Beschreibung des Oberamts Tuttlingen/Kapitel B 11
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Der ansehnliche, geschlossen gebaute Ort hat an der Tuttlingen-Mößkircher Landstraße eine sehr hohe, den Winden ausgesetzte freie Lage und in Folge dieser eine weit gehende Aussicht, namentlich westlich vom Dorf auf der Straße nach Tuttlingen, wo sich dem Auge eines der herrlichsten Panorama an die Schweizer- und Tyroleralpen, an die Bergpyramiden des Hegau, Hohentwiel, Hohenstoffeln, Hohenhöwen etc. und bis zum Schloß Heiligenberg erschließt.
Der Ort selbst ist reinlich, freundlich und mit breiten, gut unterhaltenen Straßen versehen, an denen gewöhnliche, theils gebalkte, theils getünchte, durchaus ziegelbedachte Gebäude sich lagern; an denselben sind nicht selten große Ammonshörner (Ammoniten) eingemauert. Mit Obstbäumen ist der Ort nur sparsam umgeben; ihn durchzieht die Landstraße von Tuttlingen nach Mößkirch und überdies bestehen Vizinalstraßen nach Schwandorf, Liptingen, Stockach, Mühlheim und Fridingen. In der Nähe des Schulhauses steht eine sehr alte Malstattlinde auf einem Hügel.
Die in der Mitte des Orts stehende Kirche ist in einfachem Rundbogenstil erbaut, hat einen vieleckig schließenden Chor und an der Nordseite einen in den unteren Geschossen aus älterer Zeit stammenden Thurm mit kreuzgewölbtem erstem Geschoß. Das Innere zeigt flache Decken, hübsche Chorstühle mit der Jahreszahl 1739 und über dem Altar einen merkwürdigen großen schmiedeisernen Aufbau mit Engelchen, mächtigen Lilien und schwungvollen Ranken, der in eine schmiedeiserne, ein hölzernes Krucifix tragende Krone sich endigt. Der Taufstein ist noch gothisch und achteckig, die Kanzel im Spätrenaissancestil. Von den zwei Glocken hat die größere verzierte die Umschrift: Joh. und Peter die Rosier gossen mich Anno 1698. Lobet den Herrn mit hellen Cymbeln, lobet ihn mit wolklingenden Cymbeln. Psalm 150. Vers 5. Ferner: M. Joh. Caspar Baldenhoffer,| Special Superattendens und Pfarrer zu Tuttlingen. Auf der anderen Glocke steht: Gegossen von Christian Adam Kurz in Reutlingen. 1818. Laut Notiz im Kirchenbuch vom Jahre 1677 ist die frühere Kirche um Jakobi 1549 abgebrannt; wann die gegenwärtige erbaut wurde, ist unbekannt; sie ist von der Ortskirchenstiftung zu unterhalten.Der Begräbnisplatz wurde im Jahre 1834 außerhalb des Ortes angelegt.
Das Pfarrhaus, welches samt dem Dorfe im Jahre 1632 niedergebrennt worden ist, wurde erst nach dem Westfälischen Frieden wieder aufgebaut, der Bauschilling von der Verwaltung des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen vorgeschossen und aus dem Zehentertrag wieder ersetzt. Gegenwärtig wird das Pfarrhaus aus dem Pfarreinkommen unterhalten; das Haus ist in ländlichem Stil erbaut und hat über dem Eingang das Schaffhauser Wappen in Stein ausgehauen und mit der Jahreszahl 1624. Drei schöne Lindenbäume beschatten es.
Das ziemlich ansehnliche, gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts erbaute Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnungen der beiden an der Schule unterrichtenden Schulmeister, wie auch die Gelasse für den Gemeinderath; außer demselben gehören noch der Gemeinde zwei öffentliche Waschhäuser und ein Backhaus. Eine Postablage besteht im Ort.
Mit Trinkwasser ist der Ort nicht gehörig versehen und beinahe alle Jahre entsteht Wassermangel, so daß im letzteren Fall der Trinkwasserbedarf von den über 1/2 Stunde entfernten Distrikten Ödenstetten und Harras bezogen werden muß. Gewöhnlich liefern das Trinkwasser, welches indessen nicht gut ist, 2 Pumpbrunnen und 38 Zieh- und Schöpfbrunnen, überdies bestehen 7 offene und 11 bedeckte Cisternen. Die Markung ist überhaupt arm an Quellen und außer den schon angeführten ist nur noch der Gerhardsbrunnen zu nennen.
