Beschreibung des Oberamts Schorndorf/Kapitel B 3
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Die drei Gemeinde-Parcellen je mit eigener Markung liegen auf den sogenannten Berglen, an der nördlichen Grenze gegen das Oberamt Welzheim, und zwar am östlichen Abhange gegen das Wieslaufthal, durch welches eine gute Straße hierher führt. Von Necklinsberg genießt man eine herrliche Aussicht gegen die Alp, den Schwarzwald, den Stromberg und den Welzheimer Wald. An Wasser haben sie Überfluß, jedoch fehlen laufende Brunnen. Der zwischen Sand und Lehm rasch wechselnde Boden hat seichten Humus, ist von geringerer Fruchtbarkeit und mit Ausnahme des Habers zum Getreidebau weniger geeignet. Die Luft ist trocken aber scharf und Abends häufig kühl; Frühlingsfrost u. Gewitter mit Hagelschlag sind häufig. Die Vegetation ist gegen das Remsthal um 8–10 Tage zurück. Der hier herrschende grobkörnige graue Keuper-Sandstein dient zum Hochbau, eine harte Abart desselben zum Straßenbau. Der häufig sich findende Mergel, Kerf genannt, wird benützt. – Der Gesundheitszustand ist gut und die Sterblichkeit sehr gering (s. o. S. 25). In Krehwinkel jedoch, dessen Einwohner im Allgemeinen etwas kleiner sind, kommt der Cretinismus (s. o. S. 26) in seinen verschiedenen Abstufungen etwas häufiger vor und vermindert sich erst seit die Kinder beim Besuche der Schule zu Necklinsberg die dortige gesunde Luft genießen. In Asberglen trifft man gleichfalls verschiedene Formen des Cretinismus, der jedoch auch hier im Abnehmen begriffen ist.
Die Zehenten stehen in der ganzen Gemeinde von der Constanz’schen Pflege in Schorndorf, die Novalien von der Kellerei her, dem Staate zu. Von den Gefällrechten des Staats sind 19 fl. 4 kr. Laudemien, 67 fl. 49 kr. Zinse, 24 Sch. 4 S. Fruchtgilten, 1 I. Wein und 2 fl. 44 kr. für Frohnen im Capitalbetrage von 3102 fl. 46 kr. abgelöst worden, und bestehen dieselben noch in 1 fl. 12 kr. Zinse, 9 I. Wein und 256 fl. 4 kr., sowie 77 Sch. 4 S. Frucht wegen des Zehentens. Außerdem hat noch der Hospital Schorndorf 2 Sch. 2 S. Dinkel und 2 Sch. 4 S. Haber, sowie der Armekasten daselbst und die Orts-Gemeinde-Pflege ganz unbedeutende Hellerzinse zu erheben.
| Die Gemeinde hat 99 Haupt- und 49 Neben-Gebäude. Die Nachbarschaftswege wie die größeren Communications-Straßen sind in den Berglen ganz gut. Die Einwohner sind fleißig, die Betriebsamkeit aber ist bei vieler Gewinnsucht, die namentlich durch einen Händlersgeist hervortritt, noch beschränkt. Die Vermögensverhältnisse sind durchaus sehr bescheidener Art und nicht immer sichern Fleiß und Sparsamkeit das Auskommen. Obstbau, Ackerbau und Viehzucht sind in den Berglens-Orten zwar die Haupt-Erwerbsmittel, in Necklinsberg aber herrscht der Weinbau vor.Was den landwirthschaftlichen Betrieb in den Berglensorten betrifft, so ist derselbe, wie schon in der Oberamts-Beschreibung von Waiblingen S. 188 bemerkt, vergleichungsweise noch weit zurück, woran wohl der Mangel an größeren Gütern, deren Besitzer durch Beispiel vorangingen, Schuld trägt. Neben dem natürlichen Dünger wird einzig für den Weinberg Kerf (Mergel) verwendet. Besser angelegte Dungstätten fehlen ganz. Der alte deutsche Beet- und Wende-Pflug und der Suppinger Pflug herrschen vor. Die gewöhnliche Dreifelderwirthschaft mit starkem Bracheinbau von Kartoffeln, Erbsen, Linsen, Wicken