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Beschreibung des Oberamts Vaihingen/Kapitel B 3

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Eberdingen.
Gemeinde III. Klasse mit 712 Einw. – Ev. Pfarrei.
In der schmalen Thalebene des Strudelbachs und theilweise an den linken, leicht geneigten Thalgehängen desselben, liegt etwas in die Länge gezogen, der mittelgroße, enge zusammengebaute Ort, dessen Anlage mit Ausnahme der ganz geraden, durch den unteren Theil des Dorfs führenden Hauptstraße ziemlich unregelmäßig und meist uneben, gegen Osten abhängend, erscheint. Die reinlich gehaltenen Ortsstraßen sind durchgängig steinbeschlagen (macadamisirt) und mit Kandeln versehen; an ihnen lagern sich meist mittelgroße, ländliche, häufig mit steinernen Unterstöcken versehene Wohnungen, die in den Nebenstraßen ein minder ansprechendes Aussehen als an | der Hauptstraße haben, die auf den Durchreisenden einen angenehmen Eindruck macht. Eine sehr freundliche Gruppe bilden die Pfarrkirche, das Pfarr-, Rath- und Schulhaus, welche im südwestlichen Theile des Orts nahe beisammen und ziemlich erhöht liegen.

Die ursprünglich im germanischen Style erbaute, in neuester Zeit restaurirte Pfarrkirche, hat aus den spitzbogigen Fenstern des Langhauses ihre Füllungen verloren, während sie an dem mit Strebepfeilern versehenen Chor in ihrer ganzen Schönheit noch geblieben sind.

Der in seinem unteren Theile aus Stein, gegen oben aus Holz aufgeführte, viereckige Thurm, hat eine Höhe von 90′ und ist mit einem einfachen Satteldach gedeckt; auf demselben hängen drei Glocken, von denen die zwei größeren 1715, die kleinste 1824 gegossen wurden. Im Jahr 1842 ist das Innere der Kirche durchgreifend restaurirt worden, wobei dasselbe eine weiße Tünchung und die Kapitäle der hölzernen, die Emporen tragenden Säulen eine freundliche Bemalung erhielten; zugleich ist eine neue, im germanischen Geschmack gehaltene Orgel der Kirche einverleibt worden. An dem Eingang steht das aus Stein gefertigte Grabmal des Hans Michael v. Reischach von Reichenstein zu Rieth und Eberdingen, † 1593; dasselbe stellt einen auf dem Helm vor einem Krucifix knieenden Ritter vor, zu dessen Seite das v. Reischach’sche Wappen angebracht ist. Ein bei der neuesten Restauration ausgebrochener, spitzer Triumphbogen führte in das mit einem sehr schönen Netzgewölbe gedeckte Chor, dessen Gurten von Brustbildern ausgehen, die mit halb vorstehendem Leib vortrefflich aus Stein gearbeitet sind; die frühere Bemalung der Gurten, Schlußsteine und Kreuzungsecken wurden zum Schmuck der Kirche wieder aufgefrischt. Die Schlußsteine des Chorgewölbes enthalten in der Richtung von Westen nach Osten folgende Figuren: 1) einen Reiter, 2) einen knieenden Mann, 3) eine knieende Frau, 4) Gott Vater, und 5) einen Schild mit dem Steinmetzenzeichen des Baumeisters der Kirche. Im Chor stehen im germanischen Geschmack sehr gut geschnittene Chorstühle, die in neuerer Zeit leider einen weißen Anstrich erhielten. Die Kirche ist Eigenthum des Staats; unbedeutendere Baukosten an Kirche und Thurm hat aber die Stiftungspflege zu bestreiten.

Unfern, westlich der Kirche, liegt der im Jahr 1838 mit einem Gemeindeaufwand von 653 fl. um 23 Ruthen erweiterte, ummauerte Begräbnißplatz.

Das von dem Staat zu unterhaltende, in den Jahren 1845/46 | in einem modernen Styl massiv erbaute Pfarrhaus befindet sich in dem besten Zustande.

Das gut erhaltene Schulhaus, welches außer den Schulgelassen auch die Wohnung des Schulmeisters und eines Lehrgehilfen enthält, wurde in den Jahren 1825/26 mit einem Gemeindeaufwand von 7000 fl. neu erbaut. Neben der Volksschule besteht seit etwa 15 Jahren eine Industrieschule.

