 fl.   – kr. bis 17 fl. 10 kr.
Nadelholz Prügel 5 fl. 30 kr. bis 12 fl.   – kr.

c) Stockholz ausschließlich des Macherlohns:

hartes 2 fl.   – kr. bis 2 fl. 20 kr.
weiches 1 fl. 12 kr. bis 1 fl. 40 kr.

d) Rinden ausschließlich des Macherlohns:

Eichen, ausschl. Macherlohn 14 fl. 50 kr. bis 16 fl. 10 kr.
Weißtannen   3 fl.   – kr. bis   4 fl.   – kr.
Fichten für Gerber 10 fl. 20 kr. 

e) Reisig einschl. Macherlohn, das Hundert:

Eichen 5 fl. bis 11 fl. 30 kr.
Buchen 6 fl. bis 13 fl.   – kr.
Birken 5 fl. bis 11 fl.   – kr.
Erlen 5 fl. bis   8 fl. 40 kr.
Aspen 4 fl. bis   7 fl. 40 kr.
Nadelholz 4 fl. bis   5 fl. 30 kr.
Nadelstreu das Fuder 1 fl. 30 kr.
| Seither sind jedoch die Preise, hauptsächlich beim Brennholz, in Folge der verstärkten Holzhiebe bedeutend gefallen. Die Benutzung des Leseholzes kommt besonders im schorndorfer Forst vor, wo z. B. im Revier Plüderhausen jährlich 160 bis 170 Leseholzzettel und im Revier Schlechtbach 250 an arme Revierinsassen ausgetheilt werden. Dieselben haben die Erlaubniß, wöchentlich Einmal an einem besonders bestimmten Tage in erwachsenen Beständen dürres Holz zu sammeln. In den Nadelholzrevieren ist das Leseholzsammeln kaum in Erwähnung zu bringen. Wie bereits erwähnt, wird das Stockroden seit den letzten zwei Jahren in möglichst großem Umfange betrieben. Es ist dadurch nicht nur armen Leuten Gelegenheit gegeben, ihre Brennholzbedürfnisse leichter zu befriedigen, sondern es wird dasselbe auch mehr zur Deckung des örtlichen Bedürfnisses und hie und da zur Verkohlung verwendet, wodurch es möglich gemacht wird, mehr Scheiterholz in andere Gegenden absetzen zu können. Durch das Graben der Stöcke wird zugleich der Boden wund gemacht und somit die Vornahme und das Gelingen der Culturen begünstigt. Holzverzehrende Gewerbe in erheblicher Ausdehnung finden sich nicht (s. auch unten).

Waldberechtigungen gibt es im Ganzen wenige. Die Holzberechtigungen sind meistens abgelöst; im Revier Plüderhausen erhält aber die Gemeinde jährlich noch 808 Klafter unentgeldlich. Die wenigen Weideberechtigungen werden selten, meist nur in futterarmen Jahren, ausgeübt und überhaupt möglichst beschränkt. Von größerem Belang und Nachtheil für die Waldungen sind die auf einem Theil der Staatswaldungen in den Revieren Schlechtbach, Plüderhausen, Lorch, Welzheim und Kaisersbach ruhenden Laubstreu-Gerechtigkeiten.

Die Waldfrevel sind auf dem welzheimer Wald von geringer Bedeutung. Im Revier Schlechtbach dagegen sind die Holzexcesse bedeutender, was seinen Grund darin hat, daß dort kein Holzüberfluß herrscht und die Revierinsassen häufig isolirt gelegene Häuser bewohnen. Die meisten Excesse | werden von den Bewohnern der Orte Klaffenbach und Oberndorf verübt, in welchen sich auch die meisten habituirten Holzfrevler befinden. Zu Weide- und Gras-Excessen gibt die isolirte Lage der Wohnungen auch auf dem welzheimer Walde hie und da Gelegenheit. Im Allgemeinen haben die Excesse neuerer Zeit sehr abgenommen.

