Zum Inhalt springen

Beschreibung des Oberamts Wangen/Kapitel B 9

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 7 Beschreibung des Oberamts Wangen Kapitel B 10 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
9. Gemeinde Friesenhofen,
bestehend aus 5 (17) Parzellen auf 4 Markungen mit 440 kathol. Einwohnern. Der westliche Theil des Gemeindebezirks ist beinahe ganz eben und liegt in dem Thale, welches sich von Isny nach Leutkirch hinabzieht. Der östliche Theil ist stark mit Nadelholz bewaldet und steigt südwärts allmählig zu der Höhe der Rohrdorfer Berge an. Der Waldbach Eschach durchströmt einen Theil der Gemeinde und richtet bisweilen durch Überschwemmung bedeutende Verheerungen an. Torfmoose finden sich nur im südwestlichen Theile, in welchem die große Wasserscheide sich fast ganz verliert, um erst wieder oberhalb Rimpach auf dem Waldgebirge eine markirte Grenze zu ziehen. Das Klima ist verschieden, im Thal herrscht das mildere des untern Allgäus, rauh und kalt ist die Luft der höhern Waldgegend. Von der besonderen Fruchtbarkeit der Friesenhofer Felder und ihrer wahrscheinlichen Ursache ist oben S. 8 gesprochen worden. Hier gedeihen auch die Winterfrüchte vorzüglich und werden fleißig gebaut. Auch blühen der Flachsbau und Holzhandel. Der Gewerbefleiß ist nicht unerheblich, und die Landstraße von Leutkirch und Isny, welche durch den Bezirk führt, belebt den Verkehr. Ausgezeichnet ist die fürstlich Zeil’sche Bierbrauerei in Rimpach, welche Bannrechte genießt und gute Einrichtungen hat. Außerdem verdienen zwei frequente Sägmühlen, und die Winterbeschäftigung der Weiber mit Spinnen und Weben Erwähnung. Friesenhofen ist eine der wohlhabendsten Gemeinden des Oberamts; auch der Gemeinde- und Stiftungshaushalt ist in vortheilhaftem Stande, s. die Tabelle IV. Die Vereinödung ist zum Theil noch neu. In dem Hauptort erfolgte sie erst in den Jahren 1805 und 1806. Grundherr ist der Fürst von Waldburg-Zeil und Trauchburg. Der Graf Quadt zu Isny besitzt mehrere Gefälle und Lehengüter, indem das Kloster durch Kauf, Schenkung etc. mehrere Besitzungen, z. B. in den Jahren 1439, 1462, 1463, hier erwarb. Den großen, kleinen und Heuzehnten bezieht die Pfarrei, den Novalzehnten die Grundherrschaft. Blutzehnten wird nicht gereicht. Ausnahmen machen Hitzenlinde, das nach Hinznang zehntpflichtig ist, Rimpach, wo die Pfarrei 3/26 des Großzehnten anzusprechen hat, und 87 Morgen auf der Markung Friesenhofen, welche den Großzehnten an die Kirchenpflege daselbst abreichen. Die Pfarrkirche mit der Schule ist in Friesenhofen, nur die Parzelle Hitzenlinde ist im Jahr 1834 der Pfarrstelle Hinznang zugetheilt worden. | Der ganze Gemeindebezirk ist eine alte Trauchburg’sche Besitzung; schon 1169–1187 war Adilbert, ein Trauchburg, Presbyter der Kirche in Friesenhofen. Mit der Grafschaft kam Friesenhofen im Jahr 1806 unter die württembergische Oberhoheit.

Die Parzellen sind:

  • 1) Friesenhofen, katholisches Pfarrdorf mit 212 Einw., nebst a) Bachschwemme, Hof mit 14 Einw., b) Bottenthan, Weiler mit 11 Einw., c) Boschen, Weiler mit 17 Einw., d) Ösch, Hof mit 7 Einw., e) Friesenhofer Sägmühle, mit 5 Einw., f) Speckenloch, Hof mit 10 Einw.

