Zum Inhalt springen

Beschreibung des Oberamts Tübingen/Kapitel B 8

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 7 Beschreibung des Oberamts Tübingen Kapitel B 9 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Dußlingen,

Gemeinde II. Klasse, Pfarrdorf mit Marktrecht mit 2076 Einwohnern, worunter 35 Kath. und 14 eigener Konfession. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Tübingen eingepfarrt. Der Ort ist der Sitz einer Postexpedition. 2 Stunden südlich von Tübingen gelegen.

In der Thalebene und an dem sanft geneigten östlichen Abhange des anmuthigen Steinlachthales liegt lang gedehnt der schöne sehr große Ort, umgeben von Obstbaumwiesen und fruchtbaren Feldungen. Die meist sehr stattlichen, oft schön geschnitztes Balkenwerk zeigenden Häuser liegen ziemlich zerstreut, von Hofräumen, Blumengärtchen und Obstbaumgruppen angenehm unterbrochen, an den meist gekrümmten, reinlichen und zum Theil gekandelten Straßen. Das klare muntere Steinlachflüßchen fließt mitten durch’s Dorf und empfängt hier von beiden Seiten verschiedene Zuflüsse. Schöne Aussichten auf die nahe Alb, von der Teck bis zum Plettenberg, gewähren der Kirchberg, auf dem die Kirche steht, und der dahinter liegende Ottilienberg, während man vom sog. Eichwald aus einen weiten Blick in das Neckarthal und an den Schwarzwald genießt. Die ansehnliche, dem h. Petrus geweihte Kirche, im großen ummauerten Friedhofe stehend, hat eine herrliche hohe Lage auf einem Hügel nordwestlich am Dorfe und überragt dasselbe. Sie ist ganz in spätgothischem Stil erbaut und gibt mit den sie umschattenden hohen Obstbäumen, schon von ferne gesehen, ein äußerst liebliches Bild. Der hohe, mit einem Satteldach bedeckte Thurm steht im Westen, hat 4 Geschosse, von denen das erste mit kräftigem spitzbogigem Portale, das dritte mit schöngefüllten Spitzbogenfenstern belebt ist. An das Schiff baut sich ein schmälerer hoher, halbachteckig geschlossener Chor mit schlichten Strebepfeilern an, und beide werden von spätgothischen Maßwerksfenstern erhellt. Durch die Südwand des Schiffes führt ein spitzbogiger Eingang, in dessen Hohlkehle links ein Engel mit Schildchen sitzt. Im freundlichen und geräumigen Innern hat das Schiff eine flache Decke, der Chor ein schönes Netzgewölbe, das in neuer Zeit blau mit goldenen Sternen bemalt wurde. Auf den Schlußsteinen, die sehr alt zu sein scheinen, sind dargestellt Magdalena, zwei affenartige Gestalten im Kampf mit einander, Christus mit Lamm und Fahne, die h. Barbara, Petrus, Maria mit dem Kinde und rechts und links von ihr sind kleinere Schlußsteine angebracht, ausgebildet zu Engelchen, die Schildchen mit dem Steinmetzzeichen des Baumeisters halten. Über dem mittleren Chorfenster sind das herzoglich Württembergische und das Tübinger Wappen, und als Gurtträger an der Nordwand die Brustbilder| des Petrus und des Johannes angebracht. Die hübsche große Orgel steht auf der Empore des Chores und verdeckt ihn zum Theil; an der Südwand des Schiffes befindet sich ein großes Kruzifix und eine beachtenswerthe steinerne Grabplatte mit der Inschrift: Anno domini 1552 auf den 9. tag julii starb der edel und vest Sigmund herter von hertnek; darunter ist groß sein Wappenschild ausgemeißelt. Ferner steht am spitzbogigen Triumphbogen, verziert mit den Wappen der Verstorbenen, das Grabmal des Pfarrers Andreä und seiner Frau, gestorben 1576; auf dem Chorboden liegt eine nicht mehr leserliche gothische Grabplatte. Der Taufstein ist alt und hohl. Die südlich angebaute mit schöner eisenbeschlagener Thüre verschlossene Sakristei hat ein Netzgewölbe, deren Schlußsteine einen Christuskopf und eine Rosette zeigen. Auf dem unten mit hohem Tonnengewölbe versehenen Thurme hängen 3 Glocken; die größte hat als Umschrift die Namen der 4 Evangelisten und die Jahreszahl 1522; die mittlere, viel kleinere: Christian Ludwig Neubert goß mich in Ludwigsburg anno 1763; die dritte, mit der Jahreszahl 1791, hängt außen auf dem Thurme und ist ein Geschenk des hiesigen Bürgers Tritschler.