Die Benützung von Surrogaten ist bis jetzt nicht Bedürfniß. Torf wäre vorhanden und auch Steinkohlen wurden früher gegraben. S. oben S. 48. 49. Auf dem welzheimer Wald selbst ist die Holzgewinnung vom Wein- und Obst-Bau, da ersterer gar nicht, letzterer nur in geringem Maße betrieben wird, ganz unbedeutend. In den Thälern der Rems und Wieslauf dagegen findet eine, jedoch nicht erhebliche, Holznutzung der Art statt. Durch Einführung von Gemeinde-Backöfen könnte noch viel Holz erspart werden; allein bei den vielen einzeln gelegenen Höfen und Weilern wäre diese Maßregel nicht allgemein ausführbar. Ein Übelstand in forstpolizeilicher Hinsicht ist das Flachsdörren in Backöfen, indem jede Familie einen eigenen Ofen haben zu müssen glaubt.

g. Weidewirthschaft. Das Areal der Weiden beträgt, nach der Landesvermessung, 1593 Morgen, wovon 4733/8 Morgen Körperschaften , 302/8 Morgen dem Adel und 613/8 Morgen dem Staat gehören. Seit der Landesvermessung sind 311/2 Mrg. Waiden und öde Plätze angebaut worden; die übrigen sind allermeist gar nicht kulturfähig und nur zum kleinsten Theile für den Waldbau geeignet. Die Weidefläche im Oberamte Göppingen ist beinahe dreimal größer. Wo die Egarten auf dem welzheimer Walde nicht abgemäht werden, wie dieß bei angehender oder bereits durchgeführter Stallfütterung da und dort der Fall ist, dienen sie dem Rindvieh zur Weide; außerdem wird dieses Vieh vom Frühjahr bis zur Ernte auf Haiden und in Waldungen, nach der Ernte auf das Stoppelfeld, später auf die Wiesen getrieben. Es ist ein beklagenswerter Übelstand, daß hier das Vieh nicht durch Hirten geführt, sondern fast noch allgemein der | mangelhaften Aufsicht von Kindern anvertraut wird. Auch in den Thalgegenden, sowie in der Gegend von Alfdorf, Wäschenbeuren, findet noch von Einzelnen die Stoppel- und Wiesen-Weide statt, obwohl bei dem herrschenden Dreifeldersystem die Stallfütterung hier weit mehr verbreitet ist, und die Weidegründe mehr den Schafen anheimfallen.
c. Viehzucht.

Von einer Pferdezucht ist im Oberamt eigentlich keine Rede. Die Zahl der Pferde ist 522, darunter 59 unter 2 Jahren. Die Gemeinden Welzheim und Pfahlbronn haben die meisten, Unterschlechtbach die wenigsten Pferde. Auf dem Walde wird die Fohle schon mit 11/2 Jahren zum Zuge angehalten. Pferde werden überhaupt wenig und gewöhnlich nur zum Holztransport gehalten; es befinden sich daher auch keine Landbescheller im Oberamt und ein besonderer Pferdeschlag ist hier nicht einheimisch.

Rindviehzucht. Nach der Aufnahme vom 1. Januar 1844 zählt der Bezirk 3198 Ochsen und Stiere; bei weitem die meisten Pfahlbronn, die wenigsten Wäschenbeuren und Kirchenkirnberg; ferner 4923 Kühe, die meisten Pfahlbronn, die wenigsten Kirchenkirnberg; sodann Schmalvieh 3357 Stücke; wieder die meisten Pfahlbronn und die wenigsten Kirchenkirnberg. Auf 1 Morgen Landes kommen 7 Stücke Rindvieh, und in den Besitz eines Stückes theilen sich 2 Menschen. Der Bezirk hat sich von den Folgen des großen Futtermangels, welchen das Jahr 1842 auch über ihn gebracht, noch nicht ganz erholt, da derselbe am 1. Januar 1840 3459 Ochsen und Stiere, 5171 Kühe und 3608 Stücke Schmalvieh gezählt hatte. Damals wurde er hinsichtlich der Zahl der Ochsen von den benachbarten Oberämtern nur von Gaildorf und Backnang übertroffen, indeß er Gmünd, Göppingen, Schorndorf und Waiblingen übertraf; an Kühen zählte blos er mehr als Gmünd und an Schmalvieh übertraf er nur Schorndorf und Waiblingen.

