Beschreibung des Oberamts Spaichingen/Kapitel B 10
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Bei der Vereinigung des Anhauserthales in das der Beera liegt noch in ersterem Thal und vom Anhauserbach durchflossen der äußerst freundliche Ort, sich etwas am linken Thalgehänge hinaufziehend, an dem sich unter prächtiger Linde die Loretto-Kapelle anmuthig erhebt. Von großer landschaftlicher Schönheit sind die beiden hier zusammenkommenden Thäler, mit ihren streng geformten steilen dichtbewaldeten Abhängen, die sich in ausdrucksvollen Windungen, oft von Schluchten durchbrochen, hinziehen und an denen aus den Wipfeln des Waldes weiße Felsenkronen emporstreben; auf einer derselben, im Anhauser Thal, erheben sich die Thurmreste der Burg Granegg. – Ein eigener Zauber ruht über diesen mitten ins rauhe, wasserarme, bäumlose Gebirg tief eingesenkten und weit von der Welt abgetrennten waldreichen Thälern, durch deren schmale saftgrüne Wiesengründe krystallklare Flüßchen rasch und rauschend dahingleiten.
| Die Häuser des Dorfes sind durchaus weiß getüncht und mit grünen Läden versehen, nicht selten an den Giebelseiten mit Ziegelplatten bekleidet; die Straßen gut im Stand. Einige schöne Linden und Pappeln vermehren noch die Freundlichkeit des Ortes.Die malerisch am Anhauserbach in dem noch ganz ummauerten Friedhof gelegene Kirche „Zur Himmelfahrt Mariä“ ist in der Anlage noch gothisch, ihr Chor halbachteckig und mit Strebepfeilern besetzt; der an seine Nordseite stoßende hübsche Thurm, noch ganz im gothischen Stil erhalten, hat unten herauf Schießscharten, oben vier spätgothisch gefüllte Schallfenster und endigt in zwei auch von gothischen Fenstern durchbrochene Staffelgiebel mit Satteldach. Das Innere der geräumigen, im Jahre 1758 erneuerten Kirche zeigt prächtigen Rococo, mit Stuckaturen und Fresken an Wänden und Decken. Oben an der flachen Decke des Chores sieht man Mariä Himmelfahrt gemalt mit der Unterschrift: F. F. Dent pinx. 1758, und an der Schiffdecke neben Christi Geburt ein Weihbild mit den Abbildungen von Egesheim und der Ruine Granegg, und der Unterschrift: Fra: Ferdinand Dent invenit et pinxit. 1758. Außerdem sind die Wände des Chores mit künstlicher Architektur bemalt, die sich in eine Säulenhalle verliert, in der Mariä Tod dargestellt ist. Der Hauptaltar zeigt neuromanischen Geschmack, die Seitenaltäre ausschweifendsten, aber graziösen Rococo, die mit Engelchen belebte Kanzel einen ähnlichen reichen Stil. Die beiden hintersten Chorfenster werden von schönen, in neuester Zeit von Glasmaler Wilhelm gefertigten farbigen Mustern erfüllt, so daß der gesamte Chor eine bedeutende Wirkung macht. Von den drei Glocken auf dem Thurm hat die größte (umfangreiche) die Umschrift: Leonhard Rosenlecher gos mich in Constantz. Anno 1737. Auf ihr findet man Salbeiblätter abgedrückt.
Die zweitgrößte Glocke hat in gothischen Minuskeln die Namen der vier Evangelisten und: O rex glorie criste veni cum pace. hilf got uns.
Auf der dritten noch gothisirend verzierten Glocke steht, auch in gothischen Minuskeln:
zu lindaw unverdrosen
zu gottes lob und ehr
hatt mich gegossen leonhart ernst. 1598.
An der Außenseite des Chores sind einige spätgothische Schlußsteine eingemauert, die ohne Zweifel vom früheren Chorgewölbe herstammen.
| Im oberen Theil des Orts steht erhöht die schon genannte, im vorigen Jahrhundert erbaute Loretto-Kapelle.Auf dem Friedhof findet man eigenthümlich geformte Schmiedeisenkreuze, und daneben erhebt sich mit schönem Garten das sehr stattliche, zweistockige, mit starken alten Mauern aufgeführte Pfarrhaus; es wurde im J. 1720 erbaut. Die Unterhaltung von Kirche und Pfarrhaus ruht auf der Stiftungspflege. Das 1840 erbaute Schulhaus enthält 2 Lehrzimmer und die Wohnung des allein an der Schule unterrichtenden Schulmeisters. Ferner bestehen ein kleines, jedoch nicht unfreundliches, 1835 erbautes Rathhaus, 2 öffentliche Waschhäuser, 3 Backhäuser und ein Armenhaus.
