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Beschreibung des Oberamts Waiblingen/Kapitel B 12

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12. Gemeinde Hahnweiler.
Gemeinde dritter Classe mit 311 ev. und 1 jüdischen Einw.


Die Markung lagert sich über der rechten Seite des Remsthales um den sogenannten Trombach her, einen nordwärtsgehenden Ausläufer des Korber Kopfes, der von dem Hohreusch durch einen Thaleinschnitt, dessen Grund Amerika heißt, getrennt ist. Er ist ein ziemlich steil ansteigender, oben mit Wald, auf der Südseite mit Reben bepflanzter Bergrücken und hat den Hörnleskopf, mit dem er durch den Sattel „Korberwald“ zusammenhängt, zum Nachbar. Der Trombach ist weniger hoch als der Korberkopf, Hörnleskopf und Haselstein, und besteht aus einem trefflichen Werksandstein von weißer Farbe. Zunächst gewährt er nur nach dem Zipfelbachthale und die Höhen um Breuningsweiler eine Aussicht. Von seiner nördlichsten Spitze aber überblickt man die ganze Umgegend von Winnenden; und von seiner hintern Seite eröffnet sich über den Korberwald hin die Aussicht auf einen Theil des Remsthales. Unterhalb des Dorfes zieht sich dem Trombach entlang ein enges Thälchen, Seewiesen genannt, das in das Zipfelbachthal ausmündet; es ist durchaus bebaut, meist trocken und von einem namenlosen, bei trockenem Wetter versiegenden Bächlein durchschnitten. Der Boden, ein rother, starker 6 Fuß tiefer Grund, ist fruchtbar. Das Thal von Hahnweiler wird zwar viel von Nebeln heimgesucht, ist aber, weil von allen Seiten geschlossen, mild. Frühlingsfröste sind selten und Gewitterschaden in neuerer Zeit weniger, als früher. Die Ernte ist volle 8 Tage früher, als auf den umliegenden Bergen, und es gedeihen auch die zarteren Gewächse vollkommen.

| Hahnweiler – hin und wieder, aber unrichtig, auch Hanweiler – liegt in einer Mulde, etwas unter der Mitte des Trombachs, 2 Stunden, nordöstlich von Waiblingen. Nach Winnenden führt eine Vicinalstraße; der nähere Weg nach Waiblingen geht über Korb.

Das Dorf gehört zum Forstamt Reichenberg und zum Hofkameralamt Winnenden, welches den Weinzehenten und 5 Eimer 53/4 Maß Bodenwein sammt der Kelter auf mehrere Jahre an die Gemeinde um Geld verpachtet hat und auch statt der übrigen Zehenten Surrogatgelder erhebt. Wegen des Zehentrechtes hat dasselbe jährlich 60 fl. für die Faselviehhaltung an die Gemeinde zu entrichten. Die Frohnen und übrigen Grundlasten hat diese mit einem Capital von 759 fl. 14 kr. der königl. Hofdomainenkammer abgekauft.

Das Dörfchen bildet eine am Berge sich hinziehende Gasse, ist freundlich, sieht ziemlich gut aus und ist gegen den Wind von allen Seiten geschützt. Außer 3 Pumpbrunnen liefert ein großer, auf den Linsenwiesen entspringender laufender Brunnen, beständig reichlich fließendes Wasser. Unter den 49 Haupt- und 30 Neben-Gebäuden ist nur Ein öffentliches: das vereinigte, 1848 neugebaute Rath- und Schul-Haus. Der Hahnweiler soll, im Gegensatze zu seinen Nachbarn, langsamer, schweigsamer Natur, für Cultur nicht leicht zugänglich, abergläubisch und auf seinen Nutzen allzusehr bedacht seyn. Gewiß ist, daß sich kein eigentlich Armer unter ihnen findet. Nur Einen hervorstehenden Fehler will man bei den Männern finden: die Liebe zu ihrem vortrefflichen Wein. Der von älteren Zeiten sich herschreibenden Sitte, wonach viele Bürger etwas von ihrem Wein in ihre Keller gelegt und ihn im Winter gesellschaftsweise versorgt haben sollen, scheint die neuere Zeit ein Ende gemacht zu haben.