| Der welzheimer Wald ist mit dem limpurger Oberlande die Heimath des leinthaler Viehschlags, mit röthlich-gelber und falber Farbe (sog. Hellwochten), wodurch sich derselbe von dem benachbarten limpurger Schlag, mit braungelber Farbe (sog. Dunkelwochten), unterscheidet.[5] Auch der letztere Schlag findet sich auf dem Walde viel verbreitet, wie denn überhaupt, mit Ausnahme der Farbe, beide Schläge in ihrer Form sowohl, als in ihren Eigenschaften, sich sehr nahe stehen. Der Ausdruck „Wochten“ gilt jedoch nur für das durchaus einfärbige, mit keinerlei Abzeichen versehene, Vieh. Wie der limpurger, so zeichnet sich auch der leinthaler Schlag durch mittlere Größe, gedrängten Bau, volle, runde breite Formen, einen schön gebildeten Kopf mit ziemlich breiter Stirne, vorstehende Augenknochen mit auffallend sanftmüthigem Auge, durch gutgestelltes Gehörn, schön geformte dauerhafte Klauen und feine Haut aus. Diese günstigen Formen treten jedoch nicht so sehr auf dem Walde, wo die Haltung des Viehes auf der Weide ihre Ausbildung weniger begünstigt, als auf dem limpurger Oberlande und im Remsthale in der Richtung von Lorch nach Aalen hervor. Die Ochsen erreichen eine ansehnliche Größe, sind sehr geschickt zur Arbeit und haben eine besonders „geschlachte“ Beschaffenheit, daher sie sich vorzugsweise zur Mastung eignen. Die Kühe liefern, bei großer Genügsamkeit hinsichtlich der Ernährung, verhältnißmäßig viel und gute Milch; die Kälber, anfangs sehr klein, entwickeln sich rasch. Außer den gedachten Schlägen trifft man im Thale häufig Kreuzungen des schweizer und Schecken-Viehes, auch den Allgäuerschlag. Die Haltung von Zuchtvieh ist verhältnißmäßig sehr gering, indem sich die Bauern gewöhnlich darauf beschränken, nur das für ihren eigenen Zug erforderliche Vieh nachzuziehen, während sie dafür die älteren Thiere absetzen. Einige Thalorte, wo ziemlich viel Kühe als Melk- und Zucht-Vieh gehalten werden, machen jedoch eine Ausnahme. | Indessen findet mit Stieren und Rindern ein bedeutender Zwischenhandel Statt; dieselben werden von Gaildorf, Hall, Ellwangen, vom Ries etc. her hauptsächlich auf den großen Märkten in Gschwend aufgekauft und in die Thalgegenden gegen Backnang, und bis Nürtingen abgesetzt. Leider verbreitet sich auf diese Art immer mehr auch das schlechte Vieh aus den Donaumoosgegenden, welches von den ärmeren Leuten, seiner Wohlfeilheit wegen, aufgekauft wird. Der wohlthätige Einfluß, welchen die von dem landwirthschaftlichen Bezirksverein mit Unterstützung der Central-Stelle und der Amtskörperschaft ausgesetzten Preise bewirken, ist jedoch auch in Beziehung auf die Viehzucht nicht zu mißkennen.