Gutes frisches Trinkwasser liefern 6 laufende Brunnen (4 öffentliche und 2 Privatbrunnen) in Fülle, auch die Markung ist quellenreich. Von fließenden Gewässern berühren die Markung und den Ort selbst die Beera und der Anhauserbach; beide treten öfters aus und verursachen namentlich an den Wiesen mehrfachen Schaden. Der Anhauserbach führt zuweilen eine solche Masse Schutt mit sich, daß hievon das ganze Bachbett ausgefüllt wird. Vicinalstraßen sind nach Bubsheim, Königsheim, Reichenbach, Nusplingen und Bärenthal angelegt. Über die Beera führen 2 von der Gemeinde zu unterhaltende steinerne Brücken.
Die körperlich kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig nur einer über 80 Jahre zählt, finden ihre Hauptnahrungsquellen in der Landwirthschaft und Viehzucht; außer den gewöhnlichen Handwerken werden die Baumwollweberei und Stickerei getrieben und die Waaren in den Handel gebracht, auch ist der Verkauf an Schuhnägeln nicht unbeträchtlich. Nagelschmiede und Schuster arbeiten auch nach außen. Viele Einwohner sind den Sommer über als Maurer, Zimmerleute, Gipser etc. auswärts, hauptsächlich in der Schweiz und in Frankreich, wohin sie im Frühjahr auf die Wanderschaft gehen und von wo sie im Spätjahr wieder in die Heimat zurückkehren. Es bestehen 2 Mühlen mit je 3 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe, zwei Sägmühlen, 5 Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, und zwei Kramläden. Die Vermögensverhältnisse gehören, mit Ausnahme einiger Bemittelten, nicht zu den guten; der vermöglichste Ortsbürger besitzt 36 Morgen, der Mittelmann 8–12 Morgen und die minder bemittelte Klasse 1–3 Morgen Güter, viele haben gar kein Grundeigenthum; etwa| 1/3 der Einwohner ist unbemittelt; gegenwärtig erhalten 6 Personen Unterstützung von Seiten der Gemeinde.Die nicht große Markung ist, mit Ausnahme der Thalebene und einiger flach gegen dieselbe hinziehenden Bergausläufer, sehr bergig und wird von den tief und schroff eingeschnittenen Heuberg-Thälern der Beera und des Anhauserbachs durchzogen. Der übrige auf dem Plateau gelegene Theil der Markung ist mit ziemlich stark markirten Hügeln besetzt. Der meist aus den Zersetzungen des weißen Jura und etwas Lehm bestehende Boden ist in dem Thale fruchtbar, auf den Anhöhen aber nur mittelfruchtbar, theils unergiebig und mit einer Unzahl von Trümmern des weißen Jura, der den Boden in ganz geringer Tiefe unterlagert, gemengt. Das Klima ist wie überhaupt auf dem Heuberg rauh, windig, jedoch im Thale etwas milder, doch wollen auch hier feinere Gewächse, wie Bohnen, nur ausnahmsweise gedeihen. Frühlingsfröste kommen ziemlich häufig, dagegen Hagelschlag nur selten vor; seit dem Jahr 1863 hat der Hagel nicht mehr geschadet.
Die Landwirthschaft wird so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben mit Fleiß und zum Theil großer Mühe getrieben, indem die Güter häufig an den Bergabhängen oder oben auf dem Heuberg liegen, zu dem beschwerlich zu befahrende und begehende Steigen führen; überdieß können viele Güterbesitzer kein Zugvieh halten und sind deshalb genöthigt, manche Last von und zu den Feldern selbst zu tragen. Die Düngerstatten sind theilweise gut angelegt und außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln kommt noch Gips und Asche in Anwendung. Der Wendepflug ist noch allgemein im Gebrauch, auch sind einige eiserne Eggen vorhanden. Man baut Dinkel, Haber, Gerste, Linsen, Kartoffeln, dreiblättrigen Klee und Esparsette, ferner Hanf und Flachs für den eigenen Bedarf. Von den Getreidefrüchten werden nach außen verkauft, jedoch wird, um das örtliche Bedürfniß zu befriedigen, mehr zugekauft. Die Wiesen, von denen nur einige Morgen bewässert werden können, erzeugen größtentheils saures Futter, das überdieß für die Erhaltung des Viehstandes nicht zureicht, daher noch Futter von außen gekauft werden muß. Die Obstzucht ist ganz unbedeutend und auch im Abnehmen, weil das Obst nur selten geräth; eine Gemeindebaumschule ist vorhanden.
