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Beschreibung des Oberamts Schorndorf/Kapitel A 5

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V. Nahrungsstand.


1. Hauptnahrungsquellen.

Die Hauptnahrungsquellen des Bezirkes fließen bei sehr zerstückeltem Grundbesitz aus dem Ackerbau, in den Thalorten vorzugsweise aus dem Weinbau, und außerdem aus dem Obstbau und der Rindviehzucht, wozu in den Waldorten noch der Waldertrag kommt.

Die Gemerbsindustrie ist besonders auf den Dörfern nicht von Belang.

Um so mehr bedarf die zunehmende Bevölkerung einer Ausdehnung des Feldbaues, und es scheint auch, nachdem jüngstens einige Waldrodungen gestattet worden, die Zeit gekommen zu seyn, daß Hacke und Pflug des noch über Verhältniß großen Waldbodens weiter sich bemeistern werden, was bezüglich verminderter Holzerzeugung insofern weniger Anstand finden sollte, als dieselbe wenigstens theilweise durch vermehrte Obstbaumzucht sich wieder ersetzen wird. (Weiteres über die Waldorte s. in der Ortsbeschreibung unter „Aichelberg.“)


2. Vermögen.
Der Geldwerth des Grundeigenthumes beträgt im 20fachen Betrag
des geschätzten jährlichen Ertrages 4.914.094 fl. 30 kr.
  derjenige der Gebäude 2.366.551 fl. 40 kr.
derjnige des Viehes 342.530 fl.   – kr.
zusammen 7.623.176 fl. 10 kr.
An steuerbarem Vermögen kommen auf 1 Bezirksangehörigen mit| Einrechnung des Viehstandes 237 fl. 54 kr., ohne denselben 226 fl. 30 kr. Das bei der vaterländischen Mobiliar-Feuerversicherungs-Anstalt versicherte Vermögen beläuft sich in der Oberamtsstadt auf 309.851 fl. und im ganzen Bezirke auf 467.740 fl.

Da der Weinbau für so Viele die Hauptnahrungsquelle ist, so haben diese bei den häufigen Mißjahren, dem durchschnittlich sehr kleinen Grundbesitz und dessen Verschuldung einen Fehlherbst oft genug schmerzlich zu empfinden, ohne daß dem weitaus größten Theile ein gesegneter Herbst weiter zustatten käme, als daß er die in ungünstigen Jahren aufgewachsenen Verbindlichkeiten aller Art wieder erfüllen kann.

Daher kommt es auch, daß, obgleich ziemlich viel wohlhabende Leute vorhanden sind, die Mehrzahl der Einwohner nicht mehr als ihr Auskommen hat, daß eine große Zahl um dasselbe mehr oder weniger kämpfen muß und daß eine bedeutende Zahl, welcher es gänzlich oder größten Theils fehlt, die öffentlichen Kassen namhaft in Anspruch nimmt. Die Vermögensverhältnisse im Allgemeinen mögen besser seyn, als in den Bezirken Welzheim und Gmünd, schlechter als in Göppingen, Eßlingen und Canstatt und ziemlich übereinstimmen mit Waiblingen. Verhältnißmäßig am Höchsten steht der Privatwohlstand in Schnaith, Beutelsbach, Grunbach, Geradstetten, Aichelberg, Oberberken und Schorndorf; am Niedrigsten in Baiereck, Schornbach, Baltmannsweiler, Buhlbronn, Hegenlohe, Hohengehren, Thomashardt und Hebsack.

Die zur Besteurung von 1850/51 fatirten Activcapitalien der Privaten, einschließlich der von der Steuer gesetzlich befreiten, betrugen 2.319.503 fl.


3. Wirthschaft.
A. Bodenbau und Landwirthschaft.
a. Gewinnung von Mineralien.

Die verschiedenen Bausteine, der Stuben- und Schwemm-Sand, die Thon- und Töpfer-Erde, welche im Bezirke sich finden, sind im Abschnitte „Gebirgsarten“ bereits erwähnt worden. Weiteres ergibt sich aus der Ortsbeschreibung, wo auch (bei Baltmannsweiler) eines früheren Silberbergwerkes gedacht ist. Das Areal sämmtlicher Steinbrüche, Thon- und Mergel-Gruben beträgt 10 Morgen 3,3 Ruthen.


b. Pflanzenbau.
1. Verhältnisse im Allgemeinen.
Die ganze Grundfläche des Oberamts-Bezirkes beträgt nach den Ergebnissen der Landesvermessung 61.1824/8 M. 42,2 R. Das unbebaute| Land (Weiden, Öden etc.) verhält sich zu dem bebauten einschließlich der hiezu gerechneten 27.667 M. Waldungen wie 1 : 17,4; werden aber die Wälder als unbebautes Land angesehen, so ist das Verhältniß wie 1 : 0,974. Nach diesem Verhältnisse ist nicht ganz die Hälfte der ganzen Fläche cultivirt. Von der ganzen Bodenfläche kommen auf einen Menschen 2 M. 12 R. (im ganzen Lande 31/2 M.), auf ein Pferd 1455/8 M. und auf ein Stück Rindvieh. 56/8 M.

Wenn Gärten und Länder als Einheit angenommen werden, so stellt sich das Verhältniß sämmtlicher Culturarten wie folgt heraus:

Gärten und Länder 01,0
Äcker 08,9
Wiesen 06,9
Weinberge 02,4
Waldungen 17,6
Oder unter 100 Morgen sind
Gärten und Länder 02,6 Morgen
Äcker 22,9  "
Wiesen 17,8  "
Weinberge 06,0  "
Waldungen 45,2  "
94,5  "
Der Rest von 5,5 Procent ist eingenommen durch das
Areal der Gebäude und Hofstätten mit 00,6
Thon- und Steingruben 00,0
Flüsse, Bäche und Weiher 00,6
Straßen und Wege 02,6
Weiden und Öden 01,7
05,5
Vertheilung und Eigenthum. Das Grundeigenthum ist in 84.398 Parcellen getheilt, so daß auf eine Parcelle 5/8 M. 38,26 R. treffen. Berücksichtigt man jedoch die so bedeutende nicht parcellirte Waldfläche, so vermindert sich die durchschnittliche Größe einer Parcelle beinahe um die Hälfte, wonach die Vertheilung des Bodens in unserem Bezirke, wie schon bemerkt worden, als sehr gesteigert erscheint. Am Bedeutendsten ist sie in Winterbach, Ober-Urbach und Beutelsbach. Auch der Grundbesitz des Staates und der Körperschaften ist sehr bedeutend. Es besitzen meistens an Waldungen: der Staat 21.4344/8 M., der Adel 1/8 M. und die Corporationen 93105/8 M., zusammen 30.7452/8 M., so daß auf die Privaten nicht ganz die Hälfte mit 30.4373/8 M. fällt. Hienach kommt als Eigenthum durchschnittlich an bebautem und unbebautem Felde 1 M. als Eigenthum auf den Kopf. Sieht man aber auch von den Eigenthumsverhältnissen ab und betrachtet die Größe des Baufeldes überhaupt, welche sich namentlich wegen des großen Waldareals auf einen durchschnittlichen| Betreff von 1 M. auf den Kopf beschränkt, so finden wir, wie die Ortsbeschreibung zeigt, daß nur in Adelberg und Steinbruck 3, in Schlichten und Necklinsberg 2 und in Unterberken und Haubersbronn 11/2 M. der durchschnittliche Betreff eines Einwohners sind, wogegen derselbe in Hebsack und Unterhütt auf 4/10 M., in Schnaith und Rohrbronn auf 6/10 M. herabsinkt. Daher kommt es auch, daß in den Thalorten der Grundbesitz nicht nach Morgen, sondern nach Vierteln und Achteln gerechnet wird und der Besitzer von 6, 8–10 Morgen, zumal wenn keine Schulden darauf ruhen, als ein „gemachter Mann" gilt. Übrigens sind keine geschlossene Güter mehr vorhanden und das Eigenthum ist frei und ungetheilt. Anbau. Bei dem beschränkten Grundbesitz und der großen Zerstückelung desselben ist, durch Boden und Clima allermeist begünstigt, die Cultur so hoch gestiegen, daß sie im Thale häufig dem Gartenbau gleichkommt. Außerdem sind es die vielen Erhöhungen und Vertiefungen der Seitenthäler, welche für den Wein- und Obst-Bau trefflich benützt werden und zum Fortkommen der außerordentlich großen Bevölkerung des Thales wesentlich beitragen. Ist auch der Weinbau als Hauptculturzweig zu betrachten, so hat doch die Obstzucht in manchen Orten eine solche Bedeutung erreicht, daß sie denselben häufig einen zweiten Herbst gewährt. Auf den Höhen, zumal des Schurwaldes, ist zwar bei schlechteren Bodenverhältnissen viel steiniges und stark abhängiges Ackerfeld zu finden, aber doch sind auch hier keine ganz ungebauten Plätze anzutreffen. Die Stallfütterung ist längst, in Schorndorf schon vor 1797, eingeführt; nur in Steinbruck, Schlichten und Manolzweiler wird hin und wieder noch Vieh ausgetrieben. In dem Rems- und dem Wieslauf-Thal, herrscht der Weinbau vor; auf den Berglen, wo übrigens Rohrbronn, und in den Waldorten, von denen Aichelberg noch Weinbau hat, wird neben dem Obstbau Ackerbau und Viehzucht getrieben. (Hinsichtlich der Waldorte s. die Ortsbeschr. von Aichelberg.) Am wenigsten Ackerbau ist in Schnaith. Der 1839 gegründete landwirthschaftliche Bezirksverein wirkt durch Belehrung, Beispiel und Preise, wozu der Staat jährlich 158 fl. beiträgt und die Amtskörperschaft nach Bedürfniß (bis jetzt 1500 fl.) beischießt, durch Prämien an treue Dienstboten und durch Anschaffung zweckmäßiger Ackergeräthe. Seine Verhandlungen finden in verschiedenen Orten des Bezirkes Statt, sollten aber mehr von praktischen Landwirthen besucht und durch gegenseitige Besprechungen und Belehrungen gemeinnütziger gemacht werden. Von Musterwirthschaften kann bei dem Mangel größerer Güter die Rede nicht seyn. Die Gülle wird im Thal überall zu Rathe gehalten; hauptsächlich in Folge der Bemühungen der Ortsvorsteher sind in Haubersbronn bis 1832 140 Güllenbehälter| und 88 ordentlich eingerichtete Düngerstätten geschaffen worden; in Ober-Urbach wurden bis 1836 bei 321 Stallungen 174 musterhafte Jauchenbehälter angelegt, und in Schnaith, wo das Sammeln der Jauche und des Düngers bis zum Geiz getrieben wird, waren schon 1836 seit längerer Zeit bei allen 510 Stallungen gutbeschaffene Güllenlöcher angebracht. (Corresp.Bl. des landw. Vereins, 1832, I., 57., 1836 II. 46, 47 und 57.) Auch Schorndorf, Winterbach, Hebsack, Geradstetten, Grunbach und Beutelsbach zeichnen sich durch verbesserte Dunglegen und Gülleneinrichtungen aus. Daß auf den Berglen und dem Walde noch viel zu wenig in dieser Hinsicht geschieht, wird eine nähere Darlegung der dortigen landwirthschaftlichen Verhältnisse bei Asberglen und Aichelberg zeigen. Außer dem natürlichen Dünger werden Gyps, zumal in Winterbach, Ölmehl und dgl. benützt und viele Güter, namentlich Kleeäcker in den Thalorten, mit Mergel (Kerf) und Wiesen mit einem Gemengsel von Asche und Gyps übertragen. Auch die Compostbereitung findet neuerdings durch ein in Winterbach gegebenes Beispiel vielfache Aufnahme. Das Brennen der Felder kommt nur in dem am Welzheimer Walde gelegenen Steinbruck vor. Fremde Taglöhner aus den oberen Remsthalorten kommen zwar zur Erntezeit nach Schorndorf, wo sie sich, um gemiethet zu werden, auf dem Marktplatz aufstellen; in den Amtsorten aber sind dieselben so wenig Bedürfniß, daß um jene Zeit viele ihrer Bewohner in andere Bezirke und selbst in das Baden’sche ziehen.

Werth und Ertrag. Die Güterpreise, im Ganzen betrachtet, bewegten sich zu Ende des Jahres 1847 zwischen 20 bis 1800 fl. vom Morgen. Am Niedrigsten stehen sie in den Berglen, am Höchsten in Schnaith und Beutelsbach. Noch im Sommer 1850 standen jedoch diese Preise um 1/81/2 tiefer, obwohl sie sich schon bis dahin wieder gehoben hatten. Näheres in der Ortsbeschreibung.

Der Reinertrag und Kapitalwerth des angebauten Landes berechnet sich nach den Schätzungen für das Steuercataster wie folgt:

Reinertrag vom Morgen. Kapitalwerth.
Gras- und Baum-Gärten   09 fl. 57 kr.   (199 fl. 0– kr.
Küchengärten und Länder 06  " 13  " (124  " 20  "
Wiesen, ohne Zehenten (zu 9/10) 06  " 44  " (134  " 40  "
 " mit Zehenten 07  " 29  " (149  " 40 "
Äcker, ohne Zehenten 04  " 46  " ( 95  " 20  "
 " mit Zehenten 05  " 34  " (111  " 20  "
Weinberge, ohne Zehenten 10  " 15  " (205  " 0–  "
 "  mit Zehenten 11  " 57  " (239  " 0– "
Waldungen 01  " 03  " (021  " 0–  "
| Werden alle diese Culturarten zusammengerechnet, so beträgt der Reinertrag eines Morgens, ohne den Zehenten, im Durchschnitt 5 fl. 31 kr. und der Kapitalwerth mit Zehenten und Gülten 124 fl. 40 kr. Der Reinertrag im Ganzen berechnet sich auf 245.704 fl. 131/2 kr. und abzüglich der Zehenten und des nicht besteuerten Bodens auf 199.238 fl. 50 kr.

Nach neueren Schätzungen beträgt die Aussaat 7–9 S. Dinkel, 4–5 S. Gerste, 6–7 S. Haber, 3 S. Weizen und 3 S. Roggen vom Morgen; die Ernte aber

in den Thalorten in den Bergorten
Dinkel       6 Scheffel 4 Simri, 00 4 Scheffel 4 Simri,
Gerste 4      "       –      " 0 3      "       –      "
Haber 5      "       –      " 0 6      "       –      "
Weizen 3      "       –      " 0 2      "       –      "
Roggen 3      "       4      " 0 2      "       –      "


In Hebsack, Geradstetten und Grunbach trägt der Dinkel 10–12, der Weizen 8fach. Auf dem Walde ist der achtfache Ertrag anzunehmen. In den Thalorten erträgt der Morgen bei 20 S. Aussaat 250 S. Kartoffeln. Der Dinkel gerbt durchschnittlich 3 S. 11/2 V. Kernen. Das Gewicht der auf die cameralamtlichen Fruchtkasten gekommenen Halmfrüchte war nach einer Zusammenstellung der verschiedenen Orte in einem zehnjährigen Durchschnitt: Dinkel 1 Schfl. 165 Pfd., Roggen 270 Pfd., Einkorn 174 Pfd., Haber 184 Pfd., Weizenmischling 262 Pfd., Gerste 250 Pfd. – Die Thalwiesen ertrugen 1835 vom M. 10–24, die Bergwiesen 6–10 Ctr. Heu. Der Durchschnittsertrag eines M. Weinbergs ist 3–4 Eimer (nach Rösch, Schorndorf S. 149 im Durchschnitt der Jahre 1780–1809 von den damaligen Amtsorten nur 2 E. 2 I.). Bei einem vollen Herbste steigt der Ertrag auf 8 E., in Beutelsbach und Schnaith auf 12, in Grunbach sogar auf 12–14 E. (s. die Ortsbeschreibung.)