Auf den Hauptmärkten war der Verkehr im J. 1842 folgender:

Welzheim 5000 Stück mit einem Umsatz von 80.000–90.000 fl.
Alfdorf 900–1000 Stücke mit einem Umsatz von 9000 fl.
Lorch 1500 Stücke mit einem Umsatz von 7000 fl.
Rudersberg 2000 Stücke mit einem Umsatz von 60.000 fl.
Wäschenbeuren 1500–1600 Stücke mit einem Umsatz von 25.000 fl.

Die Mastung wird mit Ausnahme von wenigen größeren Wirthschaften, mit welchen landwirthschaftliche Gewerbe, namentlich Brauereien, verbunden sind (das freiherrl. von Holzsche Gut zu Alfdorf, und das Gut des Hirschwirths Kuhn zu Wäschenbeuren), nicht betrieben; wohl aber werden häufig die Ochsen vor ihrem Absatze an Master zuvor etwas angefüttert.

Auch die Käsefabrikation findet nur auf jenen größeren Gütern, die sich überhaupt durch rationellen Betrieb auszeichnen, und außerdem in Wäschenbeuren, Statt.

Mit der Farrenhaltung steht es noch nicht gut. Dieselbe geht großentheils unter den Bauern um. Übrigens werden die öffentlichen Zuchtstiere periodischen Visitationen von örtlichen und Bezirkskommissionen unterworfen und geht das Bestreben dahin, ihre Haltung zur Gemeinde-Anstalt zu erheben. S. auch die Ortsbeschreibung.

Als eine eigenthümliche Krankheit, welche unter dem Rindvieh im nordwestlichen Theile des welzheimer Waldes | häufig auftritt, verdient die Knochenbrüchigkeit angeführt zu werden, deren Ursachen in schlechtem Futter und ungeeigneten Ställen begründet sind (vergl. das Corr. Bl. des landw. Ver. von 1838 2. Bd. S. 121).

Schafhaltung. Diese ist im Ganzen nicht von großem Belang und unbedeutender, als in den angrenzenden Bezirken. Das Oberamt zählte am 1. Januar 1844 744 spanische, 3394 Bastarde und 96 Landschafe. Seit 1840 hat die Schafhaltung um 1762 Stücke abgenommen; in den Gemeinden Rudersberg und Großdeinbach ist die Schafhaltung am Größten, auf dem welzheimer Walde aber findet sie hauptsächlich nur in Alfdorf Statt. Dort sind besondere Schäfer angestellt; auf dem Walde kommen die wenigen Schafe der Bauern mit dem Rindvieh auf die Weide. In alten Zeiten scheint die Schäferei auf dem Walde von Bedeutung gewesen zu seyn; die Herren von Leineck führten eine Schafscheere im Wappen. Ebenso im obern Wieslaufthal; noch 1791 hatte eine „herr- und landwirthschaftliche Schäferei-Inspektion“ ihren Sitz in Rudersberg, wo die Zucht der spanischen Schafe damals umfangreich betrieben wurde.

Die Zahl der Ziegen ist 462. Die meisten in Rudersberg. Sie werden gewöhnlich nur von ärmeren Leuten nachgezogen und kommen auf dem Walde immer mehr ab; dagegen ist es üblich, daß die Bauern mit ihrem Rindvieh einen wo möglich schwarzen Ziegenbock im Stall und auf der Weide halten, der dem Bösen widerstehen soll!

Schweinzucht findet man nur auf wenigen größeren Gütern. Die Zahl der Schweine aber ist doch 1148. Zum Schlachten ins Haus kauft man die Schweine von Händlern; die Milchschweine ohnedieß werden meist von Händlern aus Bayern eingeführt.

Esel sind 13 im Bezirke.

Gänse und Hühner erzieht man auf allen Höfen. Erstere werden hie und da durch besondere Hirten ausgetrieben. Ein Handel mit Federn findet nicht Statt.