Die im allgemeinen geordneten Einwohner sind mehr schwächlich als kräftig und die Kindersterblichkeit ist ziemlich beträchtlich; 80 Jahre und darüber zählen gegenwärtig 4 Personen. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht; von den Gewerben, die sich meist nur auf die nöthigsten Handwerker beschränken, sind die auch nach außen arbeitenden Schuster und Nagelschmiede am stärksten vertreten. Von Bedeutung ist die seit dem vorigen Jahrhundert eingeführte Musselinstickerei als Handarbeit neben einer bis jetzt vorhandenen Maschine; der| tägliche Verdienst steht nicht hoch, summirt sich aber durch die Beharrlichkeit der Arbeiterinnen. Die Arbeit wird meist für Rechnung von Schweizer-Fabrikanten, welche 5 Agenten im Ort haben, betrieben. Ferner sind vorhanden zwei Ziegeleien, eine Schildwirthschaft, zwei Bierbrauereien, mit Wirthschaften verbunden, und vier Krämer. Mit Brennholz, Rebpfählen und Bohnenstecken wird Handel getrieben. Der Handel und Verkehr auf den vier Krämer- und Viehmärkten, welche der Ort in den Monaten März, Juni, September und November abzuhalten das Recht hat, ist von keiner Bedeutung.Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind ziemlich gut und der weitaus vermöglichste Ortsbürger besitzt 125 Morgen Güter und 41 Morgen Waldungen, der sogenannte Mittelmann 30–40 Morgen und die minder bemittelte Klasse 10–12 M., beide letztere sind ohne Waldbesitz. Auf den angrenzenden badischen Markungen Buchheim und Liptingen haben die Ortsbürger etwa 50 Morgen Feld.
Unterstützung von Seiten der Gemeinde erhalten gegenwärtig 10 Personen.
Die große, von Nordwesten nach Südosten lang gestreckte, auf 3 Seiten von badischem Gebiet umschlossene Gemeindemarkung bildet eine wellige oder hügelige Hochebene, die nur von einigen unbedeutenden Trockenthälchen durchzogen wird.
Der mittelfruchtbare bis unergiebige Boden ist steinreich, leicht, hitzig und besteht vorzugsweise aus den nicht tiefgründigen Zersetzungen des weißen Jura, denen zuweilen Lehm aufgelagert oder beigemengt ist. Einige Kalk- und Dolomitsteinbrüche, zwei Lehmgruben, eine Töpferthongrube etc. sind vorhanden; eine Weißerdegrube wurde früher in der Nähe des Ortes betrieben und Bohnerzgruben waren über einen großen Theil der Markung, namentlich gegen Süden und Osten, verbreitet. Erdfälle kommen im Ried vor und gegen den Dinkelbrunnen hat sich eine Mulde eingesenkt. Eine Höhle, die Felsenstube genannt, liegt zunächst der Landesgrenze am Weg nach Gründelbach; sie ist nur so groß, daß einige Personen in ihr Platz finden. Wegen der hohen, freien Lage ist das Klima rauh, starken Winden ausgesetzt und schädliche Frühlingsfröste stellen sich beinahe regelmäßig ein, daher auch feinere Gewächse nur mit Mühe gezogen werden können und auch die Obstzucht nur wenig Ertrag liefert. Hagelschlag ist selten (in 50 Jahren 3–4mal).