Die Gemeinde besitzt 360 Morgen gemischte Waldungen, von deren Ertrag jeder Bürger jährlich 3 Raummeter Gabholz| erhält; in die Gemeindekasse fließt nur der unbedeutende Erlös aus dem Scheidholz. Ferner sind vorhanden 162 Morgen eigentliche Weiden, die nebst der Brach- und Stoppelweide um 4–500 fl. verpachtet werden; die Pferchnutzung trägt nebenbei der Gemeindekasse noch 2–300 fl. jährlich ein. Von den vorhandenen Allmanden erhält jeder Bürger 1/2 Morgen gegen ein Pachtgeld von 4 fl. zur Benützung, was der Gemeinde eine jährliche Rente von 456 fl. sichert; überdieß bezieht sie noch aus Gemeindegütern ein Pachtgeld von etwa 80 fl.Die Zucht der Pferde ist kaum nennenswerth; es befinden sich gegenwärtig nur 10 Pferde im Ort; dagegen ist die Zucht des Rindviehs in ziemlich gutem Zustande und beschäftigt sich mit einer Kreuzung vom Simmenthaler- mit dem Albschlag. Zur Nachzucht sind 3 Farren von Simmenthalerrace aufgestellt. Einer vollkommenern Rindviehzucht wirkt hauptsächlich das zu frühe Einspannen des Viehs entgegen, von dem sogar das Melkvieh nicht verschont bleibt. Der Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten ist nicht ganz unbeträchtlich. Schafzucht und Schweinezucht wird nicht betrieben; ein fremder Schäfer läßt im Vorsommer 6–700 St. Bastardschafe auf der Markung laufen; die Schweine (halbenglische) werden sämtlich jung eingeführt und meist für den eigenen Bedarf aufgemästet.
Das Fischrecht in der Beera und dem Anhauserbach, die nur Forellen führen, hat die Gemeinde, welche es um 9 fl. 20 kr. jährlich verpachtet.
An besonderen Stiftungen sind vorhanden eine Kirchenstiftung von 2300 fl. und ein Kapital von 19.634 fl., vom Kloster Beuron herrührend, das früher den Zehenten auf der Markung bezog.
Südwestlich vom Ort ragen oben am rechten Abhang des Anhauserthals auf felsiger Kante die letzten Trümmer der Burg Granegg empor, von der sich neben einigem Gemäuer die Reste eines etwa 70′ hohen Thurms erhalten haben. Eine weitere Burg, „Bärenstall“ genannt, die jedoch spurlos verschwunden ist, stand 1/4 Stunde nördlich vom Ort. Bei der Anhauser Mühle, 1/4 Stunde westlich vom Ort, war einst eine Klause (s. u.), und ganz nahe dabei auf dem sog. „Kirchleswasen“ stand eine Kapelle, die im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts auf die Stelle der jetzigen Lorettokapelle (s. o.) versetzt wurde. Auf dem „Kirchleswasen“ fand man schon ausgemauerte Gräber, die jedoch außer den menschlichen Skeletten nichts enthielten. Auf| der Anhöhe nordöstlich vom Ort kommt die Flurbenennung „auf Weilen“ vor, was auf einen abgegangenen Wohnort hindeutet. Der nordöstlich vom Ort zwischen den Thälern der Beera und des Anhauserbachs kräftig vorspringende Berg wird die „Oberburg“ genannt, hier stand ohne Zweifel die Burg Michelstein.Der Ort, dessen Name früher Aginesheim, Uaganesheim, Eginshaim, Egenshain, Egeshan, auch Egasah, Egentheim u. s. w. geschrieben wurde und auf den Eigennamen Egino zurückzuführen ist, erscheint zuerst durch Besitz des Klosters St. Gallen allhier, welcher z. Th. von der Karolinger Familie herrührte: den 29. Juni 770 gab ein gewisser Gundachar alles was er im Orte E. hatte, mit Ausnahme von 2 Leibeigenen, an das Kloster, den 10. Jan. 890 König Arnulf seinem Vasallen Egino 15 Huben mit allen Zugehörden am hiesigen und an einigen anderen Orten, die später auch in den Besitz des Klosters gekommen zu sein scheinen (Wirt. Urkb. 1, 12. 194).