2. Einzelne Culturen.
a. Ackerbau. Der Bezirk enthält 13.9281/8 M. 13,6 R. Ackerland; kaum 2/3 so viel, als das im Ganzen um 1/4 kleinere, aber nicht halb so waldreiche Oberamt Waiblingen. Dem Staat gehören 594/8 M. 18,4 R. und den Gemeinden und Stiftungen 1111 M. 38,7 R. (In dem Steuercataster sind 12.1981/2 M. Ackerland mit einem Reinertrag von 58.120 fl. 1 kr. aufgeführt.) Ausschließlich Ackerbau mit Viehzucht wird betrieben: in Baach, Steinbruck, Vorderweißbuch und Manolzweiler, sowie in den Gemeinde-Bezirken Baiereck, Baltmannsweiler, Hegenlohe, Höslinswarth,| Hohengehren, Hundsholz, Oberberken, Schlichten und Thomashardt. Die Dreifelderwirthschaft mit eingebauter Brache herrscht noch im ganzen Oberamte,doch so, daß 43403/8 M., also fast ein Drittel des Ackerlandes, nicht zelglich, sondern nach Willkür alle Jahre (nicht mit periodischer Unterbrechung, wie die eigentlichen Wechselfelder) eingebaut wird. Namentlich haben Baiereck, Geradstetten, Hebsack, Höslinswarth u. Rohrbronn gar keine, Grunbach u. beide Urbach verhältnißmäßig wenige flürlich gebaute Äcker. Fast überall im Thale wird der Boden wie Gartenland gebaut und sein Ertrag auf’s Höchste gesteigert. Eigenthümlich ist der Betrieb in Geradstetten und theilweise in Grunbach, da hier die Felder nicht in die gewöhnliche Zelgeneintheilung gebracht sind. Gar keine eigentliche Äcker hat Schnaith. Der Schwerz’sche Pflug ist seit 1846 ziemlich verbreitet und herrscht wenigstens in den Thalorten vor; doch findet er neuerdings auch auf dem Walde Freunde. In Hundsholz kommt der Suppinger Pflug auf. Schnaith und Rohrbronn haben gar keine Pflüge, Geradstetten und Steinenberg nur wenige; Hebsack hat erst seit neuerer Zeit einige. Die Frucht wird mit der Sichel geschnitten. Die Bespannung, wozu in der Regel ein paar Zugthiere hinreichen, besteht aus Ochsen, in den stark bevölkerten Thalorten aber meist aus Kühen. Das Doppeljoch herrscht zwar noch vor, weicht aber im Thale mehr und mehr dem Halbjoche. Die gewöhnlichen Getreidegattungen sind: als Winterfrucht Dinkel, Einkorn, Roggen, Weizen und Gerste, als Sommerfrucht Haber, Weizen-Mischling und Gerste (Sommergerste kommt seltener vor, Wintergerste etwas mehr, namentlich in Schorndorf). Haber wird hauptsächlich nur in den Berglens- und Wald-Orten gebaut. Dieser und der Dinkel zeichnen sich auf dem Walde, insbesondere in Hundsholz durch ihre Güte aus. Besonders guter Roggen wächst in Weiler; derselbe kommt seit dem Futtermangel im Jahr 1834 überhaupt in Aufnahme. Noch mehr ist dies neuerlich im Thale mit dem Weizen-Mischling, wobei Dinkel vorherrscht, der Fall. Auch der Talavera-Weizen und die sechszeilige Gerste, 1838 von Hohenheim hierher gebracht, finden von Winterbach und Schorndorf aus mehr und mehr Verbreitung. Das Getreide-Erzeugniß des Bezirkes deckt jedoch kaum die Hälfte seines Bedürfnisses. Nur in den Gemeinden Oberberken, Beutelsbach, Aichelberg und Hundsholz reicht es für den eigenen Jahresbedarf hin, und Oberberken allein kann einiges Getreide nach Außen verkaufen. Ältere abgegangene Fruchtgattungen sind das Heidekorn und Schwarzkorn. Die gewöhnlich zur Nutzung kommende Brache wird mit Kartoffeln, Reps und Mohn, beide nur zum eigenen Gebrauch, ferner mit Hanf, namentlich in den Berglen, mit Flachs,| sowie mit Wälschkorn, Ackerbohnen, weißen Rüben, Angersen, Bohnen, Erbsen, Linsen, Hirse, seltener mit Wicken, eingebaut. Nur in einigen Waldorten wird die Brache, jedoch ganz unbedeutend liegen gelassen. Der Bau von gelben Rüben, die gedörrt als Kaffee-Surrogat verkauft werden, wird fast überall stark betrieben, namentlich in Steinenberg. Durch Wälschkorn und Bohnen zeichnet sich Geradstetten aus. Besonders gutes Kopfkraut wächst in Hohengehren. In den Waldorten war früher der Bau von Flachs, der dort wegen seiner Güte sehr gesucht ist, bedeutender; der beste wächst in Schlichten und Weiler. Mit russischem (Rigaer) Leinsaamen wurde 1838 in Ober-Urbach ein sehr gelungener Versuch gemacht. (Landw. Corresp.Bl. 1838 II. 158.) Im Jahr 1840 wurden mit Staatsunterstützung einige junge Leute zu Erlernung der belgischen Flachsbereitung nach Hohenheim abgeschickt. – An Futterkräutern wird hauptsächlich Klee, sowohl ewiger als dreiblätteriger, im Thal wie auf den Bergen, doch hier weniger als dort, gebaut; Esper findet sich selten. Hiernächst ist der Bau von Runkeln und Bodenrüben überall sehr bedeutend. Überdies wird unmittelbar nach der Ernte der Winterfrucht derselbe Boden mit weißen Futter-Rüben, die bald darauf reifen, und nach der Flachs-Ernte mit Angersen eingesäet: eine für die ärmere Klasse sehr dankbare Industrie, welche jedoch nur in den Thalorten zu Hause ist.

b) Gartenbau. Diesem sind im Ganzen gewidmet: 15723/8 M. 46,9 R., davon kommen auf Gras- und Baum-Gärten 10681/4 M. 17,8 R., auf Gemüse-Gärten und Ländereien 4934/8 M. 7,5 R., auf Hopfengärten 105/8 M. 21,6. Von der Gartenfläche besitzen der Staat 171/2 M. 42,6 R., die Gemeinden und Stiftungen 207/8 M. 26,6 R. (Das Cataster enthält: Baum- und Gras-Gärten 19483/4 M., Küchengärten und Länder 10671/2 M. zusammen 30161/4 M. mit 26.012 fl. 13 kr. Rein-Ertrag.) Der Gartenbau beschränkt sich im Thal und in den Berglen auf die Erzeugung des eigenen Bedarfes an gewöhnlichen Küchengewächsen; auf dem Wald ist er erst im Entstehen. In Schorndorf, wo hübsche, jedoch kleinere Gärten sind, war der Gartenbau bis in die neuere Zeit namhafter. Eine schönere Gartenanlage ist auf dem Engelberg. – Hopfenpflanzungen finden sich in Engelberg, Hundsholz, Schorndorf, Grunbach und auf dem Schönbühl, zusammen etwa 10 bis 12 Morgen. In den drei Jahren 1832 bis 1834 warf ein halber Morgen Hopfen einen Gesammt-Ertrag von nahezu 800 fl. ab. (Landw. Corresp. Bl. 1837. I. 182.)

c. Wiesenbau. Die Wiesenfläche beträgt im Ganzen 10.9055/8 M. 29,5 R. Davon besitzen der Staat 106 M. 43,4 R., und die Körperschaften 8797/8 M. 35,8 R. (Für das Steuercataster ist eine Wiesenfläche von 86701/2 M. mit 58.354 fl. 37 kr. Reinertrag angenommen.) Einmähdig| sind 16202/8, zweimähdig 92836/8 M. Die Wiesenfläche verhält sich zur Ackerfläche wie 100 : 128 und wenn zur ersteren noch die Gras- und Baum-Gärten gerechnet werden, wie 100 : 117. Dieses Verhältniß ist günstiger als im Amt Waiblingen, das überdieß um etwa 1/3 Wiesen weniger besitzt. In den Waldorten unseres Bezirkes ist sogar, im Ganzen genommen, die Wiesenfläche größer, als die Ackerfläche. Eigentliche Wiesen-Wässerung findet, mit unbedeutenden Ausnahmen, z. B. in Weiler und Winterbach, nicht Statt, und auch für die mancher Orten so nothwendige Entwässerung geschieht nichts. Dagegen läßt die Rems, wenn sie, wie häufig geschieht, bei starken Regengüssen und schnellem Schnee-Abgang über die Thalebene austritt, einen Schlamm zurück, der den Wiesen trefflich zu Statten kommt. Daher sind die Thalwiesen ergiebig. Auch die Thalwiesen in den Berglen sind aus ähnlichen Gründen fruchtbar; die vielen Wiesen auf dem Walde dagegen sind höckerig und bei einer für Düngung und Feuchtigkeit ungünstigen Abdachung meist wenig ergiebig. Könnten diese gebessert und bewässert werden, so wären die Waldbewohner für die entgehende Waldgräserei entschädigt. Die Thalwiesen geben gutes Futter. Den Ertrag s. S. 38. Obwohl angenommen werden kann, daß die Wiesen durchschnittlich zwei Schnitte geben, so ist ihre Fläche doch nicht zureichend und muß, hauptsächlich aus dem Oberamte Gmünd, Futter zugekauft werden. (s. auch Asberglen.)

d. Weinbau. Von 37207/8 M. 46,1 R. Weinbergen befinden sich im Besitze des Staats 25/8 M. 36,3 R., der Gemeinden und Stiftungen 21/8 M. 31,1 R. (Im Steuercataster v. 1821 wurde die Weinbaufläche zu 35301/4 M. mit 36.160 fl. 58 kr. Reinertrag angenommen.)

