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Beschreibung des Oberamts Spaichingen/Kapitel B 14

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« Kapitel B 13 Beschreibung des Oberamts Spaichingen Kapitel B 15 »
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Mahlstetten,
Gemeinde III. Kl. mit 575 Einw., wor. 3 Evangelische, a. Mahlstetten, Pfarrdorf, 554 Einw., b. Aggenhausen, Kapelle und Haus, 3 Einw., c. Lippachmühle, Haus, 7 Einw., d. Lippachölmühle, Haus, 7 Einw., e. Mechanische Werkstätte, Haus, 4 Einw. – Kath. Pfarrei. 13/4 Stunden östlich von der Oberamtsstadt gelegen.
Der ansehnliche, von nur wenig Bäumen umgebene Ort hat eine freie, hohe Lage auf der Hochfläche des Heubergs, oben| an dem Steilabfall gegen das Lippach-Thal, von dem eine kurze Seitenschlucht bis in das Dorf hinaufzieht und den nordöstlichen Theil desselben in der Art umschließt, daß er im Verein mit dem Abhang gegen das Lippach-Thal beinahe auf 3 Seiten von Natur unzugänglich ist. Der Ort selbst ist sehr freundlich, gehört zu den bestaussehenden Dörfern des Heubergs und besteht meist aus stattlichen getünchten, ziegelbedachten Bauernwohnungen, die etwas weitläufig an die gut unterhaltenen Ortsstraßen hingebaut sind. Das nahe felsen- und waldreiche Lippach-Thal, dessen ernste Stille nur durch einige Mühlen unterbrochen wird, verleiht der Gegend einen ganz besonderen landschaftlichen Reiz; überdies sind bei heller Witterung von vielen Punkten der Markung (Scheibenbühl, Bernhardstein, Böttenbühl, glatter Felsen etc.) die schneebedeckten Alpen sichtbar.

Die am westlichen Saum des Orts gelegene, dem h. Konrad geweihte Pfarrkirche wurde in hübschem, modernem Rundbogenstil in den Jahren 1852/53 von Oberamts-Werkmeister Schad von Tuttlingen mit einem Gemeindeaufwand von etwa 17.000 fl. erbaut. Die Einweihung durch den Bischof von Rottenburg geschah den 24. Aug. 1857. Das sehr geräumige, breite Schiff ist flach gedeckt, der vieleckig schließende Chor hat ein Rippenkreuzgewölbe, alles sehr freundlich und ansprechend bemalt. Auf drei schönen, neugothischen Altären stehen in Holz geschnitzte Heiligenbilder. Auf dem Boden des Schiffes liegt eine mit Kelch und Kreuz geschmückte Grabplatte mit folgender Inschrift: „Anno 1697 den 4. Hornung starb Her Baltas Leibinger Pfarher in Malsteten“. Den nördlich am Chor stehenden Thurm, mit 3 neuen Glocken, bekrönt ein hohes achtseitiges Zeltdach. Die Unterhaltung der Kirche hat die Gemeinde. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts in Aggenhausen (s. unten).

Das bei der Kirche gelegene freundliche Pfarrhaus ist ebenfalls von der Gemeinde zu unterhalten. Das große, zweistockige Schulhaus mit Thürmchen auf dem First wurde 1828 erbaut; es enthält 2 Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Das Rathhaus, ursprünglich ein Bauernhaus, wurde im Jahr 1828 von der Gemeinde erkauft und zu seinem gegenwärtigen Zweck eingerichtet. Ein Armenhaus ist vorhanden. Den Verkehr mit der Umgegend vermitteln Vicinalstraßen nach Böttingen und Mühlheim; von ersterer lenkt an der westlichen Markungsgrenze eine Vicinalstraße nach Dürbheim ab.

Das nöthige Trinkwasser liefern 3 laufende Brunnen, die| mittelst eines Druckwerks aus der im Thal befindlichen Lippachquelle gespeist werden; das Wasser ist gut, hat jedoch einen etwas schwefeligen Beigeschmack; überdies befindet sich noch ein Schöpfbrunnen und eine Wette im Ort. Außer der Lippachquelle fließt keine weitere Quelle auf der Markung, wie auch der Lippach der einzige die Markung berührende Bach ist.

