Beschreibung des Oberamts Wangen/Kapitel A 2
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Beinahe nach seiner ganzen Ausdehnung gehört das Oberamt Wangen demjenigen Theile Oberschwabens an, welcher durch eine sehr unregelmäßige Bildung der Oberfläche und durch die einzelnen Hügelgruppen und Hügelreihen charakterisirt ist, die auf den Landrücken sich erheben, und so nahe an einander gereiht und so regellos vertheilt sind, daß sich das Ganze als ein äußerst coupirtes und ungeordnetes Bild darstellt. Ausnahmen machen hievon nur die Thalebenen von Isny und Friesenhofen, die Hochfläche von Kißlegg und der ansehnliche Gebirgszug im Osten des Bezirks, die Adelegg, auch die Rohrdorfer Berge genannt, welcher zunächst unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Dieses Gebirg, bestehend aus Nagelflue, erhebt sich hoch und steil über der an sich schon hochliegenden Thalfläche von Isny (s. unten das Höhenverzeichniß) und bildet die erste Stufe der Vorarlberger Alpen und somit des Hochgebirges, mit welchem es südlich durch Mittelglieder zusammenhängt. Es zieht sich an der östlichen Landesgrenze in einer Länge von drei Stunden und in einer Breite von einer Stunde hin, und verliert sich gegen Norden gegen Friesenhofen und Hinznang in einer sanften Abdachung. Auf beiden Seiten von tiefen, engen und wilden Thälern und Schluchten (Tobeln) durchschnitten, erreicht es auf seinem Rücken nirgends die Breite von einer Viertelstunde. Seine Abhänge, wo diese nicht aus nackten Felsen bestehen, und die mannichfaltig geformten Kuppen tragen Nadelholz und kräftige Viehweiden. Hier ist der Betrieb der Viehzucht und das Sennwesen schon ganz alpenmäßig. Der Sennhof Adelegg liegt 3092 Pariser Fuß über der Meeresfläche. Die Kuppe des Schwarzen Grates oder des Schwarzkopfs (3420 P. F.) wird von dem höchsten Punkte des Landes, dem Dreimarkstein auf der Hornisgründe (auch Katzenkopf| genannt) nur um 130′ übertroffen. Weitere Hochpunkte der Adelegg s. unten in dem Höhenverzeichniß. Ein ungemeiner Wasserreichthum, selbst noch auf den höheren Punkten des Gebirges, macht dasselbe bewohnbar, so daß sich mehrere Weiler und Höfe daselbst befinden, welche zu den Gemeinden Großholzleute, Rohrdorf, Friesenhofen, Winterstetten und Vorstadt Isny gehören.Mit einer unbedeutenden Ausnahme ist der Oberamtsbezirk im Ganzen südwärts gegen den Bodensee oder Rhein gesenkt, und zwar dachen sich die einzelnen Höhenzüge und Hügelreihen gegen die beiden Argen, die Hochfläche von Kißlegg aber – fast unmerklich – gegen die Wolfegger Ach und durch diese gegen die Schussen ab. Nur die östliche Hälfte der Gemeinden Emmelhofen, Beuren zum Theil, Friesenhofen, Winterstetten und die ganze Ostseite der Adelegg gehören durch die Roth und Eschach dem Iller-Donaugebiet an. Die Wasserscheide (im Allgäu Pflegelwälze genannt) zwischen Rhein und Donau betritt den Bezirk auf dem Punkte, wo derselbe mit den Oberämtern Waldsee und Leutkirch zusammenstößt, geht durch das Röthseeer Ried links an Weitershofen und Reipertshofen vorüber, gerade südwärts, zwischen Schorren und Bremberg hindurch, dann östlich zwischen dem Bremberger Weiher und Argensee über die Oberamtsgrenze nach Gebratzhofen. Nochmals tritt sie in das Oberamt ein in der Gemeinde Beuren, zieht zwischen dem Mauer- und Haldensee hindurch nach Hedratzhofen und Lengertshofen, in welch letzterem Orte ein Haus seine Traufe westlich nach der Argen, östlich nach der Iller sendet, zieht die Braunhalde hinauf, wo sie sich schnell nordöstlich wendet, darauf zwischen dem obern und untern Moos bei Rimpach fortsetzt, ohne daß ihre Linie bestimmt nachgewiesen werden kann; bei Rimpach gelangt sie auf das Gebirg und folgt hier dem Kamm der Adelegg, bis sie auf dem Schwarzen Grat die bayerische Grenze erreicht.
Untergeordnet ist die Scheidelinie zwischen dem Argengebiet und dem der sogenannten Wolfegger Ach, welche aus dem Arrisrieder Moos zwischen Sommershalden und| Sommersried hindurch nach Buchen und Bietenweiler, Siggen, Hinter- und Vordermoos zieht, bei welch letzterem Ort sie in das Oberamt Ravensburg eintritt.Von mehreren engen Waldthälern und Schluchten, Tobel genannt, ist das tief eingerissene Thal von Gottratshofen zu nennen, das sich in bedeutender Ansteigung nach Enkenhofen, und von da nach dem Haldensee und Beuren hinaufzieht. Das Mühlbachthal, welches aus dem Oberamt Leutkirch kommt, gehört nur gegen das Ende auf einer Seite dem diesseitigen Bezirk an. Das Karbachthal, gegen seine Mündung bei Pfärrich eng und tief, verflacht sich aufwärts und hat von seiner Vereinigung mit dem Argenthal bis Karsee eine Länge von 2,5 Stunden. Das Eggen- oder Haslachthal durchstreicht den Bezirk nur von Eggenreute bis unterhalb Amtzell; es ist in der obern Hälfte dieser Strecke sehr eng mit stark bewaldeten steilen Hängen.