Das Rathhaus, ein altes Gebäude, ist im Jahr 1841 mit einem Aufwand von 4000 fl. gründlich erneuert worden; auf dem First desselben sitzt ein Thürmchen mit Glocke. Eine Kelter mit drei Bäumen, einer Mosttrotte und einem Obstmahltrog, hat die Gemeinde im Jahr 1840 dem Staat um 600 fl. abgekauft; in dem oberen Stockwerke derselben befindet sich ein Fruchtspeicher, der Eigenthum der Herren v. Reischach ist. Die an die Kelter angebaute, ehemalige herrschaftliche Zehentscheuer erkaufte die Gemeinde im Jahr 1829 um 1300 fl. Von den beiden Gemeindebackhäusern wurde eines 1839, das andere 1849 erbaut; überdieß sind noch zwei öffentliche Waschhäuser, ein Armenhaus und ein Schafhaus vorhanden.

Viele Pump- und Ziehbrunnen liefern das ganze Jahr hindurch gutes Trinkwasser, wie überhaupt der Ort sehr wasserreich ist, so daß man in der unteren Gasse schon in einer Tiefe von 6–10′ überall Wasser erhält und wegen dieses Wasserreichthums daselbst keine Keller angelegt werden können. Auf der Markung selbst aber kommen verhältnißmäßig wenige Quellen vor, dagegen erscheinen periodisch fließende Hungerbrunnen im Grund gegen Weissach, in den Binsen gegen Nußdorf, und in dem Weinpumpen gegen Hemmingen. Der klare, meist aus Quellwasser bestehende, Strudelbach fließt an der östlichen Seite des Orts vorüber und treibt daselbst eine Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang; außer dieser setzt er 1/8 Stunde oberhalb des Dorfs eine Mühle mit drei Mahlgängen und einen Gerbgang, wie eine nächst derselben stehende Ölmühle in Bewegung.

Allhier ist geboren, als Sohn des Pfarrers, den 15. August 1548 Jak. Heilbrunner, in Tübingen in der Theologie gebildet, 1573–1575 Prediger in Österreich, 1575 Hofprediger in Zweibrücken, 1581 Generalsuperintendent in Amberg, 1585 Hofprediger in Neuburg, 1616 Abt in Anhausen, und noch in demselben Jahre Abt in Bebenhausen, als welcher er, auf der Canzel in Bebenhausen vom Schlag gerührt, den 6. Nov. 1619 starb. Ein fruchtbarer Schriftsteller, ausgezeichnet namentlich als Polemiker gegen die Calvinisten und besonders gegen die Jesuiten, gegen welch letztere | sein Hauptwerk „Offenbarung des uncatholischen Pabstthums“ gerichtet ist.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesund und kräftig, auch sehr fleißig und sparsam. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht; der Weinbau ist ziemlich untergeordnet. Von Gewerben sind zwei Schildwirthschaften, zwei Krämer und eine unterhalb des Orts bestehende Ziegelei zu nennen.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind befriedigend, indem gerade nicht viele Reiche, aber auch nicht viele ganz Unbemittelte vorkommen; ein Güterbesitz von 15–20 Morgen ist gewöhnlich, während der ausgedehnteste 90–100 Morgen beträgt.

Die mittelgroße, schön arrondirte Markung ist ziemlich uneben und nicht nur von dem Strudelbach-Thale der Länge nach von Süden gegen Norden, sondern auch von mehreren Seitenthälchen desselben quer durchfurcht. Der im Allgemeinen mittelfruchtbare Boden besteht vorherrschend aus einem leichten, sandigen Lehm, zuweilen auch aus Mergel; an den Gehängen finden sich entweder kalkhaltige oder strenge Thonböden. Die ergiebigsten Güter liegen in dem sog. Grund, im Hesel, in den Linsenäckern, in der langen Furch, in der Au, hinterm Haag, zu Lachen, zu Binsen, auf dem Forst etc. Muschelkalksteinbrüche, die der Gemeinde gehören, sind mehrere angelegt, auch eine Lehmgrube ist vorhanden.

Das Klima ist ziemlich mild und nur zuweilen schaden Frühlingsfröste den frühen Obstsorten und den Reben; Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung neuerer Ackergeräthe, wie des Brabanterpflugs, eiserner Eggen, Repssämaschinen, Felg- und Häufelpflüge, Walzen etc. sehr gut betrieben und dem etwas mageren Boden durch kräftige Düngung fleißig nachgeholfen, wie denn auch für die Gewinnung und Bereitung des Düngers in zweckmäßig angelegten, durchaus mit Güllenlöchern und häufig mit Pumpwerk versehenen Düngerstätten gesorgt wird, und nebenbei viel Gyps, Kompost, Straßenkoth etc. in Anwendung kommt. Man baut vorherrschend Dinkel, Hafer, Gerste, Weizen, weniger Einkorn, Wicken und selten Roggen; auch etwas Erbsen und Linsen kommen zum Anbau, letztere jedoch nur auf den unergiebigsten Feldern.