Frühe erscheint ein hiesiger Ortsadel; zu ihm gehörten Heinrich von E., den 14. März 1210 Zeuge in einer Urkunde des Abts Heinrich von Reichenau (Neugart Episc. Const. 1. 2 pag. 614); der schon genannte Ritter Berthold von E., gräfl. urachischer Lehensmann in den JJ. 1217 und 1227 (vergl. oben S. 303 und Wirt. Urkb. 3, 208); Konrad von E. in den J.J. 1280–1297 bald als Johanniterordensbruder zu Villingen, bald als Kommenthur allda oder zu Rottweil genannt (Neugart a. a. O. 553. Mone 7, 152. 9, 475); Heinrich von E. den 5. März 1285 Zeuge bei einem Kauf der Johanniterkommende Rottweil; wohl auch Hagelstein von E. im J. 1305 (Schmid Urkb. 161).
Der Ort selbst bildete in der Folge unzweifelhaft einen Bestandtheil der (oberen) Grafschaft Hohenberg, denn den 11. Nov. 1372 trug Gr. Rudolf (III.) von H. dem Kaiser Karl IV. als König von Böhmen von wegen seines Sohnes des Königs Wenzel mit der Stadt Friedingen und einigen anderen Dörfern in der Gegend auch dieses Dorf zu Lehen auf, und leistete den Eid als Mann und Vasall der Krone Böhmen (eine damals auch sonst vorkommende Art, sich der Gunst des Kaisers zu versichern; Schmid, Hohenb. 251). Als die Grafschaft Hohenberg im J. 1381 österreichisch geworden war, theilte der Ort zunächst das Schicksal von Oberhohenberg (s. oben S. 283) und wurde den 25. Sept. 1486 mit dem Burgstall Wehingen von Herzog Sigmund vorübergehend dem Hans von Wehingen als Lehen überlassen (siehe| unten Wehingen). Österreich hatte nach der Hohenberger Erneuerung vom J. 1582 (Schmid a. a. O. 392 ff.) allhier dieselben Rechte wie an anderen Orten der Grafschaft (Maihühner wurden hier übrigens nicht gegeben), und auch nach der Jurisdiktionstabelle vom J. 1804, abgesehen von dem Patronatrecht, alle Rechte.Außer dem hohenberg-österreichischen Besitze befand sich jedoch noch verschiedener anderer allhier, vor Allem gräflich zollerischer und gräflich werdenbergischer. Was jenen betrifft, so gab Gr. Friedrich von Zollern den 13. Juli 1334 dem Konrad Hasenbein von Falkenstein seine hiesigen Lehen, 2 Hofgesäße und 2 Wieslein, zu Eigen, und Gr. Friedrich von Z. genannt Mülli, belehnte den 4. Apr. 1407 Bentzen den Pfullinger mit hiesigen Gütern (Monum. Zoller. 1, 148. 408). – Gräflich werdenberg-heiligenbergisches Lehen war namentlich hiesiger Zehente. Den 25. Juli 1435 belehnte Gr. Johann von Werdenberg-Heiligenberg den Mezger Heinrich Roth von Rottweil u. Gen. mit dem jährlich 4 Mltr. Korn gültenden Hofzehenten und den Hofäckern allda, den 7. Apr. 1481 verkaufte solches Lehen Katharina, Hans Tatten Wittwe, Bürgerin zu Ebingen, an Heinrich Byeler (Peyheller) von Egesheim um 94 Pfd. Hllr. und den 9. Juni 1488 belehnte Gr. Georg von Werdenberg-Heiligenberg den Hans Jakob von Irrendorf als Lehensträger der Probstei Beuron, welche diesen Besitz von Byeler erworben; im J. 1499 derselbe den Kirchenpfleger Aberlin Brim von Egesheim als Träger U. L. Frauen und der Heiligen allda (Würt. Jahrb. 1838 S. 209). Ferner belehnte den 22. Okt. 1483 Gr. Ulrich von Werdenberg-Heiligenberg in Gr. Jörgs Namen den Christian Müller von Egesheim als Träger U. L. Frauen und der Heiligen allda mit dem Laienzehenten samt allen Zugehörden, Äckern, Wiesen u. s. w. Seit Gr. Friedrich (III.) von Fürstenberg erscheinen die Grafen von Fürstenberg als die Rechtsnachfolger der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg und in Folge der Aufhebung des Lehensverbandes zwischen Sigmaringen (als Rechtsnachfolger des Kl. Beuron) und Fürstenberg im J. 1838 erlosch dieser Lehensverband. – Nach dem oben genannten Urbar von 1582 bezogen den hiesigen Großzehenten der Heilige, die Probstei Beuron und Thaddäus Ifflingers von Granegg sel. Kinder, den kleinen Zehenten der Pfarrer allein. Unbedeutenderen oder vorübergehenden Besitz allhier betreffend verdient etwa noch Folgendes Erwähnung: den 2. Sept. 1312 übergab Albrecht von Suntheim (Sonthof | O.-A. Rottweil) zwei hiesige Mühlen dem Konrad Hasenbein; im J. 1451 eignete Hans von Balgheim der hiesigen Gemeinde die Allmand an dem Briel der U. L. Frauen ist, bisher Lehen von seinen Vorfahren und ihm selbst; vom Kloster Beuron herrührende Gülten und Laudemien allhier verkaufte Hohenzollern-Sigmaringen den 30. Dez. 1833 an Württemberg.