Die erheblichsten sind: das weite Isnyer Aachthal, das sich bei Ober-Ried, unmittelbar ehe es das Argenthal erreicht, einengt; ein ziemlich flaches Thal ohne besondern Namen, das sich an Christatzhofen vorüber nach Siggen und Alberis hinaufzieht; das Eschbachthal, ein tiefer wilder Tobel, verflacht sich aufwärts in den Siggener Waldungen; der Tobel des Waldbachs von Ratzenried; das kleine, freundliche Nieratzerthälchen.
2) Das Thal der obern Argen hat von seiner Vereinigung mit dem der untern, welcher Punkt gerade auf die Oberamtsgrenze fällt, bis zu seinem Eintritt aus Bayern bei Malaichen eine Länge von 6,7 Stunden. Es unterscheidet sich, so weit es durch das diesseitige Gebiet zieht, von dem untern Argenthal durch sanftere Krümmungen, weniger steile| und wilde Thalwände, indem seine Hängen zum Theil angebaut sind, und durch gefälligere Abwechslung seiner Formen. Besonders erweitert es sich bei Wangen zu einer schönen, fruchtbaren und wohlangebauten Fläche; erst unterhalb Neuravensburg verengt es sich bedeutend. Auch ist dieses Thal bei weitem belebter als das untere Argenthal, indem die Landstraße von Isny nach Wangen, und von da nach Lindau durch dasselbe hinführt. Die Landesgrenze gegen Bayern läuft in diesem Thal dem Fluß entlang in einer Strecke von 3 Stunden.Der Marktobel, ein schnell abfallendes Waldthal, in welchem die württembergisch-bayerische Grenze bis Osterwaldreute hinaufzieht; das Gießbachthal vereinigt in sich einen großen Theil der Einschnitte auf dem südlichen Abhang des Landrückens zwischen beiden Argen, es zieht sich, nicht sehr tief eingerissen, nordöstlich größtentheils durch Wälder hinauf, weßwegen es auch gewöhnlich der Gießwald genannt wird, und theilt sich in mehrere Zweige, von welchen der südliche bei Mühlhalden durch steile Wände und einen sehr düstern Charakter sich auszeichnet; andere Zweige sind das Thälchen von Schnaidt, enge und einsam, das eigentliche Gießbachthal und das Thal von Alleschwende; bei Epplings mündet ein wilder Tobel in das Argenthal aus.
fällt in das diesseitige Gebiet nur das Thal des Schwarzenbachs, und auch dieses ist oberhalb Unter-Mooweiler auf der andern Seite bayerisch; das unbedeutende Thälchen hat nichts Auszeichnendes.
3) Das Wolfegger-Aachthal nimmt den Charakter eines eigentlichen Thals erst mit dem mittleren Laufe des Flüßchens an und gehört somit mehr den Oberämtern Waldsee und Ravensburg zu.
4) Das Eschachthal, in seinem Anfang auch Kreuzthal genannt, ein sehr tiefes und enges, in das Gebirge der Adelegg eingeschnittenes Thal; gegen 2 Stunden läuft in ihm die Landesgrenze gegen Bayern hin; bei der Glashütte Schmidsfelden tritt es ganz ins Württembergische ein,| erweitert sich sodann allmälig, bis es bei Hinznang mit dem weiten Friesenhofener Thal sich vereinigt, s. oben. In dasselbe fallen mehrere schluchtenartige Waldthäler oder Tobel vom Gebirge ab; der bedeutendste ist der zwischen dem schwarzen Grat und dem Hohkopf herabkommende mit seinen Nebenzinken, der bei Eisenbach mündet.Der niedrigste Punkt des Bezirks ist der des Austritts der vereinigten Argen mit 1480 P. F., der höchste der schwarze Grat mit 3420′; sonach wäre die mittlere Erhebung des Bezirks 2450′. Nehmen wir aber dieses am Ostrand gelegene, zu einem andern System als die Hügelgebilde der übrigen Landschaft gehörige Gebirge nicht in Berechnung, und setzen vielmehr als den höchsten Punkt dieser Landschaft die Kegelegger Höhe (Signal beim Hof Kegelegg) mit 2240′ fest, so ergibt sich die Mittelhöhe mit 1860′, immer noch um 30′ mehr, als die mittlere Erhebung von Oberschwaben überhaupt, und um 384′ mehr, als die des ganzen Königreichs. Die bis jetzt trigonometrisch bestimmten Höhen sind folgende:
Württ. Fuß. | Pariser Fuß. | |
über dem Mittel-Meere | ||
Eglofs, Thalfläche, S. red. | 2043 | 1802 |
Eisenbach, Niveau des Eisenbachs beim Einfluß in die Eschach, S. red. | 2866,4 | 2528 |
Hohkopf, Bergspitze auf der Adelegg, K. | 3617 | 3190 |
Isny, Erdfläche am Kreuz Wirthshaus K. | 2434 | 2146,5 |
Signal beim Hof Kegelegg, K. | 2540 | 2240 |
Kißlegg, Niveau des Sees, R. red. | 2162 | 1907 |
Neuravensburg, Erdfläche am Schloß, K. | 1943 | 1713,5 |
Niederwangen, Erdfläche an der Kirche, K. | 1888,5 | 1665,5 |
Pfärrich, Erdfläche an der Kirche K. | 2006 | 1769 |
Ratzenried, Erdfläche an der Kirche, K. | 2348,3 | 2071 |
Röthsee, R. red. | 2277 | 2008 |
Schönbühl auf der Adelegg, K. | 3795 | 3347 |
Schwarzer Grat auf der Adelegg, K. | 3878 | 3420 |
Wangen, Erdfläche an der Kirche, K. | 1931,6 | 1703,5 |
Der Flächenraum sämmtlicher Gewässer im Oberamt, d. h. der Seen, Flüsse und Bäche beträgt 31277/8 Morgen.
Ein hinsichtlich seiner Bestandtheile ganz analoges, doch offenbar an Eisen reicheres Wasser ergießt sich in dem Krumbacher Bad, unweit des Marktfleckens Kißlegg. Es riecht ziemlich stark nach Schwefelwasserstoffgas und hat einen etwas herben dintenartigen Geschmack. Obgleich vielleicht wirksamer als das vorhin besprochene Wasser wird es doch seltener gegen Krankheiten in Gebrauch gezogen.