Die Einwohner, von denen gegenwärtig 4 Personen 80 und darüber Jahre zählen, sind kräftige, geordnete Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht bestehen, während die vorhandenen Handwerker meist nur den örtlichen Bedürfnissen dienen, mit Ausnahme mehrerer Zimmerleute und Maurer, die den Sommer über ihre Heimat verlassen und in Frankreich, Baden und in der Schweiz Arbeit und Verdienst finden. Auch die Linnenweber arbeiten theilweise auf Bestellung nach außen. Schildwirthschaften sind 3, Kramläden 2 vorhanden. Über die Mühlen s. unten. Die Vermögensverhältnisse sind ziemlich gut; der vermöglichste Bürger besitzt 40 Morgen, der sog. Mittelmann 10 bis 20 Morgen und die ärmere Klasse 2 Morgen Grundeigenthum. Unterstützung von Seiten der Gemeinde erhalten gegenwärtig 3 Personen.

Die große Markung besteht mit Ausnahme des im Osten der Markung tief und schroff einschneidenden Lippach-Thales und des an der westlichen Markungsgrenze hinziehenden Ursenthals aus einem Theil des hügeligen wasserarmen Heuberg-Hochlandes. Der fruchtbare Boden besteht aus den kalk- und humusreichen Zersetzungen des weißen Jura, mit dessen zahlreichen Trümmern er untermengt ist. Oberhalb der Lippachmühle, auf der linken Seite des Thals, befindet sich das sog. Sauloch, eine Hohle, die etwa die Größe von zwei mittleren Zimmern hat.

Die klimatischen Verhältnisse sind wie auf dem ganzen Heuberg ziemlich rauh und windig; Frühlingsfröste schaden öfters, dagegen kommt Hagelschlag selten vor.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Wendepflugs fleißig betrieben und der Ertrag der Felder wird durch reichliche Düngung, wobei man auch Gips, Asche und Kompost benützt, zu steigern gesucht. Man baut die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorherrschend Dinkel, ferner Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblätterigen Klee und Esparsette), Flachs und Reps.

Von den Felderzeugnissen können über den eigenen Bedarf etwa 200 Schffl. Getreidefrüchte und 8 Schffl. Reps nach außen verkauft werden. Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liefert| meist gutes Futter, das im Ort verbraucht wird; die Wiesen, von denen etwa 50 Morgen bewässert werden können, sind größtentheils zweimähdig.

Wegen der hohen Lage und des rauhen Klimas ist die Obstzucht von keiner Bedeutung und kann sich nur mit rauheren Kernobstsorten, wie Oster-, Süß-, Leder- und Johannis-Äpfeln, Schmalz- und Wirkeles-Birnen beschäftigen. Von Steinobst pflanzt man Zwetschgen und an den Straßen Waldkirschen. Das Obst wird nur zum Dörren, selten zum Mosten verwendet und sämtlich im Ort selbst verbraucht. Eine Gemeindebaumschule ist vorhanden.

Die Gemeinde besitzt 1200 Morgen gemischte Waldungen, von deren in 300 Klaftern und 4000 Stück Wellen bestehendem jährlichem Ertrag jeder Bürger 1–2 Klafter Gabholz erhält; ein Theil des Holzertrags wird zu Gunsten der Gemeindekasse um etwa 4500 fl. verkauft. Außer dieser Einnahme bezieht die Gemeinde aus 300 Morgen eigentlicher Weide nebst der Brach- und Stoppelweide die Pachtsumme von 500 fl., aus der Pferchnutzung 800 fl. und aus 480 Morgen an die Ortsbürger verliehenen Allmanden 370 fl.

Die Pferdezucht (20 Pferde im Ort) ist unbedeutend, die Rindviehzucht aber in gutem Zustande; man hält eine Kreuzung von Simmenthaler und Landrace, zu deren Nachzucht 3 Farren (ein reiner Simmenthaler und 2 gekreuzte) aufgestellt sind. Der Handel mit Vieh ist von keinem Belang, ebenso die Viehmastung. Schaf- und Schweinezucht wird nicht betrieben, die Weide benützt ein fremder Schäfer, der den Sommer über 500 St., im Winter 200 St. Bastardschafe laufen läßt. Die Schweine werden sämtlich jung eingeführt und theils für den eigenen Bedarf, theils für den Verkauf (60–80 St.) aufgemästet.