Bienenstöcke finden sich 2181 im Bezirke; die meisten in Pfahlbronn, die wenigsten in Wäschenbeuren. Die | Bienenzucht wird zwar nicht mehr so ausgedehnt, als in früherer Zeit, in den geschützteren Gegenden des welzheimer Waldes betrieben, immerhin aber bietet sie noch manchen Gewinn. Der Honig wird in die benachbarten Städte abgesetzt und gut bezahlt.

Schnecken- und Blut-Egelzucht findet nicht Statt.

d. Jagd und Fischerei.

Die Jagd im ganzen Oberamt ist nichts weniger als gut zu nennen. Hochwild kommt höchst selten vor. In einzelnen Theilen, wie z. B. in den Laubholzwaldungen des schorndorfer Forstes, ist ein ziemlich ordentlicher Rehstand, außerdem ist er als mittelmäßig zu bezeichnen. Dasselbe Verhältniß findet in Beziehung auf Hasen Statt. Zu der Verminderung der Hasen trägt hauptsächlich das Aushauen der Remisen und Hecken auf den Feldern bei. Den Feldhühnern scheint auf dem welzheimer Walde das Klima zu rauh zu seyn, indem sie hier in unbedeutender Zahl vorhanden sind. Die Füchse schaden der niedern Jagd beträchtlich. Die Jagd gehört, mit Ausnahme eines Distriktes bei Alfdorf, welcher den[ws 6] Freiherrn vom Holz zusteht, dem Staate und ist in kleineren Distrikten verpachtet. Sodann ist ein Theil der Jagd im Revier Gmünd zur Freipürsch gehörig. Die Jagdfrohnen sind meist abgelöst. Von einem bedeutenden Wildschaden ist bei dem oben beschriebenen Zustand wohl nicht die Rede, weßhalb auch Klagen in dieser Hinsicht nicht vorkommen.

Die Fischerei im Oberamtsbezirk ist von keinem Belang. Die dem Staate gehörigen Fischwasser sind verpachtet. In kleinen Waldbächen kommen Grundeln, Forellen und Krebse vor. In der Lein giebt es treffliche Edelkrebse, deren Fang verpachtet ist, und in ihren Zuflüssen Forellen. Die Rems hegt viele Weißfische. Fischteiche und größere Fisch-Weiher fehlen.

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B. Kunst- und Gewerbe-Fleiß.

Die Gewerbe-Industrie unseres Oberamtes steht auf einer merkwürdig niedern Stufe. Seine Bewohner, zumal jene des Waldes, haben eine entschiedene Abneigung gegen Gewerbe mit sitzender Lebensweise. Den meisten Handwerkern ist, wie auch die geringe Zahl der Gehilfen zeigt, das Gewerbe Nebensache; Alle bis auf etwa 10 widmen sich zugleich dem Landbau. Selbst die Lehrlinge halten dort nicht die eigentliche Lehrzeit aus, und die Gesellen wandern selten. Davon zeugen ihre Leistungen, ihre Werkzeuge, ihr Hausrath. Die Leichtigkeit des Liedlohns im Knechtsdienste bei vollen Schüsseln, die einbedungene Leinwand von der Bäurin Tuchladen, die gewohnte Kameradschaft und eine gewisse Schüchternheit, draußen gefoppt zu werden, mögen hier, nach Herrn Pfarrer Scholl, sowie in einem großen Theile des übrigen Jagstkreises, die Ursachen dieser Erscheinung seyn. Das Holz wird zwar zu Pfählen u. s. w. verarbeitet (s. hienach); aber Schachtelmacherei oder berchtoldsgader Betriebsamkeit ist hier nicht heimisch. Vielleicht gibt einst die unten zu erwähnende Beschäftigungs-Anstalt in Alfdorf Anregung hiezu. Ebenso wird ein Haupterzeugniß: der Flachs, nicht verarbeitet, sondern roh (reingehechelt) verkauft. Das Potaschensieden (in sog. Salinhütten) nimmt, wegen der steigenden Holzpreise, im Bezirke ab und wird hauptsächlich nur wegen Verbesserung der eigenen Güter der Sieder betrieben. Die Bereitung des Hirschhorngeistes, durch besondere Laboranten in Lorch früher schwunghaft betrieben, findet nur noch in geringem Grade statt. Die Bereitung des Scheidewassers daselbst hat aufgehört. In älteren Zeiten war, wie wir im topographischen Theile finden werden, auch die Glasfabrikation, die hier schon 1278 betrieben ward, von Bedeutung. Es waren Glashütten in Cronhütte, Haghof, Mettelbach, Steinbach und Walkersbach. S. auch oben Gewinnung von Mineralien.