Außerdem werden wohl auch noch den Quellen der in der Nähe der Oberamtsstadt gelegenen Bäder: Brühl, Sattel und Wellbrechts besondere Heilkräfte zugeschrieben. Bei der Prüfung mit Reagentien lassen sie die Gegenwart der gleichen mineralischen Bestandtheile (Natrum, Kalkerde, Bittererde, Thonerde und Eisenoxydul, an Kohlensäure und Salzsäure gebenden) erkennen, doch mögen die quantitativen Verhältnisse dieser Bestandtheile differiren; der gesammte Gehalt an denselben ist aber jedenfalls unbedeutend; auch ist man so ziemlich von der Anwendung der in Rede stehenden Wasser gegen Krankheiten zurückgekommen und bedient sich ihrer höchstens noch zu Reinigungsbädern, um so mehr als die zur Benützung dieser problematischen Heilquellen errichteten Badanstalten neuerlich in größerem oder geringerem Maße in Zerfall gerathen sind.
Aus dem Bayerischen kommen zwei Hauptbäche, welche die sogenannte untere Argen bilden: 1) die Argen schlechtweg, welche eine starke Viertelstunde südlich von Eschach, und ungefähr eben so weit westlich von Buchenberg in Bayern entspringt. 2) Die eigentliche untere Argen aus den Vorarlbergischen Alpen, aus der Vereinigung des Börlas- und Stixnerbaches bei Missen im Bayerischen. Beide vereinigen sich an der Württembergischen Grenze unterhalb Nellenbruck; von diesem Punkt an bildet der Fluß auf eine Strecke von 1/8 Stunde die Landesgrenze. Die Oberamtsgrenze gegen Leutkirch macht er an drei Stellen, an zwei ganz kurzen in der Gemeinde Göttlishofen, und auf 3/4 St. in der Gemeinde Ratzenried. Gegen Tettnang scheidet er auf eine kleine Strecke bei Brententhann (Gemeinde Niederwangen), und wieder von seiner Vereinigung mit der obern Argen an 1/2 St., bis er den Oberamtsbezirk verläßt.
Das Bette besteht fast durchaus aus Sand und Gerölle; stellenweis aber ist das Bette unmittelbar aus dem Sandstein der Molasse gebildet. Bei dem verhältnißmäßig starken Gefäll und dem steinigten Boden ist der Lauf des Flüßchens lebendig und rauschend, das Wasser klar, seine Farbe bläulich. Im Frühjahr, nach schnell eingetretenem| Thauwetter, und auch sonst nach heftigen Regengüssen, zeigt es seine Gebirgsnatur; oft über alle Erwartung rasch angeschwollen, wälzt es verheerende Fluthen durch das ganze Thal und führt von dem lockern Gestein eine Menge Sand und Grus hinweg. – Unter den Fischen, an welchen die Argen sehr reich ist, sind besonders die Forellen zu nennen, die übrigen Gattungen sind die gewöhnlichen. Nicht sehr selten finden sich Fischotter.Brücken führen über die untere Argen: bei Holzleute, bei Röthenbach, bei Rengers, beim Riedhammer, bei Gottratshofen, bei Meratzhofen, bei der Neumühle (Gemeinde Ratzenried), auf der Oberamtsgrenze beim Dürren, bei Praßberg, bei Herfatz.
Bach vom Raggenhorn bei Bolsternang.
Der Riedbach.
Der Tobelbach vom Buchenstock.
Der Tobelbach von Wehrlang.
Der Tobelbach von Rohrdorf.
Der Bach vom Bantenholz und obern Moos bei Rimpach, ein Sumpfwasser.
Der Herbisweiherbach.
Der Hirschbach oder Desbach von Menelzhofen.
Der Tobelbach aus dem Haldensee, in welchen der Röthelbach und das Afterbächle von Beuren fließen; er treibt unterhalb Enkenhofen eine Sägmühle, und stürzt sich in einem sehr engen Thälchen (s. oben) nach der Argen hinab.
Der Mühlbach aus dem Oberamt Leutkirch; er bildet, eine kleine Strecke vor seiner Mündung, die Oberamtsgrenze.
(Bach von Waltershofen, Oberamts Leutkirch, Mündung an der Oberamtsgrenze.)
Bach von Kaibach und Rempen.
Der Weiherbach bei Praßberg, aus dem Grundweiher und Großweiher.
Der Karbach, der bedeutendste Zufluß von dieser Seite im Oberamtsbezirk; er kommt aus dem Rohrweiher bei Leupolz, bildet auf 3/4 Stunden die Grenze zwischen dem diesseitigen Bezirke und dem Oberamt Ravensburg, und fällt nach einem Lauf von 2,8 St.| in die Argen, nachdem er bei Leupolz eine Mahlmühle, und kurz vor seiner Ausmündung die Werke der nach ihm genannten Papiermühlen in Bewegung gesetzt hat.Bach von Tobel, Mündung unterhalb Pfärrich.
Der Eggenbach, aus dem Oberamt Ravensburg, bildet mit der ebenfalls dorther kommenden Rohne, mit welcher er sich bei Spießberg vereinigt, die Haslach, macht unter diesem Namen 1/2 Stunde lang die Grenze gegen das Oberamt Tettnang und verläßt den Bezirk, um in das letztere überzugehen. Der Eggenbach treibt im diesseitigen Bezirk drei Mühlen und fließt durch den Ort Amtzell, weßwegen er auch Zellerbach heißt; die gesammte Länge des Laufs vom Ursprung des Eggenbachs bei Vogt im Oberamt Ravensburg bis zur Mündung der Haslach bei Engelitz im Oberamt Tettnang beträgt 5 Stunden. Man findet für diesen Bach auch den Namen Zelterbach.