Ein hiesiger Pfarr-Rektor kommt schon im J. 1275 vor; weiter werden als Kirchherren genannt: im J. 1305 Luitfried (Schmid, Urkndb. 161) und im J. 1359 Heinrich von Schilteck. Kirche und Kirchensatz mit Zugehörden sprach zwar Gr. Heinrich von Hohenberg als väterliches Erbe an, allein Albrecht von Werenwag erhielt dieselben durch richterlichen Spruch zugeschieden, welchem gemäß Gr. Heinrich den 16. Mai 1345 hierauf verzichtete (Schmid Urkb. 385). Bereits den 1. Sept. 1347 versprach übrigens genannter Albrecht, daß er den Johannsen von Schilteck und seinen Sohn Heinrich und deren Erben wegen seines hiesigen Hofes, der Dierstein-Hof genannt, an dem Kirchensatz und der Kirche allhier nicht mehr irren wolle, und den 27. Sept. 1412 vergabte Wilhelm von Schilteck um seines Seelenheiles willen den von seinen Vorderen an ihn gekommenen Besitz: Widem, Kirche, Kirchensatz und Kastvogtei allhier samt Zugehörden an die Probstei Beuron, welche bereits den 25. Mai 1361 einen hiesigen Garten von dem Pfaffen Dietrich Dekan zu Ebingen erhalten hatte. Auch die oben genannte Hohenberger Erneuerung vom J. 1582 führt Beuron als Kollator und Lehensherrn der Pfarrei auf, bei der Kirche eine L. Frauen- sowie eine St. Ottilien-Pflege, welche letztere mit der St. Peters-Pflege in der Kapelle zu Anhausen (vergl. oben S. 272) zusammen verwaltet wurde. Den 27. Sept./2. Okt. 1813 wurde das Patronatrecht von dem Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen, an welchen dasselbe durch die Säkularisation Beurons gefallen war, an Württemberg abgetreten, bei der Pfründenausscheidung im Anschluß an die k. Verordnung vom 21. Dez. 1857 jedoch diese Pfründe der bischöflichen Kollatur zugeschieden (Regbl. v. 1858 S. 30).
Der hiesige Pfarrer hatte früher zugleich die Orte Königsheim, Bubsheim und Reichenbach zu versehen; ein Streit, welcher zwischen dem Pfarrer Hans Waltz und den Angehörigen von Egesheim und den genannten 3 Orten wegen verschiedener pfarrlicher Rechte, einer wöchentlichen Messe zu Königsheim, Abhaltung der Kirchweihen in den 3 Filialen, der Einkünfte zu Reichenbach, Versehung der Jahrzeiten, Zehenten u. s. w. entstand,| wurde den 10. März 1516 schiedsrichterlich entschieden, desgl. ein Streit zwischen der Pfarrei zu Egesheim einer- und den derselben inkorporirten Pfarr- und Kaplaneien der Flecken Bubsheim und Reichenbach andererseits wegen Zehentbezugs u. s. w., den 24. Nov. 1615 verglichen. Endlich wurde ein Streit zwischen den hiesigen Heiligenpflegern einer- und der Probstei zu Beuron und Friedrich von Enzberg andererseits wegen des Bezugs der Zehenten in Egesheimer und Königsheimer Bann den 21. Juli 1523 dahin beigelegt, daß der Königsheimer Zehente den letztgenannten zweien gehören, dieselben aber der Heiligenpflege 5 Viertel Haber und Korn jährlich reichen sollten, wogegen der Egesheimer Zehente der Probstei und der Heiligenpflege zustehen sollte. – Heutzutage ist nur noch Königsheim Filial der Pfarrei.Bei der Lorettokapelle waren noch bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts Eremiten angesiedelt (z. B. 1779 Bruder Günther).