Der Weinbau ist von Bedeutung in Schnaith, wo er fast die einzige Nahrungsquelle bildet, in Beutelsbach, Grunbach, Geradstetten, Hebsack, Rohrbronn, Winterbach, Weiler, Schorndorf, Ober- und Unter-Urbach, Haubersbronn, Aichelberg, dem einzigen Waldorte, wo er betrieben wird, in Schornbach und in Necklinsberg; von weniger Bedeutung ist er in Steinenberg mit Miedelsbach, Asberglen mit Krehwinkel, Buhlbronn, Birkenweißbuch und Streich. Die meisten Weinberge hat Beutelsbach, die wenigsten Buhlbronn. Die Ortsbeschreibung zeigt, daß der Weinbau in Schorndorf bedeutend abgenommen hat. Die Lage der Weinberge kann im Allgemeinen als gut bezeichnet werden, da der größte Theil den sonnigen Bergen angehört, welche als südliche oder südwestliche Abhänge das Remsthal begrenzen und die oben angegebenen climatischen Verhältnisse des Bezirks den Weinbau begünstigen, wie denn auch der Remsthalwein einen guten Namen hat. Indessen ist auch in dieser, obwohl zu dem minder nördlichen und schon tiefer gelegenen Theile des Landes zählenden Gegend die Weinpflanzung| manchem Unglück ausgesetzt.[1] Der Bau ist mühsam und besonders da beschwerlich, wo die Rebengelände auf hohen, übereinander aufsteigenden Mauer-Terrassen sich befinden, damit die Pflanzenerde weniger herabgeschwemt werden kann. Die Weinberge werden gewöhnlich je im dritten Jahre mit Boden und im zweiten mit Dünger übertragen; im Übrigen ist die Bauart die in Altwürttemberg gewöhnliche. Sie werden seit den letzten 6–7 Jahren überall, mit Ausnahme von Aichelberg, Winters bezogen; ein Morgen zählt durchschnittlich 3500 Rebstöcke, die meisten in Schorndorf, die wenigsten in Aichelberg. Im Ganzen herrschen Sylvaner und Elblinge, besonders die ersteren, vor; doch sind auch Gutedel und Wälsche häufig und finden der schwarze Klevner und der Traminer mehr und mehr Aufnahme. Rißling-Pflanzungen, durch einen Musterweinberg in Schorndorf, der 1826 das beste Gedeihen versprach (landw. Corresp. Bl. 1826 II. 126), gefördert, läßt man, als minder vortheilhaft erfunden, allermeist wieder abgehen. Ältere, selten gewordene Rebsorten hat Beutelsbach. Der höchste und der durchschnittliche Ertrag eines Morgens ist S. 38 angegeben. Der beste Wein wächst in Schnaith, Beutelsbach und Geradstetten, dann kommen die Weine von Grunbach, Hebsack, Rohrbronn, Schorndorf, Winterbach, Weiler, Necklinsberg, Aichelberg, Haubersbronn, beide Urbach und Schornbach, hierauf die Weine von den Berglen, worunter Asberglen voransteht. Über den Betrieb im Einzelnen, über Preise, Absatzorte und dergl. gibt der topographische Theil Aufschluß. Einige geschichtliche Notizen finden sich ebenda und im Abschnitte über die grundherrlichen Verhältnisse. Als Nebennutzungen werden in den Weinbergen junge Bäume, Bohnen und Wälschkorn gezogen. Hin und wieder, z. B. in Grunbach, wird nach dem Aushauen Klee in denselben, bevor sie mit Stöcken neu ausgelegt werden, gepflanzt, wodurch das Wachsthum der Reben gefördert werden soll. (s. auch Asberglen.) e. Obstzucht. Der Bezirk gehört zu den gesegnetsten Obstgeländen Württembergs. Der Obstbau ist noch überall in der Zunahme begriffen; alle Straßen und Allmanden sind mit Obstbäumen besetzt und manche Orte ganz davon umwaldet, obwohl dem Obst in den Thalorten nicht selten der Frühlingsfrost schadet.[2] Namentlich sind es die vielen Thaleinschnitte| der Berglen, insbesondere soweit sie in das Remsthal abfallen, wo dieser Culturzweig trefflich gedeiht. Besonders zeichnet sich das südlich gelegene Rohrbronn aus. Die gewöhnlichen Sorten von Kernobst sind: Luiken und Fleiner, dann Lederäpfel, Reinetten, Bietigheimer, Rosenäpfel, Breitlinge, Borsdorfer, Weißlinge und Süßäpfel; sowie Palmischbirnen, Dorn-, Wadel-, Schneider-, Knaus-, Grun-, Wolfs-, Brat- und Bergamot-Birnen. Sie dienen hauptsächlich zur Mostbereitung. Neuerlich wird jedoch mehr auf Tafelobst gehalten, wodurch sich namentlich Beutelsbach, wo sogar ein Feigenbaum im Freien steht, auszeichnet. Von großer Bedeutung hauptsächlich für Rohrbronn, Höslinswarth, Geradstetten und Grunbach ist das Erzeugniß an Kirschen, welche in den beiden erstgenannten Orten von ausgezeichneter Güte sind, aber auch in den Berglens- und Wald-Orten besonders gedeihen und von Händlern abgeholt nach auswärts abgeführt werden. Nicht selten werden daher in solchen Orten die Vortheile des Weinbaues von denen der Obstcultur übertroffen. Der Hauptort des Kirschenhandels ist Grunbach, wo sich mehrere Wochen lang Händler, zumal aus Bayern, aufhalten und oft 4–6 Wägen täglich geladen werden, um nach Nördlingen, Augsburg, München etc. abzugehen. Ebendahin geht auch bis zum Frühling hin namentlich durch Fuhrleute, welche Getreide durchführen, feineres Kernobst. Sehr gesucht ist ferner der Kirschengeist von Höslinswarth und Baltmannsweiler, wo auch besonders beliebter Obstmost erzeugt wird. Auch in den Berglen wird viel gebrannt (s. Asberglen). Die Zwetschgen gerathen neuerlich weniger und kommt daher ihr Bau wohl schon seit dem Froste im Jahr 1788 in Abnahme. Nußbäume, die sich hin und wieder auf den Höhen finden, werden gleichfalls seltener. Größere Baumschulen hat der Bezirk nicht; die jungen Obstbäume werden meist in den Weinbergen gezogen. Handel mit selbstgezogenen Bäumen wird in Aichelberg getrieben. Über die Obstdörr-Einrichtungen s. hienach. Der Obstertrag des Oberamts-Bezirks im Jahr 1847, wo der Ertrag des ganzen Landes zu 22 Millionen Simri angenommen ward (Württ. Jahrb. 1847, I. 35), wurde auf 1 Million Simri geschätzt. Näheres bei den einzelnen Orten.

f. Waldbau. Die bewaldete Fläche des Bezirks besteht aus:

22.1865/8 M. 26,3 R. Laubwald,
0009901/4023,0 – Nadelwald und
0044891/20 9,7 – gemischten Wald
zusammen 027.6661/2 M. 11 R.
Hievon besitzen der Staat 20.6781/8 M. 26,9 R. und die Korporationen 53073/8 M. 34,1 R. Diese Waldungen liegen in den dem Forstbezirke Schorndorf angehörigen Revieren Adelberg, Baiereck, Engelberg, (Hohengehren,) Geradstetten, Ober-Urbach, Plüderhausen und Schlechtbach (beide letztere im O.A. Welzheim)| und in dem Reviere Weißach, Forstbezirks Reichenberg. Das Verhältniß der Waldfläche zum Ganzen ist wie 1 : 2,211 oder wie 1000 : 2211; die Waldfläche nimmt also fast die Hälfte des Bezirkes (im O.A. Waiblingen etwa 1/5, im O.A. Eßlingen etwa 1/3) ein. (Bei dem Steuerprovisorium wurde das besteuerte Waldareal zu 68981/4 M. und dessen Cataster zu 6363 fl. 16 kr., also der Morgen zu 1 fl. 3 kr. Rein-Ertrag angenommen.) Die Waldungen liegen theils auf dem Schurwald, theils auf der rechten Seite der Rems, den Ausläufern des Welzheimer Waldes, und theils auf den Berglen. Die größte zusammenhängende Waldfläche bildet der S. 2 erwähnte Schurwald, von den Bewohnern auch der „weite Wald" genannt, welcher die Reviere Adelberg, Baiereck und Engelberg umfaßt und mehrere tausend Morgen groß ist. Im obern Remsthal scheidet links (westlich) die Schorndorf-Göppinger Straße, rechts (östlich) das Wieslaufthal das Nadelholz ziemlich scharf von dem Laubholze, welches in der untern Remsgegend, mit Ausnahme weniger Nadelholzculturen, aus Lärchen, Forchen und Fichten bestehend,[3] durchgängig den Holzbestand bildet, so daß in dem Oberamtsbezirke 19/20 der Wald-Fläche als Laubwald angenommen werden können. Man kann also sagen, daß die Grenze des Weinbaues auch die Grenze zwischen älterem Nadel- und dem Laub-Holz ist. In dem Laubwalde herrscht bei Weitem die Buche vor, in der verschiedensten Mischung mit Eichen, Rauhbuchen, Birken, Eschen, Ahorn, Ulmen, Erlen u. s. w. Ungewöhnlich starke Exemplare von Tannen und Eichen, des häufigen Pulverholzes (Rhamnus frangula), des Schwarzdorns (Prunus spinosa), des Pfaffenhütchens (Evonymus europaeus) und des Schlingstrauches (Viburnum lantana) sind nicht selten. In der Maad bei Hohengehren, Reviers Engelberg, steht eine Eiche von 32 Klaftern.[4] Tannen und Buchen von 4 Klaftern sind keine Seltenheit, besonders im Revier Adelberg. Als seltenere Hölzer sind beachtenswerth: Gruppen des Lebensbaumes (Thuja occidentalis), im ebengedachten Revier, außerdem Akazien, Lärchen, wilde Kastanien, Schwarzforchen, Weihmuthskiefern, Traubenhollunder (Sambucus racemosa), Besenpfriemen. Das im Revier Engelberg auf dem Goldboden (von dem goldgelben Sand-Boden so genannt) im Jahr 1841 gesetzte Jubiläumsdenkmal ist von einer Anlage der hundert Hartig’schen Holzarten umgeben. Überhaupt zeichnet sich das Revier Engelberg durch seltene und starke Hölzer aus, besonders die Umgebung von Engelberg. (Sie sind in Heft 11 von Gwinner’s forstl. Mittheilungen| beschrieben.) Etwa 30 Maulbeerbäume stehen bei Schorndorf; auch im Revier Geradstetten ist eine jüngere Kultur; der Betrieb der Seidenzucht hat aber aufgehört.