Der Hengelesbach oder Mühlbach kommt unter dem Namen des Fluckerbachs von der Kugel her aus dem Bayerischen, fließt durch den Hengelesweiher, treibt eine Mühle und mündet unterhalb Großholzleute.
Der Rothbach kommt aus dem Wald südöstlich von Isny, und mündet unterhalb Burkwang.
Der Dengelshofer Bach aus dem Neutrauchburger Gwatt oder Sumpf.
Die Isnyer Ach (früher auch Eisenach, Isenach genannt), aus dem oben beschriebenen Quellenbassin bei Isny, im Ried mannichfach verästelt, mit dem Schweinbach aus dem Bayerischen, dem Dornwaid- und Bodenweiherbach und dem Dengelshofer Moosbach (dieser ebenfalls aus dem Gwatt); diese Bäche haben fast gar kein Gefäll und irren, sich vielfach trennend und wieder vereinigend, in unzähligen Krümmungen durch die Moosebene hin; erst kurz vor der Einmündung sammeln sich diese Wasser zu einer ansehnlichen Masse und treiben, in schnellerem Laufe der Argen zueilend, die Hammerwerke des Riedhammers. In der Stadt Isny selbst treiben die Ach und ein anderes mit ihr sich vereinigendes Bächlein mehrere Werke, s. Ortsbeschreibung. Über die Ach führen Brücken in der Vorstadt Isny, bei Boden und zwei beim Riedhammer.
Bäche von Steinacker und Bliederatzhofen (Gemeinde Christatzhofen).
Der Eschbach aus dem Neuweiher bei Siggen, mit Zuflüssen aus dem Siggen- und Dorferwald, treibt eine Säge- und eine Mahlmühle in der Gemeinde Göttlishofen und mündet gleich| außerhalb der Oberamtsgrenze im Oberamt Leutkirch nach einem Lauf von 11/2 Stunde.Der Waldbach von Ratzenried, ganz unbedeutend.
Die Bächlein von Wittwais und Nieratz.
Der Lacherweiher-Bach, der bei Brententhann (Gemeinde Niederwangen) ausmündet.
2) Die obere Argen. Ihre Flußbahn beträgt von der Landesgrenze bis zur Vereinigung mit der untern Argen 8 Stunden, wovon nur eine ganz kleine Strecke bei Neuravensburg in das Oberamt Tettnang fällt. Die Flußbahn ist um 1,3 St. länger als die Thalbahn. Die Erhebung der Thalfläche bei Malaichen, wo der Fluß die Landesgrenze berührt, beträgt 1900 P. F., somit ergibt sich ein Gefäll von 50′ auf 1 St. seines Laufs durch das Oberamt, was den Fall der untern Argen um 2′ übertrifft.
Aus verschiedenen Quellbächen in dem Vorarlbergischen Gebirge bei Staufen in Bayern gebildet betritt dieses Flüßchen das diesseitige Gebiet bei dem Weiler Malaichen, den es zwischen Bayern und Württemberg theilt, bezeichnet von diesem Punkte an die Landesgrenze 3 Stunden lang bis Epplings (Gemeinde Deuchelried), tritt dann ganz ins Württembergische, fließt hart an den Mauern von Wangen vorüber, durchströmt den südöstlichen Theil des Bezirks, und vereinigt sich bei Pflegelberg unmittelbar auf der Bezirksgrenze gegen Tettnang mit der untern Argen.
Die Natur dieses Flüßchens, die Beschaffenheit seines Bettes, seine Wassermenge u. s. w. kommt mit der untern Argen ganz überein, nur daß es bei Überschwemmungen gewöhnlich noch gewaltsamer als diese auftritt. Besonders verwüstend war sein Austreten in den Jahren 1824 und 1825.
Brücken führen über die obere Argen bei Thal Eglofs, bei Staudach, Epplings, Sigmanns, Wangen, Wellbrechts, Hiltensweiler und Föhlschmitten. |Der Marktobel- oder Osterwaldbach, Grenzbach zwischen Bayern und Württemberg auf 1/2 Stunde, Ursprung bei Osterwaldreute (Gemeinde Eglofs), Mündung bei Malaichen.
Einige kleine Tobelbäche, zwischen Burg und Schaulings, bei Eglofs, Halden, Mühlbolz.
Der Gießbach, der namhafteste Zufluß der obern Argen in diesem Bezirk; er entspringt auf der Markung von Matzen (Gemeinde Eisenharz), treibt bei Alberis eine Mühle und die Briegelmühle bei Willatz, nimmt rechts den Buchweiher-Bach, den Schloß- und Greutweiherbach, welch ersterer bei Siggen eine Mühle treibt, die Waldbäche von Goldbach und Grub, links den Schnaidter Giesbach, die St. Anna-, Klaus-, Neu- und Staudacher Weiherbäche auf, welche zusammen einen nicht unansehnlichen Bach bilden, der eine Mühle treibt und bei der Gießen-Sägmühle in den Gießbach einmündet – und fällt, nachdem er von der linken Seite noch einige kleinere Waldbächlein aufgenommen, die nur bei nasser Witterung Wasser führen, auf der Grenze zwischen den Gemeinden Deuchelried und Eglofs in die Argen. Unmittelbar vor seiner Ausmündung treibt er die Hammerschmiede Lochhammer, sein Lauf beträgt gegen 3 Stunden.
Der Epplingserbach aus einer sehr starken Quelle (s. oben).
Der Offlingserbach fließt durch den Hammerweiher, treibt die Eisenwerke von Burgelitz und fällt bei Wangen in die Argen.
Bach aus dem blauen See in der Gemeinde Neuravensburg, Mündung bei Schwarzenbach.
Die meisten Einflüsse von dieser Seite fallen ins Bayerische; hieher gehören nur:
Der schwarze Bach aus dem schwarzen See (Gemeinde Niederwangen); er bezeichnet von diesem an die Landesgrenze bis Untermooweiler, und mündet bei Schwarzenbach, nach einem Lauf von ungefähr 21/2 Stunden.