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a. Hauptgewerbe.

Kunst und literarische Gewerbe sind nicht im Bezirke. Auch kann derselbe keine Fabriken oder andere bedeutendere Industriezweige aufzeigen, 2 Käsefabriken in Wäschenbeuren ausgenommen.

Die Zahl der Gewerbenden nach der Aufnahme von 1841 ist 1438 mit 165 Gehilfen. Im Jahr 1835 betrug sie 1160 Meister und 207 Gehilfen. Im Oberamte Göppingen ist die Zahl (außer den Fabriken und ihren Arbeitern) 2883 und beziehungsweise 667.

Seltenere Gewerbe sind 1 Brechenmacher in Plüderhausen, 1 Kürschner in Welzheim, 7 Potaschensieder in Welzheim (2), Alfdorf (2), Kaisersbach (2) und Pfahlbronn, und 1 Wattenmacher in Unterschlechtbach. Das stärkste Gewerbe ist das der Weber mit 152 Meistern und 6 Gehilfen. Die Leineweberei ist hier durch die Maschinen noch nicht gedrückt, wird aber doch nur 2–3 Monate jährlich betrieben.

An Getränkefabriken sind vorhanden: 18 Bierbrauereien, wovon nur jene in Alfdorf hervorgehoben zu werden verdient, und 78 Branntweinbrennereien.

An Wirthschaften: 83 Schild- und 59 andere Wirthschaften.

Apotheken: 1 in Welzheim und 1 in Lorch.

Ziegelhütten 12.

Keltern: 9.

Mühlen und Werke: 25 Mahlmühlen mit 81 Gängen, 1 Lohmühle, 3 Ölmühlen und 50 Sägmühlen, mit welchen häufig Hanfreiben verbunden sind; jene sind jedoch sehr unvollkommen und kaum 1/4 des Jahrs in vollem Betriebe.