Die seit längerer Zeit geübte Methode: an die Stelle herabgekommener Laubwaldungen Nadelholz anzuziehen, kommt in Folge der Bemerkung, daß Nadelholzwaldungen die Temperatur mindern und daher dem Weinbau schaden, selten mehr in Anwendung, wiewohl die Ungunst der Landwirthe gegen neue Nadelwaldungen zunächst in dem dadurch entstehenden Mangel der Laubnutzung zu suchen ist.

Die Waldfläche hat Hochlagen oder meist steile von vielen Klingen durchschnittene Thaleinhänge. Der Boden besteht meist aus sandigem tiefgründigem Lehm, den Untergrund bildet Keuper, worauf in den Hochebenen der Lias lagert.

Ausrodungen kamen bisher wenig vor, neue Anlagen nur so weit versumpfte Waldwiesen vorhanden sind. – Bei der Höhe von 1750’ sind Windfälle unter dem älteren Nadelholze des Reviers Adelberg häufig, desto weniger ist bis jetzt von Schneedruck und Insekten geschadet worden. Jungen Waldungen und Culturen, namentlich von Buchen und Eschen, schadet bisweilen der Spätfrost.

Sämmtliche Staatswaldungen, früher im Mittelwaldbetrieb, werden jetzt als Hochwald im hundertjährigen Umtriebe bewirthschaftet. Die Nadelwaldungen der Gemeinden werden zweckmäßig efehmelt, im Übrigen ist die Schlagwirthschaft auch bei Stiftungen und Gemeinden eingeführt, während die Privaten 20–40jährigen Mittelwald-Betrieb haben, in welchem sie mitunter schöne Eichen erziehen, deren in dem letzten Jahrhundert auch häufig in Staatswaldungen so alte Stämme übergehalten wurden, daß sie jetzt meist abständig sind. Ödungen sind wenige oder keine von Belang vorhanden. Reinigungshiebe und Durchforstungen werden jetzt überall eingelegt, was zwar den Beständen zu Gute kommt aber das Leseholz sehr mindert und daher die Grünholzdiebstähle mehrt. Gipfeldürres Holz in den meisten Beständen ist der excessiven Streunutzung, theils aber auch, namentlich was die Eichen betrifft, ihrem hohen Alter zuzuschreiben. Saat und Pflanzung wird, durch Pflanzgärten unterstützt, lebhaft betrieben.

In dem Revier Engelberg bei Hohengehren ist ein mehrere 100 Morgen großes (unter der Verwaltung des Revierförsters Zaiser angelegtes) Waldfeld im schönsten Betriebe, wovon alljährlich eine bedeutende Fläche der landwirthschaftlichen Benützung eröffnet, und der Rest so lang als thunlich auf Gras benützt wird. Es gewährte nach Abzug der Culturkosten noch über 28 fl. Reinertrag per Morgen. (s. landw. Correspbl. 1839 II. 150.) Über neuere Waldausstockungen s. Baiereck in der Ortsbeschreibung.| Einzelne ältere Kulturen von den Jahren 1790–1810 obschon während des stärksten Wildstandes vorgenommen, befinden sich mehrfach und ganz gelungen im Bezirke.

Der Ertrag der Staatswaldungen beläuft sich jährlich etwa auf 15.000 Klftr. und 700.000 Wellen, wovon 1/10 bis 1/5 als Nutzholz angesehen werden kann. – Der Morgen Staatswald erträgt durchschnittlich 3/7 Klftr. und 21 Wellen. Der Geldertrag ist jährlich roh 220.000 fl.

Die sämmtliche Laubstreu in dem vormaligen Kloster-Adelberger und dem alten Schorndorfer Amte wird den Revierinsassen unentgeldlich abgegeben und nach dem Viehstand repartirt. Es fallen jährlich von etwa 11.506 Mrg. Fläche 23.000 Fuder Laubstreu ab, welche mindestens à 3 fl. einen Werth von 69.000 fl. haben. Besenreis wird so viel möglich abgegeben, ebenso Birkenrinde für die vielen Dosenmacher; Gerberrinde, soweit sie von den alten Eichen noch brauchbar, wird genutzt, auch alles irgend zu beziehende Waldgras gegen Graszettel billigst verkauft. Ebenso die Heiden, die Mast und das wilde Obst sammt den Wachholderbeeren. Steinbrüche, Lehm-, Thon- und Sand-Gruben sind in den Waldungen häufig vorhanden. Überhaupt beträgt der Werth der Nebennutzungen, soweit sie verkauft werden, ungefähr jährlich 3000 fl. Außer diesem Ertrage werden aber noch gegen 210.000 Wellen als Scheidholz unentgeldlich abgegeben.

Das meiste Holz wird auf der Achse verführt und dadurch außer den Macherlöhnen von den Revier-Insassen weiterer Verdienst erworben. Auch sind in den Jahren 1846 und 1847 für etwa 30.000 fl. Waldwege, die zuvor im höchsten Grad verwahrlost waren, hergestellt worden, womit sich die Waldbewohner neben dem Verdienst bei den Culturen zunächst über die Theurung gebracht haben. Vermittelst des Wieslauf- und Rems-Floßes kommen aus dem Bezirke jährlich in die Rems-Holzgärten gegen 1500 Klafter Buchenholz und mindestens gleichviel Tannenholz, welch’ beides noch durch Zuflüsse aus dem Lorcher Forste vermehrt wird. Der Floß steht in eigener Regie der Staatsfinanzverwaltung und geht bis Vaihingen und Neckarrems. (s. O.A.Beschr. v. Waiblingen, S. 58.)

Die Durchschnitts-Preise im Wald waren im Jahr 1848:

1 Kubikf. Eichen-Nutzholz 18 kr.      1 Klft. eichene Scheiter 11 fl. 100 Wellen 5 fl.
1     „ Buchen-     „ 12 0 1 00„      buchene     „ 160 0 „          „ 80
1     „ Tannen-     „ 09 0 1 00„      tannene     „ 090 0 „          „ 50
1     „ Bauholz 71/20 100 Hopfenstangen 90
100 Bohnenstangen 01 fl. 12 kr.

Neuerlich sind dieselben etwas niederer.

Der Haulohn beträgt 2 fl. per Klafter und 100 Wellen.

Bei der starken Benützung des Leseholzes auch in den Commun- und Privat-Waldungen übersteigt das Schlagmaterial den Consumtionsbedarf der Forst-Insassen und geht daher meistens auch außer dem Floße thalabwärts| den Städten Waiblingen, Stuttgart u. Eßlingen zu. In dem Nassachthale wird auch ziemlich Holz durch Privaten verkohlt. Alles Stockholz wird den Revier-Insassen zu 1 fl. 48 kr. bis 2 fl. 24 kr. die Klafter zur Selbstaufbereitung überwiesen. – Es bestehen verhältnißmäßig wenig Sägmühlen, und selbst Weinpfähle, deren Fabrikation erst neuerdings im Bezirke zunimmt, wurden meistens auswärts gekauft. Ebenso sind größere holzverzehrende Gewerbe im Bezirk nicht vorhanden.