Im Beginn des 14. Jahrhunderts tritt uns hier eine Klause entgegen, welche, wie es scheint, von der Familie Michelstein auf einem ursprünglich der Abtei Reichenau gehörigen Grunde gebaut wurde. Es verzichteten nemlich den 1. Juli 1301 Bischof Heinrich von Constanz, Pfleger obiger Abtei, und deren Konvent auf die Rechte, welche der Bischof oder die Abtei hatten an der Hofstatt, auf welcher die Klause erbaut worden, und an des Vetters sel. Gut, welches Elisabeth Bertholds sel. Wittwe von Michelstein innehatte, zu Gunsten der letzteren, und gestatteten ihr mit der Hofstatt, den Gütern und Zugehörden zu schaffen und zu thun, was sie wolle, wofür ihnen Elisabeth des Semels Gut zu Büningen überließ, und weiterhin gab Alber von Werenwag den 23. Apr. 1305 seiner Base Tochter Agnes von Michelstein und ihren Kindern „an ihr Gestift“ allda des Mühlhäusers Hof „in Ortgassun“, und urkundete zugleich, daß das Vettern-Gut, auf dem die Klause stehe, mit seiner Einwilligung rechtmäßig geeignet sei (Schmid, Urkb. 161). Noch im J. 1516 ließen sich Meisterin und Schwestern der Klause von K. Maximilian I. mit ihrer Kastvogtei von Neuem in dessen Schutz und Schirm nehmen, allein in den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts hatten sich die in der Klause befindlichen Beguinen alle aus derselben entfernt, worauf K. Ferdinand im J. 1529 das Kloster Rohrhalden bei Rottenburg auf dessen Bitten in widerruflicher Weise in den Besitz und Genuß der Klause und ihrer Einkünfte einwies, unter der Bedingung, nichts hiervon zu veräußern,| weßhalb ein genaues (noch im Staatsarchiv vorhandenes) Inventar über das ganze Klostervermögen einschließlich des Hausraths aufgenommen wurde. Im J. 1542 jedoch wurde die Veräußerung dieser Güter gestattet, unter der Bedingung, daß, wenn die Beguinen sich wieder einfinden, sie die Güter unentgeltlich ausgefolgt erhalten sollten. Den 14. Nov. 1544 wurde daraufhin die Klause mit Gülten, Zehenten und Gütern, die dazu gehörten – dabei insbesondere Haus, Hofraithe, Badstube, Scheuern, Brunnen und Garten allhier, sämtlich bei einander gelegen und an den Kirchhof stoßend – an Hans Schwaiger, Obervogt der Herrschaft Hohenberg, um 840 fl. verkauft, auf welchen durch Kauf den 5. Mai 1571 Taddäus Ifflinger von Granegg, sein Sohn Konrad Ifflinger und sodann ebenfalls durch Kauf den 31. Jan. 1587 das Kloster Beuron folgten. Zwar erhob das Kl. Rohrhalden später noch einmal Ansprüche an diese Güter, allein gemäß einem Vergleiche vom 10. März 1610 zwischen beiden Klöstern blieb Beuron im Besitze derselben unter der angegebenen im J. 1542 vorgeschriebenen Bedingung, hatte aber dafür 1200 fl. an Rohrhalden zu bezahlen.Als Meisterinnen der Klause werden genannt: den 15. Okt. 1385 Adelheid von Hohenberg, den 8. Nov. 1404 Clara Sächsin und den 17. Juli 1438 Margaretha Wülflingerin. – Der Besitz derselben war immer nur ein mäßiger gewesen, es werden außerhalb Egesheim hauptsächlich genannt Güter und Höfe zu Königsheim und Schörzingen, aber auch in sonstigen benachbarten Orten, Nusplingen, Bubsheim, Reichenbach, bezog sie Gülten, Zehenten u. dergl.[1]
