Beschreibung des Oberamts Waiblingen/Kapitel B 7
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Das Dorf gehört zum Forstamt Schorndorf und Hofcameralamt Winnenden, welches auch sämmtliche Zehenten bezieht und, da auf diesen die Pflicht zur Faselviehhaltung liegt, der Gemeinde 60 fl. bezahlt. Der Capitalwerth für die seit 1818 abgelösten Gefälle berechnet sich auf 270 fl., so daß jene noch 50 fl. 34 kr. in Geld, 3 Scheffel glatte Früchte, 3 Scheffel 6 Simri Haber, 7 Imi Bodenwein und einige Laudemien zu erheben hat.
Das Dorf liegt hoch und freundlich in einer Ecke des gedachten Bergrückens, etwas gegen den Abhang hin, und ist gegen Westen und Süden frei, gegen Osten und Norden aber geschützt. Der Armuth der meisten Einwohner ungeachtet ist das Aussehen ziemlich gut und reinlich. Durch den Ort führt die obenerwähnte Vicinalstraße von Buoch nach Winnenden. Die Luft ist rein und trocken, aber rauh und scharf. Unter den 54 Haupt- und 23 Neben-Gebäuden ist nur das 1829 erbaute Rathhaus, in welchem zugleich die Schule ist, als ein öffentliches zu erwähnen. Im Dorfe ist ein Feuersee. Die Hofkammer benützt den auf der Markung entspringenden Zipfelbach zum Wässern ihrer Wiesen; die Wiesen der Privaten werden seit 25 Jahren nicht mehr bewässert. Es ist neben einem laufenden und einem Pump-Brunnen hinlänglich Quellwasser vorhanden.
Die Einwohner – ein starker kräftiger Menschenschlag, nur entzündlichen, namentlich Brustkrankheiten ausgesetzt – haben einen ganz bestimmt ausgeprägten Charakter. Sie werden als lebendig, beweglich, listig, klug und anstellig, sehr arbeitsam, dabei aber als luxuriös und genußsüchtig geschildert.
Der Boden – ein leichter Sandboden – ist weniger fruchtbar, als meist in der ganzen Umgegend. Die Steine zum Häuserbau werden auf den Äckern gebrochen. Die Markung zählt nur 282 Morgen Baufeldes; es treffen also kaum 4 Morgen auf eine Familie. Die Vermögensumstände sind in großem Zerfall; es ist nur Ein vermöglicher, kein reicher Mann im Dorf. Der Haupterwerb ist Wein- und Obst-Bau und die Arbeit im Taglohn. Namentlich zieht der größere Theil der Einwohner als Schnitter in das Unterland. Die Güter liegen an den Bergen und auf der Höhe. Die Mistjauche wird sorgfältig benützt. Die Brache ist auch hier vollständig eingebaut, und zwar mit Kartoffeln und Klee, der das beliebteste Futterkraut ist. An Getreide wird vorzugsweise Dinkel, Weizen und Roggen gebaut. Der Ertrag ist an Dinkel vierfach, an Weizen sechsfach, an Roggen fünffach. Gewöhnlich besteht die Bespannung in Kühen, mit Doppeljoch. | Frucht kann nicht verkauft werden. Die Wiesen sind zweimähdig und liefern gutes Futter. Die zum Theil sehr hoch und steil, meist südlich oder südöstlich liegenden Weinberge geben einen etwas rauheren, aber lagerhafteren Wein, als der von Hahnweiler ist. In guten Jahren erträgt der Morgen 4 Eimer. Beste Lage der Holzenberg. Von großer Bedeutung und noch im Zunehmen begriffen ist der Obstbau. Das Obst geräth gerne. An Kernobst finden sich, mit Ausnahme des feineren, alle Sorten; an Steinobst nur Kirschen, aber in Menge und zur namhaften Ausfuhr. Ein Morgen Acker wird zu 150 bis 200 fl., Wiesen 100 bis 200 fl., Weinberg 600 bis 800 fl. verkauft. Die Rindviehzucht ist in ziemlich gutem Zustande; die Simmenthaler Race die gewöhnliche. Der Mangel an Wiesen steht einer Erweiterung im Wege. Mehrere Einwohner treiben einen Handel mit Feg- und Streu-Sand, den sie auf der Ortsmarkung graben. Sonst fast kein Gewerbe.Breuningsweiler ist Filial von Winnenden und hat eine eigene Schule. Gemeindevermögen ist fast gar keines vorhanden und die Gemeindeumlage bedeutend, da kein Stiftungsvermögen da ist. Eine Industrieschule für Mädchen, ein freiwilliger Armenverein und eine Stiftung für arme und kranke Personen sind zu erwähnen.
Dieser Ort, dessen Name aus dem Mannsnamen Bruning gebildet ist, kommt in den Jahren 1293 und 1331 unter gleichen Verhältnissen vor, wie das voranstehende Bretzenacker. – Im Jahr 1443 verkaufte Mya Schenkin von Winnenden, Gemahlin Johanns Truchseßen von Höfingen, ein von ihrem Vater ererbtes Gut in Breuningsweiler an einen Altar zu Winnenden. (Gabelk.) Noch 1537 besitzt der dortige Heilige ein Lehen; ebenso Kloster Lorch und der Heilige zu Bürg je ein Lehen. Fünf Lehen besaß die Kellerei Winnenden.
Breuningsweiler gehörte zum äußeren Gerichte in Winnenden. Die Rechte, welche die Hofdomainenkammer besitzt, wurden theils 1665 mit Winnenthal, theils 1807 durch Tausch vom Staat und theils 1838 von dem Fürsten von Oettingen-Wallerstein erworben.
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