In der zu 3/4 angeblümten Brache zieht man außer den gewöhnlichen Brachgewächsen etwas Reps, Mohn, Hanf für den eigenen Bedarf, Zuckerrüben und etwas Cichorien. Der dermalige Schultheiß Stähle, welcher sich überhaupt um die Hebung der Landwirthschaft verdient macht, hat in neuerer Zeit mit gutem Erfolg auch den Hopfenbau versucht. Der durchschnittliche Ertrag eines | Morgens Acker wird zu 7–8, ausnahmsweise 10 Scheffel Dinkel, 5–6 Scheffel Hafer, 4–6 Scheffel Gerste, 4–5 Scheffel Weizen, 6–7 Scheffel Einkorn und 3–4 Scheffel Roggen angegeben; von diesen Erzeugnissen werden hauptsächlich Dinkel und Hafer an Bäcker und Händler, die im Ort selbst aufkaufen, abgesetzt. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 600 fl., die mittleren 300 fl., und die geringsten 100 fl. Der Wiesenbau ist nicht ausgedehnt, liefert aber, mit Ausnahme einiger sauren Wiesen, ein gutes Futter und zwar durchschnittlich per Morgen 25 Centner Heu und 15 Centner Öhmd. Die durchgängig zweimähdigen Wiesen können größtentheils bewässert werden, und auf die Entwässerung der sauren Gründe wird kräftig hingearbeitet. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 150–800 fl. Die im Zunehmen begriffene Obstzucht, welche sich hauptsächlich mit Mostsorten, etwas Tafelobst und ziemlich viel Zwetschgen beschäftigt, ist nicht unbeträchtlich, jedoch wird der Obstertrag meist im Ort selbst verbraucht. Die Gemeinde hat in neuerer Zeit Allmanden und öde Plätze mit einigen tausend Obstbäumen aussetzen lassen, die jetzt schon, obgleich die Bäume noch jung sind, der Gemeindekasse gegen 50 fl. jährlich eintragen. Von den zwei vorhandenen Baumschulen ist eine Eigenthum der Gemeinde. Auf etwa 80 Morgen wird in der im Unterlande üblichen Weise Weinbau getrieben, wobei man hauptsächlich auf Elblinge und Silvaner neben etwas Klevner und Traminer Rücksicht nimmt. Das Erzeugniß ist ein angenehmer Schiller, von dem man durchschnittlich 4, zuweilen 6 Eimer per Morgen erzielt. Der Wein, welcher im Ort und in der nächsten Umgegend seinen Absatz findet, kostete per Eimer in den Jahren 1846 40–42 fl., 1847 20 fl., 1848 20-24 fl., 1849 16 fl., 1850 14–30 fl., 1851 wurde keiner verkauft, 1852 22–30 fl. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 80–200 fl.

Die Gemeinde besitzt über 900 Morgen meist mit Laubhölzern gut bestockte Waldungen, die seither als Mittelwaldungen im 40jährigen Umtriebe bewirthschaftet wurden, in der Folge aber als Hochwald in 80–100jährigen Umtrieben behandelt werden sollen. Die Nadelwaldungen (Forchen) sind auf einen 70jährigen Umtrieb gesetzt. Der bisherige Ertrag der Waldungen besteht jährlich in 250 Klafter und 10.000 Stück Wellen; hievon erhält jeder Bürger 1/2 Klafter und 50 Stück Wellen, das Übrige wird verkauft und sichert der Gemeindekasse eine jährliche Rente von etwa 2500 fl. An dem Strudelbach sind Erlen, Weiden und Pappeln gepflanzt, deren jährlicher Ertrag der Gemeinde etwa 20 fl. abwirft.

Die Brach- und Herbstweide verpachtet die Gemeinde zur | Schäferei, welche neben 360 fl. jährlichem Pachtgeld noch für die Pferchnutzung 500–600 fl. einträgt.