b. Nebengewerbe.
Das Linnen-Spinnen und Weben bildet seit undenklichen Zeiten noch immer die hauptsächlichste Nebenbeschäftigung. Der Flachs ist meist Accidenz der Bäuerinnen auf dem Walde, die mit dem Spinnen ihre Mägde, wie mit dem Weben ihre Knechte in den Zwischenzeiten beschäftigen. So kommt | es, daß hier fast jeder Bauer, jedenfalls der Söldner, Weber mindestens für seinen Hausbrauch ist. Außerdem bilden die Spaltarbeiten, worin der Waldbauer sehr geschickt ist, sowie andere Holzarbeiten, eine Beschäftigung in jenen Zeiten, wo die Feldgeräthschaften ruhen. Und dazu leuchtet in der Regel weder Talg- noch Öl-Licht, sondern ein brennender Holzspan („Spanlicht“) von 3′ Forchenholz, der auf einem die Stelle des Leuchters vertretenden „Zünder“ aufgesteckt ist. Der Seidezucht wurde oben S. 62 gedacht.
C. Handel.
Unter den Naturerzeugnissen nehmen das Holz und der Flachs die erste Stelle ein, da hierin der Handel des Bezirkes hauptsächlich aktiv ist. Was den Holzhandel betrifft, an welchem die Bewohner der Oberamtsstadt und der nächsten Umgebung nicht nur als Producenten, sondern auch als Händler am Meisten betheiligt sind, so werden jährlich ungefähr 6–8000 Klafter Scheiterholz, 15.000 Stücke Bauholz, mehr als 1.500.000 Pfähle und viele Schnittwaaren, Faßdauben, Dachschindeln, Radfelgen u. dergl. in das Rems- Murr- und Neckar-Thal auf der Axe verkauft, indeß der Staat für sein Holz die Wasserstraßen (oben S. 68 u. f.) benützt. Eichenes Holz dagegen muß eingeführt werden. Auch die Ausfuhr von Kohlen ist belangreich. Von großer Bedeutung sodann sind die Flachsmärkte; der erste findet in Lorch, der nächste in Rudersberg, der dritte in Alfdorf und der letzte und Hauptmarkt in Welzheim im Oktober und December Statt. An einem mittleren Oktober-Markte in Welzheim werden 25.000 bis 40.000 Pfund zu 30 kr. bis 1 fl. verkauft. S. Welzheim. Allein schon vor dem Markte kommen sehr viele Flachskäufer an und kaufen in den Häusern mindestens ebenso große Quantitäten auf. Am December-Markte mag etwa 1/5 der erwähnten Mengen verkauft werden. Getreide wird, mit Ausnahme von Haber, aus dem nördlichen Theile nicht ausgeführt, da das eigene Erzeugniß den Bedarf | nicht deckt; wohl aber holen die Bäcker des Bezirkes einen Theil ihres Bedarfs unter den Schrannen zu Hall, Winnenden und Gmünd. Der Handel mit Rindvieh dagegen, das hauptsächlich nach Baden geht, ist für das Oberamt aktiv. Die Viehmärkte sind von Bedeutung s. oben S. 76. Der wenige Wein, welchen der Bezirk erzeugt, reicht für das Bedürfniß nicht hin. Dasselbe ist mit dem Bier der Fall, obgleich die alfdorfer Brauerei einiges ausführt. Obst wird hauptsächlich von Plüderhausen nach Außen abgesetzt. Dasselbe gilt von den welzheimer Kartoffeln. Eingeführt werden hauptsächlich, außer den Kolonial-Waaren, noch weiter: Kochsalz, Vieh- und Dung-Salz, Lein-Saamen. Im Ganzen genommen ist der Handel des Bezirkes aktiv.

Die Zahl der Handlungen beträgt 17 mit 3 Gehilfen und einem unbedeutenden Steueransatze; die Zahl der Kleinhändler 35.

Die allgemeine Gewerbe-Übersicht des Oberamts-Bezirkes ist nach dem revidirten Kataster von 1841, das inzwischen keine wesentliche Änderungen erlitten, folgende:

Gw. G.       Gw. G.
Apotheker 2 Hutmacher 2
Barbierer 11 Jochmacher 1
Beindrechsler 16 Käsefabrikanten 2
Bierbrauer 15 4 Kaminfeger 1 1
Bierhefenhändler 3 Kaufleute 17 3
Branntweinbrenner 60 Keßler 1
Bäcker 97 3 Kleemeister 1
Brechenmacher 1 Kleinhändler 35
Brunnenmacher 2 Korbmacher 2
Buchbinder 3 1 Kübler 27 2
Färber 5 Küfer 20 1
Feldmesser 4 Kürschner 1
Flaschner 1 Kupferschmiede 5
Gypsmüller 2 Lohmühlen 2
Glaser 18 2 Mahlmühlen 32 9
Hafner 20 4 Maurer 86 22
Hanfreiben 1 Mehlhändler 1
Holzmesser 2 Mezger 51 2
Hufschmiede 47 15 Nadler 2
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Gw. G.       Gw. G.
Nagelschmiede 17 1 Steinhauer 1 3
Ölmühlen 10 Strumpfstricker 2
Pflästerer 3 1 Strumpfweber 1
Pottaschensieder 7 Tuchmacher 5 2
Rechenmacher 3 Uhrenmacher 1
Rothgerber 11 4 Wagner 35 6
Sägmühlen 38 1 Wattfabrikanten 1
Seifensieder 4 Weber 152 6
Seiler 16 Weißgerber 1
Sattler 7 Wirthe 122 8
Schäfer 12 1 Ziegler 13 8
Schlosser 10 4 Zimmerleute 81 15
Schneider 86 14 Zinkenisten 1
Schreiner 40 5 Zinngießer 1
Schuhmacher 150 16 Zeugmacher 1
Säckler 4 Zuckerbäcker 1
Siebmacher 1 Zusammen       1438 165
Steinbrecher 1