und Rüben ist allgemein. Die gewöhnlichsten Halmfrüchte sind Weizen, Dinkel, Haber, Einkorn. Rother Klee, Luzerne und Esper wird selten gebaut. Der Ertrag ist vom Weizen 2, vom Dinkel 3 und vom Haber 4 Sch. vom Morgen. Die Bespannung besteht in Kühen am Doppeljoch; in der Regel genügt ein Paar am Pfluge. Der Absatz an Früchten nach Außen ist höchst unbedeutend. Es wird wenig Flachs, aber ziemlich viel Hanf von mittlerer Qualität, der im Haus gesponnen wird, gebaut. Die gegen die vielen Thaleinschnitte und in den Thälchen liegenden Wiesen erzeugen vieles und gutes Futter in 2, theilweise 3 Schnitten. Die Bergwiesen, theilweise nur einmähdig, liefern ein ziemlich mittelmäßiges Futter. Futter nach Außen wird nicht verkauft. Wässerung findet nicht statt. Die Bauart der Weinberge weicht von jener im Thale nicht ab. Die Weinberge liegen an Bergen. Auf den Morgen kommen 2800 Stöcke, meist Sylvaner, rothe und weiße Elblinge. Der Wein ist weniger gut als der Remsthäler, mit dem er sonst viele Ähnlichkeit hat. Der Necklinsberger und Buhlbronner hat einen guten Klang. Der Ertrag ist etwa 6 E. vom M. Im J. 1846 stieg der Preis eines Eimers bis auf 66 fl. Eine Hauptnebennutzung besteht in Bohnen und Wälschkorn. Der Preis eines Morgens Acker ist 20–300 fl., Wiesen 40–450 fl., Weinberg 400 fl. Der bedeutende Obstbau ist fortwährend im Zunehmen und es thut sich besonders Krehwinkel durch die Güte seiner Sorten hervor. Am Besten gerathen die Kirschen. Größere Baumschulen fehlen. Das Mosten ist die Hauptbenützungsweise. Kirschengeist wird sehr viel bereitet und ausgeführt. Alle Waiden sind verschwunden. Die Rindviehzucht ist überhaupt | und vergleichungsweise zu tadeln; das Vieh ist vom kleinen Landschlag und auch die Farrenhaltung zum Theil schlecht. Original-Racen gehören zur Seltenheit. Der Viehhandel liegt fast einzig in den Händen der Juden, s. oben S. 50. Viehmastung ist selten; dagegen wird Jungvieh nachgezogen und theilweise ausgeführt. Die Schafzucht hat völlig aufgehört. Außer den in keiner Haushaltung fehlenden Hühnern, werden in den Berglen sehr viele Gänse aufgezogen, welche Händler aufkaufen (s. o. S. 51). Es sind kaum die allernöthigsten Handwerker vorhanden, mit Ausnahme der Leineweber, von welchen mehrere die bei Hebsack erwähnte Blauweberei betreiben.
Das Vermögen der Gemeinde besteht in 317 M. Grundeigenthum und 3834 fl. Capitalien, worauf 876 fl. Schulden haften. Die Gemeindeumlage ist 400 fl. Stiftungsvermögen ist nicht vorhanden. In Asberglen und in Necklinsberg ist je eine Schule.
Belangend die einzelnen Orte der zusammengesetzten Gemeinde, so liegt
a) das Dorf Asberglen, auch Asperglen, Sitz des Schultheißen, 2 Stunden nördlich von Schorndorf, zunächst über dem Wieslaufthal, auf dem rechtseitigen Ufer der Wieslauf und auf der ersten Stufe einer kleinen Anhöhe, die sich rückwärts in die Berglen verliert. Das Aussehen ist weder besonders freundlich, noch reinlich. Einen Grund des Cretinismus will man in einem Brunnen des Dorfes, dem „Kropfbrunnen“, suchen. Auf dem Schulhaus, zugleich das Rathslocal enthaltend, befindet sich eine Uhr mit 2 Glocken. Die Einwohner sind meist unbemittelt, mehrere arm. Die Markung begreift 156/8 M. Gärten, 2007/8 M. Acker, 1556/8 M. Wiesen und 374/8 M. Weinberge, so daß auf einen Kopf 13/10 M. Baufeldes treffen.
