Beschreibung des Oberamts Wangen/Kapitel B 3
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- 1) Christatzhofen, katholischer Pfarrweiler mit 87 Einwohnern. Auf der Markung liegen noch die Parzellen: a) Fuchsloch, Weiler mit 12 Einw., b) Halden, Weiler mit 18 Einw., c) Hofbrand, Hof mit 7 Einw., d) Schachen, Weiler mit 7 Einw., e) Steinacker, Weiler mit 15 Einw.
Man vermuthet, daß der alte Name des Orts „Christianshofen" lautete, und von einer Familie von Christianih herrührte, die einigemal in Isnyer Urkunden vorkommt, so ein Heinrich von Christianih im Jahr 1166 und 1167 und derselbe mit seinen Söhnen Rudolf und Ottokar in den Jahren 1169 und 1171. Man weiß aber durchaus nicht, ob diese Edle wirklich hier, oder wo anders ihren Sitz gehabt haben.[1]
- 2) Baldenhofen, Weiler im Argenthal mit 31 Einwohnern, nebst: a) Berg, Weiler mit 27 Einw., b) Hinterberg, Weiler mit 15 Einw., c) Lutzenei, Hof mit 8 Einw., d) Unterstaig, Weiler mit 18 Einw., e) Witzenstaig, Weiler mit 12 Einw. Sämmtliche Parzellen sind nach Meratzhofen, Oberamts Leutkirch, eingepfarrt und dorthin schul- und zehntpflichtig. Es wird nur Groß- und Kleinzehnten gereicht, und zwar in Geld, die Winterfuhr[2] zu 1 fl. 24 kr. Baldenhofen kommt schon früh vor; 1182 schenkt Siegfried (liber homo) einen Hof in Baldenhofen dem Kloster Isny. Vielleicht gehört auch das Balcinishofen hieher, wo dieses Kloster 1176 die Güter eines gewissen Marquard erhält. Der Fürst von Windisch-Grätz hat hier zwei Lehenhöfe.|
- 3) Bliederatzhofen, Weiler mit 33 Einw. nebst: a) Bummeles, Hof mit 7 Einw., b) Eck, Hof mit 13 Einw., Filiale von Christatzhofen. Eine kleine Feldkapelle zur Privatandacht wird von den Bauern in Eck unterhalten.
- 4) Enkenhofen, katholischer Pfarrweiler mit 88 Einw., nebst: a) Burgstall, Weiler mit 28 Einw., b) Grütt, Weiler mit 19 Einw. Der Pfarrort liegt ziemlich hoch am Anfang eines engen, tief einschneidenden Thälchens, durch welches der aus dem Haldensee kommende Tobelbach in reißendem Lauf nach der Argen eilt, und ist von der Oberamtsstadt, nach welcher die Vicinalstraße von Friesenhofen hier durchführt, 33/4 St. entfernt. Die Pfarrkirche zum h. Laurentius liegt frei und erhaben; die Zeit ihrer Erbauung kann nicht angegeben werden, im Jahr 1710 wurde sie in neuerem Styl renovirt und ist nicht ohne Geschmack. Den Pfarrsprengel s. o. S. 146. Im Jahr 1436 brachte der Hospital in Isny das Patronatrecht durch Kauf an sich, und übte es durch den dortigen Magistrat aus, bis es 1806 an die Krone überging.[3] Noch bezieht er ein Vogtgefäll von 9 fl. Die Pfarrei bezieht ein gesetztes Geldsurrogat für den großen, kleinen und Heuzehnten auf allen Gütern des Sprengels, mit Ausnahme ganz unbedeutender Bezüge, welche den Pfarreien Christatzhofen und Beuren zustehen. Die Baulast der Kirche liegt auf einem Kirchenfonds von sehr geringem Belang (400 fl. Kapital und 50 fl. fixes, 22 fl. zufälliges Einkommen), bei dessen Unzulänglichkeit für Bau- und Kultkosten die Gemeinde und die Pfarrei subsidiarisch einzutreten haben. Von der Verbindlichkeit, die Pfarrgebäude im Bau zu unterhalten, ist die Pfarrei, welche bei dem Unvermögen der Kirche, als Großzehntherrin zunächst in Anspruch zu nehmen wäre, durch Vertrag mit der Gemeinde vom Jahre 1794 gegen einen