| Der landwirthschaftliche Betrieb ist wegen des rauhen Klimas und des theilweise unergiebigen Bodens, auch des Mangels an Sinn für Verbesserungen, gegen die übrigen Orte des Bezirks etwas zurück; die Düngerstätten sind noch nach alter Einrichtung angelegt und die Jauche wird nicht mit der nöthigen Sorgfalt gesammelt. Zur Besserung des Bodens werden außer dem natürlichen Dünger noch Gips, Kompost und Asche angewendet. Die häufigsten Pflüge sind der Suppinger- und Setzpflug, auch Wende- und Häufelpflüge werden gebraucht; überdies befinden sich im Ort 3 eiserne Eggen und 4 hölzerne Walzen. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel und Haber, in der Brache baut man Kartoffeln, ziemlich viel Futterkräuter (dreibl. Klee, Luzerne, Esparsette) und Hanf für den eigenen Bedarf. Haber und Kartoffeln gerathen am besten. Von den Felderzeugnissen kommen alljährlich zum Verkauf etwa 1000 Scheffel Dinkel, 1500 Scheffel Haber und 10 Sch. Gerste; übrigens werden auch Brotfrüchte von außen eingeführt. Der Wiesenbau steht im Verhältnis zum Ackerbau sehr zurück, liefert jedoch ein gutes, nahrhaftes Futter, das im Ort selbst verbraucht wird.Die Obstzucht beschränkt sich auf die um den Ort gelegenen Baumgärten und auf die Bepflanzung mit Kirschbäumen an der Hauptstraße; man pflanzt Luiken, Reinetten, Back- und Rothäpfel, Winterbirnen, Zweibutzer, Eier- und Zuckerbirnen, von Steinobst Zwetschgen, Pflaumen und Waldkirschen. Der Obstertrag wird im Ort grün oder gedörrt verspeist. Die Jungstämme sind gewöhnlich Wildlinge aus den Waldungen, die dann veredelt werden.
Die Gemeinde besitzt 950 Morgen Waldungen (Laub- und Nadelhölzer gemischt), deren jährlicher in 1100 F.-M. bestehender Ertrag theils als Holzgabe mit je 1/2 Klft. an die Ortsbürger vertheilt, theils für Gemeindebedürfnisse abgegeben wird. Der Rest wird zu Gunsten der Gemeindekasse um etwa 2000 fl. verkauft.
Eigentliche Weiden sind keine vorhanden und nur die Brach- und Stoppelweide wird um jährlich 400 fl. verpachtet; die gleiche Summe trägt die Pferchnutzung der Gemeindekasse ein, überdies bezieht diese noch 360 fl. aus Allmanden, welche größtentheils an Ortsbürger verliehen sind.
Neben unbedeutender Pferdezucht ist die Rindviehzucht in gutem Zustande und würde sich noch mehr vervollkommnen, wenn| nicht der Mangel an gutem Wasser, das rauhe Klima und nicht hinreichendes Futter derselben hinderlich wären; man hält Land-, Allgäuer- und Montafoner Race gekreuzt mit Simmenthalerrace und hat zur Nachzucht einen Simmenthaler- und drei Landfarren aufgestellt. Der Handel mit Vieh, namentlich mit Zugvieh, in das Hegau und in die Schweiz ist nicht unbedeutend.Die Schafzucht betreibt gegenwärtig ein Ortsbürger, der 300 Stücke, vorzugsweise feine und grobe Bastardhämmel, auf der Markung laufen läßt und sie theils im Ort selbst, theils auswärts überwintert. Der Verkauf der Wolle geht an Tuttlinger Wollarbeiter oder an Fabrikanten. Der Abstoß der Schafe findet nach Frankreich statt.
Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, dagegen werden viele Ferkel eingeführt und für den eigenen Bedarf und, mit namhaftem Erlös, zum Verkauf aufgemästet.
Von Anstalten für den Unterricht nennen wir: zwei Volksschulen, zwei Sonntagsschulen, eine Winterabendschule und eine Nähschule.
An Geldstiftungen von 17 Privaten sind 623 fl. vorhanden, deren Zinsen nach dem Willen der Stifter theils zur Unterstützung der Ortsarmen, theils zu Schulzwecken verwendet werden.
Was die Spuren aus früher Vorzeit betrifft, so nennen wir in erster Linie die Reste römischer Heerstraßen und zwar: eine römische Straße lief von Tuttlingen her nach Wehnstetten und weiter als „Hochsträß“ nach Neuhausen und von da über Worndorf nach Mößkirch; von ihr ging bei Wehnstetten eine römische Straße, ebenfalls unter der Benennung „Hochsträß“, ab nach Liptingen. Außer diesen lief ein Römerweg unter dem Namen „Wallfahrterweg“ von Liptingen her, 1/4 Stunde westlich an Neuhausen vorüber, über die Fluren Hohloh und Halldorf nach Mühlheim, von diesen Straßen ist theilweise die ehemalige Pflasterung noch sichtbar.