Von einer Familie, welche sich in alter Zeit nach der Burg Granegg genannt, ist nichts sicheres bekannt, denn der Erzählung aus dem 11. Jahrhundert: „Die Ruinen von Granegg von J. T. Stier. Rottweiler Chronik Jahr 1845 Monat Juli und August“ und danach „Staiger, Fr. Xav. Conr. Das Schwäbische Donauthal“ S. 122 dürfte wohl nicht einmal eine Sage zu Grunde liegen, und der Bruno de Granegge in der Urkunde des Gr. Heinrich von Freiburg vom 1. Apr. 1281 (Mone 10, 97) dürfte wohl noch eher auf Granegg bei Gottlieben im Thurgau oder bei Nieder-Eschach (bad. B.-A. Villingen) zu beziehen sein. Möglich ist es, daß die bei Nieder-Eschach und in mehreren| demselben benachbarten Orten des Oberamts Rottweil (O.-A.-Beschr. Rottweil S. 153) angesessene Familie von Ifflinger dieser Burg den Namen verlieh, wie denn auch Angehörige derselben im 16. Jahrhundert in Egesheim als begütert vorkommen. Im J. 1831 kaufte der Freiherr Karl von Ifflinger die Burg Granegg von Privaten.Nach dem genannten Michelstein schrieb sich im 12.–14. Jahrhundert gleichfalls eine ohne Zweifel im Anfange des 14. Jahrhunderts erloschene adelige Familie: Reginhard von M. erscheint den 21. Apr. 1101 und den 2. Apr. 1102 als Zeuge bei Vergabungen an das Kl. Allerheiligen in Schaffhausen (Wirt. Urkb. 1, 330. 333), „Berkerus nobilis de M.“ im J. 1266 als solcher des Edlen Egelwart Docceller in einer Kl. Kirchberger Urkunde; der Beziehungen dieser Familie zur Egesheimer Klause ist schon oben gedacht. Den 23. Aug. 1483 wurde Berchold von Balgheim von Herzog Sigmund von Österreich unter anderem mit dem hiesigen Burgstall belehnt und noch in einer Renovation des oberhohenbergischen Obervogteiamts Spaichingen vom J. 1766 kommt die Bezeichnung „am alten Schloß, wo vorher Michelstein benamset worden“, und am Ende des Jahrhunderts das „Michelsteingut“ vor.
b. Bärenthal, eine Stunde südöstlich vom Mutterort an der Beera gelegen; daselbst bestand früher eine königl. Hammerschmiede, später eine Papiermühle des Freiherrn von Ulm; jetzt ist es Eigenthum der Gebrüder Johann und Xaver Büschle, die eine Mühle mit 3 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe hier betreiben (s. auch oben).
Das Hammerwerk Bärenthal[2] gehörte früher zu der Grafschaft Oberhohenberg und gieng im Jahre 1805 mit dem Schmelzwerk Harras, dem jetzt auf badischem Gebiet gelegenen Eisenwerk Zizenhausen und anderen vorderösterreichischen Besitzungen an Württemberg über. Das Werk soll im Jahre 1700 erbaut und der Platz dazu von 5 Jaucharten 3589 Quadratfuß Nürnberger Maß von dem ehemaligen Stifte zu Beuron, das jetzt zum Sigmaringen’schen Lande gehört, erkauft worden sein. Ehemals hatte das Stift auch die Seelsorge auf dem Werk, wofür jährlich 2 Centner Grobeisen und 2 Centner Kleineisen entrichtet wurden. Nach Aufhebung des Stifts wurde das| Hammerwerk in das Sigmaringen’sche Dorf Bärenthal, später nach Nusplingen eingepfarrt.Den 11. Aug. 1717 erhielt Gr. Anton von Montfort durch einen Admodiationsvertrag mit der österreichischen Hofkammer zu Innsbruck die Bärenthaler und Stockacher Berg- und Schmelzwerke samt der Schmiede in Bärenthal in Bestand.
Die im Jahre 1822 eingegangene Frisch-, Strek- und Blechhütte Bärenthal lag hart an der Grenze von Sigmaringen am Fluße Beera, im Mittelpunkt der vier Dörfer Bärenthal, Renquishausen, Egesheim und Nusplingen, von jedem eine Stunde entfernt; jetzt ist im ehemaligen Großhammer eine Mahlmühle eingerichtet. Die Beera, welche theils bei Gosheim und Deilingen theils bei Thieringen entspringt, wurde nach ihrer Vereinigung durch ein 196 Fuß langes hölzernes Gerinne auf die 8–91/2 Fuß hohen oberschlächtigen Hammerräder geleitet.