Die Baulast der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Der ausgedehnte, noch ummauerte Begräbnißplatz liegt um die Kirche.

Das hoch und freundlich gelegene Pfarrhaus hat der Staat zu unterhalten.

Von der alten Burg, auf deren malerischen Resten jetzt das dreistockige stattliche Rathhaus, ein tüchtiger Eichenholzbau, steht, hat sich ziemlich viel erhalten. Diese Reste liegen auf einem kleinen Hügel am Nordende des Dorfes und sind fast noch ganz mit Wall und Graben umgeben, innerhalb welchen die Umfassungsmauern der Burg, aus gewaltigen Buckelsteinen aufgeführt, in unregelmäßigem Sechseck, meist bis auf Stockhöhe sich erheben. Gegen Norden hin ist die Mauer am niedrigsten, an der Südostecke aber steht noch das untere Geschoß eines Thurmes; es ist ganz aus riesigen Buckelquadern erbaut und hat einen schönen rundbogigen tonnengewölbten Durchgang mit breiten Gurten am Gewölbe; der Ein- und Ausgangsbogen selbst ist gedrückt spitzbogig, das Ganze trägt das Gepräge hohen Alterthums; an einem Buckelsteine befindet sich als Steinmetzzeichen ein Halbkreis. Der steinerne erste Stock des theilweise auf die uralten romanischen Mauern gestellten Rathhauses stammt auch noch aus alter Zeit. In der Nähe des ehemaligen Schlosses wird eine Stelle „auf der Kappel“ genannt; hier stand ohne Zweifel eine zum Schloß gehörige Kapelle.| Im Jahre 1836 wurde an der Stelle des alten das neue geräumige Schulhaus erbaut, es enthält 4 Lehrzimmer und 4 Wohnzimmer für den Schulmeister und den Lehrgehilfen; sodann ist ein zweites Gebäude als Wohnung für den zweiten Schulmeister vorhanden.

Ein Gemeindebackhaus mit 2 Öfen besteht.

Der Name Kroatendörflein, wie ein Theil des Ortes heißt, dürfte in keiner, im 30jährigen Krieg erfolgten Niederlassung, vielmehr in einer ironischen Anschauungsweise seinen Grund haben (Memminger Württ. Jahrb. 1848, 191).

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 9 laufende Brunnen, deren Wasser in hölzernen Deucheln hergeleitet wird, und 13 Pumpbrunnen; überdieß ist die Markung mit Quellen, Flüssen und Bächen reich gesegnet; es sind die Steinlach, die zuweilen verheerend austritt, und die Wiesaz, der Burg- oder Weilersbach und der Rhansbach, der in heißen Sommern versiegt, sowie noch andere kleinere Bäche. In der Flur „vor Bach“ findet sich ein sog. Hungerbrunnen.

Neben der im Bau begriffenen Eisenbahn geht die Staatsstraße von Tübingen nach Hechingen hier durch, ferner führen Vicinalstraßen nach Bühl und Gomaringen. Auf der Markung bestehen zwei steinerne Brücken, wovon die große, an der Staatsstraße gelegene vom Staat zu unterhalten ist, ferner befinden sich im Orte 2 hölzerne Brücken und mehrere Stege, und außerdem gehen auf der Markung noch viele Stege über die verschiedenen Bäche.

Die Einwohner, ein gesunder kräftiger Schlag, sind fleißig, betriebsam, geordnet und religiösen Sinnes; gegenwärtig zählen 6 Ortsangehörige über 80 Jahre; die bis dahin übliche kleidsame Volkstracht weicht leider mehr und mehr der städtischen; von Volksbelustigungen hat sich das Eierlesen erhalten. Die frühere malerische Volkstracht zeichnete sich besonders bei dem weiblichen Geschlecht vor andern Trachten des Landes aus; sie bestand in einem kurzen dunkel- oder hellblauen, vielgefältelten Zeugrock, mit einem rothen oder anders farbigen Band eingefaßt; das Mieder war von hellrothem Krepp oder Scharlachtuch und auf dem Rücken mit gelben oder weißen Galonen besetzt, der Goller von weißer Leinwand mit Spitzen gesäumt, wurde um den Hals enge angeschlossen. Die schwarzen Hauben hatten oben eine Masche und waren am Rande mit breiten Spitzen besetzt. Um den Leib wurde ein Gürtel, an Werktagen von Messingdraht, am Sonntage von Sammt mit weißen Buckeln und Knöpfen, getragen.| Die mit Spitzen besetzte Schürze war bei den Ledigen von weißer oder blauer Leinwand, bei den Verheiratheten von schwarzer. Wenn nicht die weißen Hemdärmel gezeigt wurden, dann trug man schwarze Oberärmel. Die Laschenschuhe waren geschlitzt, damit der weiße Strumpf durchschimmern konnte. Die Kleidung der Männer war von der gewöhnlichen Tracht der württembergischen Bauern ganz wenig verschieden (s. auch Hausleutners schwäbisches Archiv, Band 2. S 141 ff).