Die Fischerei im Lippach, der Forellen führt, üben die an den Bach angrenzende Güterbesitzer aus, indem die Gemeinde von dem ihr zukommenden Fischrecht keinen Gebrauch macht.

Außer dem 10.791 fl. 48 kr. betragenden Vermögen der Kirchenfabrik besteht nur noch eine unbedeutende Armenstiftung.

Von Spuren aus früher Vorzeit nennen wir: die „alte Poststraße“ von Balingen nach Tuttlingen, welche ohne Zweifel ihre erste Anlage den Römern verdankt; sie lief 1/4 Stunde westlich an Mahlstetten vorüber. Auf dem 1/4 Stunde südlich vom Ort gelegenen „Riegertsbohl“ bestanden 3 runde Hügel, von denen jeder Grundmauern von einem runden Thürmchen enthalten habe (?);| hier soll das Schloß „Mahlstatt“ gestanden sein. In der Nähe dieser Stelle fand vor 2 Jahren ein Bürger von M. auf dem sog. „Bühle“ unter einem Steinriegel ein Grab, das ein menschliches Skelett mit Armspangen aus Bronce enthielt; es liegt daher die Vermuthung sehr nahe, daß die obigen 3 Hügel ebenfalls Grabhügel waren. Auch auf dem 1/2 Stunde südwestlich von Mahlstetten gelegenen Bernhardsstein soll ein Schloß gestanden sein; man findet daselbst noch Mauerreste und Ziegel.

Wie Königsheim theilte dieser Ort ganz das Schicksal Böttingens; es erscheint somit hier seit 1253 kl. beuronischer, beziehungsweise zollerischer Besitz, 1303 constanzischer Pfandbesitz, 1391 weitingischer und 1409 enzbergischer Besitz, und zwar blieb dieser letztere, obgleich Hans Rudolf von Enzberg bei seiner Theilung mit seinem Bruder Friedrich den 16. Jan. 1509 auch Mahlstetten erhalten hatte, auch in der Folge, abweichend von dem Verhältniß Böttingens und Königsheims, allodial (vrgl. oben S. 221 und S. 260).[1]

Nach dem 30jährigen Kriege sah sich Johann Friedrich von Enzberg im J. 1659 genöthigt, seinen Gläubigern die diesen verpfändeten Besitzungen so lange nutznießlich in Besitz zu geben, bis sie um ihre Forderungen befriedigt seien, ein Anerbieten, welches durch Urtheil des k. Landgerichts zu Wangen am 6. Aug. 1663 bestätigt wurde. In den Besitz Mahlstettens wurde Freiherr Hans Adam von Bodmann auf Wahlwies eingewiesen, welcher andere Gläubiger mit ihren Forderungen an den Ort abfand und somit sämtliche Rechte an denselben erwarb. Allein den 1. März 1701 kaufte dessen Sohne Johann Adam von Bodmann der schwäbische Kreisoberstlieutenant Nicolaus Friedrich von Enzberg den Ort wieder ab, der nunmehr im Besitz der Familie blieb und zum Ritterkanton Hegau steuerbar war. – Genannter Familie stund allhier außer verschiedenen Frohnen und Gülten insbesondere weiter noch zu ein eigenthümliches Bauerngut von 471/4 Jauchert Acker, 111/4 Mannsmad Wiesen, welches als Erblehen hinausgegeben war, das Großzehentrecht auf ungefähr 1100 M. Öschfeld allein, auf etwa 55 M. Ösch- und 283 M. Ausfelder halbtheilig mit der Ortspfarrei, ein stattliches Wohn- und Ökonomiehaus, welches im J. 1741 erbaut, nachher als Zehentscheuer benützt und im J. 1852 an einen Privatmann verkauft wurde.