Da die Markung, die kleinste von allen der Gemeinden, nur 1042/8 Morgen, 97/8 Morgen Gärten, 295/8 Morgen Acker, 252/8 Morgen Wiesen, 394/8 Morgen Weinberg begreift, und nur 1/3 Morgen auf einen Kopf kommt, so wird es der Gemeinde im Allgemeinen schwer, sich zu ernähren; nichts desto weniger ist der Vermögensstand der Einzelnen mittelmäßig gut. Einerseits wandern seit Jahren Viele aus, andererseits erwerben die Meisten Güter auf fremder Markung. Zur Erntezeit ziehen Viele als Schnitter in das Unterland; auch arbeiten alle Bürger zugleich als Taglöhner. Der Ort hat die wenigsten unehelichen Geburten (s. S. 36). Haupterwerbszweige sind Weinbau und Obstzucht. Alle Äcker werden willkürlich gebaut. An Getreidefrüchten werden Dinkel, Einkorn und Sommerweizen, der am Vorzüglichsten geräth, hauptsächlich | gebaut. Der Dinkel trägt achtfach, Weizen und Einkorn zwölffach. Die Frucht reicht nicht für den eigenen Bedarf. Bei den kleinen Parcellen hält man den Wendepflug für den angemessensten. Die Wiesen, zwei und dreimähdig, liefern gutes und ergiebiges Futter, werden aber nicht gewässert. Auf den Morgen Weinberg rechnet man 3200 Stöcke; die Hauptrebsorten sind Sylvaner, Elbinge und Gutedel, dann Rißlinge, Fütterling, Muskateller, Traminer, Burgunder und Wälsche. Die Weinberge sind alle in Einer Lage, ganz gleichmäßig gegen Südosten. In guten Jahren trägt der Morgen 6 Eimer. Der Wein ist weiß und mild. Er gehört zu den besten im Remsthal, wird vorzüglich nach Stuttgart abgesetzt und ist in der Regel schon vor der Weinlese verkauft. Die Obstzucht ist immer noch im Zunehmen. Steinobst, Aprikosen, Pfirsiche, Kirschen, die hauptsächlich nach Bayern gehen, werden mehr gepflanzt, als in den meisten umliegenden Orten. Ein Morgen Acker oder Wiesen kostet 200 bis 400 fl., Weinberg 500–600 fl. Der Erweiterung der Rindviehzucht, deren Stand vergleichungsweise am Höchsten ist (S. 61), steht der so geringe Umfang der Markung im Wege. Handwerker sind nur wenige vorhanden. Der guten Werksteine, die auf der Markung gebrochen werden, ist oben gedacht. Hahnweiler ist Filial von Winnenden. An der Schule steht ein Schulmeister. Die Gemeinde hat fast gar kein Vermögen, namentlich auch keine Waldung; sie muß daher ihre Bedürfnisse durch einen Gemeinschaden aufbringen, der hier verhältnißmäßig der größte ist, um so mehr, als gar kein Stiftungsvermögen vorhanden ist. Eine besondere Armenpflege ist jedoch nicht erforderlich.

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Über die Entstehung des Ortes gibt das Lagerbuch von 1686 folgende Nachricht: „Die Gegend, da jetzo Hanweiler steht, ist im Jahr 1288 am Tage Philippi und Jakobi, sammt einem Stück Wald dabei, Trombach genannt, durch Bechtolden von Neiffen und Richtzena („Richenza?“) seine eheliche Hausfrau, dem Deutschorden frei und gutwillig übergeben worden. Hernacher, im Jahr 1477, hat Georg von Wollmershausen, damals Commenthur zu Winnenden, an drei Personen 4 Hofstätt in Trombach und zu deren jedem 1 Morgen Feld erblich verliehen, mit der Beschaidenheit, daß sie einem Commenthur jährlich aus jeder Hofstatt reichen und geben 4 Schilling Heller öwigs Zinses und 1 Fastnachthenne, und daneben auch jedes Jahr 4 Frohndienst mit der Haue, oder wie deren jeder gemahnt oder gefordert würde, zu thun. Weiter sind ihnen damals auch geliehen worden 68 Morgen Holz, Heckhen und Egarthen, daraus jeder zu seinem gebührenden Antheil jährlich 34 Schilling Heller zu Zins reichen, und ob Einer oder mehr zu | ihnen bauen wollte, sollten sie ihm eine Hofstatt zustellen und die Güter mit ihme theilen etc.“

Der deutsche Orden hatte die halbe niedergerichtliche Obrigkeit, auch eine Kelter. Im Jahr 1426, November 30., kauften die Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg von Georg von Urbach und dessen Hausfrau Ursula, Herrn Marquards von Schellenberg Tochter, ihre hiesigen Güter und Gülten. (Steinhofer 2, 735. Scheffer 44.) Selt 1665 Kammerschreibereiort wurde Hahnweiler durch den Landtagsabschied von 1753 dem Lande einverleibt (Faber Neue eur. Staatskanzl. 14, 73).

Die Rechte des deutschen Ordens über diesen Ort blieben bei demselben, bis sie 1665 mit Winnenthal an Württemberg übergingen. Die Gefälle der königl. Hofdomainenkammer erwarb diese 1807 durch Tausch mit dem Staat.

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