Holzgerechtsame bestehen mehrfache für Bauholz, Sägholz, Erntwieden, desgleichen Waidrechte, doch meist bedingte, daher ziemlich unschädliche. Über die Ablösung mehrerer sind Verhandlungen im Gange. Das Schädlichste für den Wald ist und bleibt die Streuabgabe, obwohl sie nicht lagerbüchlich, sondern nur aus Herkommen unentgeldlich geschieht.

Bei der zahlreichen wenig bemittelten Bevölkerung sind die Waldungen von den zwischen ihnen liegenden Orten, namentlich wegen der Leichtigkeit der Abfuhr bergabwärts und des vortheilhaften Absatzes in den vielen benachbarten Städten, häufiger Befrevelung nicht blos für den eigenen Bedarf, sondern auch für den Handel ausgesetzt, und selbst Thal-Orte einzelner Reviere zählen viele habituirte Excedenten. Bei dem Forstamt kommen jährlich gegen 10.000 Excesse zur Abrügung, und man kann annehmen, daß 6% der Jahresnutzung bisher durch Diebstahl dem Walde entzogen wurden, dazu kommen wenigstens 5000 Fuder Streu, deren Entziehung den Boden sehr erschöpft. Abhülfe kann hier nicht sowohl durch die Forst-Polizei als vielmehr durch anderweitige Beschäftigung der Armen und durch verbesserte Landwirthschaft, welche bis jetzt ganz auf die Waldstreu gegründet ist, erzielt werden. In letzter Beziehung wäre Einrichtung der Wiesenwässerung im Thale und an den Bergeinhängen, Überweisung der hochgelegenen, einmähdigen Wiesen zum Fruchtbau und Verwandlung der niederen, geringen Weinberge in Kleefelder nach Ansicht des Forstamtes das Mittel, wodurch Stroh und Futter erzeugt, die Düngung für die Wiesen entbehrlich gemacht und dagegen den Äckern mehr zugewendet werden könnte.

Außer dem Walde bieten auch die den Bächen entlang gepflanzten Erlen, Pappeln und Weiden, die Hecken, die Obstbäume und die vielen Reben, einiges Brennmaterial welches aber den Aufwand für Baumstützen und Rebpfähle und an Brennholz zum Obstdörren bei Weitem nicht ersetzt.

Torf und andere Surrogate für Holz finden sich nicht. Beim Bauwesen kommen, wie schon erwähnt, Steine immer mehr in Anwendung. Zu den holzersparenden Einrichtungen gehören hauptsächlich die Gemeindebackhäuser und Gemeindewaschhäuser, Obstdörren und Kunstheerde. Gemeindebackhäuser sind in Schorndorf, Grunbach,| Ober-Urbach je 2, in Aichelberg, Beutelsbach, Geradstetten, Hundsholz, Schornbach, Vorderweißbuch, Weiler und Winterbach je 1. Gemeindewaschhäuser sind in Streich, und mit den Backhäusern verbunden, in Schorndorf, Hundsholz, Schornbach und Vorderweißbuch. Zwei besondere Obstdörreinrichtungen sind in Schorndorf, mit den Gemeindebackhäusern verbundene je 2 in Schorndorf, Geradstetten und Grunbach, je 1 in Beutelsbach, Schornbach und Winterbach. Die Kunstheerde sind beinahe allgemein in Schorndorf, Aichelberg, Beutelsbach, Geradstetten und Grunbach; zum größern Theil verbreitet in Asberglen, Höslinswarth, Hundsholz, Oberberken, Ober-Urbach, Schnaith, Weiler und Winterbach; nur theilweise in den übrigen Gemeinden.

g. Weidewirthschaft. Das Weideareal beträgt 6141/4 M. 13,5 R.,wovon etwa 1/5 mit Obstbäumen besetzt und 1/5 mit Holz bewachsen ist. Dazu kommen noch 4145/8 M. 9,3 R. Öden, so daß Weiden und Öden zusammen 10287/8 M. 22,8 R. oder 1,68 Procent der ganzen Fläche einnehmen. Davon besitzen der Staat 66 M. 23,1 R., die Gemeinden 6803/4 M. 46,7 R. Die Weiden mit bestimmter Fläche sind im Cataster-Steuer zu 7843/4 M. angegeben, dabei aber die Schafweide noch besonders zu 4173 Stücken und beide zusammen zu einem Reinertrage von 1031 fl. 12 kr. eingeschätzt. Weidewirthschaft findet jedoch nur noch in beschränktem Maße Statt, nachdem die Stallfütterung des Rindviehs wie schon erwähnt, eingeführt ist, auch die Sommerschafweide nur noch in Winterbach besteht. Auch die Herbst- und Winter-Weiden haben in Aichelberg, Baltmannsweiler, Geradstetten, Grunbach, Hegenlohe, Hohengehren, Höslinswarth, Hundsholz, Schnaith und Weiler aufgehört, wogegen in den übrigen Orten dieselben noch verliehen werden. Unangebaute Allmanden, etwa mit Ausnahme einzelner kleiner Stücke, sind neuerdings nicht mehr vorhanden.


c. Viehzucht.

Die Zahl der Pferde hat nach der Aufnahme am 1. Januar 1850 betragen 420, worunter 17 Fohlen unter 2 Jahren. Auf eine □M. kommen 120 Pferde, indeß nach dem Landesdurchschnitte 293 auf eine □M. treffen; der Pferdestand gehört daher zu den geringsten des Landes. Die meisten Pferde besitzen Schorndorf, Haubersbronn und Winterbach; im Buhlbronn, Höslinswarth, Rohrbronn und Schlichten sind gar keine Pferde. Eigentliche Pferdezucht findet nicht Statt, da der Bezirk zu Fohlenweiden keinen Raum hat.