Altgermanische Grabhügel finden sich in ziemlicher Anzahl auf den „Hexenwiesen“, 1/2 Stunde östlich vom Ort, zwischen dem Schafhaus und der Ziegelhütte; aus Anlaß eines Chausseebaues wurde einer derselben geöffnet und ein irdenes Gefäß darin gefunden. Ganz nahe den Grabhügeln sieht man noch den Rest einer etwa 50 Schritte langen Schanze.
Stellen abgegangener Wohnorte finden sich auf den Fluren „Ödenstetten“ südöstlich und „Taningen“ östlich von Neuhausen. Auch auf den Distrikten Weil (letzteres ohne Zweifel| römisch) scheinen Gebäude gestanden zu sein; in der Nähe der ersteren kommt die Benennung „Kirchhöfle“ vor. Weitere Flurbenennungen, die auf abgegangene Wohnplätze und Gebäude hindeuten oder sonst ein historisches Interesse haben könnten, sind folgende: Häusleswiesen, in der Nähe des Schafhauses, Käpelewiesen, südlich vom Ort, Birkenstock (d. i. Bürgenstock) in der Nähe der Flur Wenningen, Hennenbühl, Sibillenbühl, Häsel, nördlich vom Ort, Schelmenäcker, 1/4 Stunde südlich von Neuhausen u. s. w.Zu der Gemeinde gehören:
b. Haslenacker, 5/4 Stunden südöstlich vom Mutterort an der äußersten Grenze der Markung gelegen.
c. Schafhaus, liegt 1/2 Stunde östlich vom Ort, unfern der Landstraße nach Mößkirch.
d. Ziegelhütte, 3/4 Stunden nordöstlich gelegen.
Neuhausen ob Eck[1] wird ohne Zweifel erstmals am Ende des 11. Jahrhunderts angeführt. Denn wenn Pabst Urban II. 8. Okt. 1095 unter verschiedenem Besitz, den Gr. Eberhard von Nellenburg und sein Sohn Burkhard dem Kl. Allerheiligen zu Schaffhausen vermacht, auch die villa Nuwenhusin bestätigt (Fickler, Quellen u. Forschungen z. Gesch. Schwabens 27), so wird am besten darunter unser Ort verstanden, dessen Kirche später im Besitz jenes Klosters ist. Vielleicht hat es seinen Namen daher, daß es aus den abgegangenen Orten Ödenstetten und Tanningen entstanden wäre. 1246–1252 ist Andr. von Neuhausen Probst zu Beuron (Weiskopf S. 11). 1275 wird es als Plebanat im Dekanate Laiz aufgeführt. 1309 ertheilt Gr. Eberhard von Nellenburg dem Kl. Allerheiligen einen Schirmbrief über dessen Besitzungen in Neuhausen (Z. f. d. G. d. OR. 1, 81).
Nellenburg hatte also die Landeshoheit. Auch später noch lag der Ort im nellenburgischen Forst, weswegen Österreich hier die forstliche und Malefizobrigkeit hatte. Das Patronat gehörte dem Kl. Allerheiligen in Schaffhausen (vgl. o.; Stäl. W. G. 2, 750). Auch Kl. Zwifalten hatte einigen Besitz.