Der Mühlbach aus dem Neuravensburger Weiher und dem Zipfengraben (Bayerisch) treibt die Hagmühle und fällt am Fuß des Schloßberges in die Argen.
Am äußersten südlichen Ende des Bezirks bei Bettenweiler vereinigt sich ein Bach mit dem Ausfluß des Hüttenweiler Weihers, geht ins Bayerische, und bildet, durch mehrere Zuflüsse verstärkt, die Lindauer Ach. | 3) Die Wolfegger Ach. Wenn irgend ein oberschwäbisches Wasser den eigenthümlichen Charakter des Wassertheilers auf dem ehemaligen Seeboden zwischen der Donau und dem Bodensee erkennen läßt, so ist es dieser Bach, welcher zum Unterschied von den vielen Flüßchen desselben Namens die Wolfegger Ach genannt wird. Sie wird gebildet aus dem Ausfluß des Holzmühleweihers bei Immenried, der in der ersten halben Stunde seines Laufs vier Mühlwerke treibt, und aus dem Moosbach, der aus dem Reipertshofer Weiher kommt. Dieser Moosbach schleicht in einer Moorfläche, in welcher sich die Wasserscheide zwischen Rhein und Donau gänzlich verliert, unentschieden, anfänglich in der Richtung gegen die Roth, dann südwestlich in einer Menge kleiner Krümmungen fast stillestehend, und sich bisweilen theilend nach den Seen von Kißlegg hin, aus welchen die Ach, wie man jetzt das Flüßchen nennt, austritt, ohne noch ein eigentliches Thal sich gebildet zu haben, vielmehr irrt sie in vielfältigen Windungen fortwährend durch sumpfige Wiesen. Im Ganzen ist hier ihr Lauf südlich und nähert sich dem Argenthal; doch ganz geringe Erhebungen hindern sie, dieses zu erreichen, und bei der Frohnmühle, wo ein nicht unbedeutender Bach aus dem Argensee, der die Wuhrmühle und eine Mühle in Unterhorgen treibt, einmündet, nimmt sie ihre Richtung westlich, dann nordwestlich, furcht sich allmählig ein kleines sehr flaches Thal ein, das jedoch noch immer mit Moorflächen wechselt, bis sie bei der Furthmühle, wo sie zwei Mühlwerke treibt, eine nördliche Richtung annimmt und die Grenze des Oberamtsbezirks erreicht, auf welcher sie 1/4 Stunde fortläuft und dann ins Oberamt Waldsee eintritt. Die Länge ihres Laufs, wenn man den Moosbach von Reipertshofen als den Hauptbach ansieht, wie – etwas mit Unrecht – gewöhnlich geschieht, beträgt nach den Haupt-Krümmungen bis zur Schussen (s. Oberamtsbeschreibung von Ravensburg S. 14) 13,4 Stunden. Von den hölzernen Brücken über die Ach verdienen nur die in Kißlegg und die bei der Frohnmühle Erwähnung. Außer | dem schon erwähnten Argenseebach, nimmt sie noch von der rechten Seite den Bach von Lanquanz und aus dem Ried von Lautersee auf, und wie auch von der linken Seite noch einige andere, ganz unbedeutende und namenlose Bäche. Einige Zuflüsse der Ach von der rechten Seite verlassen den Bezirk, ohne jene zu erreichen, der Bach von Einthürnenberg, der Tobelbach von Wiggenreute, der Horber Weiherbach, der bei Krumbach eine Mühle treibt.4) Der Rothbach kommt aus dem Rothsee bei Oberroth, Gemeinde Emmelhofen, treibt die Höhmühle, und geht ins Oberamt Leutkirch und in die Leutkircher Ach zur Iller, nachdem er auf 1/2 Stunde die Grenze des Oberamtsbezirks gegen Leutkirch gebildet hat.
5) Die Eschach (in Urkunden und früheren Schriften immer Aschach genannt), ein sehr starker Bach, welcher von dem Buchenberg im Bayerischen kommt, bei Hintersried die diesseitige Grenze berührt, und in dem tiefen Thal, das er durchströmt, die Landesgrenze auf 2 Stunden bezeichnet. Aus diesem Thal heraus tritt er in die fruchtbare Friesenhofer Thalebene und geht mit dieser in das Oberamt Leutkirch über. So lange das Thal eingeengt ist, sind die Ufer flach und sumpfig, in den Ackerboden von Friesenhofen dagegen hat der Bach eine Rinne mit steilen Rändern eingerissen. Von der Landesgrenze bis zur Aitrach, mit welcher die Eschach in die Iller fließt, beträgt ihr Lauf 9 Stunden. Ihr Fall bis Leutkirch 75 P. F. auf die Stunde. (Die Differenz zwischen dieser Angabe und der früheren in den Württ. Jahrb. 1832, S. 380, rührt daher, daß bei der letzteren die Krümmungen der Flußbahn nicht in Berechnung gezogen sind. Dasselbe gilt auch von den beiden Argen.) Im diesseitigen Bezirk betreibt die Eschach die Werke des Grafen von Quadt und des Herrn von Schmidsfeld in den Glashütten zu Eisenbach und Schmidsfelden und 13 Mahl-, Säg-, Öl- und andere Mühlen. Brücken führen bei Eisenbach, bei Schmidsfelden, bei der Friesenhofer Sägmühle und bei Friesenhofen über dieselbe. Die Nebenbäche| der Eschach von der rechten Seite gehören alle dem königlichen Bayerischen Gebiet an, der Kreuzbach, Ulmerthalbach, Eschach, Kirchnach; von der linken Seite kommen die Tobelbäche der Adelegg, der Eisenbach, Burghaustobelbach, Ölbergbach, Senntobelbach, Wagenbach. Auch fällt in die Eschach, aber erst im Oberamt Leutkirch, der Bach, welcher unter dem Namen des Gießbächleins die Lettelesmühle treibt, in den großen Mauersee und aus diesem durch das Taufachmoos nach dem Fetzach-Weiher im Oberamt Leutkirch geht. Die Eschach ist, wenn sie angeschwollen, sehr reißend, und richtet in den Gemeinde Winterstetten und Friesenhofen oft großen Schaden an.