Die Großschmidte enthielt 2 Frischheerde mit Holzbälgen, 1 Aufwerfhammer und 1 Schleifstein; ungefähr 100 Fuß weiter unten am Flusse lag die Kleinschmidte mit 1 Esse, hölzernem Doppelbalg und Hammergerüst mit 3 Schwanzhämmern, nämlich Zainhammer, Strekhammer und Blechhammer. Außerdem waren an Gebäuden im Jahre 1805 vorhanden: 1 Nagelschmidte, 1 Kohlschuppen, das Verwesamtshaus, 1 Wohngebäude für den Gegenschreiber und Wirth, 4 Laborantenhäuser, Scheuern und Stallungen, Holzmagazin und eine kleine Kapelle. Zu dem Werke gehörten auch 1721/2 Jauchert eigene Waldungen auf der Egesheimer Bahn gelegen, welche aber größtentheils ausgehauen waren.
Das Erzeugniß der Frischhütte im Jahre 1805 betrug nur 1128 Centner Bengel- und Stabeisen mit einem Kohlenverbrauch von 431/2 Kubikfuß pro Centner und einem Abbrand von 21 Prozent; bei Nacht war die Arbeit eingestellt. In der Strekhütte wurden 948 Centner Stab-, Klein- und Knopper-Eisen und 30 Centner Eisenblech erzeugt. Zu 1 Centner Blech waren nicht weniger als 45 Kubikfuß Kohlen erforderlich, bei einem Abbrand von 19 Prozent. Der Selbstkosten der Fabrikate überstieg den Erlös, welcher damals vom Grobeisen 13 fl. 32 kr., Strekeisen 15 fl. 6 kr., Blech 23 fl. 20 kr. pro Centner betrug. Schlechte Wege führten auf das ganz abgelegene Werk; die einzige Verbindung mit der Post vermittelte ein Bote, welcher wöchentlich einmal nach Stockach gieng. Bei den ungünstigen Ertragsverhältnissen war man schon öfter österreichischer Seits Willens, das Werk zum Stillstand zu bringen. Der Württembergischen| Verwaltung gelang es jedoch, durch Verbesserungen den Betrieb, insbesondere die Blechfabrikation wieder zu heben. Zu diesem Ende wurden im Jahre 1808 Blechschmide aus der Gegend von Suhl engagirt und die Blechfabrikation in dem mit einem Aufwande von 10.870 fl. neu erbauten 108 Fuß langen 45 Fuß breiten Schmidtengebäude neben den beiden Frischfeuern eingerichtet. Zum Glühen der Bleche diente ein Glühofen mit Holzfeuerung, zum Schmiden ein besonderer Aufwerfhammer und ein Schwanzhammer. Auch wurde im Jahre 1808 ein neues dreistockiges Laborantenhaus mit einem Kosten von 15.359 fl. erbaut. In der Folge hatte jedoch der Absatz der Bärenthaler Fabrikate mit immer größeren Schwierigkeiten zu kämpfen, namentlich verdrängte das niederländische gewalzte Blech das geschmidete, weil es schöner und nach Ermäßigung des Eingangszolles von 8 fl. auf 3 fl. 12 kr. pro Centner auch wohlfeiler war. Im Jahre 1817/18 betrug der Verkauf in Bärenthal nur 26 Centner Grobeisen, 101 Centner Strekeisen, 49 Centner Knopperzain und 650 Centner Blech. Die Vorräthe von letzterem häuften sich immer mehr an, ungeachtet die Blechpreise auf 20–21 fl. pro Centner ermäßigt worden waren, wobei dem Werke kein Gewinn mehr verblieb. Unter diesen Umständen sah man sich genöthigt, im Jahr 1819 die Blechfabrikation einzustellen, und den 13. Juni/31. Juli 1822 wurde das ganze Werk nebst 4 Morgen Wiesen und 1/2 Morgen Garten, jedoch ohne die innere Einrichtung der Schmidten, deren Ausbruch der Staat sich vorbehielt, um die Summe von 6000 fl. an den Freiherrn Joseph Anton von Ulm auf Erbach verkauft.Der Käufer richtete eine Papierfabrik daselbst ein, den 31. Juli 1836 verkaufte jedoch die ulmische Vormundschaft Bärenthal wieder und es kam seither in verschiedene Hände, wie es auch zu einer Mahlmühle umgewandelt wurde.
c. Mauchenhof, liegt auf dem Heuberg, 1/2 Stunde nordöstlich von Egesheim; zu dem Hof gehört ein 72 Morgen großes Gut (40 M. Äcker, 18 M. Esparsette, 12 M. Weide und Holzbestand, 2 M. Öden und Wege). Der Hof wurde im J. 1818 von dem Egesheimer Bürger Joh. Bapt. Mauch gegründet.
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