Das Gewerbekataster beträgt nach der vorgedachten Revision:

von Handwerkern 1399 fl.   6 kr.
  "    Kleinhändlern 90 fl. 36 kr.
  "    Handlungen 233 fl. 24 kr.
  "    Fabriken 7 fl. 12 kr.
  "    Mühlen und andern Werken 348 fl. 21 kr.
  "    Wirthschaften
            a. im engern Sinn 425 fl.   3 kr.
            b. Getränkefabriken 123 fl. 35 kr.
                  Zusammen 2627 fl. 17 kr.

Durchschnittlich kommt daher auf ein Gewerbe ein Katasteransatz von 1 fl. 31 kr. 3 hlr. Derselbe ist um 52 kr. 3 hlr. niederer, als im Oberamt Göppingen.


  1. Die nachfolgende Darstellung des Ackerbaues und der Viehzucht verdanken wir dem Herrn Ober-Rentamtmann Grill in Gaildorf. Einige weitere hiemit verbundene Bemerkungen haben wir der vom Herrn Oberamtsarzt Dr. Krauß in Tübingen, früher in Welzheim, verfaßten Beschreibung des Bezirkes im schwäb. Merkur 1841 u. s. w. entnommen, welche wir auch an einigen andern Stellen benützten.
  2. Die Linde kommt in auszeichneten Prachtexemplaren vor. Eine sehr schöne, s. hienach bei Alfdorf. Eine Lindenallee führt von Welzheim nach Brend und Gausmannsweiler.
  3. Einschließlich der Staatswaldungen der betreffenden Reviere, welche außerhalb des Oberamts liegen.
  4. Im J. 1545 berichtete der Forstmeister von Schorndorf über die zum Schloßgute Alfdorf gehörigen Laubwaldungen, daß, da hier eine Klafter Holz nicht höher als zu fünf Kreuzern verkauft werden könne, der Morgen Waldes nur 5-10 fl. werth sey.
  5. Herr v. Weckherlin in s. Rindviehzucht Württembergs S. 20 unterscheidet in dieser Beziehung nicht.
Anmerkungen [WS]
  1. Korrektur in Berichtigungen: S. 55 Zeile 10 ist nach Taubenhof „Bruck“ einzuschalten.
  2. Korrektur in Berichtigungen: S. 59 Zeile 20 soll es heißen: „der Verein und Privaten haben“ etc.
  3. Korrektur in Berichtigungen: S. 60 Zeile 20 ist den Freiherrn vom Holz statt dem Freiherrn von Holz zu lesen.
  4. Korrektur in Berichtigungen: S. 62 u. 63 An Waldungen besitzen: der Staat 17.3016/8, die Privaten 12.9817/8 Morgen u. s. f.
  5. Korrektur in Berichtigungen: S. 62 u. 63 An Waldungen besitzen: der Staat 17.3016/8, die Privaten 12.9817/8 Morgen u. s. f.
  6. Korrektur in Berichtigungen: S. 78 Zeile 20 ist den Freiherrn vom Holz statt dem Freiherrn von Holz zu lesen.


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