jährlichen Bauschilling befreit. Die Pfarrei war übrigens so gering dotirt, und durch die Unglückszeiten des 17. Jahrhunderts so sehr herabgekommen, daß vom Jahr 1630 bis 1710 kein eigener Pfarrer mehr hier bestand, sondern die Pfarrei von Beuren aus pastorirt wurde. In dem letztgenannten Jahre wurde das Pfarrhaus neu gebaut und die Pfarrei wieder besetzt. Aus demselben Grunde des geringen Pfarrgehalts aber wird seit dem Jahr 1821 die Stelle aufs Neue unbesetzt gelassen, und von Christatzhofen versehen, während welcher Zeit das Einkommen zur Verbesserung der Dotation eingezogen, auch ein Baufond von 800 fl. für das Pfarrwiddumgut, bei welchem die Pfarrei die Baulast hat, gebildet wird. Die Schule für den Pfarrsprengel hat einen Lehrer.| Enkenhofen ist urkundlich ein sehr alter Ort. Schon im Jahr 843 tauschte ein gewisser Reginbold gewisse Besitzungen in „Enenhouun" von St. Gallen ein, welche eine gewisse Ohilt diesem Kloster vermacht hatte. (Neugart C. D. CCCIV.)[4]
Eine kleine halbe Viertelstunde nordwestlich von dem Ort machen sich zwei ansehnliche Höhenpunkte bemerklich, welche mit einander zusammenhängen, und auf welchen die Spuren ehemaliger Burgen noch sichtbar sind. Auch tragen beide noch jetzt die Namen „der vordere“ und „hintere Burgstall“ und am Fuße des einen dieser Hügel liegt der oben angeführte Weiler desselben Namens. Sie sind kaum 500 Schritte von einander entfernt und bieten mit ihren Spitzen, bewaldeten Kuppen ein malerisches Bild. Die Mappa des Trauchburgischen Gebiets vom Jahr 1716 zeichnet auf einen derselben eine bedeutende Ruine. Allein über die Geschichte dieser Burgen konnte bis jetzt nicht das Geringste erhoben werden. Weder Urkunden noch Chroniken erwähnen eines edlen Geschlechtes von Enkenhofen. Doch s. unten Gottratshofen.
- 5) Gaisau, Hof mit 15 Einw., zur Pfarrei und Markung Enkenhofen; dieser Hof bildet mit Gaisau, Gemeinde Beuren, Markung Gumpeltshofen, einen Weiler, der durch die Markungsgrenze geschieden ist.
- 6) Gottratshofen, Weiler mit 55 Einw., nebst: a) Auf der Staig, Weiler mit 8 Einw., b) Altbuch, Hof mit 7 Einw., c) Gschwend, Weiler mit 16 Einw., d) Riesers, Hof mit 5 Einw., Filiale von Enkenhofen.
- 7) Neideck, Hof mit 8 Einw., Filial von Enkenhofen. Auf einem jähen Vorsprung auf dem rechten Argenufer lag das Schloß Neideck (in Urkunden Neydegg), an dessen Stelle in neueren Zeiten ein Pächterhof getreten ist. Auf der Südseite fällt der Schloßberg schroff in einen engen Waldtobel ab, eben so westlich, wo die Argen den Fuß des steilen Waldabhangs benetzt. Auf der Nordseite zieht sich von der Argen an um den Schloßberg ein tiefer Einschnitt, der zum Theil ein Werk der Natur, mehr aber noch, besonders gegen die Ebene hin, ein Werk der Menschenhände zu seyn scheint. Östlich ist das Ganze von zwei sehr tiefen Graben umgeben, über welche noch vor ungefähr 50 Jahren eine Zugbrücke führte, so wie um jene Zeit auch noch eine Mauer die Platte des Schloßberges umfing. Das gegenwärtige Gebäude ist ein Werk neuerer Zeit; nur die westliche Mauer in einer Dicke von 10′ ist ein Überbleibsel des alten Schlosses. Außer dem Wohnhaus ist ein Ökonomiegebäude und eine Kapelle vorhanden, in welche vom Schlößchen aus ein bedeckter Gang führt, und unter welcher sich geräumige Keller befinden.