Friesenhofen hat eine angenehme Lage in der Thalebene und am Fuß einer kleinen Anhöhe, an der Leutkircher Landstraße nach Isny und 5 St. von Wangen entfernt, wohin eine Vicinalstraße über Beuren führt. Die Isnyer Klosterchronik erwähnt diesen Ort schon 1176, wo ein Radpoto plebanus de Otinheim (?) dem Kloster sein Gut in Friesenhofen überläßt. Eben so übergibt 1178 eine gewisse Richenza diesem Gotteshaus ihr Gut in Friesenhofen. Der oben genannte Adilbert von Trauchburg war Presbyter der Kirchen Rohrdorf, Friesenhofen und Engeratshofen und machte 1187 Vermächtnisse und Stiftungen für das Kloster. 1398 wird die Pfarrkirche durch Bulle des Papstes Bonifazius IX. vom 1. September dem Kloster Isny incorporirt, was auch die folgenden Päpste bestätigten; doch setzt ein Vertrag mit Konstanz vom Jahr 1650 fest, daß die Pfarrei durch einen Weltgeistlichen versehen werden müsse. Von dieser Incorporation rührt das Patronat und Vogtrecht her, das im Jahr 1803 mit dem Kloster Isny an den Grafen Quadt überging. Dieses Vogtrecht, welches die Pfarrei vermöge Vergleichs vom 15–29. Januar 1781 zu gewähren hat, besteht in 406 Simri Dinkel, nebst einem Quantum Roggen- und Dinkelstroh. Die Pfarrkirche zu St. Peter und Paul ist hoch und frei gelegen, zwar alt, aber von innen schön, hell und geräumig. Schon im Jahr 1490 nahm der Isny’sche Abt Georg II. Ausbesserungen und Verschönerungen an derselben vor. Der Kirchenfonds, welcher die Baulast hat, besitzt 4916 fl. Kapitalien, den Großzehnten von 87 Morgen, und 5 Morgen Wald. Die solid gebaute Pfarrwohnung hat eine sehr schöne Lage und reizende Aussicht; sie wird von der Pfarrstelle im Bau unterhalten. Durch die Errichtung der Pfarrei Hinznang hat Friesenhofen die Filialien Hitzenlinde und Isgazhofen verloren. Die Schule hat 1 Lehrer.

  • 2) Ellmeney, Weiler mit 37 Einw., nebst a) Halden, Hof (von dem Eigenthümer dermalen nicht bewohnt), b) Kaltbrunn, Hof mit 11 Einw. – Ellmeney liegt hoch und ist rings von Wäldern umgeben; eine kleine Kapelle wird von den Einwohnern unterhalten. |
  • 3) Hitzenlinde, Mahlmühle mit 6 Einw., nebst einem (kaum dem Namen nach bekannten) Bad, mit 4 Einw. Beide Parzellen sind übrigens mit Unter-Hitzenlinde (Gemeinde Winterstetten) vereinigt und liegen auch auf der Markung von Winterstetten.
  • 4) Rimpach, Weiler mit 83 Einw., nebst a) Oberhofen, Hof mit 6 Einw., b) Moos, Hof mit 7 Einw.

Eine angenehme Allee führt nach dem eine Viertelstunde von Friesenhofen südlich gelegenen Rimpach, wo der Fürst von Zeil ein Jagdschlößchen mit einem Kameral- und Bauhof, einer Gartenanlage, der Lustberg genannt, nebst einer ansehnlichen Brauerei besitzt, von welcher schon oben die Rede war. Schon in ältern Zeiten war hier ein Trauchburg’scher Kameralhof mit einer Herrschaft-Brauerei und 297 Jauchert Feld, nebst einigen Söldgütern und einer alten Kapelle. Als die Herrschaft Trauchburg dem Fürstbischof von Chiemsee, Friedrich Karl, Graf von Waldburg, zufiel, hielt er sich zur Jagdzeit öfters hier auf und verwandelte, um bequemer zu wohnen, das alte Brauhaus in ein kleines Jagdschloß. An dasselbe ließ er 1768 eine neue und geräumige Kapelle anbauen und stiftete eine eigene Kapelle mit einem Kapellenfonds, der gegenwärtig 17.304 fl. besitzt und zu welchem einige andere Stifter, z. B. Fr. v. Clavel 4000 fl., v. Maßler 500 fl., beitrugen. Patron der Kaplanei ist der Fürst von Waldburg-Zeil. Vom Kloster Isny besitzt auch der Graf von Quadt hier einige Gefälle, schon 1166 übergibt Ripert von Niederhofen dem Kloster sein Gut in „Rintbach." Auch das Stift Kempten hatte hier Gefällrechte; 1418 kaufte das Kloster Isny solche auf ein Gut in Rimpach ab. – Oberhofen entstand erst in den Jahren 1768 bis 1773, wo 611/2 Winterfuhren von dem Hauptgut an Lehensleute abgegeben wurden. Gleich südlich von diesem Hof zog die alte, jetzt ganz verschwundene Schanze quer über das Thal, welche, nach der Trauchburger Chronik, im Bauernkrieg von den empörten Bauern aufgeworfen worden ist, um dem Grafen Wilhelm, damaligem Statthalter des Herzogthums Württemberg, die Heimkehr aus dem Unterlande abzuschneiden. Noch im dreißigjährigen Krieg scheint sie zur Abhaltung von Streifpartien benutzt worden zu seyn. Die Mappe der Herrschaft von Trauchberg vom Jahr 1716 zeichnet sie noch.

  • 5) Wald, Hof mit 3 Einw., nebst Rinnebühl, Hof mit 7 Einw. Beide Parzellen liegen an der bayerischen Grenze, zwischen dem Waldberg Rinnebühl und der Eschach und führen auch den Namen „die untern Blockwiesen."