Neuhausen kam, unbekannt wie und wann, an Wirtemberg und theilte fernerhin die Schicksale des Amts Tuttlingen. Schon J. J. Gabelkhover vermochte 1631 über seine Erwerbung keine Auskunft zu geben. 1481 verkaufte Eberhard d. j. den Ort an Eberhard den älteren um 1690 fl. 1524 wurde ein eigener| Schulmeister angenommen und mit einer Besoldung versehen (Diak. Schmid Msc.). 1543 hatte H. Ulrich beim Kaiser über Eintrag zu Neuhausen von Seiten des nellenburgischen Landvogts zu Stockach zu klagen, bekam aber keine Antwort darauf. 1550–67 fanden Unterhandlungen zwischen dem Kollator der Pfarrei Neuhausen und Österreich als Territorialherrn über den Bau der Kirche und Besetzung der Pfarrei statt. Österreich verlangte Entfernung der ev. Prädikanten aus Neuhausen. (St.-Arch.)In Kriegszeiten hatte Neuhausen, an einer uralten wichtigen Heerstraße gelegen, immer viel zu leiden. 4. Dez. 1632 wird es Morgens vor Tag vom Kommandanten von Überlingen überfallen, alles geraubt, 2 Bürger getödtet, Pfarrer Rottner verwundet und fast nackt bei grimmiger Kälte fortgeschleppt und so lange gefangen gehalten, bis die Schaffhauser durch eine Kollekte 700 Gulden Lösegeld für ihn zusammenbringen; der Ort selbst wird bis auf die Kirche und 3 Häuser abgebrannt, die Einwohner ziehen nach Tuttlingen (Schmid). Anfangs Okt. 1633 standen Bernhard v. Weimar und Feldmarschall Horn einer-, Aldringen und Feria andererseits bei Neuhausen einander gegenüber (s. Tuttlingen). Von diesem Jahre bis 1638 waren die Einwohner flüchtig, zerstreut und ganz ohne Seelsorge, und 1638–1657 war die Pfarrei Neuhausen ein Filial von Tuttlingen (Köhler). Nov. 1643 zog die kaiserliche und bairische Armee zu dem Überfall von Tuttlingen über Neuhausen. 20. März 1646 führten die Kriegsvölker viele Leute aus Neuhausen und Wurmlingen gefangen weg (Gaisser). Ähnliche Lasten trafen das Dorf in den Kriegen des 18. Jahrh. 17. Sept. 1702 kamen 400 Baiern vom Corps des Gr. Arco, 8. Mai 1704 der österr. Feldmarschall v. Thüngen, den schon am 11. wieder die Baiern ablösten. 24. März 1799, am Tage vor der Schlacht bei Stockach, fanden hier schon Gefechte zwischen Österreichern und Franzosen statt, und die Schlacht selber berührte einen Theil des Neuhauser Gebiets. Ebenso fand hier 5. Mai 1800 ein Gefecht zwischen Truppen des Generals Ney und denen des Erzherzogs Ferdinand von Österreich statt. 20.–21. Juli Nachts zerstörte ein Brand 38 Gebäude, wobei ein Mann in den Flammen umkam.
Bei Neuhausen lagen die 2 abgegangenen Orte: Ödenstetten, „einst ein ziemlich großer Ort, dessen Güter jetzt zu Neuhausen gehören“ (Landb. v. 1623), und Tanningen, „wovon| noch das Tanninger Öschlein und der Tannenbronnen den Namen führen. Der Zehnten im Öschlein gehört nach Stockach, weil ein ungetreuer Knecht die Marksteine verrückte und einen Meineid schwur“ (Diak. Schmid Msc.). Auch eine abgegangene Burg Westätten lag auf der Markung.20. Juni 1809 ist hier als Sohn des Pfarrers geboren Dr. Isak Aug. Dorner, Prof. der Theologie und Mitglied des Oberkirchenraths in Berlin.
1275 fatirt der Pleban 50 konstanz. Solidi (à 1 fl. 12 oder auch 1 fl. 54) und zahlt seinen Zehnten fürs ganze Jahr (lib. dec.). 1499 Zwifaltische Einwohner in Neuhausen. Vertrag der Vormundschaft H. Ulrichs mit Zwifalten wegen Appellationen, Vogtei und Obrigkeit (St. Arch.) 1531 österreichischer Lehenbrief, woraus zu sehen, daß Österreich das behauptete Tafernrecht nicht zusteht (eb.). 1535 wird die Weid im Schindelwald von der Herrschaft den Einwohnern von Heudorf und Gallmannsweil um 8 fl. jährlich verliehen (eb.). Landvogt von Nellenburg verlangt Abschaffung des evang. Pfarrers 1550, 1554, 1555, 1567 (eb.). 