Neben Feldbau, Obstbau und Viehzucht sind Handel und Weberei die Haupterwerbsquellen, ferner sichern die Strickerei und die auf der Markung befindlichen Liaskalk- und Keuperwerksteinbrüche, dann Lehm- und Sandgruben einen namhaften Nebenverdienst; früher wurden auch Mühlsteine gebrochen und verkauft.

Von den Gewerbetreibenden arbeiten außer den Webern auch Maurer und Zimmerleute nach außen; Handel wird getrieben mit Brettern, Eisenbahnschwellen und Langholz.

Es bestehen 2 Mühlen mit je 3 Mahlgängen, einem Gerb- und Koppgang, eine Ölmühle nebst Schleife, 2 Sägmühlen mit einer Hanfreibe, ferner 3 Ziegelhütten. Dann sind im Orte 3 Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, 2 Kaufläden und 1 Kramladen.

Alljährlich werden hier in den Monaten März und September zwei nicht unbedeutende Vieh- und Krämermärkte abgehalten.

Dußlingen ist im allgemeinen ein vermöglicher Ort; der begütertste Bürger (Schultheiß Dürr) besitzt 52 Morgen Feld und 8 Morgen Wald, der Mittelmann 10 Morgen Feld und 2 Morgen Wald und die ärmere Klasse entweder bloß Allmanden oder einige Viertel Feld und etwa ein Viertel Wald. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig 5 Personen.

Ziemlich viele hiesige Bürger haben Wiesen auf Nehrener und Gomaringer, und Waldungen auf Bühler Markung.

Die große Markung hat, mit Ausnahme der Gehänge gegen das Steinlachthal und dessen Seitenthälchen, eine ziemlich ebene Lage und einen fruchtbaren, nicht tiefgründigen, regenbedürftigen Boden, sog. Kleiboden.

Das Klima ist wegen der Nähe der Alb, besonders beim Ostwind, kühl und schädliche Fröste im Mai und Juni nichts seltenes. Der Westwind bringt die meisten Gewitter, die öfters von Hagel begleitet sind und sich hier entladen, weil sie sich an dem Fürstenstein brechen. Wenn übrigens nicht klimatische Störungen eintreten, dann| gedeihen, mit Ausnahme des Welschkorns, alle gewöhnlichen Feldfrüchte und auch feinere Gewächse.

Die Landwirthschaft hat sich bei dem lohnenden Boden, dem Fleiß und der Umsicht der Einwohner auf eine blühende Stufe gehoben und landwirthschaftliche Neuerungen, wie der Suppinger Pflug, die Walze, Dreschmaschine und Repssämaschine, haben Eingang gefunden. Neben dem gewöhnlichen Düngungsmittel und der sorgfältig gesammelten Jauche kommt auch Gips und Asche in Anwendung.

Dinkel, Haber, Gerste, Futterkräuter, Kartoffeln, Erbsen, Rüben, ziemlich viel Reps und viel Flachs kommen vorzugsweise zum Anbau; letzterer wird nicht nur für den eigenen Bedarf, sondern auch zum Verkauf gebaut. Dinkel und Haber wird in namhafter Menge in Tübingen und Reutlingen abgesetzt.

Der Wiesenbau ist nicht sehr ausgedehnt, aber das Futtererzeugniß meist gut. Keine Wässerung.

Seit etwa 150 Jahren hat der Weinbau aufgehört, dagegen wird der stets im Zunehmen begriffene Obstbau großartig betrieben und von einem besonders aufgestellten Baumwart überwacht. Man pflegt hauptsächlich Mostsorten, wie Fleiner, Luiken, Knausbirnen etc.; von Steinobst Zwetschgen und etwas Kirschen. Über den eigenen namhaften Bedarf kann in günstigen Jahren noch viel Obst nach außen abgesetzt werden. Die Jungstämme werden theils aus den Gemeinde-Baumschulen, theils von Pfullingen und Hohenheim bezogen. Die Gemeinde besitzt 361 Morgen Waldungen, von denen 125 Morgen mit Nadelholz bestockt sind. Von dem jährlichen Ertrag erhält jeder Bürger 12–13 Stück Wellen und von dem Erlös des Schälholzes 1 fl. 30 kr.; überdieß fließen in die Gemeindekasse noch 400 bis 600 fl.