Wir heben von den bedeutenderen folgende namentlich aus:
Der Haldensee, Gemeinde Christatzhofen, Markung Enkenhofen, der größte See des Oberamts, von 1473/4 Morgen, 24,4 Ruthen Meßgehalt, ein schöner, langgestreckter Wasserspiegel mit flachen Ufern, die weder mit Schilf noch Gesträuch bewachsen sind. Der See hat zwei Zuflüsse, östlich einen Bach aus den sogenannten obern Mösern an der Grenze des Oberamts Leutkirch, südlich einen Bach von Beuren her. Am südlichen Ufer lag die Burg Rudolfseck s. Ortsbeschreibung. In früherer Zeit findet sich der Haldensee immer Gries-See genannt.
Der Horber-Weiher, Gemeinde Sommersried, Markung Unter-Riebgarten, von 1231/4 Morgen, 4,6 Ruthen Flächengehalt, auf der südlichen Seite von wenig ansteigenden Ufern, auf der nördlichen von Sumpf umgeben.
Der Holzmühle-Weiher, Gemeinde und Markung Immenried, 1057/8 Morgen 41 Ruthen Flächengehalt, zwischen Waldungen eingeteicht. Der Bach, welcher heraustritt, bildet weiterhin mit dem Moosbach die Wolfegger-Ach, s. oben.
Der Wuhr-Weiher, Gemeinde Sommersried, Markung Goppertshofen 983/8 M. 32,5 R. Flächengehalt.
Der Argensee, unmittelbar über dem vorhergehenden und durch einen aus dem Oberamt Leutkirch kommenden Bach mit ihm verbunden, 863/8 Morg. 17 Ruth. Die Grenze des genannten Oberamtbezirks zieht sich an dem östlichen Ufer dieser beiden Seen hin.
Der Obersee, auch Stolzensee genannt, Gemeinde und Markung Kißlegg, 843/4 M. 46,1 R. Dieser wie die übrigen Seen bei Kißlegg ist vorzüglich reich an ausgezeichneten Edelkrebsen.
| Der Reipertshofer-Weiher, Gemeinde Emmelhofen, Markung Reipertshofen, 847/8 M. 18,4 R., ist in eine Mooswiese verwandelt.Der Herbis-Weiher, Gemeinde Neutrauchburg, Markung Menelzhofen, 821/4 M. 11,7 R. mit dem Menelzhofer-Weiher durch einen Graben verbunden und größtentheils von Wald umgeben.
Der Wolfgangs-Weiher bei Wangen, 721/8 M. 46 R., auf der Süd- und Ostseite von der Bayerischen Grenze umgeben, mit einer kleinen Insel. Auf einem Hügel über diesem See ist die Kapelle des heiligen Wolfgangs.
Der große Mauersee (früher Mursee geschrieben),[2] Gemeinde und Markung Beuren, 601/8 M. 33,1 R., sendet seinen Abfluß nach der Eschach und Iller. Kaum dreihundert Schritte von diesem See ist der kleine Mauersee mit 177/8 M. 36 R. Flächengehalt. In diesem wie in jenem findet man gute Krebse. Beide Seen umgibt ein sumpfiger Grund, der sich nördlich und östlich unter dem Namen Taufachmoos erstreckt.
Der obere Schloß-Weiher, Gemeinde Ratzenried, Markung Platz, 521/8 M. 46,4 R., ist gegenwärtig ausgetrocknet, wodurch die ungemein malerische Ansicht der Ratzenrieder Schloßruine sehr viel verloren hat.
Der Neuravensburger-Weiher, Gemeinde und Markung Neuravensburg, hart an der Straße nach Lindau, 581/8 M. 4,6 R.
Der Hüttenweiler-Weiher, Gemeinde Neuravensburg, Markung Bettenweiler, in der Südspitze des Bezirkes, 571/2 M. 31 R., schickt seinen Abfluß in die Lindauer-Ach.
Der Neu-Weiher, Gemeinde und Markung Siggen, 521/8 M. 37,9 R. – Der Groß-Weiher, Gemeinde Praßberg, Markung Röhrenmoos, 467/8 M. 27,8 R. –| Der Hengeles-Weiher, Gemeinde Großholzleute, Markung Schießlang, 455/8 M. 20,7 R. – Der Menelzhofer-Weiher, Gemeinde Neutrauchburg, Markung Menelzhofen, 337/8 M. 10,8 R., s. oben Herbis-Weiher. – Der Zeller-See, unmittelbar an dem Marktflecken Kißlegg, 335/8 M. 2,9 R. Südlich davon, durch einen Bach verbunden, liegt der kleine Schlingsee, in welchem ausgezeichnete Krebse gefangen werden. – Der Herzogs-Weiher, Gemeinde Pfärrich, Markung Weihers, 33 M. – Der Hammer-Weiher, Gemeinde Wangen, bei Burgelitz, 32 M. 22 R. Weiter abwärts, unmittelbar an der Stadt, der Schießstatt-Weiher. – Der Schwarze-See, Gemeinde Niederwangen, Markung Herzmanns, 283/4 M. 14,7 R., sein östliches Ufer ist Bayerisch. – Der Elitzer-See, Gemeinde Niederwangen, Markung Elitz, 275/8 M. 36,6 R.