Rindviehzucht. Nach der vorhin erwähnten Aufnahme sind im Bezirke: 1301 Ochsen und Stiere über 2 Jahren, 6553 Kühe und 2883 Stücke Schmalvieh, zusammen 10.737 (im Jahr 1840 10.807). Die| meisten Ochsen haben Ober- und Unter-Urbach, Steinenberg und Oberberken; die wenigsten Rohrbronn (keine), Aichelberg und Hebsack; die meisten Kühe Winterbach, Schnaith und Ober-Urbach; die wenigsten Baiereck, Hegenlohe und Rohrbronn; das meiste Schmalvieh Winterbach, Ober-Urbach und Oberberken, das wenigste Höslinswarth, Rohrbronn und Aichelberg. Vergleicht man die Einwohnerzahl mit dem Rindviehstande, so ist dieser in Schlichten und Oberberken am Größten, und nächst der Oberamtsstadt in Hebsack und Höslinswarth am Kleinsten; durchschnittlich trifft auf 2,8 Menschen 1 Stück Rindvieh. Vergleicht man die ganze Bodenfläche, einschließlich der Waldungen, mit dem Rindviehstande, so ist dieser in Hebsack und Buhlbronn am Höchsten und in Hohengehren und Höslinswarth am Niedrigsten; durchschnittlich kommen auf ein Stück Rindvieh 5,7 Morgen und 3066 Stücke auf eine □Meile. Da nach dem Landesdurchschnitt 2304 Stücke Rindvieh auf eine □Meile und 2,14 Menschen auf ein Stück treffen, so steht der Bezirk nur in ersterer Hinsicht voran. Der herrschende Viehschlag ist im Allgemeinen der schwere und mittlere rothbraune Neckarschlag, der jedoch mehrfach modificirt wurde, namentlich zuerst durch die Allgäuer und dann durch die Simmenthaler Race. In Haubersbronn und Unter-Urbach herrscht der Limpurgerschlag, in Hundsholz und Berken ein gelbweißer Schlag vor. Schnaith hatte 1828 gemischtes mittelgroßes Vieh von einem Murgthaler Allgäuerstier, der sehr schöne und geschätzte Nachzucht gab (Landw. Corresp.Bl. 1829, I., 45). Seit 10 Jahren besteht Kreuzung mit Simmenthaler Farren; von 1841 bis 1844 kaufte der Bezirk 1 Limpurger-, 10 Land- und 15 Simmenthaler Farren. Die Farrenhaltung liegt mit Ausnahme von Hegenlohe, wo sie auf der Pfarrei lastet, den Gemeinden ob, welche die Farren größtentheils selbst anschaffen und die Haltung an Landwirthe verdingen; blos die Gemeinde Schorndorf hat (auf Rechnung des Hospitales) eigene Farrenhaltung. Die in Schorndorf, Geradstetten, Grunbach, Haubersbronn, Oberberken, beiden Urbach, Thomashardt und Weiler aufgestellten Farren sind vorzüglich, die in den übrigen Orten mittelmäßig. In den Berglen (s. Asberglen) findet noch die üble Gewohnheit des Zutreibens Statt. Die Viehhaltung ist hauptsächlich in Schorndorf, dann in beiden Urbach, beiden Berken, Weiler, Winterbach, Geradstetten und Grunbach zwar gut; im Allgemeinen aber steht ihr in den Thalorten der geringe Grundbesitz entgegen, in dessen Folge sowohl das wenige selbst erzeugte, als das aus anderen Bezirken eingeführte Stroh fast gänzlich zur Fütterung verwendet werden muß, wozu noch auf dem Walde der Übelstand kommt, daß für die beschränkte Nutzung der Waldstreue und Waldweide noch kein Ersatz gefunden ist. Hier und auf den Berglen| geräth das Vieh wegen Futtermangels im Frühling oft in den erbärmlichsten Zustand. So lange diesen Verhältnissen nicht abgeholfen ist, kann sich die Viehzucht zu einem besondern Erwerbszweige nicht erheben. Viehmastung kommt nur hier und da in Schornbach und Weiler, am Meisten in beiden Berken vor. Eine Käserei besteht in Weiler; eine weitere in Schorndorf ist eingegangen. Viele Butter wird nach Stuttgart etc. verkauft. Die eigene Nachzucht, in Schorndorf nach Verhältniß am Bedeutendsten, genügt dem Bedürfnisse des Bezirkes höchstens hinsichtlich des Melkviehs. Einiges Jungvieh kann hauptsächlich nur von den Berglen ausgeführt werden. Viehmärkte sind in Schorndorf 3, in Ober-Urbach 2, in Beutelsbach 2 und in Schnaith 2. Die Zahl der zu Markt kommenden Viehstücke und die umgesetzten Summen betragen durchschnittlich in Schorndorf 400–600 und 20.000 fl., in Ober-Urbach 400 St. und 12.000 fl., in Beutelsbach 400 St. und 15.000 fl. Die Märkte in Schnaith sind ganz unbedeutend. Nach v. Weckherlin (die Rindviehzucht Württembergs S. 261) war im Jahr 1830 der Verkehr auf den Märkten der drei erstgenannten Orte zu 68.000 fl., 21.000 fl. und 53.000 fl., geschätzt. Außerdem geschieht der Aufkauf des Zugviehes auf den Märkten zu Gschwend, Lorch, Alfdorf, Wäschenbeuren, Hohenstaufen, Ebersbach und Winnenden, der Verkauf aber auf jenen zu Stetten, Winnenden, Waiblingen, Canstatt, Ebersbach und Rudersberg. Übrigens liegt der Viehhandel hauptsächlich in den Händen der Juden, die auch viele Thiere aus der Gegend von Donauwörth und aus Vorarlberg einführen und überhaupt die kleineren Schläge bei den Ärmeren verbreiten. Der verderbliche Tauschhandel, welchen die Juden betreiben, wird hauptsächlich von den Berglen aus als ein Hauptgebrechen der Viehzucht geschildert. Stellvieh findet sich namentlich in Schnaith und Schornbach.

Die Schafzucht, obwohl durch spanische Racen veredelt, muß bei der gesteigerten Bodencultur mehr und mehr abnehmen. Indeß der Bezirk 1840 noch 8270 Schafe, worunter 2437 spanische und 5756 Bastarde, hatte, zählt er 1850 nur 5580, nämlich 1756 spanische, 3580 Bastarde und 244 Landschafe. Mit Ausnahme von Asberglen und Buhlbronn, von Baiereck, Hundsholz und Thomashardt hat die Zucht in den Berglen und auf dem Walde ganz aufgehört. Von Privaten wird sie nicht betrieben. Am Bedeutendsten ist sie in Schorndorf, Steinenberg, Winterbach und Beutelsbach. Die Gemeindeschäfer wintern in der Regel im Ort und sommern auf einer Alpweide. Die Gemeindeschäfereien von Schorndorf und Beutelsbach wurden 1850 durch Staatspreise ausgezeichnet. Die Schafe werden nach Göppingen zu Markt gebracht; die Wolle kommt ebendahin und nach Kirchheim.

| Die Schweinezucht ist im Zunehmen gegenüber der Aufnahme von 1840 mit 918, da jetzt 1320 Schweine gezählt werden. Am Zahlreichsten ist der Stand in Winterbach, Schorndorf und Beutelsbach. Die Jungschweine werden häufig aus dem Hall’schen zugeführt; es finden aber baierische größern Beifall, blos weil die Händler mit denselben Borgfristen gewähren. Mastung hat hier und da, doch nirgends im Großen, Statt.

Ziegen zählt der Bezirk 825. Sie werden überall nur von den Armen der Milch wegen gehalten, die meisten in Schorndorf und Ober-Urbach. Im Jahre 1840 waren nur 347 vorhanden.

Geflügel, namentlich Hühner und Gänse, werden in den Thalorten nachgezogen. Sehr viele, in den letzteren erkaufte junge Gänse werden in den Berglen aufgezogen und im Herbst in großen Partieen namentlich nach Frankreich abgesetzt.

Die Bienenzucht ist im Zunehmen; 1840 hatte der Bezirk 761, jetzt hat er 982 Bienenstöcke. Die meisten sind in Schnaith, Schorndorf, Thomashardt und Hundsholz. Im Übrigen ist die Zucht auf dem Walde von geringerem Belang.


d. Jagd und Fischerei.
(Vergleiche oben: das Thierreich.)
Die Jagd ist beinahe auf Null herabgekommen, indeß sie früher die schönste im Lande gewesen seyn soll. Der Schurwald war namentlich dem Schwarzwilde sehr günstig; wie denn im Forstbezirke Schorndorf nur allein in den 4 Monaten April bis Juni 1815 gegen 800 Stücke Schwarzwild, zu Ausrottung desselben, erlegt worden sind (Rösch S. 10). Hochwild erscheint nur noch als Wechselwild und sehr selten. Rehe sind wenig, Hasen nicht viel, wildes Geflügel ist ganz wenig vorhanden; als Raubzeug kommen Kuder, Marder, Dachse und hier und da Fischotter vor; Füchse ziemlich viele. Die Jagdrechte des Staates sind verpachtet. Die zur K. Hofjagd gehörig-gewesenen Bezirke wurden schon seit 1. Juli 1848 den betreffenden Gemeinden auf ihren Markungen zeitweise zur unentgeldlichen Benützung überlassen; durch das Gesetz vom 17. August 1849 ist aber die Jagdberechtigung überhaupt dem Eigenthümer des Grund und Bodens zugesprochen und deren Ausübung den Gemeinden überlassen, soweit nicht der Inhaber eines zusammenhängenden Grundbesitzes von mehr als 50 Morgen die Jagd auf solchem Besitzthum selbstständig ausüben will. In Folge dessen werden nun die den Grundeigenthümern zustehenden Jagdrechte, mit Ausnahme der Jagd in den größern Staatswaldungen, welche von Seite der Staatsfinanzverwaltung in Pacht gegeben ist, von Seiten der Gemeinden zur Ausübung an einzelne| gesetzlich befähigte Personen meistens pachtweise überlassen. (Über den vormaligen Thiergarten bei Hohengehren siehe die Ortsbeschreibung.)

Die Fischerei ist unbedeutend. Die Rems ist fischarm und führt außer wenigen Aalen und Barben nur Weißfische und Edelkrebse. Einzelne Waldbäche, meist vom Staat verpachtet, haben Forellen und Steinkrebse. Die Fischbruten leiden aber durch das Holzflößen. Größere Seen und Teiche sind, wie schon erwähnt, nicht vorhanden; in einigen Weihern werden aber Schleien und Karpfen gezogen. Die größeren und besseren dieser Fischarten kommen aus dem Filsthale.


B. Kunst- und Gewerb-Fleiß.

Nach den neuesten Steuer-Katastern zählt der Bezirk folgende steuerpflichtige Gewerbe.