An eigentlichen Weiden sind 278 Morgen vorhanden; sie werden nebst der Brach- und Stoppelweide um 1100 fl. verpachtet und nebenbei trägt die Pferchnutzung etwa 1000 fl. der Gemeinde ein.

Von den 324 Morgen Allmanden werden jedem Bürger 3/4 Morgen unentgeltlich zur Benützung überlassen.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde nicht bedeutend, dagegen die Pferdehaltung namhaft. Die Stuten kommen zur Bedeckung auf die Beschälplatte nach Tübingen. Die Rindviehzucht hatte sich früher sehr gehoben, ist aber in neuerer Zeit in Folge des Futtermangels etwas zurückgekommen. Man hält hauptsächlich einen tüchtigen Neckarschlag, der durch 4 Simmenthaler Farren veredelt und nachgezüchtet wird. Mit Mastvieh treibt man Handel nach Frankreich.

| Auf der Markung lassen gegenwartig ein Ortsschäfer und ein fremder Schäfer 7–800 Stück Bastardschafe laufen, die zum Theil Überwinterung im Ort finden. Die Wolle kommt nach Kirchheim und die Schafe nach Frankreich zum Verkauf.

Einige Schweinezucht findet statt, jedoch werden auch Ferkel von auswärts eingeführt; man züchtet die halbenglische Race theils zum Verkauf, theils für den eigenen Bedarf.

Die Geflügelzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit Gänsen, die theilweise zum Verkauf kommen; die Bienenzucht nimmt ab.

An Stiftungen sind etwa 4000 fl. vorhanden, deren Zinse theils zu Geldspenden, theils zu Brod und Büchern für Unbemittelte verwendet werden.

In der 1/4 Stunde westlich vom Ort gelegenen Flur Aspen stand eine römische Niederlassung, von der man schon öfters Mauerreste, Gebäudeschutt, römische Ziegel etc. ausgegraben hat.

Eine alte, vermuthlich römische Straße, die sog. Staudachstraße, führte über die Flur „Bürgen“, wo ohne Zweifel ein römischer Wohnplatz stand, gegen den Rammert und weiter nach Rottenburg.

Etwa 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort kommt der Flurname „Fehrlinsweiler“ vor; hier soll ein Weiler gestanden sein. Ganz in der Nähe wird eine Stelle St. Ottilia genannt; vermuthlich stand hier eine zu dem abgegangenen Weiler gehörige Kapelle.

Kaiser Karl der Dicke (881–887) beschenkte einen Caplan Otolf auf Lebenszeit mit der hiesigen Kirche und deren reicher Zubehörde, worüber König Arnulf am 25. August 888 seine Bestätigung ertheilte; in der Urkunde Arnulfs (die frühere ist verschwunden) wird der Ort bezeichnet als „Tuzzilinga“, gelegen in der Hattinhuntare und im Sulichgau, in den Grafschaften Beringars und Eparhards (Wirt. Urk. Buch 1, 188).

In diesem Orte begegnen sich die pfalzgräflich tübingischen, die gräflich hohenbergischen und die gräflich achalm-urachischen Herrschaften. Das hiesige Adelsgeschlecht, welches das 12. bis 14. Jahrhundert über meist den Namen Diemo und Friedrich, auch Diether führte, gehörte zu den Lehensleuten der Pfalzgrafen von Tübingen, erscheint übrigens auch mit den Grafen von Hohenberg. Der Zehnte war, wenigstens hälftig, ein Lehen der letzteren Grafen, wenigstens kommt er in der Mitte des 13. Jahrhunderts so vor (Schmid Mon. Hohenb. 15).

Diemo von Tufcelingen beschenkte im 12. Jahrhundert das Kloster Hirschau mit Grundstücken in D. und Gönningen, auch sein| Verwandter Buggo vergabte ebendahin seinen Besitz in D.; für 300 Marken kaufte das Kloster selbst ein hiesiges Gut von Adelbero, Bruder des berühmten Erzbischofs Anno von Cöln, welch letzterer von 1056–76 saß und für einen Herrn von Steußlingen gilt.