1835 | in Isny | – 13,0. (den 12. Febr.) | + 21,5. (den 17. Juli). |
in Wangen | – 14,0. (den 17. Dec.) | + 25,5. (den 5. Juli). | |
(in Stuttgart | – 11,8. | + 28,0.) | |
1836 | in Isny | – 16,5. (den 2. Jan.) | + 22,0. (den 29. Juni). |
in Wangen | – 19,0. (den 2. Jan.) | + 24,0. (den 24. Juni). | |
(in Stuttgart | – 16,4. | + 26,8.). | |
1837 | in Isny | – 14,0. (den 2. Jan.) | + 23,0. (den 11. Aug.). |
in Wangen | – 16,0. (den 2. Jan.) | + 24,5. (den 11. Aug.). | |
(in Stuttgart | – 15,5. | + 25,2.). |
Die vorherrschende Gebirgsart ist, wie in ganz Oberschwaben die Molasse, Nagelflue und Gerölle. In den tiefern Thaleinschnitten der Argen geht in mehreren Gegenden der feinkörnige Sandstein der Molasse zu Tage aus. Ihm aufgelagert erscheint die Nagelflue, welche hie und da gleichfalls mit einem feinkörnigen, der Molasse ähnlichen Sandstein wechsellagert und die Bergkette der Adelegg bildet. Die Oberfläche ist in den meisten Gegenden mit Schutt von Sand und Geröll bedeckt, welcher nicht selten Bruchstücke von älteren Gebirgsarten der Alpen beigemengt enthält. Das Bindemittel der Molasse und Nagelflue ist gewöhnlich sehr kalkreich und enthält 20, 30 bis gegen 40 pCt. kohlensaure Kalkerde, das übrige besteht aus Thon und Sand mit etwas kohlensaurer Bittererde; beide zerfallen an der Luft leicht und tragen dadurch zur Vermehrung des losen Trümmergesteines vieles bei, nur selten findet man daher auch wirklich anstehende Felsen, desto häufiger aber ereignet sich das Abrutschen bald größerer, bald kleinerer Parthien der Adelegg-Hängen und Argenthal-Ränder.
Auf diesen tertiären Formationen finden sich theils unmittelbar, theils auf ihren Trümmern die jüngsten Diluvial- und Alluvial-Ablagerungen; in den Thaleinschnitten hie und da Kalktuffablagerungen, welche sich zum Theil noch jetzt zu bilden fortfahren; in den oft muldenförmigen Vertiefungen| und nur wenig Fall besitzenden Thälern und Ebenen, welche zum Theil auf der Wasserscheide selbst liegen, bisweilen sehr ausgedehnte Torfmoore.Über das Vorkommen dieser Gebirgsarten im Einzelnen bemerken wir: Blöcke von Urgestein, meistens Granit, finden sich, jedoch sehr selten bei Beuren, Christatzhofen und Kißlegg. Auch in dem Bette der Argen von Rengers bis Ratzenried findet man Trümmer von Alpengestein, unter welchen man schon sehr schönen Marmor entdeckte. Die Molasse kommt in der Form eines grau gefärbten, oft bläulichgrauen, meist feinkörnigen, kalkhaltigen Sandsteines ziemlich häufig in den Thaleinschnitten vor. Wegen ihrer geringen Festigkeit, wodurch sie an der Luft leicht verwittert, und zu einem formlosen Schutt zerfällt, kann sie in diesem Bezirk nicht als Baustein benutzt werden. Sie findet sich 1) bei Karbach, zum Theil in der Gemeinde Pfärrich, zum Theil noch in der Gemeinde Praßberg. Die hier vorkommende hellbläulichgraue Molasse hat am meisten Festigkeit und könnte noch am ehesten als Baustein dienen; 2) am Menelzhofer Berg in der Gemeinde Neutrauchburg. Dieser ganze Berg besteht aus Wechsellagerungen von sandigem Mergel mit blaugrauem Letten und Braunkohlen, welche auf einem feinkörnigen, glimmerreichen Sandstein von grünlich- und gelblichgrauer Farbe aufliegen. Über den früher hier betriebenen Kohlenbau s. unten V, 3, A, a; 3) im Bette des Tobelbachs bei Rohrdorf, als ein schiefriger, grauer, sehr glimmerreicher Sandstein mit Nestern von Braunkohlen; 4) an verschiedenen Stellen im Bette der beiden Argen, z. B. an der untern Argen bei Holzleute, von ähnlicher Beschaffenheit wie Nro. 3 bei Dengelshofen (Gem. Neutrauchburg), bei Baldenhofen (Gem. Christatzhofen), bei Praßberg und Pfärrich; an der obern Argen zwischen Staudach und Epplings (Gem. Deuchelried) und in der Gem. Neuravensburg.
Die Nagelflue bildet vorzüglich die höhern Punkte des Bezirks, namentlich besteht aus ihr die Hauptmasse der| Adelegger Berge; hier erscheint sie der Molasse aufgelagert. Anderwärts findet sie sich mehr vereinzelt, oder mit der Molasse wechsellagernd. Außer den genannten Bergen sind als die Hauptpunkte ihres Vorkommens zu nennen: 1) der Egenwald bei Amtzell (Gem. Pfärrich); 2) der Berg, auf welchem Pfärrich selbst liegt; 3) Herfatz in der Gem. Praßberg; 4) die Höhen bei Dürren an der Grenze des Oberamts Leutkirch.Kalktuff findet sich einzeln im Thale der Rohne (Gem. Pfärrich), im Wald bei der Höhmühle (Gem. Emmelhofen), bei Eisenbach im Eschachthal (Gem. Vorst. Isny) u. a.