 Zahl der  Zahl der
   
I. Handwerker. auf eigene
Rechnung
Gewerb-
treibenden
Gehilfen
und
Lehr-
linge
  I. Handwerker. auf eigene
Rechnung
Gewerb-
treibenden
Gehilfen
und
Lehr-
linge
Bäcker 108 22 Kleemeister 1
Barbierer 11 1 Knopfmacher 1
Blättermacher 1 Korbmacher 16
Bleicher 1 Kornmesser 1
Bortenwirker 6 Kübler und Küfer 84 11
Brunnenmacher 1 Kürschner 1
Buchbinder 5 2 Kupferschmiede 3 3
Büchsenmacher 3 Lumpensammler 4
Bürstenbinder 1 Maler 2
Drechsler 9 Mackler, Commissionäre 1
Färber 6 2 Maurer 83 12
Feldmesser 4 Mechaniker 1
Flaschner 4 3 Messerschmiede 3 1
Gerber – Rothgerber 12 7 Metzger 77 8
 – Weißgerber 3 1 Musikanten 11 3
Gypser 1 Nähterinnen 10
Glaser 16 2 Nadler 2 1
Gold- und Silberarbeiter 1 Nagelschmiede 13 4
Hafner 41 5 Pflästerer 3 1
Hammerschmiede 1 Säckler 7 1
Holzmesser 2 Sattler 5 3
Hutmacher 2 Schäfer und Hirten 27 14
Instrumentenmacher 1 Schirmmacher 1
Kaminfeger 2 1 Schlosser 17 2
Kammmacher 2 Schmiede (Grob-, Huf-) 55 12
Keßler 4 Schneider 103 13
|
 Zahl der III. Handlungen mit offenem Laden.
 
Handwerker. auf eigene
Rechnung
Gewerb-
treibenden
Gehilfen
und
Lehr-
linge
  Zahl
der0
Händ-
ler0
Schreiner 62 3 Apotheken 2
Schuhmacher 174 13 Fabrik-Geschäfte 2
Seifensieder 7 Handels-Leute 29
Seiler 7 5 Quincaillerie-Händler 2
Siebmacher 2 1       IV. Getränkefabrikation.
Steinhauer 15 8 Bierbrauereien 6
Stricker 1 Branntweinbrennereien 96
Tuchscheerer 2 Essigsiedereien 2
Uhrmacher 3 1      V. Wirthschaftsgewerbe.
Wagner 36 2 Schildwirthe 73
Ziegler 6 5 Speisewirthe 13
Zimmerleute 59 6 Schenken 79
Zinngießer 1 1 Branntweinschenken 2
Zirkelschmiede 1 3 Essigschenken 4
Zuckerbäcker 4 1
     Weberei.      VI. Mühlenwerke.
In Baumwolle 2 4 Getreidemühlen 20
In Leinen 271 36  mit 55 Gängen
In Wolle und Halbwolle 9 2 Gypsmühlen 1
Strumpfweber u. Wirker 1 Hanfreiben 4
Zeugmacher 1 Lohmühlen 1
II. Kleinhandel. Zahl der
Händler
Ölmühlen 9
Mit Holz, Rinden, Loh 86 Sägmühlen 6
Mit Victualien 6 Papiermühlen 1
Mit Vieh 2 VII. Frachtfuhrleute. 6
Mit verschiedenen Zeugen, Garn 1 VIII. Anstalten für den
Mit gemischten Artikeln 49      literarischen
Weinhändler 3      Verkehr.
Glashändler 1 Buchdruckerei 1
Gypshändler 1
Leinsaamen-Händler 1

Zu dieser Darstellung der einzelnen Gewerbe ist Folgendes zu bemerken:

a. Hauptgewerbe.
Die Gewerbs-Industrie ist, wie schon das aus der vorstehenden Übersicht ersichtliche Zahlenverhältniß zwischen Meistern und Gehilfen darthut, in dem Bezirke überhaupt unbedeutend, und weniger das Geschäft von Fabriken, als vielmehr von Handwerkern, welche meistens nur für den Bedarf ihres Wohnorts und des nächsten Bezirks arbeiten und| neben ihrem Handwerk zugleich mehr oder weniger Feldbau treiben. Fabrikgeschäfte sind nur zwei vorbanden: eine Tabacks- und eine Fingerhut-Fabrik, beide in der Stadt Schorndorf. Außerdem verdienen die in größerem Maßstabe betriebene Verfertigung von Blauhemden (Blousen) in Hebsack, welche auch benachbarte Orte beschäftigt, die Töpferei in Höslinswarth und die Verfertigung von Dosen in Hundsholz Erwähnung. Das Kunst- und literarische Gewerbe ist nur durch eine Buchdruckerei in Schorndorf vertreten.

Im Ganzen zählt das Oberamt 1953 Meister und 266 Gehilfen; im Oberamte Waiblingen 1617 Meister und 333 Gehilfen. Das zahlreichste Gewerbe ist das der Leineweber, die hauptsächlich in den Wald- und Berglens-Orten zu Hause sind; sie können aber schon seit einigen Jahren die Weberei auf eigene Rechnung selten mehr betreiben, sondern geben sich meistens mit Kunden- und Lohn-Arbeiten ab.


b. Nebengewerbe

sind in einigen Waldorten, namentlich in Baiereck, das Besenbinden, die Köhlerei und außerdem für viele Orte die übrigen Waldarbeiten. Die Flachsspinnerei, welche früher nebst dem Handel mit gesponnenen Schnellern ein starker Erwerbszweig für die Waldorte war, findet nur noch um den Lohn Statt. In den Berglen wird noch Hanf auf den Verkauf gesponnen und gewoben.


C. Handel.

Als Naturerzeugnisse, welche Gegenstand der Ausfuhr sind, wurden schon oben bezeichnet: Holz, Kohlen, Wein, Obstmost, Obst, namentlich Kirschen, Kirschengeist, Flachs, Geflügel, etwas Mastvieh, Käse, Schafwolle u. dgl. An Industrie-Erzeugnissen werden ausgeführt: Fingerhüte, Taback, Töpfergeschirr, Blauhemden, Tabacksdosen etc.

Abgesehen von dem verwerflichen Kleinholzhandel, welcher im Gefolge von Waldfreveln auftritt, die neuerlich an mehreren Orten des Bezirks so überhand genommen hatten, daß nicht nur zu den Ausnahme-Maßregeln des den Schutz des Waldeigenthumes betreffenden Gesetzes vom 7. Juli 1849 gegriffen, sondern auch die Forstschutzwache verstärkt werden mußte, beschäftigt der rechtmäßige Handel mit Walderzeugnissen zunächst mit Brennholz, das in den Staatswaldungen erkauft und nach Eßlingen, Stuttgart etc. verführt und dort verkauft wird, 86 Personen die als Holzhändler besteuert sind. Solche befinden sich nicht nur in den Waldorten, sondern auch in Haubersbronn, Weiler und beiden Urbach, wo auch einiger Handel mit Nutzholz Statt findet. Von Aichelberg aus wird mit selbstgezogenen Bäumen, von Miedelsbach mit gelben| Rüben etc. gehandelt. Mit großer Emsigkeit legen sich 58 Personen, wovon 24 von Schnaith, auf den Handel mit Victualien, namentlich mit Butter und Eiern, welche sie im Bezirke aufkaufen und meistens am Samstag nach Stuttgart zu Markt bringen. Es läßt sich annehmen, daß sie jährlich 120.600 Pfunde Butter und für 6000 fl. Eier verkaufen. Der früher bedeutende Weinhandel in Schorndorf hat fast ganz aufgehört, besonders seitdem alte Weine weniger gesucht sind, auch Wirthe und Consumenten ihren Bedarf schon unmittelbar nach der Weinlese einkaufen. Die Durchfuhr besteht hauptsächlich in Holz, Holzwaaren und Kohlen vom Welzheimer Walde, und in Kernen aus Bayern. Einfuhrgegenstände sind Getreide, meist von der Winnender Schranne, und bayerischer Kernen, Stroh, Heu, Rindvieh, namentlich Jungvieh zur Aufzucht, junge Schweine, Colonialwaaren, Ellen- und baumwollene Stuhl-Waaren, Rohstoffe mancherlei Art etc. Des Fruchtmarktes zu Schorndorf wird in der Ortsbeschreibung Erwähnung geschehen. In Höslinswarth wird Zwischenhandel mit Gänsen betrieben.



  1. Rösch (a. a. O. S. 150 u. f.) berechnet nach den Erträgnissen der damaligen Amtsorte vom Jahr 1478 bis 1808, daß in 256 Jahren 82 mal viel und guter, 52 mal wenig und guter, 15 mal viel und schlechter und 107 mal wenig und schlechter Wein gewachsen ist.
  2. Im Winter von 1787 auf 1788 erfroren in den damaligen Amtsorten 24.881 Apfel-, 8388 Birn-, 86.112 Zwetschgen- und 789 Kirschen-Bäume, davon auf der Markung Schorndorf 7641 Apfel-, 1301 Birn- und 10.448 Zwetschgen-Bäume. (Rösch. S. 154.)
  3. Die Angabe einiger Schriften, als ob der Schurwald nur Laubholz enthalte, ist unrichtig.
  4. Im Revier Engelberg finden sich besonders starke und alte Eichen. Dasselbe zählte 1844 von 1/8 Klafter an aufwärts 12.507 Eichen mit einem Gehalt von 29.804 Klaftern.


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