Mit Asberglen (alt blos Asperg) belehnt Württemberg im Mai 1369 die von Urbach (Scheffer 29) und am 15. Juni 1400 mit Gütern in Asberglen und Krehwinkel die von Zilnhard (ebendas. 37). Im Jahr 1411 erhielt Görg von Urbach von Graf Eberhard von Württemberg geeignet Güter in Asberglen und in Krehwinkel, zur Lehenschaft Geradstetten gehörig, wofür ersterer 1/3 von Ober-Urbach zu Lehen machte; er verkaufte sofort die Güter in Asberglen, Krehwinkel, auch einige in Buhlbronn, Necklinsberg, Miedelsbach und Streich für 1637 fl. an Kl. Adelberg. Das Kl. Gotteszell verkaufte 1436 an Johann Schletz, genannt Küchenmeister, Bürger zu Schorndorf, mehrere Güter und Rechte zu Asberglen und Krehwinkel, welche durch Heirath an Vital Kridweis in Eßlingen gelangten, der sie 1457 an Sigmund Heß, Forstmeister zu Schorndorf, verkaufte, welchem in genanntem Jahr Graf Ulrich von Württemberg| diesen Besitz von aller Steuer, Schatzung, Auflag und anderer Beschwerde freite. In den Jahren 1541 und 1544 überlassen die Hessen von Rorbach (in der Pfalz) ihre hiesigen Güter und Rechte käuflich an Herzog Ulrich. Im Jahr 1524 besaß Adelberg 1 Hof, 2 ganze, 3 halbe Lehen und 7 Sölden. Von den 215 Einwohnern, die 1807 der Ort zählte, gehörten damals 188 ins Klosteroberamt Adelberg, Steinenberger Viertels, und 27 ins Oberamt Schorndorf, Rudersberger Stabs. Den Gemeindestab hatte Adelberg; die niedere Gerichtsbarkeit stand jedem Theil auf seinem Boden zu.b) Der Weiler Krehwinkel, auch Krähwinkel, liegt 1/2 Stunde westlich von Asberglen in einem Thalwinkel, das „Schmalzgrüble“ genannt. Die Lage des von drei Bergen eng eingeschlossenen Örtchens ist düster. Dasselbe ist reich an Quellwasser und hat einen schönen Buchen- und Eichen-Wald. Die Markung enthält an Baufeld 117/8 M. Gärten, 1255/8 M. Acker, 523/8 M. Wiesen und 225/8 M. Weinberg, wonach 12/10 M. auf den Kopf kommen.
Von Philipp Heß von Rorbach brachte Herzog Ulrich von Württemberg im Jahr 1544 dessen hiesige Güter und Rechte an sich (s. zuvor). Gleichwohl war der Ort schon 1554 in allen Beziehungen Adelbergisch. Er gehörte bis 1807 ins Steinenberger Viertel und war sogar 1524 der Sitz eines eigenen Klosterämtchens.
c) Necklinsberg, Weiler, 1/2 Stunde nordwestlich von Asberglen, westlich, nördlich und östlich vom Oberamte Welzheim umgeben. Dieses äußerst freundliche und nette Örtchen liegt ganz frei auf einem Bergrücken, und ist wohlhabender. Die Markung begreift an Baufeld 175/8 M. Gärten, 2572/8 M. Acker, 145 M. Wiese und 48 M. Weinberg; also 2 M. Feldgüter auf den Kopf. Von 1827/40 sind 141/2 M. Allmand angebaut worden.
Necklinsberg taucht auf im Jahr 1293, wo am 22. Juli Graf Eberhard von Württemberg, von Kl. Lorch zum Schirmherrn angenommen, dessen hiesige Güter unter andern zu schirmen versprach. (Besold 736.) Kl. Adelberg machte hier Erwerbungen im Jahr 1343 von Walter von Ebersberg (Sattler Topogr. 173), und im Jahr 1411 von Jörg von Urbach (s. Asberglen). Im Jahr 1407 wird Necklinsberg unter den Orten angeführt, welche Graf Eberhard von Württemberg von Wernher Nothhaft Ritter und seinem Bruder Hans Nothhaft lösete. (Steinhofer 2, 604.) Zur Zeit der Reformation bestand es aus 2 nach Rudersberg, 1 nach Urbach, 1 nach Reichenberg und 6 adelberg’schen zum Amt Krehwinkel gerichtbaren Höfen. So blieb es beinahe unverändert; denn 1807 gehörten von den 140 Einwohnern 87 ins Kloster-Oberamt Adelberg,| Steinenberger Viertels, und 53 in’s Oberamt Schorndorf, davon 11 in den Urbacher und 42 in den Rudersberger Stab. Den Gemeindestab hatte Rudersberg, die niedere Obrigkeit aber jeder Theil auf seinen Gütern. Hieraus ist auch der frühere Stand der Bevölkerung zu ersehen.Der Gemeindebezirk Asberglen wurde 1819, bis wohin die drei Orte zum Steinenberg gehörten, gebildet.
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