| Die Einwohner von Mahlstetten neigten nicht nur dem Bauernaufstande, sondern auch der Lehre Luthers stark zu, aber Friedrich von Enzberg zwang sie zur Festhaltung des bis dahin Bestandenen. – Den 28. April 1610 wurde zu Tuttlingen zwischen Sigmund von Enzberg und der Gemeinde durch den kaiserlichen Kommissär Maximilian Truchseßen von Pappenheim ein gütlicher Vergleich wegen verschiedener in Streit begriffener gegenseitiger Rechte und Verbindlichkeiten, als Hand- und Fuhrfrohnen der Unterthanen, enzbergischer Waid- und Jagdrechte, Zehentbezugs u. s. w. zu Stand gebracht. – Vor dem 30jährigen Kriege hatten sich hier 36 Haushaltungen mit 18 Viehzügen befunden, welche an Gefäll und Zehentfrüchten jährlich bei 130 Mltr. lieferten, lange nachher waren es nur noch 12 Haushaltungen mit 3 Viehzügen, welche jährlich 12 Mltr. lieferten.

Das Patronat der Pfarrei, welche jedenfalls ins 15. Jahrhundert zurückreicht (s. u.), stand von jeher der Familie Enzberg zu; noch im J. 1846 stiftete Freiherr Nikolaus Joseph von Enzberg für sich allhier einen Jahrtag. Nach einer Pergament-Urkunde, welche aus Veranlassung des letzten Baues beim Abbruch des Hochaltars in einem Reliquienkästchen gefunden wurde und wohl jetzt in dem neuen Hochaltar aufbewahrt ist, war die frühere Kirche den 11. Mai 1657 von dem Constanzer Bischof Sigmund geweiht worden. – Der Spital zu Rottweil (vrgl. oben S. 294) erhielt den 13. Apr. 1275 einen hiesigen Mansus mit Zugehörden von Pabst Gregor X. bestätigt.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Aggenhausen, 1/4 Stunde westlich vom Mutterort, unfern des Abhangs gegen das Ursenthal sehr malerisch gelegen; es besteht aus dem Kirchlein, dem ummauerten Gottesacker und einem Meßnerhaus. Die der h. Maria und dem h. Sylvester geweihte Kirche wurde in der Mitte des vorigen Jahrhunderts an der Stelle der älteren Kirche in einfachem Zopfstil erbaut; über dem Eingang steht die Jahreszahl 1750. Auf dem First erhebt sich ein hübscher Dachreiter mit Zwiebeldach und zwei kleinen Glocken. Das sehr freundliche Innere der Kirche hat an der flachen Decke des Schiffes ein großes Frescogemälde, darstellend die Überreichung der unten zu nennenden Ablaßbulle vom J. 1344 durch Pabst Clemens VI. An der Seite des Bildes ist die Aggenhauser Kirche in ihrer jetzigen Gestalt abgebildet, außerdem noch das zu A. verehrte große Bild (die Mutter Gottes mit dem| Jesuskinde). Die Inschriften lauten, die eine: „Alter und Wundersachen zieren uns allzeit dies Gotteshaus“, die andere:

„Schon im tausend dreihundert vier und vierzigsten Jahre
Hier Maria aller Bedrängten Trösterin ware,
Wo Clemens der sechste vom päbstlichen Stuhle
Sandte das Kleinod seiner heiligen Bulle.“

Unten steht: Anton Hamma Mahler in Fridingen inven. et pinxit 1783. Die 3 Altäre sind in reichem Rococostil gehalten, auf dem Hochaltar sieht man zwei spätgothische, aus Holz geschnitzte Bischöfe und auf dem linken Seitenaltar eine schöne altgothische Pieta in 2/3-Lebensgröße, endlich an der Wand die hübsche Gedenktafel des Dionis Schutzbach, Soldat im 2. Infanterie-Regiment, gefallen den 30. November 1870 vor Paris. Die Unterhaltung der Kirche hat die Gemeinde.