Die Torfablagerungen sind, wie schon bemerkt, in unserem Bezirk sehr verbreitet. Die bedeutendsten sind bei Kißlegg, Röthsee (Gem. Emmelhofen), Eisenharz, Boden (Gem. Neutrauchburg), Arrisried (Gem. Sommersried), Göttlishofen und Beuren. Weniger ausgedehnte Torfmoore sind in jeder Gemeinde, nur Winterstetten, Friesenhofen und Vorstadt Isny besitzen gar keine. Die Moore von Kißlegg sind die ausgedehntesten; ihre Mächtigkeit beträgt gewöhnlich 4, 8 bis 10 F., und nimmt auf einzelnen Stellen bis auf 20–24 F. zu. Bei der letztern ungewöhnlichen Mächtigkeit bildet das Ganze meistens eine noch sehr wässerige, schwammige Masse, die sich bei der Entwässerung auf etwa 16–18 F. Mächtigkeit vermindert; gewöhnlich ist die oberste Schichte bis auf eine Tiefe von 1–4 F. sehr locker, oft mit vielen unzersetzten Holztheilen gemischt und als Torf unbrauchbar. Güte und Mächtigkeit des Torfs zeigen oft in demselben Torfmoore viele Verschiedenheiten; oft lassen sich Schichten von lockerem Papiertorf und dem besten Moortorf in geringer Entfernung von einander finden. Der Untergrund der Torfmoore besteht gewöhnlich aus sandigem blauem Lehm oder lehmigem Sand, selten aus unvermischtem Lehm. Merkwürdig ist, daß sich auf der oft 16–18 F. tief liegenden Lehmsohle Moosschichten, ihrer Form nach gut erhalten, von 1/2 F. Mächtigkeit finden, welche nur ihre grüne Farbe verändert und in eine schöne gelbe Farbe umgewandelt haben. | Mineralquellen s. oben.Versteinerungen enthält zwar der Sandstein der Molasse, jedoch sehr selten; und von andern als ganz unkenntlichen Resten organischer Bildungen ist bis jetzt nichts bekannt geworden. Im Süßwasserkalk am linken Ufer der Eschach oberhalb Eisenbach sind jedoch einzelne Petrefacten gefunden worden.
Was die im Vorangegangenen fast ganz außer Betracht gebliebenen baum- oder strauchartigen Gewächse betrifft, so findet man die in Württemberg überhaupt vorkommenden Arten größtentheils auch im Bezirk von Wangen wieder. Bei den Bäumen überwiegt das Nadelholz – wenn gleich nicht hinsichtlich der Zahl der Arten, doch in Beziehung auf die Flächen, die es einnimmt, – bei Weitem das Laubholz; vorzugsweise verbreitet sind die Weißtanne (Pinus Abies) und die Fichte oder Rothtanne (Pinus Picea), auch die Kiefer oder Forche (Pinus sylvestris) findet sich nicht selten, so wie deren Abart, die Legforche (Pinus montana), diese jedoch weniger charakteristisch ausgebildet als auf den Höhen des Schwarzwaldes. Die Lerche (Pinus Larix) kommt nur wenig vor. Von Laubhölzern begegnet man verhältnißmäßig am häufigsten der Erle (Alnus glutinosa), der Birke (Betula alba), der Buche (Fagus sylvatica), der Hagenbuche (Carpinus Betulus) und dem Vogelbeerbaum (Sorbus Aucuparia), welcher vielfältig den Saum der Straßen bekleidet. Auch der Holzbirnbaum (Pyrus communis pyraster) und der Holzapfelbaum (Pyrus malus sylvestris) sind keine seltene Erscheinung, und ihre Früchte werden zum Branntweinbrennen verwendet. Seltener dagegen sind die Eichen (Quercus robur und pedunculata), der Berg- und der Feldahorn (Acer Pseudoplatanus und campestre), die Sommer- und die Winterlinde (Tilia grandifolia und parvifolia), die Esche (Fraxinus excelsior), der Eibenbaum (Taxus baccata) u. a. Von den Sträuchern sind besonders häufig der Wachholderstrauch (Juniperus communis), der Hollunderstrauch (Sambucus nigra), der Haselnußstrauch (Corylus Avellana), die Brombeer-, Himbeer-, Heidelbeersträucher u. s. w. Von seltenern sind hervorzuheben die bereits angeführte Tamariske (Tamarix germanica) und die Stechpalme (Ilex Aquifolium). Der in benachbarten Bezirken vorkommende Pimpernußbaum (Staphylea pinnata) scheint dem Oberamt Wangen zu fehlen.
Schon im Bisherigen sind verschiedene in diesem Bezirk vorkommende Arznei- und Giftpflanzen namhaft gemacht worden| (wie der Fieberklee, der Kalmus, das isländische Moos, das Aconitum neomontanum, der Helleborus viridis u. a.); an sie reihen sich außer den in Württemberg überhaupt weit verbreiteten (wie der Stechapfel, die Belladonna, das Bilsenkraut, die Wollblume u. v. a.) noch folgende an: die Polygala amara, das Löffelkraut (Cochlearia officinalis), das Freisamkraut (Viola tricolor), der Wasserfenchel (Phellandrium aquaticum), der weiße Germer (Veratrum album), Aconitum Cammarum und Lycoctonum, der Wasserschierling (Cicuta virosa). Bemerkenswerth ist noch das häufige Vorkommen des Sauerklees (Oxalis Acetosella), der übrigens nicht, wie auf dem Schwarzwald, zur Sauerkleesalzfabrikation gesammelt zu werden scheint.- ↑ Anm. Die mit K. bezeichneten trigonometrischen Bestimmungen sind von Trigonometer Kohler, die mit S. von dem verstorbenen Professor Schübler, die mit R. von Professor Rogg. Red. bedeutet, daß ältere barometrische Bestimmungen auf die neuesten trigonometrischen reducirt worden sind.
- ↑ Im Chron. Isn. findet sich dafür Ursee, und es ist wahrscheinlich, daß es mit dem M dieselbe Bewandtniß hat, wie bei vielen andern Eigennamen, worüber unten bei Eglofs (Ortsbeschreibung) das Nähere gesagt wird. Die Schreibart Mauersee wäre sonach aus Mißverständniß entstanden, indem man hier, wie in der Schweiz, Mur statt Mauer spricht.
- ↑ Wir benützen in diesem Abschnitt hauptsächlich die, nicht im Buchhandel erschienene, academische Schrift: Beiträge zur Naturkunde Oberschwabens. Eine Inaugural-Dissertation, unter dem Präs. v. G. Schübler der öffentlichen Prüfung vorgelegt von E. Lingg, prakt. Arzt in Wolfegg. Tübingen 1832