Besonders in Kloster Bebenhauser Urkunden erscheinen die Herren von D. seit dem Jahr 1216 sehr häufig, mit dem ständig gewordenen Beinamen Herter erstmals 1267 (zuerst in lateinischer Übersetzung durch pastor. Mone Zeitschr. 3, 210. 336). Diese Herren überhaupt waren begütert in Pfrondorf, Nehren, Kresbach, Thalheim, besaßen 1346–1417 Ofterdingen (O.-A. Rottenb.) und waren auch in Harteneck (s. O.A.-Beschreibung von Ludwigsburg S. 154) angesessen. Ihr Wappenschild war von Roth und Silber quergetheilt, auf dem Helme die Hörner desgleichen; die Helmdecken waren außen Roth innen Silber.

Hans Herter theilte 1442 mit seiner Mutter Bryde; diese erhielt Kresbach, er aber halb D., Nehren und Thalheim. Er trat wegen des Verkaufs seiner Güter mit dem Grafen Ludwig von Württemberg in Unterhandlung und am 20. Februar 1446 wurde der Verkauf verabredet. Graf Ulrich von Württemberg rieth zwar seinem Bruder Ludwig hievon ab; dieser aber erklärte, Hans müsse seine Güter jedenfalls verkaufen und, wenn sie Reutlingen kaufe, könnte Streit dadurch entstehen, worauf Ulrich sich zufrieden stellte. Hierauf übergab Hans den 26. April 1446 vor dem Rottweiler Hofgericht dem Grafen Ludwig seine Burg und sein Gesäß in D., seinen Antheil am Dorf Nehren und Thalheim für 4000 fl. und 380 fl. Leibgeding. Da seine Gattin Elsbeth von Ow hiegegen protestirte, weil sie auf diese Güter, namentlich auf einen Hof in Nehren angewiesen und der Verkauf gegen das Wohl ihrer Kinder sei, so trat ihr Hans von seinem Leibgeding jährlich 50 fl. ab, worauf sie am 30. August 1447 einwilligte. Die andere Hälfte von D. und Nehren, auch Breitenholz, mit Vogtei, Gericht, Kirchensätzen, Widdum, Zehnten, desgleichen Zehnten in Stockach, kaufte Graf Ludwig von Württemberg den 3. April 1447 von Jakob H. v. D. für 11.000 fl. und seinen Antheil an Thalheim.

So kam D. mit Nehren an Württemberg. Den 24. Mai 1458 aber belehnte Graf Ulrich als Vormund Graf Eberhards im Bart den Wilhelm Herter seiner Verdienste wegen mit dem Gesäß und den Häusern Jakobs und Hansen v. D. samt Burgstall, Kapelle an der Burg u. s. w. Als Kampfgenosse dieses Grafen gerieth genannter| Wilhelm mit demselben 1462 in pfälzische Gefangenschaft; später in den 1470er Jahren zeichnete er sich ungemein aus als österreichischer Feldhauptmann in dem Burgunderkriege (Mone Quellensamml. 3, 413). Bei seiner Familie verblieb das Lehen bis 1616, wo ihr letzter männlicher Sprosse, Hans Christoph, starb, worauf Herzog Johann Friedrich den Tübinger Obervogt, Hans Joachim von Grünthal, welcher schon die Hälfte der Güter des Verstorbenen von dessen Wittwe gekauft hatte, mit D. belehnte und ihm befahl, nichts davon herauszugeben und der Ritterschaft keine Kontribution zu zahlen.

Ein hiesiger presbyter Sigebolt erscheint im Anfang des 12. Jahrhunderts (Berthold bei Pertz Script. 10, 99), ein Kirchherr Diether, genannt Herter, um 1300.

Das Kloster Zwiefalten erhielt von dem Grafen Liutold von Achalm um 1090 einen Hof (Ortlieb bei Pertz a. a. O. 74), das Kloster Bebenhausen hatte schon vor 1229 hiesige Besitzungen und erkaufte 1245 den halben Zehnten von dem Ritter Gerold von Lichtenstein.

Zur Burg stiftete den 2. Juli 1463 Wilhelm Herter eine Pfründe und Kaplanei mit einem St. Jakobsaltar.

Den Novalzehnten in D., Gönningen und Nehren, welchen die Stiftskirche in Tübingen bezogen hatte, erlaubte Pabst Leo X. den 19. April 1516 dem Herzog Ulrich zum Unterhalt seiner Hofkapelle zu verwenden (Sattler Herz. 1. Beil. S. 238).


« Kapitel B 7 Beschreibung des Oberamts Tübingen Kapitel B 9 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).