Aggenhausen – ein Name, der wohl zu einem Eigennamen vom Stamme Ag, Agil, Agin gehört, aber auch schon auf römische Aquädukte zurückgeführt wurde (Birlinger Wörterb. zum Volksthüml. 11) – mit Leuten, Gütern, Gericht und Advokatie der Kirche kommt schon in den oben genannten kl. beuronischen, beziehungsweise zollerischen Urkunden von den J. 1253 und 1303, sowie im liber decimationis vom J. 1275 vor (vrgl. ob. S. 195. 222). Während nun aber der Ort A. später in der Geschichte nicht mehr erwähnt wird, dauerte die Kirche noch fort, und den 6. Jan. 1344 bewilligte die päbstliche Kurie zu Avignon einen 40tägigen Ablaß für die Besucher der „parochialis ecclesia in Ekahusen“ (Orig. Perg. in der Pfarr-Registratur zu Mahlstetten). Diesem Briefe zufolge war also damals noch die Pfarrkirche, wohl auch für Mahlstetten, zu Aggenhausen, allein schon im J. 1413 redet ein Pfarrer zu Mahlstetten, Peter Seiler, von seinen Vorgängern im Amte. Ohne Zweifel erfolgte daher im 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts die Übersiedelung der Pfarrei von Aggenhausen nach Mahlstetten, jedenfalls wird nach dem J. 1344 einer Pfarrkirche zu Aggenhausen nicht mehr gedacht. Dagegen aber blieb diese Kirche, was sie schon vor dem J. 1344 gewesen war, Wallfahrtskirche, und noch im vorigen Jahrhundert wurde an allen bedeutenderen Muttergottesfesten und an einigen anderen Festtagen der Pfarrgottesdienst nicht in Mahlstetten, sondern in Aggenhausen, und zwar in sehr feierlicher Weise unter Mitwirkung von mehreren fremden Geistlichen, namentlich Ordensgeistlichen aus der benachbarten Stadt Rottweil, und unter Theilnahme vieler herbeigeströmter Pilger| gehalten. Heutzutage finden Gottesdienste allhier nur noch bei Beerdigungen und an Werktagen, welche vom Pfarrer bestimmt und verkündigt werden, sowie im Mai sog. Maiandachten statt.

c. Lippachmühle, mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang, liegt 1/8 Stunde nordöstlich vom Ort im Lippachthal.

An der sog. Lippacher Staig, in der Nähe des Felsecks, eines Buchwaldes, geht am Bergabhang ein Geist um, der immer Taback raucht, Feuer aus seiner Pfeife bläst, daß die Funken sprühen, und dabei schrecklich flucht. Geht Jemand mitternächtlicherweil diesen Weg, so packt ihn der Geist und wirft ihn den Grasabhang hinab, weshalb den Weg Jedermann scheut und meidet (s. Birlinger, Aus Schwaben, I. S. 207).

Die Lippachmühle, älteres enzbergisches Eigenthum, kam bei der obengenannten Einweisung der Gläubiger des Johann Friedrich von Enzberg mit dem Dorf Stetten (O.-A. Tuttlingen) in den Besitz mehrerer derselben (darunter des Klosters Zwiefalten); allein im J. 1668 erwarb die Wallfahrtskirche Mariahilf auf dem Welschenberg bei Mühlheim die betreffenden Kapitalforderungen und damit diese Nutznießung durch Kauf. Auf Grund davon, daß genannte Kirche durch den langen Genuß des Einkommens mehr als genügend für ihre Forderungen entschädigt sei, wurden die Nutznießungsobjekte von der enzbergischen Familie seit 1715 wieder angesprochen, allein erst in Folge eines Erkenntnisses des k. Landgerichts zu Wangen vom 15. Mai 1748 und dessen Bestätigung durch das Reichskammergericht zu Wetzlar am 12. Mai 1758 wurden dieselben am 30. April 1759 dieser Familie zurückgegeben, während sich Verhandlungen über die Rückgabe zu viel bezogener Einkünfte noch lange ohne Erfolg hinzogen. Seither ist die Mühle nebst den bei ihr befindlichen Gebäuden wieder ungestört in enzbergischem Besitz.

d. Lippach-Ölmühle, mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang, einem Ölgang und einer Hanfreibe, eine kurze Strecke oberhalb der Lippachmühle gelegen.

e. Mechanische Werkstätte, liegt etwas unterhalb der Lippachmühle im Lippachthal; daselbst werden landwirthschaftliche Maschinen, als Dresch- und Futterschneidmaschinen, Malzmühlen, Bierpumpen etc., verfertigt.



  1. Bei Schmid Hohenb. S. 287 und Urkb. S. 346 steht Mallestetten statt Sallestetten (Salzstetten O.-A. Horb).


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