Die Rindviehzucht gehört zu den besten des Bezirks, daher auch jedes Jahr einzelne Bürger von Seiten des landwirthschaftlichen Bezirksvereins Prämien erhalten. Man hält einen tüchtigen Neckarschlag, der durch drei Farren (Simmenthaler und gekreuzte) nachgezüchtet wird. Zuchtstiere hat der Widdumhofbesitzer zwei zu halten, während die Gemeinde für die Haltung eines dritten neben der Nutznießung von 1/2 Morgen Wiesen noch 33 fl. jährlich bezahlt. Die Viehmastung ist nicht bedeutend, dagegen wird ein namhafter Handel mit Schmalvieh getrieben. Die Schweinezucht findet in geringer Ausdehnung statt, indem die meisten Ferkel von Außen aufgekauft und theils zum eigenen Gebrauch, theils auf den Verkauf gemästet werden.

Bienen werden wenig gezogen; auch Geflügelzucht wird nur für den eigenen Bedarf betrieben.

Durch Vicinalstraßen nach Nußdorf, Rieth, Hochdorf und Heimerdingen ist dem Ort sein Verkehr gesichert; die Entfernung zur nächsten Eisenbahnstation Sersheim beträgt 2 Stunden, und die zur Oberamtsstadt 11/2 Stunden. Über den Strudelbach sind innerhalb des Orts zwei steinerne Brücken und mehrere hölzerne Stege angelegt; überdieß führen noch außerhalb des Orts zwei steinerne Brücken über diesen Bach.

Der Gemeindehaushalt befindet sich in der besten Ordnung, und die Gemeindepflege ist in sehr günstigen Verhältnissen, so daß nicht nur kein Gemeindeschaden umgelegt werden darf, sondern auch die Schulgelder von Seiten der Gemeinde bestritten werden; auch die Gülten wurden mit Gemeindemitteln abgelöst. Die Stiftungspflege hat ebenfalls hinreichende Einkünfte, und es sind überdieß noch 800 fl. Armenstiftungen vorhanden, deren Zinse für Brod, Kleider und Bücher verwendet werden. (Vergl. Tab. III.)

Im Gemeindewald Steig (Wünschloch) soll ein Schloß gestanden sein; vor etwa 10 Jahren fand man daselbst Mauerreste, römische Ziegel, Backsteine etc., die einen ehemaligen römischen Wohnplatz bekunden. Der Wald grenzt an den auf Heimerdinger Markung gelegenen Felddistrict „Bürguff“.

Eine südöstlich vom Ort gelegene Anhöhe trägt die Benennung „auf der Wart“; in der Nähe derselben zieht eine Römerstraße vorüber, so daß die Vermuthung, es sei hier eine römische Warte gestanden, ziemlich nahe liegt.

Etwa 1/4 Stunde südlich vom Ort wird eine Stelle „auf der hohen Mauer“ genannt und an dieselbe stoßen die „Manteläcker“, | welche beide Benennungen auf ehemalige Befestigungen hindeuten.

Die älteste, noch bei Trithemius († 1516) vorkommende Schreibweise des um 1100 erstmals genannten Ortes ist Eberdringen; die früheste Kenntniß desselben verdankt man dem Schenkungsbuch des Klosters Hirschau, welches im 12. Jahrhundert theils hier selbst (Cod. Hirsaug. 42a. 47a. 48b. 63b. 69a) theils von hiesigen Ortsadeligen anderwärts Güter erhielt.

Als solche, gegen Hirschau wohlthätige Herren von Eberdingen erscheinen in genannter Zeit z. B. Schwigger und Eggehard von E. und des ersteren zwei Söhne Simon und Schwigger (a. a. O. 42b); ferner kommen vor Luitfried von E. (eb. 43b. 45b) u. a. (eb. 67b). Heinrich von E. war im Jahr 1319 Schultheiß zu Pforzheim (Mone Zeitschr. 5, 466).

Die frühesten Dienstherren waren die Grafen von Calw; in dieser Eigenschaft zeigt sich wenigstens im 12. Jahrhundert Graf Adalbert von Löwenstein aus gräflich calwischem Nebenzweig (Cod. Hirs. 42b).

Der älteste bekannte hiesige Pfarrer ist Heinricus plebanus in einer Kloster Maulbronner Urkunde vom 5. Januar 1250.

Im Besitz hiesiger Äcker erscheint bereits im Jahr 1304 der Eßlinger Spital.