- 8) Ober-Harprechts, Weiler am linken Argenufer mit 54 Einw., nebst a) Kreuzbühl, Weiler mit 17 Einw., und b) Semersteig, Weiler mit 30 Einw., Filialien von Christatzhofen. Ober-Harprechts hat eine Feldkapelle zur Privatandacht als Eigenthum der Bewohner des Weilers. Der Gemeinderath Schobloch in Ober-Harprechts zeichnet sich durch besondere Thätigkeit in der Obstkultur aus; er hat eine schöne Baumschule und treibt einen vortheilhaften Handel mit jungen Bäumen (s. oben).
- 9) Ried, Weiler mit 42 Einw., Filial von Christatzhofen. Der zerstreute Weiler hat seinen Namen von dem großen Torfmoor, welches den südlichen und östlichen Theil seiner Markung bildet.
- 10) Seehalden, Hof mit 7 Einw., zur Pfarrei und Markung Enkenhofen. S. oben Gem. Beuren am Ende, und Neideck.|
- 11) Tobelmühle, Mühle mit 17 Einw., zur Pfarrei und Markung Enkenhofen. Stark betriebene Sägmühle.
- 12) Unter-Harprechts, Weiler am rechten Argenufer mit 27 Einw., nebst a) Argenbauer, Hof mit 9 Einw., b) Leritz, Hof mit 8 Einw., c) Maierhof, Hof mit 7 Einw., d) Schwabenbauer, Hof mit 8 Einw., Filiale von Christatzhofen. In Unter-Harprechts hat der Graf Quadt ein Lehngut.
Auch Unter-Harprechts scheint in alten Zeiten einen Rittersitz gehabt zu haben. Eine kleine Viertelstunde abwärts von dem Weiler, über dem linken Ufer der Argen, durch eine kleine Thalschlucht von dem Argenbauer getrennt, befindet sich ein unbedeutender Hügel, der Schloßrain genannt, der die Spitze der links an der Argen sich hinziehenden Anhöhe bildet, nach der Ost- und Nordwestseite steil abfällt, auf der Südwestseite dagegen, wo er mit der Ebene zusammenhängt, durch einen nach Innen 3′, nach Außen 10′ hohen Wall abgeschnitten ist, auf welchen ein Graben folgt, der, jetzt großentheils eingeebnet, noch vor wenigen Jahrzehnten sehr tief gewesen seyn soll. Der Flächengehalt der Platte beträgt ungefähr 1/4 Morgen und ist mit Nadelholz bewachsen. Von Mauerwerk ist nirgends eine Spur. Eben so wenig irgend eine Nachricht von dem Namen oder den Besitzern der Burg, falls hier wirklich eine solche stand, vorhanden. Deutete nicht der Name Schloßrain auf ein mittelalterliches Gebäude, so würde die Vermuthung des Hrn. Pfarrers Fürst, der hierin eine Befestigung zur Deckung des Flußübergangs, eine Art Brückenkopf, zu erkennen glaubt, sehr viel für sich haben.
- ↑ Mit Unrecht, wie es scheint, wird in den württemb. Jahrb. 1834, S. 268, unter den Erwerbungen, welche unter Johann Truchseß von Sonnenberg an das Waldburg′sche Haus gekommen sind, auch Christatzhofen, erwähnt. Pappenheim (S. 146), aus welchem die Angabe entnommen ist, schreibt „Kristoll,“ worunter ohne Zweifel Tristolz im Oberamt Leutkirch zu verstehen ist.
- ↑ Die Winterfuhr, nach welcher im Trauchburgischen gerechnet wurde, und im gewöhnlichen Leben noch immer gerechnet wird, betrug 3 Jauchert, à 520 Quadratruthen Nürnberger Maß. Auch in andern Herrschaften wurde nach Winterfuhren gerechnet, die aber z. B. in der Herrschaft Leupolz und Praßberg nur 11/2 Jauchert enthielten.
- ↑ Hieher ist ohne Zweifel die Nachricht des Chronicon Isnense zu beziehen, wonach Rupert von Niederhofen ein Gut in Emiheinhofen cum parte ecclesiae ipsius villae 1166 dem Kloster Isny vergabt.
- ↑ Ob aber das Anchilhoven, wo nach dem Necrol. Zwif. (Heß, M. Guelf. II. p. 238), Heinrich der Jüng., Graf von Berg, dem Kloster Zwiefalten ein Gut schenkte, hieher gehört, bleibt billig dahingestellt.
- ↑ Darnach scheint die Angabe in den Württ. Jahrb. 1834. S. 227 berichtigt werden zu müssen, nach welcher die Gräfin das Schloß unmittelbar von den Reichlin erkauft hätte.