1560 und 1561 bewilligt Schaffhausen 40 fl. zum Pfarrhausbau (eb.). 1. Juli 1572 Vertrag zwischen H. Ludwig und der Stadt Schaffhausen von wegen des großen und kleinen Neubruchzehntens, was daran jedem Theil gebühre (eb.). Der Pfarrer wird an Schaffhausen präsentirt (eb.). 1585–1631 Streitigkeiten mit Schaffhausen wegen Bauung der Pfarrscheuer, auch des Pfarrers Kompetenz halber, so die Schaffhauser durch Steigerung ihres Kanons geschmälert (eb.). 1611 Lehenbrief der Stadt an M. Andr. Eyb, als sie ihn zur Pfarrei nominirt (eb.). 1618 Kontrakt zwischen dem Allerheiligenpfleger und M. Andr. Scheffler, als sie ihm die Pfarrei verliehen (eb.). 1631 haben die Beamten der H. Nellenburg zu Stockach einen württ. Unterthan zu Neuhausen etliche Zeit gefänglich enthalten, unter dem Vorwand, daß dem Haus Österreich die Ober- und Herrlichkeit in Neuhausen gehöre; darum werden die Hofregistratores gefragt, was es mit dem Flecken Neuhausen für eine Bewandtnis habe. Antwort: „Bei dem fürstl. Archiv zu Stuttgart findet sich ein Dokument, welcher Gestalt der Flecken Neuhausen auf Ecken an das Haus Württemberg gekommen, nicht. Das älteste Dokument ist, daß 1481 die Mauritii Gr. Eberhard d. j. seinen Vetter Eberhard zu kaufen gegeben hat das Dorf Neuhausen. 2. In einem alten Lagerbuch von Tuttlingen steht, daß Neuhausen zur Herrschaft Wirtemberg gehört. 3. Ein Schreiben der Landesregierung (an Vogt und Keller zu Tuttlingen) 27. Juli 1528, daß Neuhausen nicht in die Verwaltung von Stockach, sondern unserer Regierung in Wirtemberg gehöre, er darum keine Erkündung betreffend die Schaffhauser Gefälle zu machen habe. 4. Bericht des Obervogts und Kellers, daß der österr. Vogt zu St. verlange im Namen K. Ferdinands, daß Neuhausen seine Steuern nicht an Herzog Ulrich, sondern nach Stockach liefere. Sie haben ihm dies verboten, was H. Ulrich billigt. 5. Schreiben H. Ulrichs an K. Ferd. 14. Febr. 1543, worin er seine Herrschaftsrechte zu N. weitläufig ausführt. (Keine Antwort darauf.) Österreich habe wegen Nellenburg malefizisch, glaitlich| und forstl. Obrigkeit und die Tabern; Er: Gebot, Verbot, Schatzung, Raisen u. a. Dienstbarkeit. Registrator Jo. Jak. Gabelkhover. (St. Arch.) Reiser, Nellenburg: 1535 hat sich in der Nellenburgischen Herrschaft blos Hohentwiel und Neuhausen für Luthers Lehre entschieden. S. 16. Um 1600 wußte Wirtemberg den unter Nellenburgische Herrschaft gehörigen Ort Neuhausen aus den Nellenburgischen Rechten zum großen Theil, Hohentwiel aber ganz wegzureißen, S. 92. In Neuhausen wird dem k. k. Oberamt zu Stockach von dem Stabsamt Tuttlingen blos die Kriminaljurisdiktion und die Jagd zugestanden. 1750 wurde bestimmt alles in intergo zu belassen und die dortige Zollstätte sollte halb österr., halb wirt. sein, S. 483. 1728 reicht der Pfarrer von Neuhausen wegen Beeinträchtigung des berechtigten Zehntbezugs durch die Kellerei in Tuttlingen Beschwerde bei der herzogl. Regierung ein. (St. Arch.)Pfarrer: Matthi. Hermann 1555; Mich. Greiff 1557; Jak. Eisenkopf 1567; Jo. Vetter 1571; Kil. Bartenbach 1600; Andr. Eyb 1611; Andr. Scheffler 1618; Jo. Kasp. Rottner 1622; Just. Wilh. Tulla 1657; Jo. Christ. Schauer 1658; Jo. Melch. Weinheimer 1677; Joh. Ge. Hipp 1694; Jo. Egid Haas 1717; Gottfr. Ulr. Hochstetter 1728–1777; Jo. Fried. Rösler 1777; Isak Dorner 1797; Gotth. Fried. Leube 1842.
In den 1840er und 50er Jahren machte sich ein Volksdichter Schatz von Neuhausen in der Gegend einen Namen.
- ↑ Die Ecke, Egge, ein Theil des Gebirgszugs Scheere (Fickler in Heunisch, Baden S. 652); Emmingen ab Eck (B. A. Engen).
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