Im Jahr 1356 verkaufte Dietrich von Lomersheim Edelknecht seinen Kirchensatz und Zehnten zu E. und das hiezu gehörige Widdum, wie solches seine Vordern an ihn gebracht, an Fritz von Urbach und seine Brüder für 60 Florentiner Goldgulden (Gabelkh.). Oberlehnsherren waren die Grafen von Eberstein (1373 Sept. 26 Gr. Wilhelms zu Eberstein Lehenbrief für Fritz von Urbach über den Kirchensatz zu E. St.-A. unter Kl. Hirschau). Am Schluß des 14. und im 15. Jahrhundert trugen von derselben Grafenfamilie die Herren von Liebenstein zu Lehen allhier den Kirchensatz sammt Zugehörden, Widdum, ein Drittheil der Vogtei des Dorfes, die obere Mühle u. a., überhaupt alle Ebersteinischen Güter daselbst (Lehenbriefe von 1427. 1440. 1474. 1491. 1503); Albert von Liebenstein hatte diesen Kirchensatz im Jahr 1391 im Streit mit Johann Truchseß von Höfingen u. a. erhalten. Im Jahr 1511 verkaufte Heinrich von Liebenstein seinen Antheil am Orte mit Kirchensatz, großem und kleinem Zehnten an das Kloster Hirschau für 6000 fl. (Trithem. Annal. Hirsaug. 2, 673).

Als das ebengenannte Kloster wegen dieses „zum Theil mit etwas Obrigkeit ihm zuständigen“ Ortes von der österreichischen Zwischenregierung in Württemberg wegen der Türkenhilfe hart angelegt | worden war, schlug es sich im Jahr 1525 von dieser Regierung einen Revers heraus, daß der Ort künftig von allen unordentlichen Beschwerden und Schatzungen frei sein solle (Besold Docum. 613). Die Reformation brachte solchen Klosterantheil an Württemberg, und diese Herrschaft hat seither das Patronat- und Nominationsrecht.

Zwei Drittheile des Dorfes hielten einst die Truchsessen von Höfingen inne. Bereits im Jahr 1375 kaufte Hans Truchseß von Höfingen von Wilhelm von Hornberg dessen Antheil. Den 28. Dez 1452 erlaubte Markgraf Jakob von Baden dem Truchsessen Burkhard von Höfingen 2/3 hiesiger Vogtei, badisches Lehen, an Johann von Reischach zu veräußern. Dieser erkaufte von der Markgrafschaft die Lehensherrschaft und trug dann seinen hiesigen Besitz an Württemberg zu Lehen auf, welches ihn am 14. Dez. 1469 belehnte. Im Anfang des 17. Jahrhunderts kamen Theile des Reischach’schen Besitzes durch eine Tochter Hans Michels von Reischach, Helene, an deren Gemahl Balthasar von Frankenberg und durch eine andere Tochter, Anna Maria, an deren Gatten Johann Jakob Reinhard, württ. Kanzler; die Theile dieser zwei Tochtermänner erkaufte Herzog Johann Friedrich von Württemberg den 29. März 1620 und 24. Nov. 1624 (Sattler Herz. 6, 211). So blieb der Familie Reischach nur noch ein Drittel von E., mit solchem wurde sie z. B. den 8. Nov. 1735 von Herzog Karl Alexander von Württemberg belehnt. Vom 7. Mai 1740 ist ein württ. Vergleich mit der genannten Familie in Betreff dieses Dorfes.

Hiesige Güter und Rechte derer von Leutrum brachte im Jahr 1768 der Herzog Karl von Württemberg durch Kauf an sich.

Durch den Vertrag vom 30. Okt. 1769 sicherte Württemberg dem Ritterkanton Neckarschwarzwald in dem ritterschaftlichen Theil von E., auch wenn solches Lehen heimfiele, das jus collectarum für beständig zu. (Cramer Wetzlar. Nebenstunden 112, 601.)

Die niedere Gerichtsbarkeit hatten bis in dieses Jahrhundert die von Reischach, die hohe Gerichtsbarkeit dagegen übt schon von älteren Zeiten her Württemberg, welches im Jahr 1806 die Landeshoheit über das hiesige Rittergut mit den andern erhielt.

Gefällberechtigt waren zur Zeit der Ablösungs-Gesetze von 1848 und 1849 die Finanzverwaltung, die Ortspfarrei und die Grafen von Reischach Rieth. Für Zehnten haben an Ablösungscapitalien die Finanzverwaltung 23.593 fl. 48 kr., die Pfarrei 7200 fl. erhalten. Das Reischach’sche Rentamt bezog für sonstige Gefälle 12 fl. 40 kr.


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